{"id":96385,"date":"2022-10-10T11:22:58","date_gmt":"2022-10-10T09:22:58","guid":{"rendered":"https:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/?p=96385"},"modified":"2022-10-10T11:22:58","modified_gmt":"2022-10-10T09:22:58","slug":"tiktok-zenstiert-nutzer-weiterhin-mit-wortfiltern","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/2022\/10\/10\/tiktok-zenstiert-nutzer-weiterhin-mit-wortfiltern\/","title":{"rendered":"TikTok zenstiert Nutzer weiterhin mit Wortfiltern"},"content":{"rendered":"

Die chinesische Videoplattform TikTok setzt in Deutschland systematisch Wortfilter ein. Mindestens 20 W\u00f6rter verhindern, dass Kommentare \u00f6ffentlich erscheinen, wie eine neue Recherche zeigt. Die Nutzer erfahren davon nichts. (via<\/a>)<\/p><\/blockquote>\n

Gr\u00f6\u00dfere Internetplattformen wie beispielsweise der auf kurze Videos spezialisierte chinesische Dienst TikTok m\u00fcssten damit zurechtkommen, dass die Nutzer sich nicht unbedingt immer freundlich verhalten. Daher brauchen diese Plattform einige Tools und Systeme, die die Toxizit\u00e4t bek\u00e4mpfen und Nutzern aushelfen. Es ist schon seit einiger Zeit bekannt, dass TikTok daf\u00fcr sogenannte Wortfilter verwendet.<\/p>\n

Diese von TikTok eingesetzten Wortfilter sorgen daf\u00fcr, dass Kommentare zensiert werden, wenn sie bestimmte Worte beinhaltet. Dieser Vorgang l\u00e4uft dabei dann komplett automatisch ab, sodass die Plattform selbst gar nicht erst eingreifen muss. Welche Worte solch eine Reaktion ausl\u00f6sen, \u00e4ndert sich je nach Weltlage regelm\u00e4\u00dfig und es kommt ganz darauf an, was f\u00fcr Themen die Seite f\u00fcr unpassend erh\u00e4lt. Nat\u00fcrlich birgt solch ein System direkt die Gefahr einer Ausnutzung und eines Angriffs gegen die Meinungsfreiheit der Nutzer.<\/p>\n

Um die aktuelle Situation aufzudecken, haben der NDR, der WDR und die Tagesschau vor Kurzem wohl mal wieder eine Recherche durchgef\u00fchrt und Tests durchf\u00fchrt. Das Ganze hat gezeigt, dass aktuell mindestens 20 W\u00f6rter in Kommentaren daf\u00fcr sorgen, dass automatisch Filter greifen und diese Aussagen zur\u00fcckhalten. Kommentare mit diesen Worten erschienen in mindestens vier Versuchen von verschiedenen Testaccounts nicht \u00f6ffentlich unter den jeweiligen Aufnahmen. Getestet wurden wohl insgesamt mehr als 70 Worte und Kombinationen.<\/p>\n

Problematisch an der ganzen Sache ist der Umstand, dass die Worte in den Test oft nicht wirklich in einem problematischen Kontext standen. Da das Ganze \u00fcber ein automatisches System stattfindet, werden scheinbar auch oft Kommentare als sch\u00e4dlich eingestuft, die in keinster Weise in diese Richtung gehen. Scheinbar kann der Filter von TikTok in dieser Sache noch nicht besonders gut zwischen toxischen Reaktionen und sachlichen Texten unterscheiden.<\/p>\n

Zus\u00e4tzlich dazu erhalten problematische Kommentare auf der Plattform keine Sperre und sie werden auch nicht gel\u00f6scht. In diesem Fall kommt ein sogenannter Shadow-Bann<\/span> zum Einsatz. Solche Aktionen sorgen daf\u00fcr, dass die Kommentare nicht \u00f6ffentlich unter einem Video auftauchen, aber die Nutzer selbst nicht dar\u00fcber informiert werden. F\u00fcr die Verfasser sieht einfach alles ganz normal aus. Solch eine Strafe ist nat\u00fcrlich problematisch, wenn der verfasste Kommentar eigentlich ganz normal war.<\/p>\n

Eine Sprecherin von TikTok hat sich wohl auf eine Anfrage hin zu dieser Sache ge\u00e4u\u00dfert. Sie erkl\u00e4rte, dass die Technologie der Plattform proaktiv nach Kommentaren sucht, die m\u00f6glicherweise Spam darstellen oder gegen die Richtlinien der Seite versto\u00dfen. Bei den Tests wurden einige Kommentare f\u00e4lschlicherweise als sch\u00e4dlich markiert und solche Ergebnisse sind nicht das Ziel der Seite. TikTok m\u00f6chte seine automatisierten Systeme weiter trainieren und Verbesserungen durchf\u00fchrten. Des Weiteren will die Plattform ihre Systeme im Herbst einigen Forschern zur Verf\u00fcgung stellen.<\/p>\n

Wortfilter sind f\u00fcr viele TikToker wie beispielsweise Maximilian Pichlmeier<\/span> keine sinnvolle L\u00f6sung f\u00fcr Hassrede und toxische Kommentare. Der Influencer sieht lieber die M\u00f6glichkeit f\u00fcr offene Gespr\u00e4che zwischen Leuten und den Austausch von eigenen Meinungen. Solche Dialoge k\u00f6nnen nicht stattfinden, wenn Nutzer nicht einmal wissen, ob ihre Kommentare \u00f6ffentlich sichtbar sind. Zus\u00e4tzlich dazu ist es f\u00fcr problematische Menschen nicht wirklich schwierig solche Filter zu umgehen, wenn sie einfach nur kreativ genug sind.<\/p>\n

Ich pers\u00f6nlich w\u00fcrde die Meinung des TikTokers teilen. Wortfilter wirken zwar wie eine sinnvolle Ma\u00dfnahme, aber in der Praxis wirken sie nur sehr eingeschr\u00e4nkt. Es gibt genug Alternativen zu problematischen Worten und viele unschuldige W\u00f6rter k\u00f6nnen mit dem richtigen Kontext zu einem Problem werden. Um effektiv zu sein, m\u00fcsste eine Plattform viel zu viele verschiedene Begriffe sperren. Und kreative K\u00f6pfe in China etc. umgehen solche Filter dort schon jetzt mit weit verbreiteten Alternativen, die zwar nicht den Filter anschlagen, aber von Nutzern allgemein als Synonym f\u00fcr eine andere Sache verstanden werden. Zus\u00e4tzlich dazu sind Wordfilter mehr f\u00fcr Zensur als f\u00fcr Schutz gedacht und sie lassen sich leicht ausnutzen, wenn eine Plattform bestimmte politische Themen vermeiden m\u00f6chte.<\/p>\n

Aktuell wird der Filter auf TikTok wohl unter anderem durch die folgenden W\u00f6rter ausgel\u00f6st:<\/p>\n