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Diesen Text schrieb eine Versicherungsnehmerin an ihre Versicherung. Sie wurde aufgefordert, zu erklären, wie es dazu kommen konnte, dass ein Sturmschaden an ihrem Gartenzaun entstanden ist. Er sorgte bei der Versicherung, in welcher meine Bekannte arbeitet für große Heiterkeit.

… schreibt Community-Mitglied Robert.

„Sehr geehrte Damen und Herren!

Sie fordern eine Begründung, wie es dazu kam, dass mein Zaun von einem Sturm zerstört worden ist. Nach anfänglicher Ratlosigkeit, was man da wohl schreiben soll, ich dennoch gezwungen bin zu antworten, um meine Pflichten als Versicherungsnehmerin nachzukommen, trage ich nun ordnungsgemäß vor:

„Die Sonne wärmt die Luft weltweit unterschiedlich. Wo sie senkrecht auf die Erde trifft (am Äquator), wärmt sie stärker als da, wo sie schräg auftrifft (Nord- und Südpol). Und über Land wärmt sie stärker als über dem Meer. Aufgewärmte Luft dehnt sich aus, der Luftdruck wird an diesen Stellen höher (man nennt das „Hochs“). An kühleren Stellen bleibt der Luftdruck niedrig („Tiefs“). Die Luft versucht, diese Druckunterschiede wieder auszugleichen: Sie strömt von Gebieten mit hohem Luftdruck in Gebiete mit niedrigem Luftdruck- je größer die Druckunterschiede sind, um so schneller bewegt sich die Luft. Mit 6 Km/h, nennt man das Wind. Ab 75 Km/h nennt man diese Bewegung Sturm, ab 118 Km/h Orkan. So schnell ist die Luft aber nur bei extremen Druckunterschieden. Ein solcher Druckunterschied lag am Schadenstag über Deutschland vor. Zur Unglückszeit passierte schnelle Luft den Großraum Hessen, wobei sie auch durch Asterode und an meinem Haus vorbeikam.

Da mein Haus der schnellen Luft im Wege stand, sollte es weggepustet werden. Das jedoch ließ mein treuer Zaun nicht zu. Um das Haus zu schützen, hat sich mein armer Zaun mit aller Kraft gegen die schnelle Luft gestemmt. Es gelang ihm zunächst, sich und das Haus erfolgreich zu verteidigen, so dass die schnelle Luft gezwungen war, den Weg durch das Nachbarhaus zu nehmen. Als das große Dach des Nachbarhauses in einem Stück vorbeigeflogen kam, was nur in sehr seltenen Fällen vorkommt, muss mein Zaun erschrocken oder zumindest kurz abgelenkt gewesen sein. Die schnelle Luft hat ihre Chance sofort genutzt und meinen treuen Zaun heimtückisch niedergedrückt. Der Held brach zusammen und starb noch am Boden liegend vor dem Haus, welches er jedoch immerhin erfolgreich beschützt hatte.

Das ist meiner Ansicht nach der Vorgang, so wie er sich real zugetragen hat. Es könnte jedoch auch weniger dramatisch gewesen sein und der Fall ist als ganz gewöhnlicher Sturmschaden zu behandeln, dem nichts hinzuzufügen ist, außer dass an dem Tag in Asterode – wie in ganz Deutschland – Sturm war.

Sollte weiterer Vortrag notwendig sein, Zeugenaussagen begehrt oder Ihrer Ansicht nach eine Obduktion des Zaunes erforderlich sein, stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen“


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29 KOMMENTARE

  1. Armer Zaub… Ich hätte mir gewünscht die ganzen „AAALLT“ schreier wären weggepustet worden. Wieso kann man sich ned einfach über so einen Grossartigen Brief freuen.. Danke dafür ICH kannte ihn noch nicht 🙂

  2. Sehr schön. Ist tatsächlich uralt, aber echt gut. Wenn man wie ich aus der Versicherungsbranche kommt, kennt man unglaublich viele solcher witzigen Sachen. Nur einem selbst schreiben die Kunden nur selten solch entspannte und witzige Briefe…
    Aber ich glaube das liegt einfach daran, dass wir nicht so dämlich nachfragen 😉

  3. „Es gelang ihm zunächst, sich und das Haus erfolgreich zu verteidigen, so dass die schnelle Luft gezwungen war, den Weg durch das Nachbarhaus zu nehmen.“

    Epic.

  4. Jahre alt… wie kann man denn nur so tun, als ob das grad ein aktueller Fall wäre ^^

    soviel zu Er sorgte bei der Versicherung, in welcher meine Bekannte arbeitet für große Heiterkeit.

    … schreibt Community-Mitglied Robert.

    Das ging vor 3 Jahren auf jeden Fall schon bei uns auf der Arbeit rum.

  5. Der Brief ist sehr schön geschrieben. So muss mans machen, wenn die Versicherungen blöd fragen 🙂
    Allerdings fachlich nicht ganz korrekt, da warme Luft aufsteigt und so am Boden ein Tief hinterlässt. Es sind also immer Tiefs im Bereich des Cenits (siehe ITC)

    • sehr lustiger text, die deutsche bürokraten-versicherungslandschaft ist einzigartig und kann nur deshalb so schöne briefe hervorbringen =)
      aber ginu hat recht mit dem fachlichen, auch wenn das an der stelle etwas pingelich erscheint, aber man will ja vor falschen infos schützen…
      wenn die luft erwärmt wird steigt tatsächlich die luft auf und am boden bleibt ein tief während sich in der höhe ein „höhenhoch“ bildet… umgekehrt bei den hochs – man muss eben immer zwischen bodenströmung und höhenströmung unterscheiden, denn wenn der wind straff nach süden weht, dann müssen die luftmassen ja ausgleichstechnisch auch wieder nach norden irgendwann… das geschieht dann in der höhe, die natürlich für die menschen am boden unwichtig ist…
      genau deshalb gibt es an den polen immer hochs, wo keine wolken entstehen und die erde schön auskühlt… und in den tropen gibt es ausschließlich tiefs, wodurch es immer schön regnet und schwülwarm bleibt… =)
      so genug gestrebt…
      trotzdem schön geschrieben, der autor sollte romane schreiben^^

      • Ich bin sehr erleichtert, dass es bereits ein anderer gepostet hat – das bewahrt mich von der Besserwisserrolle 😉
        Gerade erst gestern habe ich zu dem Thema eine Klausur schreiben müssen…^^
        Trotzdem klasse argumentiert, der Zaun hat mir schon fast leitgetan… .-.

  6. „Als das große Dach des Nachbarhauses in einem Stück vorbeigeflogen kam, was nur in sehr seltenen Fällen vorkommt …“ ab da konnt ich nicht mehr 😀 unglaublich brillianter Text … MADE MY DAY!

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