In der Türkei reißt die Kritik am Papst nicht ab. Jetzt wirft der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu dem Oberhaupt der katholischen Kirche sogar „Rassismus“ vor […] Papst Franziskus hatte die Gräueltaten an den Armeniern im Osmanischen Reich vor 100 Jahren in einer Messe am Sonntag als „ersten Völkermord im 20. Jahrhundert“ bezeichnet. Davutoglu kritisierte, Papst Franziskus bezichtige Muslime und Türken damit kollektiv einer Schuld. Die Türkei lehnt es als Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reichs ab, von Genozid zu sprechen.
Wieder so ein schwieriges Thema. Auf welcher Seite seid Ihr und warum?
Quelle: T-Online.de
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Was ist an dem Thema schwierig? Zwischen Historikern gibt es keine zwei Meinungen, es gibt nur türkisch-nationalistische Wirrköpfe, die den Völkermord leugnen. Die „Seiten“, die da zur Auswahl stehen, sind dieselben, die zwischen allen normalen Menschen und Holocaustleugnern stehen.
Ganz klar Völkermord.
Erdogan ist einer der größten Idioten, die die Türkei jemals regiert haben..
Den Völkermord abzustreiten zeigt nur, wie arrogant und geistig zurück geblieben Erdogan ist.
Die Türkei befindet sich nicht im Fortschritt sondern im Rückschritt.
Atatürk würde sich mehrmals im Grab umdrehen..
Auf welcher Seite? Völkermord kann man nicht verhandeln, da gibts kein Kompromiss. Ich weiß, Blogeinträge mit dem Potential zur Diskussion oder einer offenen Frage werden mehr gelesen und sind interessanter. Aber das ist dann doch wirklich eine etwas unglückliche Fragestellung.
Da ich zwischen den Stühlen sitze mal ein paar Argumente die mir bei der Diskussion immer wieder vorgehalten werden.
1. Wo sind all die Leichen der 1,5 Millionen Armenier?
2. Warum werden von seiten Armeniens die Archive nicht geöffnet?
3. Warum gibt es keine unabhängige Kommission?
Es gibt klare Berichte und Feldbriefe der in der Türkei anwesenden deutschen Offiziere, die das absichtliche Aushungern der Armenier dokumentiert haben. Kann man öffentlich einsehen.
Eigentlich haben doch wir Deutschen das Patent auf Völkermord, schließlich wird uns unserer seit 70 Jahren bei jeder (un)passenden Gelegenheit unter die Nase gerieben, und zwar nicht nur aus dem Ausland, sondern insbesondere auch von unseren Volksvertretern, sobald irgendwo in Deutschland auch nur das zarteste Pflänzchen des Patriotismus‘ und des nationalen Identitätsgefühls blüht.
In dieser Situation wäre es natürlich contraproduktiv, wenn man politisch korrekt auch die Völkermorde anderer Nationen erwähnen dürfte.
Mir persönlich ist es eigentlich egal, was irgendwelche Türken vor 100 Jahren gemacht haben, so wie es mir egal ist, was Amerikaner mit den Indianern gemacht haben oder was die Deutschen vor 76-70 Jahren gemacht haben. Egal in dem Sinne, dass diese Generationen ausgestorben sind und ich jede Erbschuld ablehne. Not my crimes! Und genauso ist mein Dönermann um die Ecke derselbe, egal was seine Vorfahren getan oder nicht getan haben.
Das schließt natürlich nicht aus, dass man all diese Taten als mahnende Beispiele in Erinnerung behalten sollte. Aber im Sinne von „darf sich nicht wiederholen“ nicht im Sinne von „ihr habt damals …, deshalb müsst ihr heute …“
In ner perfekten Welt lernen die Leute was daraus, in der Realität geb ich der Sache nen paar Jahrzehnte bevor sie sich irgendwo wiederholt.
Europa usw. betreiben heute vlt. nicht mehr aktiven Völkermord weil das schlecht fürs Image ist, aber wir haben relativ wenig Skrupel das über Stellvertreter in der 3. Welt ausführen zu lassen, oder diese gewähren zu lassen wenn es unbequem wäre sie zu stoppen.
Erbschuld ist natürlich Schwachsinn und ist exakt dieselbe Schiene die die Nazis mit der kollektiven Schuld der Juden gefahren haben, und nichts anderes.
Trotzdem fällt den Türken kein Zacken aus der Krone das als simplen Fakt anzuerkennen, genauso wie den Japanern, Chinesen und anderen Nationen die dafür bekannt sind den Vogel Strauss zu machen wenn es um Menschenrechtsverletzungen geht oder Völkermord/Kriegsverbrechen.
Wow…
„Das war der erste Völkermord“
„DU RASSIST!“
Wat.
der völkermord an den armeniern war ein völkermord – genauso wie der an den juden von den deutschen.
interssant ist hier die argumentation davotugalus: er beschwert sich, dass damit die moslems und türken (angeblich!!! – so glaubt er das wohl…) kollektiv einer schuld bezichtigt werden.
wir sind da in deutschland zum glück etwas weiter und können reflektiert mit der vergangenheit umgehen…
Die einzigen, die denken, dass es da was zu diskutieren gibt sind die Türken. Der Völkermord an den Armeniern ist ein Fakt. Ich finde es gut vom Papst, dass er auch zu diesem Thema was sagt. Vielleicht erwachen ja eines Tages auch die Türken aus ihrem Wolkenkuckuksheim.
Nun ich denke, dass die das genauso wenig abstreiten sollten, wie wir unsere Geschichte.
Es sind halt belegte Fakten, aber da zeigt sich mal wieder wie es bei denen läuft. Twittersperre, Korruption, veruntreuung usw. wird ja auch abgestritten.
Gehe da mit den bisherigen Kommentaren konform:
Der Völkermord an den Armeniern ist belegt, Ende. Das man das von Seiten der türkischen Regierung nicht anerkennt, zeigt für mic eine bedenkliche Tendenzn. Denn es sagt doch, dass man sich nicht nur national in der Rechtsnafolge des osmanischen Reichs sieht (was ja aufgrund der Bevölkerung und der regionalen Ausdehnung Sinn macht), sondern auch im ideologischen Sinn. Würde auch Erdogans Palsat erklären, der mehr etwas von einer Sultansresidenz hat, als von einem Dienstsitz eines Präsidenten.
Mord bleibt Mord, ob ich jetzt einen Menschen umbringe oder Millionen!
„In türkischen Schulbüchern wird (Stand 2015) der Völkermord nach wie vor geleugnet.“ (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Armeniern#Bewertung_in_der_T.C3.BCrkei)
Würde man in deutschen Schulbüchern den Holocaust leugnen, wären die Folgen wohl kaum auszumalen.
Aber anscheinend ticken die Uhren in der Türkei ein wenig anders.
Nur ein weiterer Grund, die Türkei nicht in die EU zu lassen.
„Nur ein weiterer Grund, die Türkei nicht in die EU zu lassen.“
Das sehe ich ganz genau so. Denn Europa ist ein Kontinent mit furchtbar blutiger Geschichte und Aufgabe bzw. eher „Mission“ der EU ist es auch, Dinge besser zu machen. Ich habe kein Problem damit, dass die Türkei/das osmanische Reich den Völkermord begangen hat, denn das liegt hundert Jahre zurück und jedes Land hat so seine Leichen im Keller. Aber es ist wichtig, zu diesen Fehlern zu stehen, um sie dann auch ausbessern bzw. nicht mehr begehen zu können.
Den Völkermord zu leugnen heißt nur, dass man sich nicht damit auseinandersetzen will bzw. es einfach ungeschehen machen will. Und so ein Staat hat in der EU nichts zu suchen.
so ist es.
Ich sehe nicht was daran irgendwie Rassismus sein solte, da der Völkermord an der armenischen Bevölkerung eigentlich als historisch unumstritten gilt. Daher ist es erschreckend, dass dies in der Türkei von höchster Stelle abgestritten wird. Leider spiegelt dies aber den aktuellen, beunruhigenden Kurs der AKP wieder, eine zunehmend nationalistischere und rückwärts gewandte Politik zu betreiben. Atatürk würde sich im Grabe umdrehen.
Also ich kann „die Türkei“ verstehen, dass man sich so eine Schuld nicht aufbürden will. Andererseits hat diese Generation der Türkei soviel mit diesem Völkermord zu tun, wie meine Generation ( Baujahr 91 ) mit dem dritten Reich.
So etwas wie „kleinen“ oder „weniger harmlosen“ Mord gibt es nicht. Kritik wäre schon dann gerechtfertigt, wenn es nur einen einzelnen Menschen betroffen hätte.
Das einige Türken da nen Rad abhaben was das angeht und an kollektiven Realitätsverlust leiden ist ja nix neues, allerdings bin ich mir mit dem ersten Völkermord im 20. Jahrhundert nicht so ganz sicher.
Die Zweifelhafte Ehre fällt glaube ich auch an Deutschland bzw. das Deutsche Kaiserreich, auch wenn das „nur“ nen paar Zehntausend Opfer waren.
Das Thema ist überhaupt nicht schwierig. Das Massaker an den Armeniern ist historisch belegt. Die Reaktion der türkischen Politiker ist dabei in etwa so, als ob Angela Merkel versuchen würde, den Holocaust zu relativieren.
Sagen wir mal so, die Armenier werden nicht von selbst umgekippt sein. Die einzigen, die sich um die Bezeichnung „Völkermord“ herumwinden, sind zum einen diejenigen, die sich dadurch in ihrer nationalen Identität angegriffen fühlen und zum anderen diejenigen, denen Diplomatie wichtiger als Wahrheit ist.
Ich zitiere mal aus der Veranstaltungsbeschreibung der Vorlesung „Transformation und Vernichtung – Dimensionen genozidaler Politik im 20. Jahrhundert. Der Völkermord an den Armenier im Osmanischen Reich“, die dieses Semester an der Ruhr-Universiät Bochum angeboten wird: „Der Völkermord der Jahre 1915/16 an den Armeniern stellt den gewaltvollen Scheitelpunkt eines Transformationsprozesses des Osmanischen Reiches dar.“ Selbst wissenschaftliche Einrichtungen verwenden also diese Bezeichnung, ohne den Begriff an sich in Frage zu stellen. Und das will schon etwas heißen, da zumindest bei uns im Institut ansonsten polarisierende Aussagen fast immer vermieden und relativiert werden.
1,5 Millionen Leute umzubringen ist Völkermord. Punkt.
Das Abzulehnen heisst die Opfer nicht als Menschen anzuerkennen. So jemand hat auf der politischen Bühne nix zu suchen.