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leuchtturmbanner

Du bist mein Tagebuch. Es ist Dein Job, ausschließlich für mich da zu sein. Also musst Du Dir wohl oder übel auch anhören, wer ich eigentlich bin – ob es Dich nun interessiert oder nicht. Also hör zu!

Mein Name ist Steve Krömer. Ich bin 40 Jahre alt und ein großes Kind. Ja, Du hast richtig gehört: Ein großes Kind. Was soll so schlimm daran sein? Bin ich unreif und kindisch? Ja, manchmal. Benehme ich mich wie ein Mann meines Alters? Ja, aber nur, wenn es sein muss.

Die Welt und das Leben ist doch schon ernst genug, warum muss ich es dann auch sein? Reicht es nicht, wenn alle Anderen zum Lachen in den Keller gehen? Ich persönlich finde es eine äußerst erstrebenswerte Charakter-Eigenschaft, das Kind in sich selbst zu bewahren. Macht das einen Mann unsexy? Ich weiß es nicht, aber es ist mir auch egal!

Ich habe große Freude an „Spielzeug für Männer“. Ist das verwerflich? Technik, Elektronik, Computerspiele, Serien, Filme – Nerd-Kram halt. Ich gebe viel Geld für dieses Zeug aus – übrigens kann ich mit Geld nicht sonderlich gut umgehen. Dürfte Dir schon aufgefallen sein, oder?

Warum sind so vielen Menschen diese Dinge peinlich? Gibt es einen Grund dafür? Haben wir immer noch das Bild von Hornbrillen-tragenden Außenseitern im Kopf, wenn wir das Wort „Nerd“ in den Mund nehmen? Turnt es Dein Date auf Lovoo ab, wenn Du ihr erzählst, dass Du in Deiner Freizeit Computerspiele spielst? Erzählst Du es ihr trotzdem? Ich schon. Und kaum zu glauben, es gibt tolle und interessante Frauen da draußen, die finden das sogar gut (oder zumindest „gar nicht so schlimm“).

Wie ist eigentlich die heutige Definition eines Nerds?

Nerd [nɜːd] (engl. für Fachidiot, Computerfreak, Sonderling, Streber / Geek, Außenseiter) ist ein gesellschaftliches Stereotyp, das besonders für in Computer, Science-Fiction oder andere Bereiche aus Wissenschaft und Technik vertiefte Menschen steht. Manchmal wird auch ein überdurchschnittlicher Intelligenzquotient (IQ) als begleitende Eigenschaft genannt. Am häufigsten sind Computerenthusiasten gemeint. Während der Begriff ursprünglich negativ, insbesondere im Sinne von sozialer Isolation, besetzt war, hat er sich in Internetcommunitys und unter Computerspielern und -freaks zu einer selbstironischen Eigenbezeichnung gewandelt. (Wikipedia)

Eine selbstironischen Eigenbezeichnung für Computerenthusiasten also. Bin ich. Aber es steht auch immer im Zusammenhang mit den Schlagwörtern „Sonderling“ und „Außenseiter“. Warum eigentlich? Leben wir nicht in einer Generation von Computerenthusiasten? Ist das Nerd-Sein nicht durch Dinge, wie beispielsweise die Serie „Bigbang Theory“ in Mode gekommen? Ist es nicht eigentlich sogar so, dass ein kleines bisschen Nerd-Sein zum guten Ton gehört? Warum gibt es dann immer noch so viele Leute, die sich dafür schämen? Oder ist das gar nicht so?

Beispiel: Diskussion zum Thema Klarnamen-Pflicht im Internet. Aus den Comments:

Ich persönlich bin klar gegen Klarnamenzwang, denn wenn man Chef wüsste, dass ich zocke bzw. WoW spiele, hätte ich bestimmt bald keinen Job mehr. Ich weiß, ist kleinkariert aber in manchen Branchen herrscht halt immer noch veraltertes Denken.

Eigentlich traurig, oder? Wir müssen uns selbst im Jahr 2015 noch für unsere Hobbys rechtfertigen, bzw. sie verheimlichen, da uns sonst berufliche Konsequenzen drohen? Wo zieht man die Grenze? Ist es okay, wenn ich in meiner Freizeit „Game of Thrones“ gucke? Wo hört der Spaß auf? Was macht einen coolen Nerd zu einem uncoolen Nerd (oder „Freak“)?

Ich habe in meinem Leben nie einen Hehl aus mir und meinen Hobbys gemacht – und Gott weiß, dass es mir oft genug Schwierigkeiten bereitet hat. Heute bin ich ein verbeamteter Lehrer, und es kann mir egal sein, was andere Menschen über mich denken, bzw. welche Vorurteile sie über meine Hobbys mit sich rumschleppen. Ist es mir auch egal? Sehr oft, aber leider nicht immer. Schäme ich mich dafür? Nicht einen Tag meines Lebens!

Ähnlich wie Computerspieler, müssen wohl auch die Nerds allgemein noch 10-15 Jahre warten, bis eine weitere Generation „gegangen“ ist. Wir müssen das einfach aussitzen. Irgendwann sind WIR in der Überzahl. Und bis dahin geht wohl jeder so damit um, wie es für ihn oder sie das Richtige ist.


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20 KOMMENTARE

  1. Steve. Du sprichst mir so aus der Seele. Als Baujahr 1974 ist es für mich tatsächlich schwer mein Nerdsein stets zu rechtfertigen.

    Freunde haben Familien mit Kindern und führen dasselbe normale Leben, dass schon Ihre Eltern geführt haben. Arbeiten, Kinder, Haus, Garten, Abends Fernsehen, sonntags Tatort. Mein Leben spielt sich vor dem PC ab.

    Ich bin ein wandelndes Filmlexikon, zocke auch alle möglichen Spiele. Liebe Serien und Spielzeug. Und damit meine ich nicht nur Technik. Nein, ich kann mich für Actionfiguren usw begeistern. Ich kenne und feiere Sachen wie das JustNetwork, Honest Trailer, HISHE, Cinema Sins, 8bit Movies, Nostalgia Critic usw.

    Ich schaue Trump Amaz, TB und Kripp zu, wie Sie Hearthstone zocken. Lache über Mr. Survival himself beim Forest spielen, kenne Kult-Filme, wie The Room mit Tommy Wiseau, gucke jede Woche WWE RAW, warte auf neue Folgen zu GoT und TWD und noch so viel mehr.
    Man kann mich Trekkie, Whovian, Star Wars-Fanboy usw. nennen. Stimmt alles!

    In meinem Alter wird man dafür tatsächlich noch schräg angeschaut. Ich kann mit Niemandem über den letzten Honest Trailer quatschen, da kaum Jemand überhaupt in meinem Umfeld, egal ob jung oder alt richtig gut Englisch kann.

    Trotzdem bin ich stolz. Ich bin stolz, dass ich weiss, dass auf der BluRay von Jaws der Sprecher von Eddie Murphy den Chief Brody spricht, anstatt der Sprecher aus der Kinoversion und dass man, um das hören zu können, die DVD haben muss.

    Ich bin auch stolz drauf, dass ich Dir fast immer sofort sagen kann, wie ein Schauspieler heisst, wo der sonst dabei war und welcher Synchronsprecher dahinter steckt.

    Ich höre Hörbücher, aber auch Hörspiele. Die Drei ??? sind stets Begleiter. Ich liebe Nostalgie und geniesse die Sachen oft noch mit der Originalmusik aus den 80gern von Carsten Bohn etc.

    Ich liebe die alten Zeichentrickserien wie Captain Future, Saber Rider, MASK oder Sindbad, Gummibärenbande & DuckTales. Kann jeden Titelsong mitträllern und freue mich einfach, dass all dies Teil meines Lebens ist.

    Nerdsein ist keine Schande. Nerdsein sollte aber auch kein Trend sein. Nerds sind in meinen Augen sehr intelligente Menschen mit unglaublich viel Wissen zu bestimmten Themen und einem grossen Herzen mit viel Nostalgie und Spass an den Dingen, die uns die digitale aber auch die reale Welt bieten. Nerdsein ist schön. Schämt Euch nicht dafür!

  2. Den meisten Menschen, denen ich begegne haben eine relativ positive Meinung dazu, unter anderem auch ältere Menschen, vorzugsweise Frauen. Viele sind sogar angetan und stellen viele Fragen.

    Natürlich aber auch ein paar negative. So, von wegen Zeitverschwendungen und ich würde mein Leben wegwerfen!? Interessanter Weise bekomme ich solche Aussagen immer von, aus meiner Sicht, gescheiterten Existenzen, die im Leben wenig Spaß zu haben scheinen. Ich mache mir nicht viel aus der Meinungen von anderen, da bei diesen Leuten eh was schief läuft, wenn sie die Zeit haben über andere Menschen zu urteilen.

    Ansonsten sage ich zu jedem, der mir mit so was kommt: „Wenn einem etwas Spaß macht, dann ist es für diesen keine Zeitverschwendung“. Bei dem nicht so ganz engstirnigen Ottonormal reicht dies für gewöhnlich, um alle weiteren Aussagen zu entkräften.

  3. Ich bin Netzwerk-Administrator und verbringe einen Großteil meiner Zeit am PC.
    Hobbymäßig zocke ich gerne und beschäftige mich mit Astronomie.

    Bin ich ein Nerd ? Vermutlich aber mich interessiert es nicht und ich mag es

  4. Was mich eher Ankotzt sind „Pseudo Nerds“ und die Nerd Culture in den USA, die vmtl. auch durch sowas wie Bigbang Theory in Mode gekommen ist.

    Mit den „coolen Kids“ oder alten Leuten und Konservativen kann ich umgehen, bei irgendwelchen 15 jährigen Wannabe Nerds die sich feiern weil sie gestern Nacht 3 Stunden am Stück Candy Crush gespielt haben, oder weil „Batman ihr Lieblings Marvel Charakter ist“ (urrrghhhhhh….) könnte ich ausflippen, genauso bei den Möchtegern „Hardcore“ Rollenspielern die sich heute überall auf Steam usw. tummeln.

  5. Witzig, da ich gerade ein Seminar mit dem Titel „Hacker und Nerds“ belege. Untersuchen da den Stereotyp vom verrückten Professor über stinkende Kellerhocker bis Superheld. ^^
    Vergleiche mal Peter Parker und Tony Stark; beides Nerds aber könnten unterschiedlicher nicht sein.

  6. Nerds rule the world!

    So einfach ist das – und diejenigen, die das noch nicht mitbekommen haben, leben ganz klar hinter dem Mond.

    Kleines Beispiel: Bill Gates – Multimillardär – Microsoft-Mitgründer – Nerd

  7. Jedem der sich für sein Lieblingshobby schämt, würde ich empfehlen, mal etwas Zeit im Ausland zu verbringen: Meiner Erfahrung nach ist diese Nerd-Mobbing (mir fiel gerade kein anderer Begriff dafür ein) ein deutsches Phänomen.
    In meinem Masterkurs sind 3/4 ausländische Studenten und die meisten sind irritiert, dass man in Deutschland nicht zu seinen Hobbies steht, seien sie noch so nerdig. Beispielsweise meinte letztens ein Student aus dem Libanon, der die letzten Jahre in Paris studiert hat, dass bei ihm im Kurs fast jeder League of Legends gespielt hätte und da auch kein Geheimnis drum gemacht habe (und nein wir reden hier nicht von einem Informatiker, der von Nerds umgeben war, sondern von einem studierten Bauingenieur).

    Ich selber war ein halbes Jahr auf einer englischen High-school, habe ein Semester in Schottland studiert und letztes Jahr in London gearbeitet. In der ganzen Zeit ist mir kein einziges Mal aufgefallen, dass sich irgendjemand rechtfertigen musste, dass er oder sie gerne zockt. An der Uni gab es eine Gruppe, die sich ein mal die Woche in der Uni getroffen hat und eine spontane Lan-Party organisiert hat und mit den meisten Kollegen, teilweise sogar Kolleginnen in London konnte man sich problemlos, auch während der Arbeit oder Abends im Pub, über Lieblingsspiele an Computer und Xbox unterhalten.

    All das sind Szenen, die ich mir in Deutschland nur schwer vorstellen kann.

  8. Ich persönlich habe die erfahrung gemacht, dass es auch alles mit dem Umfeld zutun hat. In der Schule bin ich für meine interessen oft ausgelacht worden, allerdings kann ich heute wirklich nichtmehr sagen ob das damit zutun hatte das ich halb-asiatin bin und einfach pauschaul schonmal deswegen gehänselt wurde, alles andere also nur Nebenargumente waren. Als es langsam in richtung Abschlussprüfungen etc. ging und mir manches Nerdige wissen dann doch geholfen hat den Prüfstoff zu versetehen wendete sich die situation und plötzlich war ich „gefragt“. Naja, wohl eher aus eigeninteresse.
    Heute im Beruf lachen meine Arbeitskollegen und mein Chef über solche interesse aber wir respektieren die Hobbies der anderen und reden eher nur Ironisch darüber, wenn jeder von uns hat irgendein ausgefallenes Hobby und uns da über die Hobbys der anderen lustig zu machen wenn wir selbst ein solches pflegen wäre heuchlerisch.

    Und weils so schön ist hier noch ein nettes Video zum Thema 🙂
    [youtube http://www.youtube.com/watch?v=2Tvy_Pbe5NA&w=560&h=315%5D

  9. Ich glaube das ist son Ding was mit deinem Alter zu tun hat. Du bist quasi schon solange Nerd wie ich ueberhaupt lebe. Aber ich denke die Zeiten haben sich geaendert.
    Meine Erfahrung ist dass es heutzutage nicht mehr schlimm ist ein Nerd zu sein. Klar gibt es den ein oder anderen Idioten (wie der Chef in deinem Beispiel) der sowas nicht versteht. Aber der Grossteil der Menschen ist doch selbst irgendwo „Nerd“. Ich schaeme mich nicht dafuer dass ich Spiele / Serien und co mag und werde es auch niemals tun.

      • In den Medien wird darüber aber auch keine einheitliche Meinung mehr vertreten. Wenn man sich den Beitrag vom ZDF zur ESL ONE in Frankfurt letztes Jahr( http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2186286/ESL-One-Spielfans-beim-eSport-Turnier#/beitrag/video/2186286/ESL-One-Spielfans-beim-eSport-Turnier ) ansieht, dann wird e-sports durchaus neutral dargestellt, auch wenn man noch etwas Unglauben in deren Stimmen raushört. Ich glaube, dass die Medien grade stark am umsteuern sind, was Videospiele angeht.

        • Wundert mich nicht. eSports ist ein stets weiter wachsender Markt, der in den nächsten Jahren noch viel mehr Interesse und Geld umsetzen wird und zudem dabei ist, sich durch Twitch und co. zu verselbstständigen. Wenn die Medien Pech haben, verlieren sie daran gänzlich den Anschluss.

      • Mhh ich meinte jetzt eher die Menschen. Ich bin schon sehr lange niemandem mehr in meinem Alter begegnet der Nerd sein „schlimm“ findet. Da ich Computer Games Devlopment studiere ist das meistens ziemlich schnell Thema und ich habe noch nie negative Reaktionen bekommen.

        Das die Medien da evlt anderer Meinung sind mag sein. Kann aber auch absichtliche Provokation sein. Und man hoert auch immer mehr postive Meldungen aus den Medien als frueher.

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