Der gutbürgerliche TV-Entertainer Dieter Nuhr irritierte mit reaktionären Kommentaren zur Griechenlandkrise und verheddert sich in Social Media […] Aus Nuhrs Verwechslung von Sarkasmus mit Humor entspann sich nun eine „Tragikomödie griechischen Ausmaßes“ – im wahrsten Sinne des Wortes. So war in Nuhr wieder der Lehrer durchgebrochen, der auf Facebook ungebeten die Welt erklären muss. Nuhr simplifizierte das griechische Liquiditätsproblem auf eine Familie, die willkürlich die Rückzahlung eines Kredits verweigere und predigte so originelle Tipps wie den Aufbau von ernsthaften Finanzämtern und Bekämpfung von Korruption – eine geniale Strategie, auf die zu kommen Nuhr seinen Jüngern offenbar nicht zutraut […] Nuhrs unbeholfenes Politainment erhielt nicht nur Applaus vom BILD-Chef, sondern auch Kritik. Anarcho-Satiriker Jan Böhmermann ließ sich zu einem Kommentar auf Nuhrs Facebook-Seite hinreißen – und wurde von Nuhr prompt mehrfach gelöscht.
Eine unterhaltsame Kolumne zu den neuerlichen Ausrutschern von Dieter Nuhr – verlinkt von Community-Mitglied Andreas. Einfach mal selbst reinlesen!
Quelle: Heise.de
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Das die Leute auch immer so unentspannt sind…..
es gehört als Comedian halt auch einfach dazu bestimmte Punkte zu übertreiben um darauf dann hinzuweisen, das ist dann halt lustig hat aber einen wahren Kern.
Z.B. das mit den Finanzämtern, sollte schon klar sein dass es so einfach nicht ist, aber das mangelhafte eintreiben der steuern ist da mit das größte Problem.
Aber wehe sowas bringt einer mal in einem Satz, wenn auch etwas überspitzt, schon kommen die weissen ritter ums eck…..
Zunächst fiel mir zum Nuhr-Text ein „Mimimimi, Heul doch mal!“. Aber das ist es nicht allein. Vielmehr nutzt er diese Form der Beschwerde um das Feuer der Publicity zu schüren, dass mit diesem Shit-Stürmchen auf seiner Facebookseite einherging.
Damit stellt sich zweitens die Fragen, ob diejenigen die DN so heftig kritisieren und gar beleidigen, nicht in Wirklichkeit (im Zweifel ungewollt) seinen Interessen dienen.
Shitstorms, Flame Wars, Trolls sind so alt wie Diskussionen im Internet selbst. Ich erlebe das seit über 20 Jahren als Teilnehmer und gelegentlich als Moderator, erst in Newsgroups (einer Frühform von Diskussionsforen, schon bevor das WWW existierte), später in Web-Foren aller Art. Und der Spruch „Don’t feed the troll“ ist genauso alt und er hat definitiv seine Berechtigung. Aber er gilt natürlich in jeder Richtung. Beleidigungen zu löschen ist Nuhrs (bzw. seines FB-Admins) gutes Recht, im strafrechtlich relevanten Bereich sogar seine Pflicht. Sich hinterher darüber zu beklagen ist so sinnfrei wie sich über das Wetter beim Wetterdienst zu beschweren, wenn man damit wirklich erreichen will, dass sich was ändert. Will Nuhr das?
Damit stellt sich die Frage, wieviel „Troll“ in Nuhr selbst steckt. Für mich genug, um ihn nicht weiter zu füttern.
Ich habe schon vorher den auf Heise erwähnten Artikel von Nuhr in der FAZ gelesen und finde das was er da sagt eigentlich recht vernünftig. Der Autor des Artikels auf Heise stellt das schon alles sehr verquer dar mmn. Eine sachliche Auseinandersetzung ist das nämlich auch nicht.
Ich finde halt, man muss den Kontext da mehr berücksichtigen: Nuhr hat ausgeteilt und dafür Gegenwind bekommen. Der Berufsinhalt eines Kabarettisten ist es, Sachverhalte, die einen bewegen, anschaulich und komisch-überspitzt darzustellen und zu kritisieren. Das gefällt nun mal nicht jedem. Wer aber so heftig austeilt wie Nuhr, aber gleich rumheult, wenn er einstecken muss, der ist meiner Meinung nach nicht ernstzunehmen. Ein Volker Pispers schreibt auch keinen Heultext in der taz wenn ihm jemand mal wieder „Geh sterben linke Zecke“ mailt.
Ich bin sowohl Fan von Dieter Nuhr als auch von Volker Pispers, auch wenn die beiden unterschiedlicher kaum sein könnten.
Dieter Nuhr steht für mich ein Stückweit in der Tradition der Lach- und Schießgesellschaft (Dieter Hildebrandt & co.), politisches Kabarett vom Feinsten, den Kern der Sache treffen ohne zu beleidigen. Politisch steht er m. E. im bürgerlichen Lager; seine Islamkritik, für die er zum „Hassprediger“ ausgerufen wurde, ist hierfür ein Beispiel. Aus Sicht des linksverschobenen Spektrums ist er damit natürlich „rechts“.
Volker Pispers ist nun ein dunkelroter Sozi, da dürfte es kaum Widerworte geben. Er ist antikapitalistisch und antiamerikanisch eingestellt, wobei auch er nicht plump draufhaut, sondern seinen Antiamerikanismus durchaus schlüssig begründet. Manchmal schießt er übers Ziel hinaus, z. B. wenn er Henry Kissenger als den „damaligen Osama bin Laden“ bezeichnet. Gleichwohl teile ich seine „Systemkritik“ in weiten Teilen.
Beide haben allerdings Anfang des Jahres ein wenig von meiner Achtung verloren, seit sie ebenso pauschal wie der Mainstream auf AfD und Pegida draufknüppeln. Besonders von Nuhr hätte ich mir da durchaus eine differenziertere Sichtweise erwartet.
Wie dem auch sein, den Zwist zwischen Nuhr und „dem Rest“ kann ich anhand ihrer politischen Einstellungen durchaus nachvollziehen.
„Ausrutscher“ von Dieter Nuhr erkenne ich allerdings nicht. Das Kabarett hat durchaus die Aufgabe, Sachverhalte volksnah und verständlich abzubilden und dabei auch zu überzeichnen. Die Griechenland-Thematik könnte Gegenstand von wissenschaftlichen Vorlesungen sein, also ist eine Simplifizierung praktisch zwingend.
Übrigens hat Pispers selber schon Griechenland auf eine Person runtergebrochen, sinngemäß: Wenn Sie 100.000 Schulden haben, müssen Sie bezahlen, wenn Sie 100 Milliarden Schulden haben, kommt die Kanzlerin persönlich vorbei!
Das ganze ist aus meiner Sicht einfach ein Zickenkrieg!
Wer ist denn Schuld an der Miesere, wenn nicht Griechenland? Das leugnen doch nichtmal die Griechen selbst. Ich bin auch kein Fan von strikter Austerität in Krisenzeiten, aber so zu tun, als ob Griechenland in diese Lage durch irgendwen anderes als sich selbst geraten ist, ist wirklich realitätsfern. Griechenland hat die Industrialisierung verpasst, hat kein Staatswesen, was den Namen verdient hätte, dafür aber lange Zeit einen öffentlichen Sektor und ein Sozialsystem, das sich nichtmal ein finanziell gesunder Staat leisten konnte. Natürlich war es „unsere“ Schuld, überhaupt Hilfskredite zu vergeben, um unsere eigenen Banken zu retten, und somit die private Schuldenstruktur zu sozialisieren. Aber Schuld an dem Zustand des Griechischen Staates ist ausschließlich Griechenland. Wir waren leider der Dealer, der dem Junkie immer weiter Stoff verkauft hat. Aber ist der Dealer wirklich Schuld daran, dass der Junkie zum Junkie wurde?
Ohne Drogen kein Junkie… 😉
Damals als unpolitischer Kabarettist war er ganz ok, aber jetzt geht für mich persönlich garnicht mehr. Das kann ich auch sachlich begründen. Als Satiriker beschäftigt man sich ja mit Sachtheme und da liegt er, wie bei dem genannten Witz, viel zu oft inhaltlich dsneben.
Der Schreiberling der Kolumne auf heise.de scheint in erster Linie die beleidigte Leberwurst zu spielen, weil es in Deutschland tatsächlich auch einen Komiker gibt, der nicht dem rot-rot-grünen Lager entsprungen ist und dementsprechend nicht die linken Fantasien von Pispers und Konsorten teilt.
Nuhrs Kommentar in der FAZ fand ich im Übrigen sehr zutreffend.
Im gegensatz zu dem was Nuhr inzwischen abliefert, regt Pispers noch dazu an einmal sein eigenes Weltbild zu hinterfragen und welche rolle man einnehmen will. Selbstreflexexion ist mittlerweile der seltenste Bodenschatz
Den Eindruck habe ich nun nicht gehabt, wenn ich denn mal den Pispers angeschaut habe. Seine Schlussfolgerungen sind doch in der Regel auch immer nur, dass die Banker, Manager oder der Amerikaner die Schuld hat. Manchmal verkleidet er seine Vorwürfe als eine Art rhetorische Frage, weil er natürlich weiß, zu welcher Antwort seine Zielgruppe dann ganz von alleine kommt.
Aber um ehrlich zu sein, ist es schon eine ganze Weile her, dass ich mir den guten Mann gegeben habe. Vielleicht hat sich sein Stil mittlerweile etwas geändert…Ich bezweifle es allerdings.
Naja, rot-rot-grün kann man Markus Kompa echt nicht vorwerfen, er hat – wie einige Schreiber auf Telepolis – schon gegen alle Parteien sowie einzelne Politiker aller Coleur ausgeteilt.
Sein Schreibstil ist da noch harmlos, als gelernter Anwalt formuliert er auch schon mal krasser, aber immer schön im Juristendeutsch. Ist oft sehr unterhaltsam zu lesen 🙂
Ich habe keine Ahnung, wer Markus Kompa ist und über wen er sich sonst in seiner Beiträgen auslässt. Ich habe lediglich meinen Eindruck niedergeschrieben, welchen ich nach dem Lesen dieser einen Kolumne von ihm hatte. Sowohl Wortwahl als auch Inhalt lassen mich schwer daran zweifeln, dass der Autor sein Kreuz bei den liberal-konservativen Parteien macht.
Aber wie gesagt, ich kenne nur diesen einen Beitrag, im Grunde also nichts, von daher will ich mich da gar nicht weiter festlegen. Vielleicht sollte ich den Herrn Kompa in Zukunft einfach regelmäßig lesen, dann kann ich mir eine fundiertere Einschätzung erlauben. Wozu auch immer… 😉
Du stimmst ihm zu, das wir uns auf dem Weg in Richtung Pogrom und Mittelalter befinden, weil der arme Dieter Nuhr für öffentliche Posts öffentlich Kontra bekommt? Finde ich ehrlich gesagt überzogen.
Natürlich übertreibt er in seiner Darstellung. Aber an seiner Kernaussage, dass in den sozialen Netzwerken ungeliebte Meinungen nur selten sachlich diskutiert werden, dafür aber immer öfter ein aufgebrachter Mob eine Kanonade an Beleidigungen und Beschimpfungen loslässt, in diesem einem Punkt kann man Nuhr doch wohl kaum widersprechen. Ich empfinde zumindest genauso.
Natürlich, aber es ist halt die Frage, ob man sich als Kabarettist so sehr als das Opfer eines wütenden Mobs inszenieren sollte. Die Kritik an Dieter Nuhr, die beispielsweise Jan Böhmermann geäußert hat, war nicht radikaler oder beleidigender als die, mit der er den ganzen Streit erst begonnen hat. Wenn man kräftig austeilt und dann rumheult wenn man Gegenwind bekommt finde ich das ehrlich gesagt ziemlich erbärmlich.
Nuhr’s Ausrutscher, bitte was? Es ist ein schlimmer Trend in der letzten Zeit, dass die wenigen Leute mit (ökonomischen) Sachverstand, die sich noch trauen öffentlich was gegen den digitalen, zumeist linken Mob zu sagen, immer so plumb ohne Argumente diffarmiert werden müssen.
Nuhr hat ausgesprochen sachlich und nüchtern die Situation und die Reaktion auf seine Aussagen analysiert. Vielleicht sollte man mal mit Argumenten kommen und nicht nur aus ideologischer Sturheit direkt los motzen.
Das Problem ist, als AfD-Wähler überliest man diese Argumente gerne mal!
„Nuhr simplifizierte das griechische Liquiditätsproblem auf eine Familie, die willkürlich die Rückzahlung eines Kredits verweigere und predigte so originelle Tipps wie den Aufbau von ernsthaften Finanzämtern und Bekämpfung von Korruption“
Das sind also sachliche Argumente, verstehe…
„Der digitale, zumeist linke Mob“? Mich würde jetzt mal interessieren, woher du deine Informationen über die ideologische Zusammensetzung des „Mobs“ hast. Nur weil jemand etwas gegen eine mehrheitliche Meinung sagt (was ja hier noch nicht mal wirklich gegeben ist, da Nuhr ja nun wirklich nicht der einzige ist, der gegen die Griechen und ihr Referendum schießt), macht ihn das noch lange nicht zu einem Experten.
Ich habe kein Bock mehr , es ist Hopfen und Malz verloren.
Einen Staat mit einer Familie vergleichen ….
Aber du eine Komiker als Wirtschaftsexperten ansiehst nur weil er deine Meinung redet .
Bitte schön kann ich auch .
Nuhr hat also ökonomischen Sachverstand? Fragen wir ihn doch:
Nuhr schießt gerne mal völli über das Ziel hinaus und ist gerade im Kabarettbereich einfach nicht auf der Höhe. Allein seine primitive Religions“kritik“ jedesmal lässt mich ein bisschen zweifeln. Seinen Kernsatz (die Sache mit der „meine Familie hat demokratisch abgestimmt“ fand ich allerdings schon lustig).
Andererseits fand ich Böhmermanns Kommentar dazu auch nicht viel cleverer, aber er hat halt den Vorteil gerade auf dem Hypetrain zu sein, da kann man sich diverse Entgleisungen ruhig mal leisten. Schlimmer als Varoufakis kann es ja eh nicht werden, also shit happens.