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Fragen der deutschen Rechtschreibung verunsichern offenbar nicht nur Schüler. Eigentlich sollte die Reform die Rechtschreibung vereinfachen – selbst Forscher halten sie für einen Flop. Zwanzig Jahre nach Einführung der Rechtschreibreform monieren Forscher eine zunehmende Rechtschreibschwäche an den Schulen. Bei Schülern der Unterstufe (5. bis 7. Klasse) sei die durchschnittliche Fehlerzahl in Vergleichsdiktaten von vier Fehlern in den 1970-er Jahren auf sieben Fehler in den 2000-er Jahren gestiegen […] Rund die Hälfte aller Schüler der 9. Klasse verfügten bundesweit über „nicht ausreichende“ Rechtschreibkenntnisse.

Die Frage ist natürlich: Liegt das an der Rechtschreibreform oder an der Entwicklung der Gesellschaft, bzw. an der zunehmenden Lustlosigkeit der Jugend im Unterricht? Was meint Ihr?

Quelle: Haz.de

Danke an Anerda für den Link!


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18 KOMMENTARE

  1. Ich habe jetzt Abi gemacht und viele können nicht fehlerfrei schreiben. Anstatt die Quotienten einfacher zu machen, sollte richtige Rechtschreibung absolute Grundvoraussetzung spätestens im Abitur sein. So hatte es ja nach Klasse 6 niemand nötig, sich dort zu verbessern.

  2. Also ich hatte im Gegensatz zu meinen jüngeren Geschwistern kaum ein Problem mit Rechtschreibung gehabt.
    Der größte Unterschied war, dass ich von der 2. bis 4. Klasse in jeder Deutschstunde ein „Frühstücks-Diktat“ geschrieben habe (dauerte keine 10min). Die müsste zwar jeder für sich kontrollieren, aber trotzdem. Im Gegensatz dazu haben meine Geschwister kaum Diktate geschrieben.
    Als ich dann Zivi an einer Schule ist mir aufgefallen, dass Fehler, außer im Deutschunterricht, kaum besprochen bzw. angestrichen wurden. Bei mir gab es für zu viele Fehler auch in einer Bioklausur Punkte abzug.
    Das soll jetzt bitte nicht so klingen, als wären es die Lehrer Schuld, ich hab nur den subjektiven Vergleich dreier Schulen und wie es heutzutage in den Klassenräumen aussieht, weiß ich auch nicht. Aber auf die Reform würde ich das nicht schieben. Man lernt das Wort so oder so. Nur man muss es lernen.

  3. Ich bin mit Ende 30 noch die Generation die erst die „Alte“ mühsam erlernen musste und dann plötzlich mit der „Neuen“ konfrontiert wurde.
    Während meiner Abschlußprüfung war es erlaubt beides zu nutzen.
    Aber ganz ehrlich: Ich behaupte ich habe dadurch keine von beiden richtig verstanden.

    Jetzt habe ich zwei Kinder im grundschulalter.
    Ich bin oft, ohne nachzuschlagen, nicht in der Lage zu erklären warum bzw. wie die Regel ist.

    Und dank Computernutzung und Autokorrektur muss man heute traurigerweise gar nicht mehr selber wissen wie es geschrieben wird

  4. uns hat man sinnhafter weise das schreiben beigebracht mit ‚früher ging die regel so, aber jetzt schreibt man tatsächlich so!‘
    also zum richtigen immer nochmal das falsche in den kopf gebracht.

    und wenn kinder nachweislich mit wissensdurst in die schulen kommen, und man das nachweislich bis zum ende der zweiten klasse mehr als der hälfte der schüler ausgetrieben hat, weiß ich nicht, ob man die lustlosigkeit bei den schülern anprangern sollte.

  5. Ich schiebe es ganz eindeutig auf die Gesellschaft. Ich hatte damals (eingeschult 1998) nicht ansatzweise Probleme, die Rechtschreibung zu lernen. Woher sollen die auch kommen, wenn ich nicht vorher die alte Rechtschreibung gelernt habe? Es fiel mir einerseits leicht, weil ich ein angeborenes Talent für das Lernen von Sprachen habe, aber andererseits wurde mir viel vorgelesen und generell wurde mir viel Aufmerksamkeit zuteil in meiner Kindheit und vor allem in der Vorschulzeit. Wenn ich daran denke, wie Kinder heutzutage standardmäßig vor der Glotze hocken oder auf ihr Smartphone starren, statt mit ihren Eltern zu kommunizieren, weil es denen an Zeit und/oder Lust mangelt, stellt sich mir die Frage, wo sie noch vernünftiges Deutsch hernehmen sollen. Es ist ja nicht so, dass andere Kinder diesen Verlust wettmachen können. Erwachsene sind ihren Kindern in praktisch jeder Hinsicht überlegen und sollten dementsprechend mehr Verantwortng als Mentoren bzw. Vorbilder übernehmen, statt das von Lehrern oder Erziehern zu verlangen, die sich nicht auf jeden einzeln konzentrieren können. Die Beschwerden über die „Jugend von heute“ kann man sich schenken, wenn man diese Jugend zu dem erzogen hat, was sie ist.

  6. Sicher kommt es immer auch auf die individuelle Person an,
    jedoch habe ich die Theorie, daß wir früher(ich in den frühen 80′)
    die Rechtschreibung anders gelehrnt haben. Wenn ich daran denke Buchstaben und Zahlen zu schreiben bis sie perfekt waren. Mein Gott haben wir viel geschrieben.
    Da war nichts mit Druckbuchstaben/kopierte Vorlagen, ganz selten mal.
    Das Verhältnis zu Schrift und Form war anders als heute.
    Ein Spruch ist mir da im Gedächnis:
    Wenn das Wort richtig „aussieht“, ist es auch richtig!

  7. Ich persönlich, sehe da tatsächlich die Lehrphilosophie in den Grundschulen als Haupttäter. In meiner Oberstufenzeit, konnte sich unser Kunstkurs jede Woche von unserer Lehrerin anhören, wie schlimm es wäre, jetzt den Kindern in der 5. Klasse beizubringen wie man richtig schreibt, weil in den Grundschulen keine Rechtschreibung mehr beigebracht würde. Man wäre froh wenn die Kinder überhaupt schreiben.
    Sind ja alles kleine Individuen die sich frei entfalten müssen..

    Das jetzt auf die Generation abzuschieben, halte ich für ignorant.
    Wenn die Schüler keine Motivation im Unterricht zeigen, ist entweder der Stoff uninteressant oder der Unterricht schlecht. Wenn ein Lehrer nicht aufzeigen kann wofür man das erlerne später mal braucht und sich dem Schüler der Sinn nicht selbst erschließt, warum sollte er dazu motiviert sein das zu lernen.
    Zudem hat man nunmal unterschiedliche Interessen.
    Eine Buchbesprechung zu Iphigenie auf Tauris ist nunmal für die meisten langweilig.
    Anstatt Gedichte zu analysieren könnte man die Schüler z.B die Texte ihrer Lieblingsbands mal kritisch hinterfragen lassen. Evtl einen Vergleich zwischen Goethe und diesen anfertigen.

  8. Die logischen Dinge werden glaube ich immer gut angenommen, siehe rückblickend auch Dinge wie müßen -> müssen. Die „Regel“ kurzer Vokal, Doppel-s ist hier angewendet sinnvoll.

    Einige „Verrücktheiten“ die es neu gibt, werden halt kaum übernommen.

  9. Was man auch nicht vergessen darf ist, dass der Anteil der Schüler, in deren Elternhaus nicht deutsch gesprochen wird, gestiegen ist. Gerade in den früher 2000ern gab es mehr als doppelt soviele ausländische Kinder wie in den 70ern (danach ging die Zahl wieder zurück – mittlerweile dürfte sie wieder gestiegen sein).

    Dazu kommt bestimmt auch ein Einfluss der Chat-Kultur, in der man ja eher weniger auf Rechtschreibung achtet. Wenn man ein Wort ein paar mal, zB aus Eile, falsch schreibt, setzt sich das vielleicht fest bzw. man vergisst, wie das Wort wirklich geschrieben wird.

    Und zu guter Letzt hat die Rechtschreibreform auch zu viel Unsicherheit geführt. Ich bin mir nichtmal sicher, was genau wann geändert wurde.

  10. Ich glaube nicht, dass die Schlechtschreibreform maßgeblichen Einfluss auf das Ergebnis hat. Vielmehr: andere Faktoren dürften deutlich schwerer wiegen.

    Als größten Faktor würde ich „Deutschland ist bunt“ bewerten. Immer mehr Jugendliche stammen aus einem nicht-deutschsprachigen Elternhaus, wobei die Türken ja wenigstens noch dieselben Schriftzeichen verwenden; die Russen- und v. a. Araberkinder sind da ziemlich angesch…miert! (Und ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie blöd ich mich wohl anstellen würde, wenn ich ab morgen alles auf arabisch schreiben müsste.)

    Aber auch außerhalb der Migration stelle ich einen Trend zur Sprachvergewaltigung fest: Ein Ausspruch wie „ey isch mach disch Messer“ muss heutzutage nicht mehr auf einen Migrationshintergrund hindeuten, sondern kann genausogut die „Coolness“ des biodeutschen Sprechers betonen! Wie sollen unsere Kinder fehlerfrei schreiben, wenn sie noch nichtmal fehlerfrei sprechen können?

    Ein letzter Punkt wäre dann noch das Gendersprech. Ich weiß nicht, ob und wie weit das schon in den Schulen angekommen ist, aber von manchen Universitäten habe ich schon gehört, dass es Negativwertungen bis hin zu null Punkten dafür gegeben haben soll, wenn keine geschlechtsneutrale Formulierung gewählt wurde (Genderstern, Unterstrich, Binnen-I oder ähnlicher Blödsinn). Sollte das auch in die Schulen vordringen, wäre das wohl schädlicher als jede Rechtschreibreform.

  11. Jetzt kann man wunderbar über alles herziehen.

    Ich sehe es als Zusammenspiel an.

    1. Der Rechtschreibreform kann man vorwerfen, dass es keine „Regeln“ in dem Sinne mehr gibt.
    Man darf so oft beide Varianten nehmen (Groß/Klein, Getrennt/Zusammen),
    dass man sich eher nicht die Regeln sondern deren Ausnahmen merken muss.
    Dies ist aber eine ganz andere Anforderung.

    (Der umgekehrte Weg zu Französisch, mit Regeln, Ausnahmen, Ausnahmen von den Ausnahmen und nochmal Ausnahmen davon…)

    2. Der Gesellschaft und Ihrer Entwicklung kann man vorwerfen, dass „Falsch“ die Norm wurde.
    – Schreiben nach Gehör in der Grundschule
    – Abkürzungen und Ähnliches in Chats wie WhatsApp, Facebook, Skype, etc.
    Wenn ich dann noch sehe, dass falsche Rechtschreibung nicht nur nicht gewertet, sondern nicht einmal angestrichen wird… Naja, so etwas festigt sich und ist später viel schwerer zu beheben.

    3. Allerdings nicht.
    Denn den Fehler hat die Generation davor schon gemacht.
    Während Mathe schon seit Jahrzehnten nur den lernwilligen zugänglich war, haben wir diese Situation halt nun in Deutsch.
    Die Jugend von heute ist bereits in viel zu frühen Jahren individuell.
    Die Beschleunigung, die wir immer weiter vorantreiben (G8, Smartphoneeinstieg)
    führt automatisch auch zu einer Abstumpfung.
    Wir erwarten eine Reife VOR der Adoleszenz, dabie soll die doch dazu führen.

    Früher hatten Lehrer 20-30 Schüler und sollte die motivieren.
    Heute hat er 20-30 Individuen, die er einzeln betreuen müsste.
    Wie soll das gehen?

    Wofür sollen die denn auch lernen?
    Jeder Hartz4-Abkömmling hat dennoch meist einen so enormen Überfluss
    an materiellen Sachen, da es überall erwartet wird…
    Wo liegt denn die Motivation heute?

  12. Ich halte es für ziemlich unempirisch zu glauben, die Fehleranzahl würde sich schlicht durch die Rechtschreibreform erhöht haben. Dafür haben sich die Umstände so dermaßen stark geändert zwischen 1970 und 2016. Das Internet wäre da so ein Faktor: Hier ist man es gewohnt schnell, ohne Satzzeichen und mit minimalem Rechtschreibaufwand (wenn überhaupt) zu schreiben. Zudem wird viel abgekürzt, Smileys benutzt oder mit englischen Kunstbegriffen verkützt. Außerdem wird weniger gelesen.

  13. Es ist völlig blödsinnig, gleich von einem Verfall der Jugend, einer Degeneration der Generation zu sprechen. Jugendliche/Kinder benehmen sich verhältnismäßig immer noch genauso bekloppt wie vor 20, 40 oder 60 Jahren. Nur ändern sich einfach die Umstände. Während alle Erwachsenen davon ausgehen, dass Jugendliche heutzutage schlechtere Noten, früher Sex und Alkohol und einfach grundsätzlich keine Lust auf die Gesellschaft haben, ist sogar das Gegenteil der Fall.

    http://www.n-tv.de/wissen/Jugendliche-haben-spaeter-Sex-article1407071.html
    http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/drogen-weniger-jugendliche-rauchen-und-trinken-alkohol-a-1085704.html
    http://www.spiegel.de/schulspiegel/leben/studie-jugend-leben-jugendliche-legen-wert-auf-gute-noten-a-927207.html
    http://www.derwesten.de/panorama/wochenende/war-denn-die-jugend-frueher-wirklich-besser-als-heute-id11739151.html

    Es ist wie beim Rassismus: Einen Vorfall (oder in diesem Fall Faktor wie Rechtschreibung) gleich als Bestätigung seiner Vorurteile und zur Verallgemeinerung zu nutzen, ist nicht nur falsch sondern zeigt nur, wie schlecht man selbst in der Lage ist, zu denken bevor man schreit.

  14. Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
    Sokrates
    griechischer Philosoph
    * um 469 vChr, † 399 vChr

  15. Du musst doch einfach nur mal in einen Bus steigen und dir die Frage stellen: War ich so drauf als ich in dem Alter war?
    Das wird gefühlt immer schlimmer. Man hat oft das Gefühl, dass das Wort Respekt den meisten ein Fremdwort ist. Das wird von Generation zu Generation schlimmer.
    Man muss sich nur mal den Film Idiocracy anschauen. Man kann sich gut vorstellen, dass das bald eher eine Dokumentation ist.

    • „Du musst doch einfach nur mal in einen Bus steigen und dir die Frage stellen: War ich so drauf als ich in dem Alter war?“

      Die Antwort ist bei den meisten Menschen ja. Daran ist auch nichts schlimmes, denn man ist jetzt im wahrsten Sinne des Wortes ein völlig anderer Mensch als damals mit einem anderen Gehirn. Und die meisten Menschen entwickeln sich aus diesem, zugegeben nervigen, Zustand zu völlig durchschnittlichen Mitgliedern der Gesellschaft.

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