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Wir haben heute den 3. Oktober, den Tag der deutschen Einheit.

Für Menschen wie mich (Fr0sty), die nach dem Mauerfall geboren wurden, ist das getrennte Deutschland ein Teil der Geschichte, der nicht wirklich greifbar ist. Ich habe Deutschland in meinem Leben nur als vereintes Land kennengelernt und die Tatsache, dass es es in diesem Land mal eine innerdeutsche Grenze gegeben hat, ist für mich gleichzeitig unheimlich und unwirklich. So ist für mich dieser Tag vor allem eine Erinnerung daran, dass das vereinte Deutschland, in dem ich lebe, nicht immer eine Selbstverständlichkeit war.

Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr den Mauerfall erlebt? Verbindet ihr bestimmte Ereignisse mit diesem Tag? Oder geht es euch wie mir und die Wiedervereinigung ist ein Ereignis, das ihr nur aus Schule und Erzählungen kennt?

Fr0sty


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12 KOMMENTARE

  1. Als Mecklenburger bin ich natürlich erstmal sehr froh über die Einheit. Durch sie konnte ich (Jahrgang 91) in einem Land aufwachsen, das viel mehr meinen Vorstellungen entspricht als die DDR. Dementsprechend wäre ich nicht abgeneigt, diesen Tag auch tatsächlich zu feiern. Andererseits bin ich immer noch deutsch und werde mich so wohl nie dazu durchringen können.

    Allerdings ist Deutschland an sich nicht wahnsinnig wichtig. Ich identifiziere mich mit den westlichen Werten (also in erster Linie mit dem Liberalismus) und halte Deutschland nur so lange die Treue, wie es diese Werte vertritt. Die Priorität ist, sicherzustellen, dass sie auch in Zukunft respektiert und gelebt werden. Demnach wäre auch ein Wegzug Richtung Britannien oder Amerika durchaus vorstellbar, sollte meine Heimat sich ideologisch und politisch das eigene Grab schaufeln. Bedingter, an Werte gebundener Patriotismus sozusagen. Ich finde, dass es von Vorteil sein dürfte, eine deutsche Identität zu entwickeln, die nicht auf ethnischer Zugehörigkeit (samt entsprechender Vergangenheit), sondern auf den Überzeugungen der Menschen fußt. Dazu gehört es auch, sich nicht nur von der innerdeutschen Mauer in den Köpen zu befreien, sondern auch endlich diese verdammten Schuldgefühle abzulegen, die uns nicht erlauben wollen, jemals wieder auf was stolz zu sein. Es kommt nur darauf an, was das ist.

  2. Ich war 12 und im Osten als die Mauer geöffnet wurde. Es war schon irgendwie ein Wahnsinn im positiven Sinne. Alles im Umbruch, alles neu. Als Kind/Jugendlicher konnte es nichts Aufregenderes geben.

    Für viele Ältere war natürlich nicht alles so positiv. Man hatte sich an das System gewöhnt, hatte seine Freunde, Familie, Wohnung, Arbeitsplatz. Innerhalb kürzester Zeit wurde das alles für viele in Frage gestellt.
    Es gab nunmal so gut wie keinen nach westlichen Standard wettbewerbsfähigen Betrieb. Das sozialistische/kommunistische System hat sämtliche Reserven aufgebraucht und das Land zu Grunde gewirtschaftet.
    Extrem viele junge, dynamische und gebildete Leute sind entweder sofort oder nach und nach in den Westen, da denen gar keine andere Wahl blieb, wenn sie in diesem für uns damals neuen System bestehen oder mitmachen wollen.

    Natürlich nicht alle, aber klar hat sich dadurch der Bevölkerungsschnitt hier im Osten entsprechend entwickelt. Trotzdem ist es für mich mehr als traurig wenn ich aktuell erlebe was für einen Auftrieb dieses Pegida/AfD Gesindel hier hat. Vor allem wenn zur Krönung noch der „Wir sind das Volk“ Spruch pervertiert wird.

  3. Ich bin 1982 geboren, den Mauerfall selbst habe ich nie bewusst mitbekommen. Ich erinner mich nur, das ich mit 6 oder 7 meinen Pops total stolz mit nem gammligen dreckigen stück stein mit grafitti spuren in der hand Feiern gesehen habe. Das ding steht in plastik eingeschweist irgendwo aufm Dachboden rum und juckt mich ehrlichgesagt 0%.
    Für mich gibt und gabe es nie nen geteiltes Deutschland, ich sehe mich als Europäer. Mir sind Deutsche so recht wie Holländer Österreicher Schweitzer oder Italiener etc. jediglich wie sie sich mir gegenüber verhalten wird von mir beurteilt.
    Auch der heutige feiertag juckt mich absolut 0. Ich empfinde einfach nix dabei. Heute sind wir nen Kopf und nen Arsch und das passt so schon gut zusammen. Auch Ost/West mag ich nimmer hören, oder das geheule über den Soli usw. Wir sind 1 Land 1 Volk und haben, wenn wir nich allen anderen ihr leben diktieren viele freunde im unmittelbaren ausland. Uns geht es alles andere als schlecht , selbst wenn man Harz 4 ist(wenn man sich mal mit anderen ländern vergleicht).
    Ich brauch den feiertag nicht , für mich ist Deutschland eben Deutschland und ich habe kein verlangen oder den drang mich selbst für irgendwas zu feiern, oder andere.
    Mir wäre es lieber wenn man so einen Tag nutzen würde um wirklich gemeinschaftlich für einander da zu sein und nicht um den Tag für die Politik zu missbrauchen.

  4. Ich war 11 Jahre alt und bis heute ist der Mauerfall (und die immergleichen Bilder, die von damals ausgestrahlt werden) ein Ereignis, das mich tief in meinen Gefühlen trifft.
    Ich bin in im Westen in einem bildungsfernen und antipolitischen Haushalt aufgewachsen und wie das so in dem Alter ist, du weißt einen Scheiß von der Welt und der Politik. Aber ich hatte eine Oma, die mir hässliche Geschichten vom Krieg erzählen konnte, bittere Geschichten von der Zeit danach ohne meinen Opa der in Kriegsgefangenschaft war (zum Glück bei den Amerikanern). Meine Oma hatte eine Tochter, die der Liebe wegen in den 60er Jahren nach „drüben“ ist und immer wenn meine Oma sie besuchte, waren diese Geschichten von der Grenzüberfahrt und was sie vor Ort erlebte (sie hat gern 2 oder 3 Brezeln geschmuggelt, wie abstrus das heute klingt…) spannend und Angst einflößend.
    Schließlich waren wir tagtäglich mit der nuklearen Auslöschung beschäftigt, wenn nämlich „der Feind“ aka „der Russe“ zuschlagen würde, dann wäre ganz schnell Feierabend.
    Und dann gab es da diesen Gorbi, den die Leute iwie mochten, obwohl er Russe war. Das hab ich irgendwie verstanden, denn er hatte wohl Dinge bewegen können und die Nachrichten haben immer mit einem gewissen Respekt von diesem Mann gesprochen. Was dann über die Zeit folgte war so beeindruckend, Respekt einflößend und unumkehrbar, dass es für alle Zeit in mein Gehirn gebrannt ist. Ich hatte nie eine Mauer im Kopf und möchte Deutschland auch nur als ein einziges, vereintes Land kennen.
    Warum ich so weit aushole? Weil das ‚unsere‘ Geschichte ist und es so wichtig ist das zu wissen und nie zu vergessen, wo wir herkommen, was ein vereintes Deutschland oder ein geeintes Europa eigentlich bedeuten. Auch gerade in der politischen Situation heute, in der es mittlerweile vielen Menschen reicht sich kurz am Sack zu kratzen und dann mit ihrem Hass in Facebook denken sie könnten irgend etwas an der Welt ändern nur weil ein paar Menschen außerhalb unseres Schlaraffenlandes und -kontinentes ihre Kinder vor dem Tod bewahren möchten.
    So wie viele Deutsche heute gerne vergessen, für was die Wende steht bzw. sie nicht halbwegs Wert schätzen, haben sie auch vergessen wie es erst zur Spaltung dieses Landes kam und wie sehr wir als Nation darunter gelitten haben Kriege zu führen und Wut und Hass als gültige Argumente anzusehen. Deshalb ist der Tag heute bis jetzt nicht der Feiertag, der er sein könnte, aber ein Tag um mal inne zu halten und nachzudenken ist er allemal.

  5. Ich war in der 9. Klasse als die DDR(Ostzone) geöffnet wurde.
    Meine Eltern sagten damals zu mir, daß es ein denkwürdiges Ereignis ist.
    Damals habe ich das nicht als so wichtig empfunden. Eher als nervig.
    Mit der Schulklasse sind wir dann im Dezember nach Berlin gefahren. Was da abging war echt Menschen unwürdig. Da wurden als Promotion Zigarettenproben mit 3 Zigaretten verschenkt. Ein Gedränge ohne Worte.
    Gebrauchtwagen kaufen mit 18, nix alle guten Gebrauchten waren alle auf einmal im Osten. Ja die Jugend damals fand es nicht gut.

  6. Den Mauerfall selbst hab ich nicht erlebt, mir geht es da wie dir. Für mich war Deutschland immer ein geeintes Land. Als Geschichtler hat der heutige Tag dennoch eine gewisse Bedeutung für mich, weil man es auch als das Ende einer 1000-jährigen Entwicklung betrachten kann.

  7. Der Mauerfall ist schon solange her, ich war selbst noch ein stöpsel an dem Tag. Trotzdem habe ich immer wieder das Gefühl, das nur das Physische Bauwerk abgerissen worden ist, die Mauer in den Köpfen der Menschen besteht weiterhin. Noch schlimmer, sie geben dieses Konstrukt an ihre Nachkommen weiter.

    Wenn dann noch der nächste brüllt „Die Mauer muss wieder her!“, dann weis ich, die Leute haben ein echtes Problem, was viel Tiefer geht als Ton und Mörtel.

    • diese „mauer in den köpfen“ kenne ich auch.
      sie ist nach wie vor da, ich hoffe nur das ich noch erleben werde wie auch die weggerissen wird.
      btw: meine frau ist aus den neuen, ich aus den alten bundesländern, wir wohnen im westen, wenn wir zur verwandschaft nach meck-pom fahren sind diese vorurteile aber auch noch bei den leuten vor ort im osten zu spüren. das ist kein rein westdeutsches problem wie immer wieder gerne behauptet wird.
      am osten finde ich z.b. toll das da gefühlt weniger leute einen stock im hintern haben als im westen. am westen finde ich besser das hier fortschritt nicht gleich verteufelt wird.
      hat halt alles vor und nachteile.

      und noch zum thema „weitergeben an die nachkommen“:
      ich kenne viele leute in meinem alter die ebenfalls nie mit dem osten zu tun hatten, waren sie doch damals alle viel zu jung, und trotzdem dagegen wettern. das ist deffinitv kein „erlerntes“ sonder „vererbtes“ verhalten. mir hat bisher noch nie ein „ossi“ leid zugefügt (außer der schwiegervater, der spielt besser skat als ich 😉 ) warum sollte ich die leute als verurteilen?
      ich hoffe wir könenn unsere kinder (eben weil ost und west-partner ) neutral und vorurteilsfrei zu diesem thema erziehen.

  8. Ist das wieder ein Spaßbeitrag, oder versteh ich dich grad falsch?

    „Für Menschen wie mich, die nach dem Mauerfall geboren wurden, ist das getrennte Deutschland ein Teil der Geschichte, der nicht wirklich greifbar ist.“

    Der Mauerfall war 1989, du willst uns doch nicht erzählen, dass du gerade 26/27 Jahre alt bist? 😀
    Soweit ich weiß, müsstest du beim Mauerfall gut und gerne 10 Jahre alt gewesen sein und dürftest ihn daher ziemlich bewusst miterlebt haben. Verstehe daher den ganzen Post nicht so recht.

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