Es ist eine drastische Forderung des Landeselternbeirats (LEB) der Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein: Alle Schulen sollen bis zu den Sommerferien geschlossen bleiben und das laufende Schuljahr vorzeitig beendet werden. So steht es in einem Positionspapier, das am Montag (27.4.) veröffentlicht wurde. (Via)
Lest mal in das Positionspapier rein. Auch wenn es durchaus Eltern gibt, die das anders sehen, weil es für die Kinder natürlich besser wäre, wenn sie wieder zur Schule gehen könnten, finde ich die Punkte in diesem Positionspapier sehr nachvollziehbar. In der Überschrift heißt es:
Die „Versuche am lebenden Objekt“ müssen gestoppt werden! Schulen als Versuchslabor – müssen unsere Kinder dafür herhalten?
Vieles in diesem Papier sehe ich ehrlich gesagt genauso. Auch finde ich die Forderung nach dem Ausbau des Homeschoolings absolut richtig und notwendig. Leider hat Bildungsministerin Karin Prien (CDU) die Forderungen (wie üblich) einfach abgelehnt und weggewischt.
Anzeige
Ja in dem Positionspapier stehen durchaus auch richtige Dinge. Kinder müssen mit Endgeräten ausgestattet werden, es muss ein vernünftiges Online-Lernkonzept ausgearbeitet werden und so weiter.
Aber in welches Labor werden Kinder denn gesteckt, wo werden denn Versuche am lebenden Menschen gemacht? Die Wortwahl ist hier viel zu drastisch und überzogen. Ich habe vor 2 Wochen schon geschrieben, dass die Situation sich nicht geändert haben wird und ein Teil der Leute weiterhin die Schulen geschlossen halten wollen, die Situation wird auch in zwei oder vier Wochen die gleiche sein.
Es wird halt evaluiert inwiefern ein Beschulen möglich ist und da werden auch weiterhin Anpassungen vorgenommen werden. Aber das hat doch rein gar nichts mit einem Versuchslabor zu tun.
Das einzige was mich wirklich ärgert ist das im Positionspapier angesprochene Transportproblem. Dann sollen die Kinder halt in dieser Ausnahmezeit ab Klasse 7 aufwärts mit dem Rad zur Schule fahren und die erste Stunde ist für „Radkinder“ freiwillig oder so. Die 5er und 6er kommen weiterhin mit dem Bus und für Grundschüler sollte sich das Problem mit überfüllten Bussen eigentlich nicht in dem Maße stellen. (Ausnahmen gibt es sicherlich)
Du kannst halt in der Schule Abstand halten wie du willst und dir alle fünf Minuten die Hände waschen, wenn dann ein „Coronakind“ im vollen Schulbus hustet haben es trotzdem alle.
Es gibt hier einfach keine Patentlösung. Digitaler Unterricht, Homeschooling, alles schön und gut. Aber wir müssen die Realität betrachten: Schulen sind heutzutage auch Aufbewahrungsanstalten für den Nachwuchs. Und als solche sind sie notwendig, denn bei Steuerlasten von 50%+ (inkl. MWSt, Energiesteuern usw.) sind die Zeiten der Einverdienerehe nun einfach in aller Regel vorbei. Kinder sind heutzutage ein Luxusgut, für welches oftmals ein zweites – zumindest halbes – Einkommen einfach nötig ist.
Ich weiß nicht, wieviele Eltern überhaupt die theoretische Möglichkeit haben, ihre Kinder daheim zu lassen, aber man könnte daran denken, zweigleisig zu fahren:
1. Diejenigen Kinder vormittags in die Schule schicken, die nicht zu Hause betreut werden können.
2. Die restlichen Kinder nachmittags online unterrichten.
Der Vorteil wäre, dass man in der Schule weniger Kinder und mehr Platz hätte, heißt bessere Kontrolle der kleineren Gruppen für den Lehrer und größere Abstände im Klassenzimmer. Der Nachteil wäre die Doppelbelastung für die Lehrer: vormittags vor Ort, nachmittags online.
(Aber die Beamten können ja auch mal was arbeiten für ihr Geld! ;))
Aber ein komplettes Homeschooling? Sorry, aber nicht mit unseren gesellschaftlichen Gegebenheiten. Das wäre 1960 noch möglich gewesen, so mit „Frauen am Herd“, aber das hat die feministische Selbstverwirklichung erfolgreich beseitigt. Was ja prinzipiell kein Fehler ist, aber in Situationen wie dieser eben auch mal eine Schattenseite hat.
„Digitaler Unterricht, Homeschooling, alles schön und gut. Aber wir müssen die Realität betrachten: Schulen sind heutzutage auch Aufbewahrungsanstalten für den Nachwuchs.“
Und genau daran MUSS sich was ändern. Aber ich sehe da sehr sehr schwarz. Selbst der Digitalpakt hat nichts gebracht. Als Pädagoge stimme ich dem zweiten Teil zu, finde es aber erschreckend, das Schulen und KiTa zu 90% nur noch als das betrachtet werden.
keiner sagt „nur noch“. Aber die gesellschaftliche Realität ist, dass die Kinder tagsüber irgendwo geparkt werden müssen, weil die Eltern berufstätig sind; zumindest den halben Tag.
Ich persönlich halte das für eine fürchterliche Entwicklung. Kinder sollten von ihren Eltern erzogen werden, stattdessen werden sie – überspitzt gesagt – in die Kita gegeben, kaum dass sie geworfen wurden, dann Kindergarten, Ganztagsschule, und mit 18 kriegen sie die Eltern aus staatlicher Fremdbetreuung zurück. Verantwortung der Eltern? Hey, wir haben das Kind produziert, was will man denn noch von uns verlangen?
Ausgehend von meiner persönlichen politischen Einstellung käme dann noch obendrauf, dass die Erzieher und Lehrer tendentiell links sind, sodass ich einen 18jährigen Antifanten geliefert bekomme! Aber das soll nicht das Hauptthema sein!
Viele gesellschaftliche und politische Entscheidungen haben nunmal dazu geführt, dass wir als Gesellschaft von Fremdbetreuung der Kinder abhängig sind. Wenn du daran was ändern willst, musst du die komplette Familienpolitik umkrempeln, aber das kriegst du in der heutigen Ego-Gesellschaft nicht mehr durchgesetzt.
Sehe ich genauso. Schule hat auch einen immens wichtigen sozialen Aspekt für die Kinder. Das kann man nicht zu Hause kompensieren.
Auch wenn man vortrefflich darüber streiten könnte, ob das Doppelverdienen vordergründig mit der Steuerlast zu begründen ist und ich jedwedigen negativen Beiklang der beruflichen Selbstverwirklichung der Frau rigoros ablehne hast du mit der Konsequenz deiner Ausführung zumindest recht. Man muss die Realität beachten, welche einfach vorsieht, dass Kinder wenn ebenmöglich zu beschulen sind.
Das ist wichtiger als jeder Laden, jedes Restaurant und jedes Autohaus, sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich.
Wenn man das mal rein praktisch betrachtet (und natürlich vereinfacht, den Osten, Zuwanderung etc. weglässt), gab es in den 60er-Jahren x Arbeitskräfte, wobei x im wesentlichen der erwachsenen männlichen Bevölkerung unter 60 entsprach. Die wurden – bis hin zum einfachen Arbeiter – so bezahlt, dass die Familie davon leben konnte.
Jetzt kommen die Frauen dazu, nicht alle, oft in Teilzeit, also rechnen wir mal, dass x um 50% ansteigt. Und jetzt kommt Angebot und Nachfrage: Für die Arbeit stehen also plötzlich 150% Arbeitskräfte zur Verfügung, somit ist die Arbeitskraft nur noch 2/3 ihres früheren Wertes wert, dementsprechend sinkt das Realeinkommen.
Nicht zu vergessen: in den Wirtschaftswunderjahren hatten wir Vollbeschäftigung und haben sogar noch die türkischen Gastarbeiter importiert. Heute haben wir – Arbeitslose, Geringverdiener, Umschuler usw. zusammengenommen ca.. 10-15 Millionen Leute, die entweder nichts oder so wenig verdienen, dass nichtmal Hartz IV dabei rumkommt.
Nochmal: ich habe absolut nichts gegen berufstätige Frauen, aber rein objektiv und wertneutral betrachtet sind sie (mit-)“schuld“, dass ein Arbeitseinkommen oftmals nicht mehr für die ganze Familie ausreicht.
Natürlich spielen auch viele andere Faktoren rein, aber der Zusammenhang lässt sich nicht leugnen.
Ich denke auch ständig, ey Leute, es ist 2020 und in den Köpfen der Leute sind wir immernoch so weit zurück. Man hätte so viele Möglichkeiten, die System sind alle da, aber alle meckern nur, dass wieder alles wie vor der Krise werden muss.
Wie schule ich zu Hause meine Kinder, wenn sowohl ich als auch meine Frau beide berufstätig sind? Ich arbeite in der IT im Lebensmittelhandel, meine Frau im Krankenhaus, sind also für das System relevante Berufe. Zusätzlich wir sind auf unser beider Einkommen angewiesen.
Digitaler Unterricht – wenn unsere Bundesregierung hier endlich mal ausm Arsch kommen würde.
Und in der Grundschule? Soll ein 6 jähriger von 8-16 Uhr alleine bleiben? (Mit OGS) ansonsten von 8-12? Fände ich jetzt schon gefährlich, im Notfall wird das Kind nicht ausbedingt wissen, was zu tun ist.
Wenn es dafür wirklich eine gute Umsetzung gibt, wäre ich daran interessiert.
Na ja früher sind wir bis ein paar Ausnahmen auch nach der 1. Klasse 13 Uhr auch alleine nach Hause, bis die Eltern 18 Uhr nach Hause gekommen sind und in den Sommerferien hatten meine Eltern auch nur 2 von 6 Wochen Urlaub. Kommt halt auf das Kind an, hat bei uns damals aber wohl geklappt.
Meine kinder sind 7 und 9. Die kann ich nicht alleine vor den Laptop/PC setzen.
Ich würde es den Kindern zutrauen.
Auf der einen Seite plerren die Eltern rum, dass sie ihre Kinder nicht mehr zu Hause aushalten und sich um sie kümmern können und auf der anderen wollen sie sie nicht in die Schule schicken.
Weil „die Eltern“ ja eine homogene Masse sind, die alle komplett identisch denken und handeln.
Das möchte nie jemand verstehen, es sind nicht die selben Leute die über A und B jammern.
Die einen sind gegen A die anderen gegen B. Und ein paar Spinner sind gleichzeitig für uns gegen A und B xD
Homeschooling schön und gut, da dann ein Teil der Arbeit auf die Eltern abgeladen wird, kann man vom Gehalt auch was abzwacken?
Viele Familien sind auf zwei Einkommen angewiesen, ich kann aber nicht mein Kind seriös beim homeschooling unterstützen und gleichzeitig arbeiten.
Als Ausnahme in der aktuellen Zeit ist es bestimmt das Mittel der Wahl, aber auf Dauer mit unserem aktuellen wirtschaftlichen System nicht machbar.
Das hätte zu folge, dass Kinder ein Privileg für reiche wären oder für die, die vom Staat leben. Die Mittelschicht könnte sich Kinder somit wesentlich seltener „leisten“
Bei uns macht man es aktuell so, dass eine Mutter im Wechsel immer mal 4-5 Kinder nimmt, ist zwar verboten, aber wenn alle zwei Eltern arbeiten gehen müssen und kein Home Office möglich ist, dann ist eben das so.
Ich hab zwar gesagt ich halte mich politisch raus aus deinem Blog aber ich muss grad Frust loswerden:
Ich fasse es nicht wie unglaublich verblödet die Politik ans Thema Schule rangeht. Auch bei uns in der Schweiz sollen die Schule nächste Woche wieder aufgehen, mit verblödeten Anweisungen wie „wenn möglich halten Sie zwei Meter Abstand zu den Kindern“.
Meine Frau ist Heilpädagogin, wie um alles in der Welt soll die zwei Meter Abstand zu den entwicklungsverzögerten Kinder halten?
Die Kinder müssen bei uns übrigens gar keinen Abstand einhalten, 0, nada, nichts, „das sei nicht nötig“, findet der Bund.
Schule aufmachen, alles andere zulassen. Ich krieg mich nicht mehr ein, Schulen sind ja wohl das LETZTE, die wieder aufgehen sollen. In einem Restaurant kann doch der Abstand 10x besser eingehalten werden als in einer Schule. Ich check nicht wie blöd unsere Regierung ist, das Schuljahr ist eh bald vorbei, wieso nicht einfach bis nach den Sommerferien zulassen und dann neu evaluieren? Wieso dieses Experiment? Was, wenn eine Lehrperson einen Elternteil pflegen muss?
1000 Fragen, nur dämliche Antworten. Ich hab so einen Frust auf diesen Beschluss gerade ich würde am liebsten gegen die Wand treten.