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Folgender Leserbrief von Community-Mitglied Anerda erreicht mich letzte Woche…

Hallo Steve,

ich finde es vor allem schade, daß das Thema Depression und Psychische Störungen immer nur kurz angesprochen werden, wenn jemand berühmtes stirbt. Es gibt da draußen viele die mit der Diagnose leben. Noch mehr gibt es, die sich nicht outen um offen damit umzugehen.

Ich z.B. war von Anfang Februar bis Ende April in einer psychosomatischen Klinik und es geht mir etwas besser, indem ich gelernt habe mit meinen Störungen umzugehen, die sind nicht weg, aber ich kann damit besser umgehen.

Du und dein altes Team haben mir damals zu einer sehr schweren Zeit über meine Depressive Phase hinweggeholfen, da ich von Stream zu Stream gelebt habe (altes Studio, ja so lange geht das schon). #Ritterschlag

Jetzt bin ich in Psychotherapie und habe eine ambulante häusliche Betreuung, die mich nach einem Zusammenbruch im Dezember 2019 aufbauen soll /muss.

Als nicht Betroffener kann man sich da ganz schwer oder gar nicht reindenken, daher finde ich das Thema umso wichtiger. Denn so manche Sprüche von wegen „hab dich nich so“, „geht bald wieder oder jetzt reiß dich mal zusammen sind sowas von kontraproduktiv und stürzen die Betroffenen noch tiefer in die Grube. Man möchte ja da raus, aber es so zu hören und nicht zu können, schmerzt die Betroffenen umso mehr.



Dazu schicke mir Anerda einen wie ich finde extrem guten Text, den er wie er sagt auf Facebook zu dem Thema veröffentlicht hat. Vielleicht findet sich der ein oder andere von Euch darin wieder…

„Mein Leben ist zerrüttet, zwischen Kampf, Hoffnung und Verzweiflung liegt der Schmerz, der Schmerz des Denkens, des Kampfes gegen den Schmerz, daß Wissen das er wieder kommt. Das Warten bis es wieder passiert, eine Bewegung, ein Gedanke die mich in eine Welt des Schmerzes entführen, mich gefangen halten, mich quälen. Der unendliche Kampf gegen den Schmerz lässt mich erstarren, lässt mich verharren, blockiert die Taten die ich doch tun will. Pläne kommt von planen, doch welche Pläne mit dem Schmerz der kommt und bleibt und sich tiefer frist, bis auch das letzte Stück Kraft sich wandelt in Frust, Verzweifelung, Hilflosigkeit.

Akzeptanz, Trost, keine Ausfahrt findet sich. Pures aushalten bis es wieder soweit ist, die Trauer überfällt mich, die Energie verlässt mich, die Egalmentalität und Lustlosigkeit beherrscht mich. Die Hilfe die ich so ersehnt habe, kümmert sich nicht um mich. Der Satz den ich zu oft schon hörte. Ist nicht meine Aufgabe. Welche Aufgabe welchen Sinn hat ein Hilfsdienst wenn er nichts hilft. Du denkst und grübelst bist nach jedem Besuch fertiger wie vorher bist geblockt, eingeschüchtert von dir selbst.

Der Gedanke an den nächsten Termin, lässt mich nicht schlafen, lässt mich erschauern, lässt mich grübeln, bis der alte Feind wieder klopft. Der Schmerz ist wieder da, wenn ich nur daran denke, daß der nächste Tag wieder nur mit ärger und schimpfen beginnt. Die Verunsicherung welche Richtung kann ich noch gehen, aushalten wie früher, zuverlässig sein, weiter arbeiten, aus Pflichtgefühl, aus finanzieller Sicherheit, aus Gewohnheit. Mit diesen Schmerzen, kaputten Körpergefühl.

Gegen das Gewissen, daß die Angst mich blockt, mich lähmt, mich auffrist. Gegen das Wissen, daß es mein Kopf ist, der mich blockt, der mich schockt, der mich die Schmerzen spüren lässt. Habe ich noch Wünsche habe ich noch Träume. Der Schmerz blockt auch diese. Doch wie soll ich an mir arbeiten, wenn ich geblockt bin, wenn ich geschockt bin, wenn ich blockiere bis die Gedanken mich aufsaugen und mir die Energie raubt.

Merkt Ihr soetwas an euch, bitte sucht euch professionelle Hilfe.“




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6 KOMMENTARE

  1. Hilfe kann man auch ganz anonym bei https://www.telefonseelsorge.de bekommen. Übrigens ganz unabhängig der eigenen religiösen Ausrichtung. Das geht sowohl über Telefon, als auch über einen Chat.
    Eine Bekannte von mir hatte ähnliche Gedanken von überwältigender Hilflosigkeit und innerer Lähmung. Das ging bis kurz vorm Jobverlust und Suizidgedanken. Wenn man soetwas als Bekannter oder Angehöriger mitbekommt, muss man das Ernst nehmen. Erkrankte sind meist nicht in der Lage von sich aus Hilfe zu suchen. Ich wusste mir damals nur damit zu helfen ihr diese Nummer zu geben. Dort konne man sie motivieren zu einem Arzt zu gehen. Im Endeffekt war es bei ihr ein massiver Vitamin B Mangel der die Depression ausgelöst hat. Mit der entsprechenden Therapie ist sie jetzt symptomfrei.

    @Stevinho
    Vielleicht magst du ja beim nächsten Mal, wenn du über Suizid oder Depressionen redest, diese oder eine ähnliche Hilfestelle nennen.

  2. Als angehender Psychotherapeut kann ich Anerda nur zustimmen. Sucht euch Hilfe, sprecht zumindest mit irgend jemandem in eurem Freundes- und Bekanntenkreis, überlegt euch, wem ihr euch anvertrauen könnt. Und auch wenn es sich gerade vielleicht anders anfühlt, Gefühle und Gedanken sind nichts Beständiges; eher wie das Wetter, mal sonnig, mal regnerisch. Es gibt inzwischen wirklich vielversprechende Behandlungsmöglichkeiten!

    Alles Gute für Anerda, ich bin mir sicher Du bist auf dem richtigen Weg!

  3. Wow, der Brief hat mich berührt. Ich hoffe, dass Anerda die Kraft, aber insbesondere auch weiterhin die Unterstützung findet, um sich aus dieser Krankheit hinauskämpfen zu können!

    Ich kenne das Gefühl dieses lähmenden Schmerzes nur zu gut und hoffe, dass jeder, der auch darunter leidet, den Mut findet, sich in die Hände eines Profis zu begeben!

  4. Ich habe mich schon häufiger mit dem Thema auseinander gesetzt da auch Leute in meinem Umfeld davon betroffen sind/waren. Das schlimmste ist halt wirklich das man es von außen Teils nicht sieht und so unfassbar viele Menschen extrem engstirnig sind wenn es um das Thema geht (Stichwort wie oben „Hab dich nicht so!“).

    Generell finde ich das wir in unserer Gesellschaft viel zu wenig auf unsere Mentale Gesundheit achten. Dazu werden Leute die es tun noch sehr gerne belächelt. Ich hab für mich z.b. vor jetzt gut 2 Jahren Meditation als ein gutes Mittel Entdeckt. Viele die ich kenne belächeln das ganze aber ich kann nur sagen das es mir Mental extrem viel gibt! Gegen solche schweren Erkrankungen wie Depressionen hilft das natürlich nicht. Dennoch finde ich es wichtig das man auch darüber spricht.

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