Werder verliert das Nordderby: Eine Analyse

Für die Werder-Fans sind es die beiden wichtigsten Spiele des Jahres, umso schmerzvoller war die gestrige, völlig unnötige Heimpleite gegen den Hamburger SV für mich als Bremer und Werder-Fan. Nach der ersten Halbzeit kannst Du Dich über einen Schiedsrichter aufregen, der völlig neben sich stand, drei dicke Fehlentscheidung ablieferte und den HSV damit auf die Siegerstraße brachte. Nach der zweiten Halbzeit musst Du Dich allerdings fragen, wie blind und abschlusschwach eine Mannschaft sein kann.

Um es kurz zu machen: Für mich waren es drei wirklich krasse Fehlentscheidungen von Schiedsrichter Stegemann. Es fuhr von Beginn an einer kleinliche und wenig nachvollziehbare Linie und zeigte quasi bei jedem Werder-Foul eine gelbe Karte. Der Platzverweis an sich war zwar selten dämlich von Groß und auch eine klare gelbe Karte, allerdings war die erste gelbe Karte ein Witz: Es war das erste Foul im Spiel von Groß und er versuchte klar, den Ball zu spielen. Das ist nie und nimmer gelb.

Das Foul an Ducksch im Strafraum von Schonlau ist ein klarer Elfmeter – da sind sich quasi alle Experten in der Nachbetrachtung einig. Absolut unverständlich, dass hier nicht der Video-Schiedsrichter eingreift und dem völlig indisponierten Stegemann zur Seite springt. Schonlau hätte nach dieser Aktion ebenfalls den Platz verlassen müssen.

Was das Freistoß-Tor von Ducksch angeht, so triggert mich die Szene am meisten. Die ganzen nervigen HSV-Fans in den sozialen Medien, die plötzlich alle ein wandelndes Regelbuch sind und mit „die Regeln sind die Regeln“ kommen, sollen einfach mal gediegen die Klappe halten. Genauso nervig sind hier übrigens die Werder-Fans mit ihren „wie kann Weiser das nicht wissen???“-Tweets. 99% der Stadionbesucher kannten die Regel nicht und wussten nicht, warum das Tor abgepfiffen wurde – genauso wie der Sky-Kommentator und der Sport1-Kommentator. Auch wenn die Regel von 2019 stammt, wird sie in der Praxis so gut wie NIEMALS gepfiffen. Und wenn ich mir dann noch die Zeitlupe anschaue und sehe, dass der HSV-Abwehrspieler Weiser zu sich hinzieht, schön den Arm einhakt und dann direkt im Anschluss reklamiert, dann packt mich die blanke Wut. Auch hier muss das der VAR sehen und einschreiten.

Diese Szene hier stammt übrigens von gestern aus dem Wolfsburg-Spiel – die Behauptung „ja, das wird immer gepfiffen!!!111“ stimmt einfach nicht…

Man muss ja nicht mal nach England gehen. Der Spieler der sich aus der VfL Mauer löst (links) auch kein Meter Abstand. pic.twitter.com/M1viuk7d6f

— Käptn' Chaos⚓🇳🇬🏳️‍🌈 (@DerHinz) September 19, 2021

Der HSV macht in dieser ersten Halbzeit aus zwei Chancen zwei Tore und war damit gnadenlos effizient.

Die gelb-rote Karte für Schonlau zu Beginn der zweiten Halbzeit war ebenfalls kein klares gelb. Es war halt eine Konzessionsentscheidung. Aber als Werder-Fan sage ich dazu: Der darf eigentlich gar nicht mehr auf dem Platz sein. Das macht natürlich weder die Entscheidung und die Schiedsrichter-Leistung besser…

Bis zur ca. 65. Minute hatte der HSV das Spiel im Griff, hielt Werder vom eigenen Tor fern und hatte sogar noch eine dicke Chance zum 0:3. Anschließend hörte die HSV-Defensive auf, Fußball zu spielen und ließ mit teilweise haarsträubenden Fehlern eine dicke Werder-Chance nach der anderen zu. Bis hierhin durfte man als Werder-Fan dem Schiedsrichter die Schuld für das Ergebnis zuschieben, ab dieser Zeit war es dann nur noch das eigene Unvermögen, wirklich beste Torchancen zu nutzen, was am Ende den Ausschlag gab. Füllkrug MUSS in diesem Spiel ein Tor machen und wenn er schon nicht in der Lage ist, aus 5 Metern das Tor zu treffen, dann muss er den Ball zu Ducksch querlegen, der allein vor dem leeren Kasten steht. Werder hätte ab der 65. Minuten 4-5 Dinger machen können (müssen).

Zusammenfassend war der HSV gestern keine zwei Tore besser – die Hamburger machten aus drei Torchancen zwei Tore. Aber eine unfassbar schlechte Schiedsrichter-Leistung und das eigene Unvermögen vor dem Tor, haben diesen HSV-Sieg am Ende möglich gemacht.

Zwei Anmerkungen noch zum Abschluss: Das Sport1-Interview mit HSV-Trainer Walter war eine Farce. Selten so ein unsympathisches Trainer-Interview gesehen. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass der HSV auf lange Sicht mit diesem „wir haben nur eine Taktik“-Trainer erfolgreich ist.

Für mich persönlich war der Gewinner des Abends der Co-Kommentator auf Sport1 Martin Harnik. Selten so einen sachlichen und neutralen Co-Kommentator erlebt. Auch seine abschließende Analyse fand ich sehr treffend. Den darf man gerne auch in die ersten Reihe holen.

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