The Last of Us: Die Abweichungen von der Vorlage bereichern die Serie enorm

Episode 3 of The Last of Us strays from the path in its first major deviation from the story told in the game. In doing so, it beautifully tells a story of romance found in a seemingly hopeless place in a relatively action-free chapter that instead focuses on the love and sadness that both companionship and loneliness can bring. (via)

Eigentlich wollte ich nicht in jeder Woche einen Beitrag zu der neuesten Folge der Serienadaption von The Last of Us verfassen. Die in der vergangenen Nacht ausgestrahlte dritte Folge von Staffel 1 ist aber gut genug, um mich erneut dazu zu motivieren. Auch wenn die in der Episode erzählte Geschichte wunderbar und sehr unterhaltsam ist, so glänzt das Ganze meiner Meinung nach aber hauptsächlich dadurch, wie die Macher die Vorlage adaptiert haben.

Spoilerwarnung:

Die dritte Folge der Serie konfrontiert die Zuschauer mit den zwei Charakteren Bill und Frank. Die bisherigen Hauptcharaktere sind zwar weiterhin vorhanden und sie spielen eine wichtige Rolle, aber der Fokus liegt eindeutig auf Bill und Frank. Beide Charaktere tauchen auch in der von Naughty Dog entwickelten Spielereihe auf. Allerdings hat die Serie sich dazu entschieden, die Geschichte dieser Figuren komplett umzuschreiben und größere Änderungen vorzunehmen. Meiner Meinung nach zeigt die Show dadurch perfekt, wie solch eine Adaption mit Abweichungen von der Vorlage umgehen sollte.

Bill und Frank in dem Spiel:

Bill im Spiel ist ein Prepper, der eingedeckt mit Waffen in einer Kleinstadt lebt. Dort hat er enorm viele Fallen verteilt und er ist sowohl mit Tess als auch mit Joel „befreundet“. Sein Partner ist Frank, der zumindest laut einigen Hinweisen eine homosexuelle Beziehung mit Bill hatte. Im Spiel selbst trifft man Frank aber nicht wirklich. Er hat das Leben mit Bill nicht mehr ausgehalten und hat ihn verlassen.

In dem Level kämpfen sich Joel und Bill gemeinsam durch die Stadt. Am Ende entdeckt man die Leiche von Frank und einen Brief, der beschreibt, wie sehr Frank seinen ehemaligen Partner hasst. Bill betont die gesamte Zeit über, dass es besser ist alleine zu sein und andere Menschen nur Probleme machen. Ellie und Joel verlassen die Szene mit einem Fahrzeug und mehr Ressourcen. Bill bleibt zurück, um weiterhin alleine in der Stadt zu leben.

Bill und Frank in der Show:

In der Serie läuft das Ganze komplett anders ab. Die Folge ist zum Großteil eine gewaltige Rückblende, die verschiedene Phasen des Lebens von Bill und Frank zeigt. Bill ist auch hier ein Prepper, der nach dem Ausbruch aus seinem Bunker kommt, Fallen aufbaut und einige Zeit alleine lebt. Dann findet er irgendwann Frank in einer seiner Fallen und er entscheidet sich dafür, ihn zum Essen in sein Haus einzuladen.

Von dort aus entwickelt sich dann eine echte Liebesbeziehung zwischen den zwei Figuren, die in den Spielen nur angedeutet wird. Zeitsprünge in die Zukunft zeigen einen Besuch von Tess und Joel, einen Streit, einen Angriff von Räubern und einige sehr herzerwärmende Momente. In der Zeit der Show angekommen sieht man dann, wie Frank aufgrund seines Alters erkrankt ist und sich kaum noch selbständig bewegen kann. Bill kümmert sich zwar um ihn, aber er entscheidet sich irgendwann dazu, sein Leid zu beenden.

Die zwei Charaktere machen sich noch einen letzten wunderbaren Tag und am Ende möchte Frank dann durch Wein mit Schlaftabletten sterben. Dann stellt sich allerdings heraus, dass Bill bereits die Falsche vergiftet hatte und sie beide den Tag nicht überleben werden. Bill möchte lieber zusammen mit Frank sterben, als alleine weiterzuleben. Kurz nach diesem rührenden Moment kommen Ellie und Joel bei den zwei Verstorbenen an, sie finden einen Brief mit einer Erklärung und sie können ebenfalls ein Fahrzeug und neue Ressourcen erbeuten.

Sie könnten nicht unterschiedlicher sein:

Der Bill in dem Spiel ist ein Einzelgänger, der seine Meinung nicht ändern und die Situation überlebt. Der Bill in der Show startet auf diese Weise, aber seine Einstellung ändert sich im Verlauf der Jahre enorm. Zum Schluss hat der einen komplett anderen Blickwinkel, der ihn sogar zum Tod an der Seite seines Partners treibt. Die Charaktere könnten sich am Ende also nicht stärker voneinander unterscheiden.

Das Ganze ist also eine enorme Abweichung von der Vorlage. Schließlich treffen Ellie und Joel nicht auf den lebenden Bill und Frank ist auch nicht ausgezogen. Trotzdem ist dieser Teil der Folge vermutlich eines der besten Elemente der gesamten Staffel. Es ist einfach hervorragend umgesetzt und es passt perfekt zu den in dieser Serie verfolgten Themen. Laut den Machern liegt der Fokus der Show auf der Liebe und ihrer zerstörerischen Wirkung. Folge 1 und 2 haben diesen Punkt wunderbar gezeigt. Folge 3 liefert zwar etwas mehr Hoffnung in diesem Bereich, aber trotzdem endet sie mit verstorbenen Liebenden und einem direkt an die Spiele erinnernden Blick aus einem Fenster.

Für mich ist diese Episode das perfekte Beispiel dafür, wie eine Serienadaption auf eine extrem gelungene Weise von der Vorlage abweichen kann. Die Änderungen verstärken die Ziele der Show, sie liefern den Zuschauern mehr Details und ein zuvor beinahe unwichtiger Teil der Welt spielt plötzlich eine deutlich wichtigere Rolle. Gleichzeitig schafft die Folge es, die Auswirkungen in Grenzen zu halten. Ellie und Joel sind in beiden Versionen in der gleichen Situation und die übergreifende Geschichte folgt noch immer dem gleichen Handlungsbogen. Solch ein Ergebnis gelingt nur den wenigsten Adaptionen und ich bin wirklich beeindruckend davon, wie es in dieser Variante umgesetzt wurde.

Ansonsten kann man nur noch betonen, wie gut Nick Offerman und Murray Bartlett ihre Rollen gespielt haben. Ohne die gelungene Leistung dieser Schauspieler wäre das Ganze vermutlich nicht annähernd so eindrucksvoll. Gleichzeitig würde ich erwarten, dass gewisse Menschen diese Folge einfach nur wegen der homosexuellen Beziehung runterziehen und niedermachen. Hoffentlich halten sich solche Reaktionen in Grenzen.

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