Immer mehr talentierte Entwickler verlassen Blizzard – das behauptet ein Mitarbeiter des Studios. Der Game Producer bei World of Warcraft lässt seinen Frust nun freien Lauf. (via)
Vor ungefähr zwei Monaten gab es bei Blizzard Entertainment einige umfangreiche Änderungen daran, wie die angestellten Entwickler ihrer Arbeit nachgehen müssen. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Heimarbeit zum Großteil beendet und Mitarbeiter sind nun wieder dazu gezwungen, mindestens an drei Tagen pro Woche in den Büros aufzutauchen. Diese Veränderung sorgte schon damals für viel Kritik, weil viele Angestellte diese Anforderung nicht sinnvoll erfüllen können.
Seit dieser Umstellung haben der Zwang zur Büroarbeit und die damit verbundenen Folgen für die Entwickler wohl viele Mitarbeiter von Blizzard Entertainment stark frustriert. Einer der dadurch verärgerten Entwickler ist Adam „Glaxigrav„, der als Game Producer für World of Warcraft fungiert. Um seinem Frust ein wenig Luft zu machen, veröffentlichte dieser Spieleentwickler vor zwei Tagen eine Reihe von Tweets, in denen er einige Probleme bei Blizzard beschreibt.
Glaxigrav ist wohl verärgert darüber, dass er in dieser Woche eine weitere talentierte Person verloren hat. Dem Entwickler zufolge kündigen aktuell sehr viele Mitarbeiter von Blizzard Entertainment und dieser Verlust von Arbeitskräften ist nur schwer zu kompensieren. Dem Game Producer zufolge ist die Situation so kritisch, weil einer der Entscheidungsträger an der Macht einfach nicht auf die Leute hört, die die von Blizzard betriebenen Produkte erschaffen. Kritik an der Vorgehensweise wird wohl einfach ignoriert.
Die Situation ist wohl schlimm genug, um die Entwicklerteams in einen Krisenmodus zu versetzen. Die Verantwortlichen müssen Krisenkarten davon anfertigen, welche Inhalte sie noch immer rechtzeitig fertigstellen können und auf welche Neuerungen die Spieler von WoW erst einmal verzichten müssen. Dieser Schritt wäre nicht notwendig, wenn Blizzard in den letzten Wochen nicht so viele Entwickler verloren hätte. Das Ganze hat negative Folgen für die Entwickler selbst und natürlich auch für die Spieler, die ein schlechteres Produkt erhalten.
Einer der Hauptgründe für diese vielen Kündigungen bei Blizzard ist wohl wirklich die vor Kurzem etablierte Büropflicht. In den Covid-Jahren hat Blizzard viele Entwickler angeheuert, die nicht in Kalifornien leben und per Heimarbeit an der Entwicklung beteiligt sind. Das Ganze hat bisher hervorragend funktioniert. Bedauerlicherweise können viele dieser Menschen jetzt nicht plötzlich ihr Leben umstellen, nach Kalifornien ziehen und drei Tage pro Woche im Büro sitzen. Daher ist ein Wechsel des Arbeitgebers für diese Entwickler die einzige sinnvolle Option.
forced rto has cost us some amazing people and will continue to cost us more in the coming months. (via)
Die Reaktionen auf die Kritik von Glaxigrav fallen bisher recht positiv und mitfühlend aus. Es gibt zwar wie immer einige Arschlöcher, aber die meisten Fans verstehen wohl, warum diese Situation nicht gut ist und sich negativ auf das Spiel auswirkt. Andere Mitarbeiter von Blizzard Entertainment stimmen dem Game Producer in allen Punkten zu. Diese Bestätigungen machen deutlich, dass diese Tweets vermutlich nicht wirklich übertreiben.
Einige andere Fans stellen Theorien darüber an, warum Blizzard auf diese dumme Weise vorgeht. Die Heimarbeit hat bisher schließlich gut funktioniert und sie hat mit Dragonflight eine Erweiterung hervorgebracht, die von Spielern eigentlich nur gelobt wird. Eigentlich sollte man das Ganze dann doch als enormen Vorteil einstufen, der Mitarbeitern hilft und gleichzeitig die Entwicklung von tollen Produkten erlaubt. Die drastische Kursänderung der Entscheidungsträger ist daher eine sehr sonderbare Vorgehensweise. Das Ganze wird noch komischer, wenn man bedenkt, wie häufig die Verantwortlichen mit dem angeblichen Wachstum des WoW-Teams angeben.
Die wahrscheinlichste Theorie der Community dreht sich um einen Entscheidungsträger bei Activision, der davon ausgeht, dass das Entfernen von Mitarbeitern zu mehr Gewinnen führt. Gleichzeitig möchte man den Entwicklern aber nicht die bei einer direkten Entlassung notwendigen Bonuszahlungen überlassen. Daher hat man diese Politik möglichst unfreundlich gegenüber gewissen Entwicklern gestaltet, um sie freiwillig zu einer Kündigung zu bringen. Solche Tricks sind in Tech-Konzernen nicht unbedingt ungewöhnlich und es würde erklären, warum die Chefs kein Problem mit der aktuellen Situation haben. Für die restlichen Entwickler ist das Ganze natürlich eine enorm dumme Vorgehensweise, die nur Nachteile mit sich bringt. Zumindest wurden bisher noch keine Daten geliefert, die Heimarbeit als ein Problem einstufen würden.
Es sieht also ganz danach aus, als würde Blizzard Entertainment aktuell viele talentierte Entwickler verlieren, weil gewisse Verantwortliche dumme Entscheidungen treffen. Wie sich solch eine Entwicklung nach dem sehr positiven Launch von Dragonflight ergeben kann, ist mir persönlich schleierhaft. Bisher sah es ganz danach aus, als hätte Blizzard endlich die Kurve gekriegt und sich von der Pleite in Shadowlands erholt. Mit solchen Berichten rechne ich aber damit, dass das Ende des Addons ebenfalls schwächer ausfallen wird. Ich habe auf jeden Fall Mitleid für alle Leute, die mit diesen dummen Änderungen zurechtkommen müssen.
Being loud about it because I’ve lost yet *another* person this week.
Blizzard is losing amazing talent because someone in power doesn’t listen to the game directors who make his products. DE&I also means diversity of thought, especially when it’s backed by data and financials.
— Adam 💙 #ABetterABK (@Glaxigrav) April 18, 2023
Last thought: “some talent” is undermining the point.
We are creating crisis maps of what we can or cannot ship. THAT is the loss of capacity we’re facing.
I literally have a schedule I strike out as people hand in notice.
— Adam 💙 #ABetterABK (@Glaxigrav) April 18, 2023
I just want them to explain the opportunity cost to me because at this point I just can’t make the math work in any sensible way.
— Adam 💙 #ABetterABK (@Glaxigrav) April 18, 2023
One of my people was hired in Colorado and understood she had a year to move. She now has to move by July.
I know folks who moved further out so it’s more affordable – commuting once a week isn’t a big deal. But 3x mandatory in-office is a LOT to commute from central CA.
— Adam 💙 #ABetterABK (@Glaxigrav) April 18, 2023
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Fühle ich sehr.
Mein AG hat zum 1. April die Vor-Covid Regel wieder in Kraft gesetzt, dass Mitarbeiter 3 Tage pro Woche im Büro sein müssen. Inklusive der Pflicht, Home Office 2 Tage im Voraus beantragen zu müssen. Wenn ein MA mehr als 2 Tage Home Office in der Woche beantragt, bekommt der Vorgesetzte ne Benachrichtigung und hat das zu reporten. Kommt das zu oft vor geht das ganze hoch bis an Top Management UND Aufsichtsrat.
Wie zu erwarten, die Stimmung ist mies. Viele meiner Kollegen und auch ich haben während Corona dort angefangen. Es gab zwar diese 3 Tage Regel auf dem Papier, diese wurde aber aufgrund Covid ausgesetzt und laut meiner direkten Vorgesetzten war mehrfach im Gespräch sie nun zu kippen, eben weil das Home Office bei uns so gut funktioniert hat und von den MA so gut angenommen wird. Es gäbe zwar die Möglichkeit einen Remote Vertrag zu bekommen, da hat das Top Management wohl aber laut meiner Vorgesetzten auch schon direkt gesagt, es würde jetzt nicht einfach jeder der will einen solchen Vertrag erhalten. Es haben nun einige Kollegen schon gesagt, bei der nächsten Personalrunde werden sie einen Remote Vertrag einfordern und wenn sie keinen bekommen, suchen sie sich was neues.
Weil kaum noch einer ins Büro will, haben die meinen Schreibtisch und den einiger meiner Kollegen für andere freigegeben. Als es letztes mal alle ins Büro kommen sollten, waren unsere Plätze teils von anderen belegt, daher kann ich mich darauf beruhen, falls die damit wieder ankommen 😀
Home Office ist einfach grandios, wenn ich will kann ich meine Aufgaben in 2 Stunden durch haben und dann entspannt den Tag angehen oder bei wenig Lust, es über den Tag verteilen… wenn ich im Büro bin, geht die hälfte der Arbeitszeit für Kollegen, andere Gespräche uvm. drauf 😀
Ich habe irgendwie den Eindruck, dass BWL’er und Marketingfuzzis früher oder später den Ruf und die Qualität der Produkte eines Unternehmens ruinieren, sobald sie das Ruder übernehmen.
Mir ist schon klar, dass man steuernde Elemente braucht, was die finanziellen Angelegenheiten angeht. Aber man sieht ja bei allen großen Spieleunternehmen, wozu es führt.
Lootboxen, Micro-Payments, möglichst wenig Innovation (kostet ja Geld), Early-Access, vor offiziellem Release spielen bei Vorbestellung, Extras nur bei Vorbestellung… und so weiter, und so fort.
Ich wüsste gerne, ob es Blizzard damals möglich gewesen wäre, ein kleines bis mittleres Unternehmen zu bleiben, mit entsprechend längerer Entwicklungsdauer und allem, was damit einhergeht.
Oder ob es eine Notwendigkeit war, mit Activision zu fusionieren und sich damit diesem Arschloch Kotick zu unterwerfen.
Im ersten Fall bin ich mir sicher, dass die Spiele heute mehr Herz und Innovation gehabt hätten. Dann wären wir vielleicht zwar nicht bei der neunten, sondern bei der sechsten Erweiterung von WoW, möglicherweise wäre das aber besser gewesen…