In dieser Woche wurde die Gaming-Branche davon überrascht, dass Amazon Games ein kommendes neues MMO angekündigt hat. Dieses neue Spiel soll in der Welt von Tolkiens „Der Herr der Ringe„ spielen und die in den Büchern oder Filmen beschriebene Zeitzone abdecken. Dieses Projekt ist der mittlerweile zweite Version von Amazon, solch ein Spiel auf die Beine zu stellen.
Die ursprüngliche Ankündigung beinhaltete recht wenig Details zu diesem Spiel. Das Ganze befindet sich wohl noch in einer sehr frühen Phase der Entwicklung und im Moment gibt es noch nicht einmal einen bekannten Namen. Daher ist es auch umso interessanter, dass der für Amazon Games als Vizepräsident tätige Christoph Hartmann sich in dieser Woche in einem Interview mit GamesIndustry.biz ein wenig zu dieser Sache geäußert hat.
Die vermutlich interessanteste Aussage von Hartmann dreht sich darum, wie treu das Entwicklerteam zu der Buchvorlage sein wird. Fans wünschen sich für gewöhnlich möglichst treue Adaptionen, die nur in unwichtigen Kleinigkeiten von der Vorlage abweichen. Daher könnte es die Fans durchaus verärgern, dass die Treue zu der Buchvorlage laut dem Vizepräsidenten von Amazon Games nicht die oberste Priorität für ihn darstellt.
Laut dem Entwickler gibt es in dem Team schon einige Mitarbeiter, die oft genug betonen, dass man bestimmte Dinge nicht tun darf oder Middle-earth Enterprises gewisse Entscheidungen nicht erlauben wird. Für ihn selbst ist aber wohl am wichtigsten, wie sich der Titel beim Spielen anfühlt und dass es ein gelungenes Spiel darstellt. An oberster Stelle in der Prioritätenliste muss wohl für das Team stehen, dass sie ein Computerspiel entwickeln. Eine Reflexion der Bücher abzuliefern, befindet sich nur auf Platz 2. Wer eine perfekte Version der Bücher erwartet, der sollte wohl weiterhin bei dem geschriebenen Wort bleiben.
Gleichzeitig kann das Team sich aber nicht zu weit von der Vorlage entfernen. Den Aussagen von Christoph Hartmann ist das Ganze ein Balanceakt, der sich nicht unbedingt einfach umsetzen lässt. Als Beispiel nennt er die Landschaften in der Welt von Tolkien. Einige Orte können nicht genauso aussehen, wie Tolkien sie ihn seinen Büchern beschreibt. Abweichungen sind notwendig, wenn die Darstellungen in den Büchern nicht zu einem Spiel passen würde oder sich nicht gut anfühlt. Spieler sollen auch in 10 Jahren noch begeistert von diesem MMO sein und gute Spielelemente sind dabei wichtiger als eine perfekte Treue zu den Büchern.
Normalerweise bin ich der Meinung, dass eine Adaption die Story komplett und perfekt übernehmen sollte, sofern sie ursprüngliche Vorlage bereits hervorragend ist. Daher sollte Amazon Games zumindest bei der Lore und den Charakteren eine gewisse Treue zu den Büchern zeigen. Bestimmte kleinere Elemente oder die Umgebung abzuändern, stufe ich allerdings als vollkommen in Ordnung ein. Das alte MMORG zu LotR oder die Filme von Peter Jackson sind der Vorlage schließlich auch nicht zu 100% gefolgt. Allerdings hielten sich die Abweichungen im Rahmen und man merke immer, wie stark die Vorlage respektiert wurde.
Das komplette Gegenteil dazu wäre Rings of Power. Dort denken sich die Showrunner regelmäßig neuen Blödsinn aus und sie gehen gezielt gegen die gelieferte Vorlage vor, weil sie ihre eigenen Ideen besser finden. Solange dieses kommende Spiel einen anderen Weg geht und Amazon seinen schrecklichen Fehler nicht wiederholt, bin ich zumindest gewillt, dem Projekt eine Chance zu geben. Schließlich kann man irgendwo auch verstehen, dass ein Spiel an erster Stelle ein Spiel sein muss. Wenn das Gameplay nicht stimmt, würde das Projekt auch mit extremer Treue zu der Vorlage überzeugen. Das Ganze ist aber einfach keine Ausrede dafür, um bei der Lore etc. abzuweichen.
I see already that debate going on in the studio. We have some die-hard Lord of the Rings fans, and already [they’re saying], ‚We can’t do that‘ or Middle-earth [Enterprises] is not going to allow it, and we’re not going to be able to alter the story, and introduce new characters, or rewrite the books.
But for me, it’s still very important that it’s first a game, and then a reflection of the books second. So while I need to stay true, I always, and I’m reminding the team already, ‚I get it, but it’s not about every person going and pointing out if that detail is 100% perfect.‘ Let’s say the way [Tolkien] describes the world, maybe the landscape looks a little bit different because either we can’t get it going or the art people feel it might look a little bit different than what people assume it is in the book.
I definitely want to put the game first to make sure it’s a great game, because as I said, we want people to play for ten years, and it’s not going to help me if someone is saying, ‚That’s a perfect representation of the book in a game.‘ If you’re really into that, read the book. Read it another five times. Otherwise, if it’s a game, a game has to do with playing, and they have to be playful, so there needs to be a little bit of being able to bend the rules to make it a great game.
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