Das soziale Netzwerk Mastodon gilt in Deutschland seit 2021 als eine gemeinnützige GmbH. Der Grund dafür waren der komplett kostenlose Dienst und die offene Entwicklung der Software. Dadurch konnte sich Mastodon gewisse Vorteile bei den Steuern auf eingehende Spenden sichern. Vor Kurzem hat ein deutsches Finanzamt jetzt aber wohl entschieden, dass das Netzwerk die Anforderungen nicht mehr erfüllt und ihm einfach so die Gemeinnützigkeit aberkannt.
Dieser Ausgang wurde von dem Plattform-Gründer Eugen Rochko in einem offiziellen Blogeintrag kommuniziert. Er selbst zeigte sich verwirrt über diese Entscheidung, weil sich am Dienst und am Geschäft von Mastodon nichts geändert hat und das Finanzamt ihm auch keinen Grund nannte. Da die Plattform seit 2021 aber sowieso keine Spendenquittung in Deutschland ausgestellt hat und Einnahmen von Patreon nicht als Spenden zählen, stuft er das Ganze nicht wirklich als Problem ein. Er möchte auch weiterhin in der EU aktiv sein und er hat wohl sogar eine gemeinnützige Organisation in den USA gegründet.
But now we have received a notice from the same tax office that our non-profit status has been withdrawn. This came with no advance warning or explanation.
Our day to day operations are largely unaffected by this event, since Patreon does not presuppose non-profit status, and Patreon income does not count as donations. We have in fact not had to issue a single donation receipt since 2021. (via)
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Mastodon nicht über diesen Schritt informiert wurde. Wenn deutsche Behörden etwas gut können, dann unnötige Schreiben verschicken. Vermutlich will er einfach den Grund nicht öffentlich nennen, um den Ruf seiner Plattform nicht zu schädigen. Alternativ könnte das Ganze natürlich auch an den fehlenden Spendenquittungen seit 2021 und den scheinbar nicht genutzten Vorteilen liegen. Solch ein Detail wäre aber sicherlich angesprochen worden. Man darf also etwas skeptisch sein.
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Als jemand, der sich aus beruflichen Gründen täglich mit Ämtern herumschlagen darf, kann ich dir versichern, der beschriebene Fall ist realistisch und absolut kein Einzelfall. Ich erinnere mich da spontan an einen Fall im Münchener Kreis, bei dem die Bauern vom Finanzamt zur Kasse gebeten wurden. Dort wurden über Jahrzehnte die Steuern falsch berechnet (ob bewusst oder nicht sei einmal so dahingestellt) und beim Wechsel der Beamten kam das raus. Die Landwirte mussten knapp 10 Jahre Steuern nachzahlen, ohne auch nur eine Ankündigung davor.
Finanzämter sind der Wilde Westen der Behörden in Deutschland. Man kann echt Glück haben und ein Gutes erwischen, oder es passieren Dinge wie diese. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass da ein Beamter in Pension gegangen ist, der das vorher einfach durchgewunken hat, Mastodon aber eigentlich überhaupt nicht als gemeinnütziges Projekt zählen sollte.
Stimme zu! Hatte letztes Jahr einen Fall, wo einem Bürgergeldempfänger ein Schreiben zugeschickt wurde, dass ihn aufforderte Steuern zu zahlen. Kann man sich nicht ausdenken.