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Rheinmetall ist jetzt ganz offiziell der neuer „Champion Partner“ und Sponsor von Borussia Dortmund. Dieser bereits im Vorfeld geleakte Deal wurde am heutigen Mittwoch sowohl von der Firma als auch von dem Fußballverein in Presseerklärungen angekündigt. Rheinmetall soll jetzt wohl im sportlichen und gesellschaftlichen Umfeld des Vereins auftauchen. Interessanterweise wird das Logo der Firma aber nicht auf dem Trikot des BVBs zu sehen sein.

Bei Rheinmetall handelt es sich um ein hauptsächlich in der Verteidigungsindustrie aktives Unternehmen, welches eine Reihe von Waffen und Technologien für die Kriegsführung herstellt. Mit solch einem Hintergrund ist es vermutlich nicht verwundert, dass Fans aktuell nicht unbedingt positiv auf den neuen Sponsor ihres Vereins reagieren. Der gesamte Deal stößt auf große Kritik aus vielen Bereichen und das Ganze hat bereits einen ordentlichen Shitstorm an unschönen Kommentaren in den sozialen Netzwerken losgetreten.

Neben den einzelnen Fans zeigen auch Organisationen enttäuscht und wütend über diesen Schritt. Die Fan-Organisation Unsere Kurve warf dem BVB in einer Stellungnahme extreme Geldgier und Haltungslosigkeit vor. Die gegen Krieg gerichtete Deutsche Friedensgesellschaft ist der Meinung, dass ein Waffenhersteller weder zu den Werten des BVBs noch zu den Werten des Fußballs passt. Schließlich bekennt der BVB sich sogar in seinen Grundwertekodex zu einer gewaltfreien Gesellschaft.

„Ein Waffenhersteller als Sponsor passt nicht zu den Werten, die der BVB – und Fußball insgesamt – vertritt“ – Deutsche Friedensgesellschaft

„Nicht erst in der Investorendebatte wurde klar, dass moralische Standards im Geschäft Fußball egal sind. Dieser Deal setzt einen neuen Tiefpunkt auf einer anscheinend nach unten offenen Geldgier-Skala“ – Unsere Kurve

Die Sicherheit des eigenen Landes ist aufgrund der problematischen Vorgehensweise von Russland derzeit ein Thema, welches Menschen wieder ernster nehmen und befürworten können. Trotzdem würde ich nicht meinen, dass dieser positive Wille ausreicht, um einen Waffenhersteller als Sponsor im Fußball zu erlauben. Da zeigt sich der BVB ein wenig zu gierig.


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20 KOMMENTARE

  1. Wenn wir jeden Sponsor ablehnen würden, der gegen irgendeine Befindlichkeit irgendeiner aktuellen gesellschaftlichen Gruppe verstößt, dann hätten wir 18x vegane Mühlenwurst auf den Trikots!

  2. Willst du Frieden, bewaffne dich so, dass keiner Krieg mit dir will. Putin beweist die Wahrheit dahinter jeden Tag. Is halt so. Tollwütige Tiere bekämpft man nicht mit Tierschutzgesetzen.
    Und Irgendwer muss es eben bauen

  3. Also mich stört es nicht. Wäre es ein ausländisches Rüstungsunternehmen, dann vielleicht schon. Die Menschen, die fordern, dass man der Ukraine mehr helfen muss, sind jetzt die, die am lautesten schreien. Wenn Rheinmetall keine Arbeitskräfte findet, können sie auch keine Waffen für die Ukraine herstellen.
    Ich finde es gut, wenn wir in Deutschland Waffen herstellen könne, die wir zum Schutz unseres Landes und unsere Verbündeten einsetzen und nicht nur auf die USA als Schutzmacht angewiesen sind.

  4. Mehr als mit dem Militär verdient Rheinmetall mit seinen anderen Geschäftsfeldern. Bspw. ist Rheinmetall einer der größten Automobilzulieferer. Hat jemand ein Auto? Dann ist da Rheinmetall drin. Boeing liefert auch vereinzelt ans Militär und wer hat deswegen schonmal verweigert, am Flughafen einzusteigen?

    Also liebe (hauptsächlich linke) Ideologen, Autos bitte verbieten und Flugzeuge am besten auch. Oh wait…

    • Ich verstehe dein Argument nicht. Profitiert Rheinmetall jetzt weniger an Krieg und Tod, weil sie nebenbei noch andere Sachen herstellen? Ist eine Firma, die nur 40 % Kriegsmaschinerie herstellt, besser als eine, die 90 % auf Waffen spezialisiert ist?

      Und wie kommst du auf Verbieten? Hier geht es darum, wohler das Geld kommt, welches man von Sponsoren annimmt.

    • Aus auf E Autos umsteigen,Tempolimit,ÖPVN ausbauen und überfüllte Innenstädte entlasten wird Autoverbot.

      Interessant was so auf dem Pavianfelsen ankommt.

  5. Echte Liebe halt.
    Aber Hey die brauchen paar Tanks in der Abwehr.

    Soviel zu Politik gehört nicht in den Sport*Hust*

  6. Ich denke es ist klar, dass ich normalerweise jede Gelegenheit nutzen würde, über den BVB herzuziehen. Und es ist schon bezeichnend, dass ausgerechnet die Echte Liebe AG sich so ein Stück leistet.

    That being said…wir müssten uns schon mal entscheiden wie unser Verhältnis zu Waffen und Militär ist. Wir können nicht danach schreien, die Ukraine zu unterstützen und unsere eigene Wehrfähigkeit zu erhöhen, aber dann den wichtigsten deutschen Waffenhersteller zu verteufeln.
    Ja, Rheinmetall verdient am Krieg. Aber am Ende liefert Rheinmetall eben auch die Waffen, die unseren Frieden sichern. Und wie bei so vielen Dingen bin ich doch der opportunistischen Meinung, dass wenn wir uns schon Waffen leisten, diese im Idealfall doch heimisch produziert werden sollten.

    Wenn Rheinmetall nunmal aber ein wichtiges Unternehmen ist, warum sollte man dann damit nicht werben dürfen? Warum dürfen Drecksläden wie Netto (früher bei Bochum) oder Wiesenhoff auf Trikots, aber bei Rheinmetall hört der Spaß auf? Bayer bezieht seine Basismedikamente (wie jede Medikamentfirma) aus Indien und vergiftet da das Land, stört sich auch keiner dran. Aber beim Puma hört der Spaß auf? Ich weiß ja nicht…

    Last but not least dürfte ich persönlich mich eh nicht darüber beschweren, ich guck schließlich viel Starcraft 2 – und dort wird die ESL direkt durch die US Army gesponsort, was ich tbh irgendwie verstörender finde.

    • Balnazza ich schätze deine Meinung sehr aber du machst hier einen klassischen Fehler. Und zwar du wirfst die Frage der Doppelmoral auf.

      Moral bedeutet immer, sich etwas mehr vorzunehmen, als man ohne Moral ohnehin täte. Klar ist damit angesichts der conditio humana auch, dass die meisten Menschen die meiste Zeit ihren eigenen moralischen Ansprüchen nicht ganz genügen. Es ist menschlich dass die meisten sich ihr Ungenügen vor den eigenen Maßstäben selten eingestehen. Auf diese Weise entstehen Doppelmoral und Heuchelei. Hört sich nicht schön an, allerdings muss man sich vergegenwärtigen, was die Alternative wäre: Nämlich darauf zu verzichten, das eigene Handeln (oder das der Gesellschaft) moralischen Ansprüchen entgegenstreben zu lassen und stattdessen die moralischen Ansprüche dem Handeln anzupassen – also letztlich auf moralische Anstrengung ganz zu verzichten.

      Durch moralische Ambitionen, die über das eigene Ohnehin-Handeln hinausgehen, entsteht eine Gravitation zum Guten hin – mit dem Kollateralschaden der Doppelmoral. Ohne derlei moralische Ansprüche hingegen entsteht eine Gravitation zum Bösen, weil das Moralische zum Dekor des Ohnehin-Handelns verkommt.

      Am Ende ist es ein Taschenspielertrick von solcher Schlichtheit, dass sogar du darauf hineinfällst. Damit avanciert der Zynischste zum Moralischsten, weil er wenigstens zu seinen Schwächen steht und von niemandem mehr verlangt, als er selbst zu leisten bereit ist, nämlich nichts. Durch diesen Trick kann noch der blankeste Egoismus in das Gewand moralischer Überlegenheit gehüllt werden.

      Also lass uns bitte über darüber diskutieren, ob wir Waffenhersteller in der BuLi als Sponsor haben wollen. Aber die Diskussion nicht damit beenden „Aber die ESL hat die US Army als Sponsor, daher ist das ok!“.

      • Innerhalb der SC2 bzw. Esports-Szene diskutieren wir derzeit viel, wie wir mit dem in zwei Monaten startenden EWC umgehen sollen – der ein 100%iges Sportswashing-Produkt Saudi-Arabiens ist, aber sich eben auch anschickt, das geilste Esports-Event außerhalb des Riot-Kosmos zu werden.
        Insofern ist mir die Doppelmoral-Diskussion durchaus vertraut. Und nur um das zu unterstreichen: Das Beispiel mit der US Army sollte eher zeigen, warum ich persönlich nicht sonderlich in Wallung gerate, wenn Rheinmetall in der BuLi sponsort. Das war kein „und deswegen ist das halt so“-Argument.

        Du hast Recht, eine Waffenschmiede ist kein Unternehmen wie jedes andere. Aber es ist eine Waffenschmiede, dir wir als Staat einigermaßen kontrollieren können. Eine Waffenschmiede, die eine essenzielle Aufgabe innerhalb unseres Staates erfüllt, als ein wichtiger Lieferant der Waffen, die wir vielleicht nicht haben wollen, aber definitiv brauchen.
        Ich bin ehrlich, ich weiß nicht, was sich alles im militärischen Repertoire von Rheinmetall befindet. Ich verbinde die Firma hauptsächlich mit ihren Panzern, mit Artillerie, Logistik und anderem schweren Kriegsgerät. Insofern ist ein Sponsoring vielleicht eine Form des Sportswashings, aber es ist doch eine sehr andere Art als wenn z.B. Heckler&Koch werben würde. Denn ein Jugendlicher kann vielleicht auf einen Werbespot für Maschinenpistolen anspringen, aber ganz sicher nicht auf den für einen Puma-Panzer.

        Was ich damit meine ist, dass ich Rheinmetall nicht gerade als kritischstes Sponsoring bezeichnen würde. Gerade ich als Schalker muss ja auch damit leben, dass mein Verein maßgeblich durch eine Bierbrauerei und ein Wurstimperium gesponsort wurde und wird. Kann man auch hinterfragen, welche Message das gerade an jüngere Fans sendet.

        Ich denke, mehr Öffentlichkeit auf Rheinmetall zu lenken, hat Vorteile. Zum einen holt es „unsere Panzer“ ein wenig aus der Schmuddelecke heraus, in die sie meiner Meinung nach nicht gehören. Und zum anderen denke ich, dass eine öffentliche Einwirkung auf Rheinmetall definitiv erfolgsversprechender ist als der Glaube, wir könnten Saudi-Arabien und Katar verändern, wenn wir nur lange genug auf die Scheichs einreden.

      • Schöne Worte, die im Vakuum betrachtet vielleicht Sinn ergeben, aber die Dinge müssen auch in Kontext zum übrigen Verhalten gesetzt werden, sonst fehlt es an Konsequenz und der moralische Kompass wird zum Kreisel.

    • Man kann halt auch ESL gucken und trotzdem verstehen, dass die US Army für Imperialismus und Kriegsverbrechen auf der ganzen Welt verantwortlich ist. Komische Schlussfolgerung, dass deswegen jetzt auch Rheinmetall für Fußball okay ist.

      Das sollte eher zeigen, wie sehr die Werte, für die wir als Gesellschaft einstehen, mittlerweile verwaschen sind, was ja genau die Idee hinter solchen Sponsorings ist. Was in den USA schon normal ist, wird hier nach und nach auch in Deutschland normalisiert.

      Rheinmetall liefert übrigens nicht nur an die Ukraine, sondern auch an Länder wie Ungarn, Ägypten oder die vereinigten Arabischen Emirate.

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