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Die späteren Staffeln von Game of Thrones weichen immer stärker von den von George R.R. Martin geschriebenen Büchern ab, um eine deutlich simplere eigene Geschichte zu erzählen. Dieser Umstand wurde in der Vergangenheit bereits häufiger von dem Autor kritisiert. Vor einigen Tagen äußerste sich Martin nun auf seinem persönlichen Blog erneut zu diesem Thema. Dabei bemängelte er aber nicht nur GoT, sondern er beschwerte sich im Grunde über alle Adaptionen im TV.

Laut George R.R. Martin gibt es immer mehr Producer und Drehbuchschreiber, die eine Story kaufen und zu ihrer eigenen Geschichte machen möchten. Dabei ist egal, wer die Vorlage verfasst hat und wie bekannt dieser Autor ist. Es gibt immer mindestens eine Person mit genug Arroganz, um davon auszugehen, dass sie die jeweilige Geschichte verbessern kann. Diese Leute machen die Erzählungen aber nie besser. In 999 von 1000 Fällen kommt dabei dann eine schlechtere Geschichte heraus.

“Very little has changed since then. If anything, things have gotten worse. Everywhere you look, there are more screenwriters and producers eager to take great stories and ‘make them their own.’ It does not seem to matter whether the source material was written by Stan Lee, Charles Dickens, Ian Fleming, Roald Dahl, Ursula K. Le Guin, J.R.R. Tolkien, Mark Twain, Raymond Chandler, Jane Austen, or… well, anyone.”

“No matter how major a writer it is, no matter how great the book, there always seems to be someone on hand who thinks he can do better, eager to take the story and ‘improve’ on it. ‘The book is the book, the film is the film,’ they will tell you, as if they were saying something profound.  Then they make the story their own. They never make it better, though. Nine hundred ninety-nine times out of a thousand, they make it worse.” (via)

Trotz dieser Sicht gibt es aber halt auch immer wieder die ein tausendste Adaption, deren Umsetzung wirklich eine Bereicherung für die Geschichte darstellt. Für Martin ist die von FX produzierte Adaption von Shogun solch ein seltener Fall. Das Buch ist bereits sehr gut und die Adaption macht das Ganze noch besser. Der Autor kann den Verantwortlichen nur applaudieren.

“I am glad they did, though. The new ‘Shogun’ is superb… I think the author would have been pleased. Both old and new screenwriters did honor to the source material, and gave us terrific adaptations, resisting the impulse to ‘make it their own.’” (via)

Diese Sichtweise von George R.R. Martin ist durchaus interessant. Ich persönlich stimme diesen Behauptungen zumindest teilweise zu. Es gibt einfach zu viele Serienmacher mit der Meinung, dass sie es besser als der jeweilige Autor wissen und am Ende entsteht dadurch dann so Dreck wie Die Ringe der Macht. Was haltet ihr von der Einstellung des Autors? Teilt ihr die Meinung?


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5 KOMMENTARE

  1. Das ist im Grunde eine sinnlose Diskussion, da es ja nicht wirklich auf die Treue einer Adaptation ankommt, sondern auf deren Unterhaltungswert beim Publikum.

    Mir fällt keine erfolgreiche Adaption ein, bei der das Hauptargument der Fans wäre, wie toll es doch war, dass die Serie/der Film sich 1:1 an die Vorlage gehalten hat.
    Meist ist es genau das Gegenteil, dass das Werk den Geist des Originals einfängt und es dann eine Richtung einschlägt, welche den etablierten Fans etwas Neues, aber auch gleichzeitig Vertrautes bietet.

    Wer würde tatsächlich Alan Rickman gegen Buch-Snape eintauchen? Wer würde auf Robert Shaws USS Indianapolis Erzählung verzichten? Wer wollte Brad Pitt nackt am Strand sitzen sehen? (Hm, vielleicht nicht das beste Beispiel, aber wie würden die Dude-Bros wohl über Fight Club denken, wenn die Homoerotik wie im Buch mehr Text statt Subtext gewesen wäre)

    Zudem gibt es ja genug Gegenbeispiele. Stephen Kings Shining-Verfilmung ist treuer an seinem eigenen Buch, aber der Kubrick-Film spielt ohne Zweifel in einer ganz anderen Liga.

    Egal wie dumm oder klug die involvierten Leute sind, wie sehr sie die Intention des Autors fehlinterpretieren, wenn das Endprodukt gut ist, interessiert das keine Sau. V for Vendetta kontrakariert in vielen Punkten Moores Original, trotzdem ist es ein super Film.

    Außerdem sind Autoren auch oft inkonsistent mit ihrer Haltung gegenüber ihren Werken. Der eigentliche Fokus der Story verschiebt sich und neue Ideen verdrängen alte. Martin würde wahrscheinlich heute auch ein ganz anderes Game of Thrones schreiben als vor etlichen Jahren.

    Wenn ich in der Lage wäre, drei zusammenhängende Sätze zu schreiben, die irgendjemand lesen, geschweige denn adaptieren wollte, würde ich hoffen, dass die Adaptation etwas Spannendes und Originelles mit meiner Geschichte macht. Das sie mich überrascht und mir etwas zeigt, was ich vielleicht nicht bedacht hatte und mir so einen ganz neuen Blickwinkel ermöglicht.

    Elementary, Sherlock, Monk, House M.D. etc. gäbe es heute nicht, wenn die Macher sich nur nach den Vorgaben von Doyle gerichtet hätten.

  2. Am Ende vom Tag hat er seine Geschichte dennoch verkauft, und auch die beiden letzten Staffeln von GoT abgesegnet und damit eine tendenzielle Kultserie zu seinem Lebenswerk zu etwas gemacht, wo heute kaum noch darüber gesprochen wird.

  3. In seinem Fall relativ simpel: wenn er nach gefühlt 240 Jahren endlich die letzten beiden Bücher geschrieben hätte, dann hätten sie GoT nicht so verhunzen müssen in der letzten Staffel…

  4. Ja und nein. Während ich ihm in dem Sinne recht gebe, dass viele Buchadoptionen nicht dem Original entsprechen, empfinde ich das nicht als Arroganz der Showruner, ganz im Gegenteil. Ein Drehbuchautor ist kein Buchautor, das lässt sich nicht laut genug betonen und ein Martin sollte das eigentlich auch wissen. Du kannst ein Buch nicht einfach eins zu eins als Film heruasbringen. Gleiches gilt für einen Film, der in Buchform gepresst wird. Nicht jedes Buch eignet sich als Film oder Serie, das ist eigentlich das größere Problem. Mein Lieblingsbeispiel sind die LotR-Filme. Wäre da stupide nach den Büchern gegangen, dann hätten wir drei der langweiligsten Fantasyfilme aller Zeiten. Ich mag die Bücher sehr gerne, gleichzeitig sind es keine Drehbücher. Sie mussten umgeschrieben werden und das hatte nichts mit Arroganz, sondern schlicht mit Wissen zu tun.

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