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Der in 2018 veröffentlichten LEO-Studie zufolge gibt es in Deutschland ca. 17 Millionen Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, deren Lese- und Sprachverständnis auf dem Niveau der vierten Klasse liegt. Gründe dafür können fehlende Bildung, Krankheiten oder auch das Erlernen der Sprache sein. Für Menschen in dieser Gruppe ist es schwer sich über aktuelle Themen zu informieren und für sie verständliche Nachrichten zu erhalten.

Um diese Sache etwas zu vereinfachen, möchte die Tagesschau jetzt Sendungen in Einfacher Sprache produzieren. Diese simple Nachrichtensendung wird täglich alle wichtigen Themen auf eine simple Weise zusammenfassen und um 19 Uhr auf tagesschau24 ausgestrahlt. Nutzer können die tägliche Folge aber auch schon ab 18 Uhr auf YouTube, in der ARD-Mediathek oder unter tagesschau.de/einfache-sprache abrufen. Das Ganze ist also ein rein digitales Angebot.

„Mit diesem neuen Angebot möchten wir eine bisher nicht erreichte Zielgruppe ansprechen und ihr den Zugang zu sorgfältig recherchierten Informationen aus Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und internationalen Geschehnissen eröffnen“ –  Marcus Bornheim, Erster Chefredakteur von ARD-Aktuell.

Auch wenn manche Leute in den sozialen Netzwerken diese Entscheidung wieder als eine Verdummung der deutschen Sprache oder ein Anbiedern bei Ausländern auffassen möchten und deshalb jammern, so kann ich persönlich das Ganze nur begrüßen. Ich kenne mehrere Leute, die entweder aufgrund ihres Alters oder gewisser Krankheiten zwar nicht mehr unbedingt alles mitbekommen, aber sich trotzdem noch informieren möchten. Für solche Leute wäre die Einfache Sprache vermutlich sehr hilfreich. Dass gleichzeitig auch noch Einwanderern, Urlaubern, im Ausland studierenden Schülern und vielleicht sogar an Nachrichten  interessierten Kindern geholfen wird, macht die Sache nur noch besser.

Mein einziges Problem ist die Limitierung auf den digitalen Raum. Viele alte Menschen würden von solchen Nachrichten profitieren und genau diese Gruppe schaut Nachrichten lieber im klassischen TV. Vermutlich sollte man den Dienst in dieser Sache etwas ausweiten.


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11 KOMMENTARE

  1. Die Idee finde ich als solche gar nicht schlecht. Ich muss da eigentlich nur an viele meiner Mandantengespräche denken, in denen ich selber merke: Kurze Sätze, keine Nebensätze, einfache Beispiele usw. Ich kann mir schon vorstellen, dass diese Leute auch von den herkömmlichen Nachrichtensendungen überfordert sind. Und das betrifft ebenso deutsche Muttersprachler, traurigerweise.

    Gut, jetzt kann man natürlich streiten, ob ausgerechnet die Tagesschau inhaltlich das richtige Medium ist, aber was politisch neutrales haben wir eben zur Zeit nicht, und hey, ZDF wäre definitiv noch schlimmer!

    Abschließend für meine „Fans“: Ich warte schon auf die Memes von der Tagesschau in einfacher Sprache, wo der Sprecher einfach nur „Beeernd, Beeeeernd, Beeeeeernd“ grunzt! 😉

  2. Die meistgelesene Zeitung in Deutschland arbeitet auf dem gleichen Niveau, die Zielgruppe sollte also deutlich größer sein als man (optimistisch) vielleicht geschätzt hat.

    Umso drolliger, wenn sich da jetzt wieder die Wutbürger drüber aufregen.

    Fände es allerdings auch sinnvoll die Austrahlung auf das klassische Fernsehen zu erweitern.
    Man kann dem Format ja auch einen neutralen Namen geben „Tagesschau kompakt“ oder so.

  3. Ich finde die Idee des Projektes sehr gut!

    „Bei der Bundeswehr arbeiten Soldaten, wenn es einen Angriff gibt müssen die Soldaten Kämpfen, das ist Verteidigung“

    Natürlich klingt der Satz „albern“
    Natürlich ist die Szene wie eine erwachsene Frau im Fernsehn ganz langsam das vorließt als „nachrichten“ eine ganz unangenehme Situation in der man sich fühlt als würde man grade zum Depp gehalten werden.
    Jedoch wirkt es so NUR für jemanden der 1. der Sprache sehr gut mächtig ist und zweitens einen gewissen Bildungsgrad hat, oder keine sonstige Beeinträchtigung hat. (strichwort körplerlich und geistige behinderung)
    Oder anders gesagt, damit ist man keine Zielgruppe des Formats.
    Zielgruppe sind eben genau diese Menschen.

    Denn auch solche menschen, nehmen wir mal z.B ein Mensch mit Downsyndrom, hat verdient für ihn verständliche Nachrichten zu bekommen.
    Das die AFD Wichser das jetzt zerreißen ist leider nur klar und ist eher fremdschämend.

    Also ich begrüße das format und hoffe das es noch viel mehr kommt. Wem die sprache zu“tief“ ist, der sollte sich freuen das er sie schienabr nicht braucht und keine der oben genannten „nachteile“ hat.

    • Falsch. Die Zielgruppe sind 17 Millionen (!!!) Menschen, die komplexe Texte nicht verstehen können (lies Tagesschau Post dazu).

      …außer du willst sagen, dass 17 Millionen Menschen in diesem Land geistig behindert sind.
      Und bei der Einschätzung wäre ich vielleicht sogar voll am Start! 😀

  4. Wir werden das bei Zeiten einmal ausprobieren.
    Momentan halten wir meine Mutter die im letzten Jahr zum Pflegefall wurde(Alzheimer/Demenz,Parkinson,Treppensturz,ans Bett/Rollstuhl gefesselt,all Inclusive Fall halt) von Nachrichten fern.Normale Tagesschau die jetzt nicht wirklich Komplex ist verwirrt sie nur.
    Ich kauf ihr sogar Yellow Press wegen den Bildern ,Aufklebern und einfachen Themen.

    Ich kannte sowas nur vom Hörensagen aber Pflegekräfte,Ärzte und co haben dann doch schon deutlich gemacht das so ein Fall jetzt nicht etwas besonderes ist.
    Finde ich gut und wir ausprobiert.
    Aber erstmal wird ihr EM neu beigebracht, ein Spaß für die gesamte Familie.

  5. Neusprech und Propaganda

    „So this is how liberty dies… with thunderous applause.“
    Sehr gut fand ich die Vorstellung des Ganzen: „Russland ist ein Land. Das hat einen Präsidenten. Der hat jetzt Krieg gemacht. Und jetzt folgendes.“

    Na, wenn’s so simpel ist… *thumbsUp*

  6. Sehr gut, gibt es hier teilweise auch mit やさしい日本語 (lit. einfaches Japanisch). Hilft auch nicht nur den „ollen“ Ausländern, sondern auch Kindern und sprachlich weniger begabten Mitbürgern.

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