In den vergangenen Tagen hat Twitch seine Richtlinien für die Inhaltsklassifizierungskennzeichnung überarbeitet und eine neue Kategorie mit dem Namen „Politik und heikle gesellschaftliche Themen“hinzugefügt. Streamer auf Twitch müssen jetzt also einen Warnhinweis zu ihrer Sendung hinzufügen, wenn sie in ihrer Sendung über Politik oder gewisse ideologische Ansichten (Religion, LGBTQ+, Sexualität) sprechen möchten. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass niemand versehentlich auf Inhalte stößt, die er eigentlich nicht sehen oder hören möchte. Bisher waren solche Warnungen nur für Gewalt, sexuelle Inhalte oder Glücksspiel notwendig.
Today, we’re expanding Content Classification Labels and adding a new content category, focused on political and debated issues. Content Classification Labels were built and designed to give viewers more control over what they see on Twitch.
Starting today, streams that include…
— Twitch Support (@TwitchSupport) November 1, 2024
Wie es für Twitch üblich ist, hat die Plattform diese neue Regel aber direkt möglichst verwirrend und unnötig eingebaut. Informativer Content mit einer neutralen Ausrichtung darf die neue Regulierung nämlich ignorieren und muss keine Warnung schalten. Die Warnung gilt also wohl nur dann, wenn man Zuschauer von einer bestimmten politischen Einstellung oder einer anderen Meinung überzeugen will. Ab wann ein Stream als informativ oder neutral gilt, wird nicht genauer festgelegt. Zusätzlich dazu brauchen Streams keine Warnung, wenn sie nur gelegentlich über diese Themen reden und es nicht das Hauptthema ist.
Neben dieser Verwirrung um die Durchsetzung der Richtlinie erntet das Ganze auch noch andere Kritik. Viele Nutzer werfen Twitch vor, dass diese Änderung nur durchgeführt wurde, damit Twitch keine besonders toxischen Streamer für ihre Ansichten bannen muss. Zusätzlich dazu fühlen sich LGBTQ+ Streamer angegriffen, weil Gespräche über ihre alltäglichen Erfahrungen jetzt scheinbar ebenfalls einen Warnhinweis erfordern und sie nicht mehr frei über normale Dinge reden dürfen. Dazu kommt noch der mögliche Verlust von Einnahmen und Aufmerksamkeit, der durch viele Warnhinweise bei Streams entstehen könnte.
Für mich ist recht deutlich, dass Twitch sich durch diese Änderung vor seiner Verantwortung drücken möchte. Toxische Inhalte, Falschinformationen und Diskriminierung sind komplett fein, sofern Streamer einen Warnhinweis an ihre Sendung hängen. Vielleicht sollten die Verantwortlichen ihre Plattform einfach mal aufräumen und Problemfälle aktiv angehen. Ansonsten ist es irgendwie albern, dass Leute davor gewarnt werden müssen Dinge zu hören, die sich möglicherweise von ihrer eigenen politischen oder ideologische Sichtweise unterscheiden.
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