In der vergangenen Nacht wurde die neueste Folge von Last Week Tonight mit John Oliver auf HBO und YouTube ausgestrahlt. Diese für das aktuelle Weltgeschehen durchaus relevante Episode drehte sich um Transmenschen im Sport, die von diesen Menschen erlebten Probleme und ihre möglicherweise vorhandenen unfairen Vorteile gegenüber Cis-Menschen. Das Thema war der Show sogar wichtig genug, um es auf die volle Episodenlänge zu strecken und über 42 Minuten zu investieren.
John Oliver discusses why trans athletes seem to be at the center of U.S. politics right now, the nuances around competition and safety, where the conversation could be headed, and what The Rock would do in a barre class.
Wie üblich verbindet John Oliver in der Folge ein durchaus sensibles Thema mit viel Spott und direkten Seitenhieben gegen gewisse problematische Personen. Trotzdem entsteht am Ende ein Dialog, der zwar eindeutig auf der Seite von Transmenschen im Sport steht, aber zumindest einen Mittelweg ins Gespräch bringt und einige Falschinformationen widerlegt. Der Punkt am Ende läuft darauf hinaus, dass auch diese Sportler normale Menschen sind und man sie fair behandeln sollte. Besonders, wenn es sich um jüngere Personen handelt.
Ich selbst bin durchaus der Meinung, dass Transmenschen im professionellen Sport je nach Sportart durchaus einen gewissen Vorteil oder auch Nachteil haben könnten. Um einen fairen Wettkampf zu garantieren, sollte man in dieser Sache zumindest genaue und überprüfbare Nachforschungen anstellen. Basierend darauf kann man dann entscheiden, ob ein Bann oder andere Regulierungen notwendig sind. Was Jugendliche oder einfach nur niedrigere Level an Sport betrifft, so sehe ich kein Problem mit Transmenschen. Menschen dort unfaire Absichten vorzuwerfen, wirkt für mich genau albern wie die angeblich von solchen Situationen ausgehende „Gefahr“. Wenn junge Transmenschen zu einem Team gehören wollen, sollten sie die Möglichkeit dazu erhalten. Alles andere wäre unfair.
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Ich habe mit 25 Jahren eine komplette Transition (= SRS, FFS und BA) gemacht und lebe dank guter genetischer Voraussetzungen (1,71m, passende Stimme) seit vielen Jahren komplett stealth, d.h. außer meiner Familie kennt niemand meinen Background.
Als „Betroffene“ finde ich es unfassbar, wie sehr diese Thema seit einigen Jahren politisiert wird und wie Cis-Menschen (insbesondere Männer) meinen, über das Schicksal von queeren Minderheiten entscheiden zu dürfen. Keiner von denen, weiß, wie es sich anfühlt, gegengeschlechtliche Hormone zu nehmen. Wie es sich anfühlt, die soziale Rolle komplett zu wechseln. Wie es sich anfühlt, alles aufs Spiel zu setzen, um irgendwie glücklich zu werden!
Auf der Suche nach einem Hobby habe ich mit 28 Jahren dann angefangen, Fußball im Verein zu spielen (als Kind habe ich außerhalb des Schulsports nie gespielt) und kann Euch nach mittlerweile acht Jahren im Frauenfußball versprechen, dass es da keinerlei Vorteil gibt. Eine gegengeschlechtliche Hormontherapie sorgt bereits nach wenigen Monaten dafür, dass die männliche Muskelmasse verschwindet und einer weiblichen Fettverteilung weicht. Ich bin weder die stärkste, noch die schnellste, noch die Beste im Team. Im Gegenteil: Ich bin Leistungsmäßig im unteren Mittelfeld und sitze sehr oft auf der Bank. Regelmäßig bouncen mich cis-weibliche Gegenspielerinnen einfach weg. Und das ist vollkommen okay so! Meine Mitspielerinnen und das Trainerteam wissen selbstverständlich nichts von meinem Background.
Selbstverständlich bin auch ich der Meinung, dass es ebenso grenzwertige Beispiele gibt. Eine Schwimmerin, die vor der Transition schon Leistungssport betrieben hat und über für Ihre Disziplin förderliche Merkmale (etwa Körper- und Handgröße) verfügt, wird in einem Einzelkämpfersport sicherlich einen Vorteil haben. Aber im Mannschaftssport? Wohl kaum.
Also bitte, bitte, bitte seht die Dinge realistisch und wissenschaftlich.
Eine „richtige Trans*-Person nimmt gegengeschlechtliche Hormone und erreicht dadurch dauerhaft einen cis-identischen Hormonspiegel. Dieser wird bei mir z.B. mehrmals jährlich durch meine Hausärztin kontrolliert. Auch ist bei weitem nicht jede Transfrau 1,90m und hat nen S…. in der Hose. Get your facts straight!
Aber wenn es nach den AfD-Faschos und ähnlichen Idioten geht, soll ich wohl trotzdem bei den Männern mitspielen. Kommt sicher gut, so als zierliche blonde Frau. x_x
Du sagst, dass „Transmenschen“ einen Vorteil haben könnten, aber grundsätzlich geht es eigentlich nur um Transfrauen. Kein Schwein regt sich darüber auf, wenn ein Transmann einen Wettbewerb gewinnt oder echauffiert sich, wenn er gegen einen anderen Mann verliert.
Ähnlich wie bei männlichen homosexuellen Menschen schwingen auch hier immer eine ganze Menge extrem negativer Vorurteile mit, die häufig sogar in die Unterstellung übelster Motive abgleiten.
Meiner Meinung nach sollte Sport grundsätzlich (bis auf wenige Ausnahmen) nur nach Leistungsklassen unterteilt werden und nicht nach Geschlecht. Das hatte auch den Vorteil, die Werbe- und Sponsoringgelder breiter zu streuen und mehr Abwechslung und Spannung durch die Kategorien hindurch zu erzeugen.
J.K. Rowling fällt natürlich im Zusammenhang mit trans Menschen mal wieder negativ auf und darf deswegen in dem Beitrag nicht fehlen. Es geht um die Aussage im folgenden Tweet: „According to the UN, female athletes have lost nearly 900 medals to trans-identified men competing against them in women’s sporting categories.“
https://x.com/jk_rowling/status/1858258478629847149?lang=de
Schön das er die Quelle dieser Zahl auseinander nimmt und darauf stößt, dass die Zahl auf eine Website beruht auf der jede/r melden kann. Da wurden dann sowas wie Poker, Frisbee oder Läufe die als „Fun Run“ deklariert sind gemeldet. Als wäre das noch nicht genug werden die „verlorenen“ Medaillen oft doppelt und dreifach gezählt.
J.K. Rowling reproduziert den Unfug und 7,5 Millionen Menschen haben den Post gesehen und blubbern das dann nach. Ich dachte genau für sowas gibt es die Community Notes? Funktioniert wohl doch nicht so gut.
In den USA mit dem Ban hat das für diese marginaliserte Gruppe ganz reale Konsequenzen und werden wieder an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Traurige Entwicklung…
Wenn ich die Frau wieder als transfeindlich tituliere, darf ich mich wieder rechtfertigen was sie denn gesagt hätte.