Ich sitze im Auto. Es ist kurz nach neun. Ich bin auf dem Weg zur Arbeit. Die Sonne scheint. Ich blinzle in die Sonnenstrahlen. Ob der Frühling dieses Jahr doch früher kommt?
Im Grunde ist es eine Fahrt, wie jede andere auch. Man fährt und ist mit seinen Gedanken bei der Arbeit oder anderen Dinge, die im Laufe des Tages anstehen. Und dann passiert es.
Es ist ein Moment der völligen Klarheit und der totalen Selbsterkenntnis. Mir wird klar, dass sich in den letzten Monaten alles verändert hat. Mein Leben hat sich auf den Kopf gestellt.
Sie ist weg und kommt nie wieder zurück. Sie wartet auch nicht mehr auf mich, wenn ich nach Hause komme.
Dieser eine Moment zieht mir den Boden unter den Füßen weg. Mir läuft eine Träne die Wange runter. Ich kämpfe dagegen an. Ich versuche an die guten Dinge zu denken, die mir in den letzten Wochen geschehen sind. Aber die Trauer ist zu stark.
Ich stelle mir selbst die Frage, was ich eigentlich will. Will ich sie überhaupt zurück? Nach allem, was passiert ist? „Nein“, sage ich wütend vor mich hin. Aber um was weine ich dann?
Mir wird klar, dass ich nicht ihr nachtrauere, sondern uns und dem, was wir mal hatten. Es war bedeutend. Leider haben wir es verloren. Die Zeit hat uns alles genommen. Und es kommt nie wieder zurück.
Es gibt kein Wir mehr. Es gibt nur noch Ich. Das Wir wurde aus mir herausgerissen. Und es tut immer noch weh. Ob der Schmerz jemals aufhört?
Ich komme an meiner Schule an. Ich wische mir die Tränen mit meinem Pullover weg, steige aus meinem Auto aus und versuche, jemand anders zu sein.
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Mir fällt zu deiner Situation irgendwie spontan ein Lied von Bodo Wartke mit dem Titel „Er“ ein. Da ich dazu leider kein anständiges Video finde, schreib ich einfach mal den Text auf (Bitte bis zum Ende lesen ;):
Es ist, wie es ist.
Du bist nicht mehr hier.
Ich bin alleine.
Er ist bei dir.
Ich weiß, wer er ist,
ich kenn’ ihn gut, denn
wir drei lernten uns damals
gleichzeitig kenn’.
Kam ich zu dir,
war er bereits da.
Und war auch stets bei dir,
wenn ich es nicht war.
Doch jetzt möchtest du
nicht mehr bei mir sein.
Er ist noch bei dir,
doch ich bin allein.
Wenn er bei dir ist,
find’ ich keinen Schlaf,
weil er all das tut,
was ich nicht darf.
Kein Wunder, ich kenne
niemanden, der
so zärtlich und sorgsam
und treu wär’ wie er.
Auch wenn ich dich sehr
und schmerzlich vermiss’,
wünsch’ ich dir von Herzen,
daß du glücklich bist.
Wie es auch ist,
er wird, das weiß ich,
noch lang bei dir bleiben –
Der Gedanke an dich.
Fühl dich einfach mal gedrückt! x3
Bei dem Song muss ich immer an dich denken, lieber Steve.
Der ist, soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann, genau auf deine Situation passend.
Sieh es mal so – wäre der Schmerz nicht, was hätte das über deine Einstellung zur Beziehung ausgesagt. Das es schmerzt zeigt die wie stark die Gefühle waren und was du schönes erfahren hast. Es wäre schade, wenn wir um unsere verflossenen Beziehung nicht eine Zeit trauerten und sie einfach nur abschalten würden. Versuch ihn anzunehmen ohne dich darin zu suhlen, nur so hast du die Chance dich zu verabschieden und irgendwann wieder etwas Neues zu beginnen. Das braucht halt Zeit, aber am Ende kommst du ausgeglichen heraus. Ich wünsch dir viel Kraft dafür. K.
Das wird einem ja Bange vor einer Beziehung….
Steve, das wird schon. Leider ist es im Leben so, dass man auch immer wieder schwere Zeiten durchmachen muss. So banal es klingt, aber man muss aktzeptieren, dass es momentan hart ist und weitermachen.
Glaub mir ich spreche aus Erfahrung, wobei ich Liebeskummer noch nicht hatte.
Für mich das Beste, was du je geschrieben hast!
Oh ja, der gute alte Heulanfall auf offener Straße…gibt ja nichts schöneres, um einen den Tag zu versauen.
Finde es übrigens beeindruckend, dass du trotzdem dein Ding noch weiter gemacht hast, hier mit dem Network und natürlich auch deinen Lehrerberuf in der ersten Zeit nach der Trennung! Ich war in den ersten Wochen nach meiner Trennung erstmal total platt und habe (zumindest in den ersten 2-3 Wochen) nichts auf die Kette bekommen.
Und Steve, wir Männer weinen natürlich nicht, wir schwitzen aus den Augen! 😉
Solche Momente kenne ich auch. Das zieht einen so richtig schön runter, aber meine Erfahrung ist, dass das zum Prozess des Verarbeitens gehört.
Mir haben diese Momente bisher immer geholfen, die ganze „Sache“ differenzierter zu sehen, aus einem anderen, neuen, Blickwinkel (neu) zu reflektieren.
Sie helfen mir oft auch, mir meinen Anteil an dem, was passiert ist, bewusster zu machen und neu zu bewerten.
Meistens ging es mir erst mal richtig besch***en, aber nach einiger Zeit habe ich dann wirklich mit dem Thema abschließen können.
Also, nur Mut, Steve! Du hast schon ganz andere Sachen überstanden!
„Die Zeit hat uns alles genommen.“
Nein, die Zeit war hier nicht der Faktor. Im Gegensatz zu einem Verlust durch den altersbedingten Tod, ist dieses Ende der Beziehung durchweg menschengemacht. Es waren eure Taten und eure Nichttaten. Es war euer Umgang mit dem anderen und mit euch selbst.
„Das Wir wurde aus mir herausgerissen.“
Im Gegenteil, es war eine einvernehmliche Entscheidung. Sie bahnte sich über lange Zeit an. Es war nicht abrupt, es war nicht ohne Kontrolle, es war sogar teilweise gewollt.
Das gilt es zu akzeptieren. Kein Schieben auf andere, keine passive Rolle als Opfer. Eine Entwicklung mit gewisser Eigenbestimmung, die man selbst zu verantworten hat.
Wenn man das akzeptiert und damit seinen Frieden findet, hat man es geschafft.
Ich danke Dir für Deine offenen Worte.
Sehr schön gesagt.
Eine Community-Brofist zum Trost 😉
So etwas gehört zum Leben dazu, Emotionen machen uns aus.