„Hallo Steve
Voller Bestürzung musste ich gerade eben lesen, dass Figo von uns gegangen ist. Ich schreibe hier bewusst „von uns“, da er und Du für mich immer fest miteinander verankert wart. Ich denke das erklärt auch warum du so viel Beileidsbekundungen aus der Community bekommst. Wir alle haben gespürt, wie sehr du deinen Kater geliebt hast.
Nebenberuflich beschäftige ich mich aufgrund meiner Leidenschaft, dem Kampfsport, sehr viel mit buddhistischen Lehren, welche mir in solch schwierigen Phasen meines Lebens immer sehr geholfen haben. Ich weiß, es wird altklug klingen, was ich dir jetzt schreibe, ich weiß noch nicht einmal, ob Du diese Zeilen wirklich liest, aber ich hoffe es und ich hoffe ferner, Dir damit helfen zu können. Ich versuche Dir hier, die hilfreichsten in Kürze zusammenzufassen, ohne tief ins Detail zu gehen.
Im Buddhismus glaubt man, dass der Tod eine Transformation auf eine weitere Ebene bzw. ins Nirwana ist. Man erntet quasi den Lohn für seine Taten im Leben nur wirklich durch den Tod. Waren die Taten gut und hilfreich, so werden wir mit einer “besseren” Existenz belohnt. Man muss hierbei immer von der menschlichen Existenz ausgehen, da man als Tier zB. keinen Einfluss auf sein Karma hat. Für Figo heißt es also jetzt: Auf in ein neues Leben, das mit Sicherheit wieder menschlich sein wird.
Weiterhin glaubt man, das Seelen immer und untrennbar miteinander verbunden sind, und dass sie im Leben immer wieder zueinander finden. Folgt man diesem Gedankengang weiter, so bedeutet das in meiner Weltanschauung, dass Du Figo wieder begegnen wirst. vielleicht als Haustier, vielleicht als Kumpel oder als zukünftiger Schüler.
Als ich diese Zeilen gerade geschrieben habe, musste ich beim Stichwort Karma schmunzeln: “Gutes” Karma erhalten auch jene, die in solchen Situationen, in der du Dich grade befindest, aufrichtiges Mitleid zeigen. Insofern vergiss die Hater, die Dir weder Erfolg noch Ruhe in der Trauer gönnen. Ich meine es ernst, erwähne sie nicht einmal. Die Quittung erhalten sie im nächsten Leben.
Und zum Abschluss der wichtigste Satz aus der Lehre Buddhas, gilt für mich deiner Zukunft: Buddha predigte einst, dass wir uns jeden Moment unseres Lebens den Tod vor Augen führen müssen. Jedes Ding ist bereits zerbrochen und jedes Lebewesen tot. Der Fanboy, der gleich nachdem er diese Zeilen geschrieben hat, aufsteht, ist nicht der, der diese Zeilen geschrieben hat. Wir sterben jede Sekunde, indem wir leben. Man könnte meinen, dass dies eine sehr düstere Sicht der Welt ist. Aber was Buddha damit sagen wollte, ist: Wenn du letzte Woche gewusst hättest, dass Figo heute nicht mehr bei dir ist, so hättest du die Zeit sicherlich mehr genossen. So werden sämtliche Dinge im Leben plötzlich wichtiger (Zeit mit der Familie, Freunden oder dem geliebten Menschen) oder unwichtiger (Arbeitsstress, Geld, Statussymbole).
Ich hoffe, ich konnte Dir mit den paar Zeilen etwas Mut und Kraft spenden. Lass dich niemals unterkriegen, egal von was oder wem auch immer. Halt den Kopf hoch! Du bist kein Star, aber du schaffst es, viele Menschen im Herzen zu berühren, die jetzt in Deiner dunkelsten Stunde (bisher) mit Dir leiden und an Dich denken!
Viel Kraft für den weiteren Weg
Dein stiller Zuhörer Bumschack“
Ein sehr schöner und (für mich) bewegender Leserbrief. Vielen, vielen Dank dafür.
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Stevinho das ist doch Furios Figo aus dem Stevethene Video oder ? Man is das schon lange her.
echt schöner brief
zur Katze sage ich jetzt nichts, außer dass es mir Leid tut, ich habe auch eine Katze und kann mir garnicht vorstellen wie furchtbar dieser Tag wird, wenn er kommt.
Zum Thema Buddha würde ich gerne meine Lieblingsgeschichte mit dir teilen, ich bin selbst Buddhist und Sie greift genau in das Thema, das der Leserbrief aufgefasst hat.
Ich denke an die Geschichte immer sehr gerne, lies Sie dir aufmerksam durch und denke ein bisschen darüber nach, vielleicht hilft es dir ja in deiner jetzigen Situation.
Der Tiger und die Erdbeere.
Ein Mann, der über eine Ebene reiste, stieß auf einen Tiger. Er floh, den Tiger hinter sich. Als er an einen Abgrund kam, suchte er Halt an der Wurzel eines wilden Weinstocks und schwang sich über die Kante.
Der Tiger beschnupperte ihn von oben. Zitternd schaute der Mann hinab, wo weit unten ein anderer Tiger darauf wartete, ihn zu fressen.
Nur der Wein hielt ihn.
Zwei Mäuse, eine weiße und eine schwarze, machten sich daran, nach und nach die Weinwurzel durchzubeißen.
Der Mann sah eine saftige Erdbeere neben sich. Während er sich mit der einen Hand am Wein festhielt, pflückte er mit der anderen die Erdbeere. Wie süß sie schmeckte!“
Welches Thema soll das sein?
Die Parabel oder das Koan sind in vielfältiger Weise interpretierbar.
Ob es nun der Buddhismus ist, der einem Trost spendet, sei jedem freigestellt.
Mir hat vor Jahren Epiktet geholfen, aber jemandem das kleine Handbüchlein der Moral zu empfehlen erscheint mir irgendwie nicht richtig.
Finde ich toll, dass du diesen Brief auf deinen Blog gestellt hast.
Habe früher sehr viele Bücher über Buddhismus gelesen und für mich ist es die schönste Religion, die am meisten Sinn macht und wo ich mich entschieden habe daran zu glauben und mein Leben einbisschen danach zu richten.
Aber man sollte auch alles nicht zu ernst nehmen und nicht alles gutheißen, sich sozusagen das Beste rauspicken und es als Werkzeug für sich nutzen. Früher haben immer alle einen als bekloppt abgestempelt wenn ich darüber erzählt habe, heutzutage behalte ich es eher für mich und glaube im stillen dran.
Jedenfalls sind meine Augen sofort aufgegangen, als ich diesen Brief gelesen hatte und kann alles so unterstreichen. Bleibt jedem selber überlassen ob er dran glaubt, oder nicht 😉 .