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Folgender Leserbrief erreichte mich letzte Woche von Community-Mitglied Erik:

„Wir haben letztes Schuljahr mit unserer Berufsschulklasse an einem Projekt namens „Klimakunst-Schule“ teilgenommen, wodurch wir anschließend 500€ geschenkt bekommen haben, um damit irgendeine umweltfördernde Aktion unserer Wahl anzustellen. Irgendwie haben wir dann ein Interview von Angela Merkel aufgegriffen, in welchem sie sagte „1 Millionen Elektroautos bis 2020 auf den deutschen Straßen!“. Bis heute sind es nur wenige Tausende.

Also dachten wir uns: Frau Merkel soll den ersten Schritt machen und selbst E-Auto fahren. Und so haben wir uns parallel zum Unterricht überlegt, wie wir ein Elektro-Auto für die Kanzlerin auftreiben können.

Am Anfang war das alles nur ein Gedanke, mittlerweile geht unser Projekt durch die Decke! Die lokalen Zeitungen haben uns in der Schule besucht (http://bit.ly/1TgvefY), unsere Facebook-Seite (http://on.fb.me/1RcHcc8) hat über das Wochenende über 300 Likes auf einmal bekommen, wir bekommen Zuspruch und Unterstützung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zugesagt, Testfahrer vom Elektroauto-Hersteller Tesla machen Werbung für unser Projekt, E-Autofahrer bloggen über uns (http://bit.ly/1HABkXZ) und und und… Es ist atemberaubend, was aus einem Gedanken entstehen kann!

Morgen (Dienstag, der 1. Dezember) soll unsere Crowdfunding-Aktion auf Startnext losgehen, mit der wir genug Geld für ein Elektroauto für die Kanzlerin zusammenbekommen wollen, alternativ gibt es ein Spendenkonto für „normale Überweisungen“. Die Überweisung soll 2016 in Berlin stattfinden.“

Bin ich jetzt ein Miesepeter, wenn ich das Projekt blöd finde? Grundsätzlich bin ich als Lehrer natürlich ein großer Freund von solch großen Schul-Projekten, aber ich soll ernsthaft Geld für die Kanzlerin spenden? Ich will kein Geld für Frau Merkel spenden – die kann sich ihr Elektroauto schön selber kaufen. Bin ich der Einzige, der findet, dass es bedürftigere Menschen auf der Welt gibt, für die man evtl. besser das Geld sammeln sollte?

Wie seht Ihr die Sache?


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28 KOMMENTARE

  1. Sinnvoller wäre vielleicht ein öffentlicher Brief an Frau Merkel, sie solle doch bitte mit gutem Bsp. voran gehen. Finde die Schlussfolgerung mit dem O-Ton „Wenn Frau Merkel 1 Mio. Elektroautos fordert, solle sie auch bitte selbst anfangen“ nämlich durchaus richtig.
    Ob das Projekt jetzt gut durchdacht ist, wage ich auch zu bezweifeln. Allerdings ist es eben ein Schulprojekt.

  2. Ich spende fuer projekte im internet wenn ich mich grossartig unterhalten fuehle. Die Bundeskanzelerin mag zwar mancher als Unterhaltung ansehen, wird aber aus euren Steuergeldern vortrefflich bezahlt und hat auch wahrscheinlich aus Sicherheitsgruenden gar kein privates Auto.

    Ich koennte mir soviel spannendere Schulprojekte zum Thema E-Mobilitaet vorstellen. Ueber die Schaffung der richtigen Anreize fuer die Industrie, die Abkehr von unseren massiven Diesel Subventionen. Ein Vergleich Elektromotor VS Brennstoffzelle. Wann geht uns das Lithium aus? Wie sieht die Zukunft der Batterie aus? Vlt kann man in naher Zukunft auch experimentelle Karbon batterien basteln https://en.wikipedia.org/wiki/Dual_carbon_battery.

    Aber das ist wahrscheinlich alles mehr Arbeit als auf Facebook nach likes betteln. Ausserdem: Wenn Tesla Werbung fuer das Projekt macht macht die Schule dann nicht auch Werbung fuer Tesla? Und ist das nicht eigentlich in Deutschland verboten?

  3. Warte, die kriegen 500€ für ein umweltförderliches Projekt und wollen das für diesen Mist verbraten? Welches Genie von Lehrer leitet das? oO
    Neben all den anderen Argumenten hier die ich voll unterstreiche gibt es da noch einen Aspekt: Ich bin kein Freund davon, Leute etwas auf’s Auge zu drücken. Trotz all meiner Vorbehalte im allgemeinen und gegenüber Merkel im besonderen, Politiker „gehören“ nicht der Allgemeinheit. Wenn die Kanzlerin Bock hat mit einer Drecksschleuder durch die Straßen zu cruisen dann ist das ihr gutes Recht.
    Viel lustiger wäre das Projekt wenn man die Karre für den hauseigenen Schulrektor kaufen würde. Ob das dann immer noch auf so große interne Begeisterung stößen würde? 😀

    Mal ne Frage ganz davon ab:
    Hat man eigentlich mittlerweile das Geräuschproblem bei E-Autos in den Griff gekriegt? Also das die Dinger einfach schlicht zu leise für den Verkehr sind? Weiß noch auf der Hannover Technikmesse wo ich beinahe zweimal von einem E-Auto überfahren wurde weil das Ding zehn Zentimeter hinter mir stand und ich es nicht hören konnte.

    • Klar, das Problem kann man nur lösen, wenn man die ganzen Uschis und weichgespülten aus dem Verkehr zieht. Radio voll auf und Fenster runter, dann hörste den auch kommen!

    • Dann hast du offensichtlich Tomaten auf den Augen. Gerade das ist ha uA eines der Vorzüge, beinahe fast vollständig geräuschlos unterwegs zu sein.

  4. „…, mittlerweile geht unser Projekt durch die Decke! […] unsere Facebook-Seite hat über das Wochenende über 300 Likes auf einmal bekommen,…“

    Irgendwie hab ich eine andere Vorstellung von „durch die Decke gehen“.

  5. Find die Idee auch nicht besonders toll, aus zwei Gründen: Erstens braucht die Bundeskanzlerin garantiert keine Spenden vom Steuerzahler (wenn sie sowas überhaupt annehmen darf), und Zweitens der Sicherheitsaspekt.

    Ich bin weiß Gott kein Fan von Angela Merkel, aber sie ist Bundeskanzlerin und dementsprechend wichtig für das funktionieren des Deutschen Staates. Son elektrischer Rasierer hat einfach nicht die Pferdestärken all die „Extras“ zu tragen die der Wagen eines Staatsoberhauptes braucht (oder haben sollte), es hat mehr als einen Grund wieso Staatschef grosse auffällige PS Monster fahren.

    Für mich nen Fall von „Gut gemeint, aber nicht wirklich zuende gedacht“.

    • Wenn man sieht, dass der Papst mittlerweile mit einem Fiat 500 durch die Gegend gefahren wird… und der dürfte nicht unbedingt weniger „Feinde“ als unsere Kanzlerin haben.
      Natürlich wird auch der 500 ein paar schwere Extras haben, andererseits wird so ein Fahrzeug doch nicht unbedingt auf sehr langen Strecken eingesetzt. Die Beschleunigung ist sehr gut und der Akku sollte reichen, die Insassen in einen nahegelegenen, geschützten Bereich zu bringen…

      • Das „Papa Mobil“ war nie als Panzer konzipiert, ganz zu schweigen von nem mobilen „Kommandostand“, einzig und alleine als Schild um solche Vorfälle wie bei Johannes Paul II zu unterbinden.

        Der Wagen der Kanzlerin hält garantiert herkömmliche Landminen, Granaten, Gas und vmtl. Nicht Panzerbrechende Raketen ab (jedenfalls wenn der Wagen anderer Staatsoberhäupter die Messlatte ist), ganz zu schweigen von der Elektronik die das Ding als Mobile Schaltzentrale wirken lässt.

        Rechne dazu das der vmtl. so aufgemotzt ist das er trotz aller Panzerung mit Polizeifahrzeugen mit Blaulicht Schritt halten kann oder Verfolger abhängt.

        Das schafft nen Kleinwagen niemals, und nen Elektroauto erst recht nicht.

  6. Ich finde Elektroautos fuer mich auch interessant, da es fuer meine Beduerfnisse vollkommen ausreichen wuerde (ca 34km Fahrtweg zur Arbeit, fuer mehr brauche ich mein Auto nicht).

    Allerdings sind Elektroautos so dermaßen teuer, dass sich eine Anschaffung einfach 0 lohnt. So viel Geld kann ich mit einem Benziner vertanken, dass sich der enorme Kaufpreis fuer solch ein Auto lohnen wuerde.

    So lange es keine finanziellen Zuschuesse fuer Elektroautos gibt, werden die sich definitiv nicht durchsetzen, weil sie einfach unwirtschaftlich sind.

  7. Naja, ich finde die Aktion auch im ersten Moment ein wenig seltsam, aber sie soll hält eine große Symbol Wirkung haben. Leute darauf aufmerksam machen, die Merkel daran erinnern usw. Daher finde ich die Aktion echt cool.
    Ich finde dein Argument mit den bedürftigen auf der Welt ist eines dieser Totschlagargumente. Natürlich kann man jeden Cent der über ist direkt an bedürftige Spenden und da lässt sich auch kaum gegen argumentieren. Aber gilt das gleiche Argument nicht auch für z.B. das Studio oder für deine Drohne? Also für alle Spenden die du bekommst? Sei mir nicht böse das sollte nur ein kleiner Denkanstoss sein und kein Flame.

    • Ich habe schon darauf gewartet, dass sowas kommt. Wenn Du tatsächlich diesen Vergleich ziehst, und nicht den Unterschied erkennst zwischen „Studio-Spenden“, die dem Allgemeinwohl der Community dienen (Stichwort: Events wie beispielsweise der Allimania-Release-Sendung) und einem Elektroauto für die Kanzlerin, dann kann ich Dir auch nicht mehr helfen.

      Bin mal gespannt, wie lange es dauert, dass die Tages-Trolle damit kommen, dass das ja dasselbe wäre, wie die Spenden, die ich während meiner Streams annehmen würde…

      • Genau darauf wollte ich doch hinaus. Wie ich vorher gesagt habe würde die Aktion mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen, Aufmerksamkeit für Elektro Autos und somit im Endeffekt für eine Welt mit weniger CO2 Ausstoß. Dann ist es so gesehen doch auch fürs Allgemeinwohl oder nicht? Genau so z.B. das Studio. Ich kann mich beschweren, dass man das Geld doch besser nach Afrika spenden sollte und hab damit bestimmt in irgendeiner Form recht, ignoriere damit aber völlig das man damit ja für die Gruppe an Menschen die dies betrifft auch was gutes tut, also etwas für dieses Allgemeinwohl.

        Im Endeffekt lassen sich doch beide Arten der Spenden im Bezug auf diese Argumentation doch so dann vergleichen oder nicht?

        Wie ich schon gesagt habe, ich wollte nicht die „Studio-Spenden“ angreifen(wäre ziemlich dumm von mir) sondern nur den Denkanstoß in die Richtung geben, dass man das wohl ebenso sehen könnte, je nach Sichtweise.

        • Ein weiteres Kapitel aus dem Buch: „Man kann sich alles so hindrehen, wie es gerade passt“. Sorry, aber das ist eine selten dämliche Argumentation! Du vergleichst hier „Äpfel mit Birnen“…

          • Man muss Äpfel mit Birnen vergleichen :> Erst dadurch wird dir bewusst, was eine Birne im Vergleich zu einem Apfel auszeichnet und andersrum. Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen läuft darauf hinaus auf marginale oder nicht existierende Unterschiede hinzuweisen.

            Zum Thema Spenden: Hei, Leute können spenden wofür sie wollen. Für ein bisschen Öko in Deutschland, Studio für Steve oder Essen in Afrika. Es ist ein bisschen anmaßend sich über die Verwendung anderer Leute Geld auszulassen. Erst Recht wenn es um Spenden geht. Und inwiefern sich die Kanzlerin ein Auto kaufen kann oder will ist so eine Sache. Mit einem Verdienst im Bereich von 15.000 Euro im Monat (bei gleichzeitig wahrscheinlich relativ hohen Ausgaben die erwartet werden) ist ein Elektroauto welches den repräsentiven und sicherheitstechnischen Standards wohl auch mit einem Jahr Zwieback und Geld anhäufen nicht bezahlt. Und wenn der Steuerzahler dafür aufkommen soll gibts wieder Mecker vom Bund der Steuerzahler. Wer keine Russlandconnection hat kann sich das halt nicht mal so eben aus der Porto-Kasse des Vorstands bezahlen lassen 😉

          • @Bear: Der erste Satz ist so ziemlich das schmerzhafteste für mein Gehirn was ich dieses Jahr gelesen hab, das ist Studenten oder Kiffer Argumentation vom feinsten.

          • Ja, vielleicht war dieses Beispiel nicht optimal gewählt. Ich wollte auch nicht um das Studio oder so diskutieren sondern einfach nur darauf hinaus, dass diese Argumentation mit den bedürftigen Menschen auf alles übertragbar ist für das wir Geld ausgeben obwohl es nicht unbedingt notwendig ist.
            Ich liebe das JustNetwork und das Studio, war einfach in dem Moment der nächstliegendste Vergleich für mich.

  8. Die Idee ist an sich natürlich sehr gut. Generell sollten Politiker mit gutem Beispiel voran gehen bei dem was sie predigen und versprechen.

    Wie du richtig erkennst ist eine Crowdfundingaktion für sie erstmal blödsinnig. Wenn ich aber kurz drüber nachdenke wäre ich auf die Reaktion gespannt, wenn Frau Merkel das Auto entgegennimmt, oder gerade dies nicht tut. Die Reaktionen in der Gesellschaft könnten hohe Wellen schlagen, auf die eine oder andere Weise.

  9. Ganz deiner Meinung. Würde ihr Wagen nicht eh aus Steuergeldern finanziert werden? Was würde mit ihrem aktuellen Wagen passieren? Finde es schwachsinnig, Geld zu sammeln, damit unsere Bundeskanzlerin „etwas Gutes tun kann“, indem sie einfach in ein anderes Auto steigt als bisher. Wow…

    • „Ganz umsonst ist das Geschenk aber nicht. Sollte man das Ziel erreichen und Frau Merkel wirklich ein E-Auto vor das Kanzleramt stellen, dann wir letztere gebeten, den Gegenwert des Auto an UNICEF zu spenden. Wenn nicht genug Geld zusammenkommt, so werden die gesammelten Spenden an UNICEF überwiesen.“

      Das macht die Sache etwas erträglicher.

  10. Geld für die Kanzlerin spenden, soweit kommt es noch… 😀

    Dümmste Idee seit langem. Demnächst dann Geldspenden für Bankchefs?

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