TEILEN

André Schürrle beendet mit nur 29 Jahren seine Karriere als Profi-Fußballer. Das bestätigte der Weltmeister von 2014 gegenüber dem „Spiegel“. „Die Entscheidung ist lange in mir gereift“, so der ehemalige Nationalspieler. „Ich brauche keinen Beifall mehr.“ (Via)

Natürlich gibt es jetzt extrem viele höhnische Kommentare dazu auf Twitter. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, woher die öffentliche Abneigung gegen Schürrle kommt. Nach dem WM-Triumph hat er leistungsmäßig nie wieder an seine „großen Tag“ anknüpfen können. Beim BVB wurde er sportlich gefühlt beerdigt. Ich glaube, dass er (ähnlich wie Götze) beim richtigen Klub mit dem richtigen Trainer (der auf ihn setzt und ihm den Rücken stärkt) auch zu alter Form findet würde – oder zumindest nochmal auf hohem Niveau spielen könnte.

Ein wenig bedrückend finde ich folgenden Satz von ihm:

„Die Tiefen wurden immer tiefer und die Höhepunkte immer weniger“. Die Fußballbranche habe es aber nicht erlaubt, diese Gefühle zu zeigen. „Man muss ja immer eine gewisse Rolle spielen, um in dem Business zu überleben, sonst verlierst du deinen Job und bekommst auch keinen neuen mehr“

Es ist irgendwie immer noch beschämend, wie Deutschland mit seinen Fußball-Helden umgeht: Wenn jemand sportlich auf der Höhe ist, küssen ihm alle den Arsch. Aber wehe, die Leistung stimmt nicht mehr. Dann bist Du nur noch ein Witz. Niemand in diesem Land hat auch nur irgendwas aus dem Fall Enke gelernt. Es ist gefühlt sogar schlimmer geworden…




Anzeige

13 KOMMENTARE

  1. Dass Schürrle vielleicht noch mehr Potential gehabt hätte, möchte ich jetzt nicht bestreiten.

    Aber seinen Abtritt finde ich jetzt nicht so bedrückend. Es hätte sicher noch den einen oder anderen Bundesligaverein gegeben, bei dem er spielen können hätte – wohl für ein deutlich niedrigeres Gehalt, aber er hätte sein Vermögen weiter mehren können und wohl auch noch den einen oder anderen Akzent setzen können.

    Und ich glaube damit bin ich beim Knackpunkt: Ein Mann wie Schürrle hat sicherlich so viel Geld verdient, dass er den Rest seines Lebens sorgenfrei verbringen kann. Er hat in Top-Mannschaften gespielt. Er hat seine Schäfchen ins Trockene gebracht. Was hat er also zu verlieren? Noch mehr Geld? Mehr Ruhm als die Vorlage zu Götzes Tor im Finale 2014 wird er wohl auch nicht mehr ernten, zumal die Spitzenmannschaften offensichtlich kein Interesse haben – also keine Meisterschaften oder Pokalsiege.

    Manche Profis spielen weit über den eigenen Zenit hinaus, es macht ihnen vermutlich auch Spaß, sie können weiterhin verdammt gutes Geld verdienen. Und das ist völlig in Ordnung. Aber wenn jemand abtritt, obwohl er vielleicht noch immer Potential hat, aber keinen Bock, nicht mehr bei den Top-Vereinen zu spielen, ist das für mich auch völlig in Ordnung. Ist doch seine Sache.

    Der eine geht, wenn es am Schönsten ist, der andere etwas später, und wieder andere nehmen alles mit, was geht. Für mich ist das eine persönliche Entscheidung, die ich in allen Fällen und in auch allen Graustufen dazwischen verstehen kann. Und wenn Schürrle kein kompletter Idiot ist, dann dürfte er auch für den Rest seines Lebens finanziell mehr als abgesichert sein.

    Ist halt so, finde ich jetzt nicht so schlimm, ist doch im Prinzip seine Sache. Sicher gibt es Vereine, die ihn gerne nehmen würden, aber er hat halt keinen Bock, und das ist doch alles in Ordnung so.

    Und ich sehe dabei nicht, dass hier jemand schlecht mit einem verdienten WM-Helden umgeht. Jede Karriere im Fußball ist individuell, und ich habe den Eindruck, dass er nicht geht, weil ihm kein Verein mehr eine Chance gibt, sondern, weil er nicht in einer Mannschaft spielen kann, die seinen Ansprüchen genügt. Finde ich sogar sympathisch.

  2. André Schürrle ist so ein typischer Fall von schlecht beraten. Der Wechsel zu Chelsea war eine Nummer zu groß, genauso der zu Dortmund. Der Club war weit über seinem Level zu der Zeit, da muss man dann halt schauen dass man da weg kommt und bei einem kleineren Verein als Stammspieler zurück ins Geschäft kommt. Hat er ja bei Chelsea gemacht und bei Wolfsburg wars dann ja auch ok. Warum man den gleichen Fehler dann bei Dortmund wiederholt und auch nicht wechselt sondern 4 Jahre mit 2 Leihen da bleibt ist mir unbegreiflich.

  3. Meiner Meinung nach war Schürrle einer der besten Einwelchselspieler die ich so gesehen habe, aber als Starter hat er irgendwie nie die Leistung bringen können. Da er ja viel über seine Geschwindigkeit bzw Antritt gekommen ist brauchte er wohl einfach einen gegener der schon etwas außer Atem ist/war.

  4. So sehr wie Schürrle in den letzten Jahren gefloppt ist und rumgereicht wurde, ist das wohl nicht überraschend. Ich kann mir gut vorstellen, wie bedrückend das ist: Du bist Weltmeister, hast das Siegtor vorbereitet, aber es läuft einfach nicht mehr. Bei welchem Klub hat Schürrle denn so richtig das letzte Mal funktioniert. Leverkusen? Chelsea? Bei den Schwarzgelben ist er halt dann endgültig abgeschmiert, nachdem es vorher schon nicht lief. Jetzt wäre er ablösefrei zu haben gehabt, aber wer hätte ihn denn schon genommen, was den eigenen sicher noch sehr hohen Ansprüchen genügt? Am Ende landest dann im Mittelfeld der Serie A oder in der türkischen Liga.
    Das muss doch auf Dauer an der Psyche nagen. Und wenn dieser psychische Schaden und der Frust den Spaß und die Fame“geilheit“ (ganz neutral gemeint) überwiegt, warum dann noch als 29jähriger Millionär die Knochen hinhalten?

    • Ich denke das ist halt am Ende das große Problem. Wenn du zu große Ansprüche hast die nicht deiner Leistung entsprechen.

      Der Fußball Romantiker in mir hätte sich gewünscht das er auf Ordentlich Gehalt verzichtet und bei einem kleinen Club nochmal 3-4 gute Jahre hat.

      Aber wie gesagt am Ende muss er das natürlich selber wissen ist ja sein Leben.

  5. Ich persönlich fand Schürrle immer sympathisch.

    Wenn man nun seinen Kommentar dazu liest, denke ich jedoch, dass es besser ist jetzt aufzuhören, bevor es zu viel wird.

    Bei Schürrle passierte meiner Meinung nach das Gleiche wie bei Unzähligen vorher:

    → Zu früh gehyped und deswegen verheizt worden.

    Der Druck, den gerade junge Spieler die was können aushalten müssen ist enorm.

    Klar kann man sagen „Hey, dafür verdienen sie Millionen“, andererseits muss man bedenken, dass man bei Karrierebeginn bei vielen nicht von „gestandenen Erwachsenen“ reden kann, die die Erfahrung, Stärke und die Kraft haben so was zu stemmen, gerade emotional.

    Bestes Beispiel ist der 21jährige Kai Havertz, der jetzt bald nach England geht. Für mich ist das noch ein junger Bub und kein Mann von Welt. 😉

    Auch diese ganzen unsäglichen Ansagen, a la „das ist der nächste Messi/Gerd Müller/Lothar Matthäus“ (oder andere) bei 18jährigen sind ziemlich kontraproduktiv.
    Sicher, bei Schürrle gab es kaum solche hohen Vergleiche, auch nicht am Anfang, jedoch, was ist mit den ganzen Götzes und den neuen Messis, die gefühlt alle zwei Monate entdeckt werden.

    Und vergessen wir nicht Sebastian Deisler und Robert Enke. Da ging es nicht gut aus.
    (Tipp: lest euch mal die Bücher dazu durch, um einen Einblick zu bekommen)

    Gerade in der Premier League kann man es sich leisten, den „Star des Monats“ einfach mal zu kaufen und wenn er nicht sofort einschlägt, wird er in die dritte Reihe geschoben.

    Viele ziehen dann das Training an und belasten sich so sehr, dass karrierebegleitende Verletzungen entstehen (Reus, Götze, Ballack etc.).

    Man kann es auch so sehen, dass man das Geld abgreift, solange es noch gezahlt wird, damit man für später was hat.
    Vielleicht ist das nur meine Wunschvorstellung, aber ich glaube, dass die ganz jungen noch Bock aufs spielen haben und nicht nur ans Geld denken – die werden, noch nicht mal halb auf ihrem Zenit trotz dem verheizt.

    Hinzu kommt noch der Druck, den viele Fans machen.

    Denn solche Ausnahmespieler, wie Pelé, Maradona, Müller, Messi oder Ronaldo gibt’s einen in einer Million, jedoch wird das stets als Maß angelegt ohne eine „gesunde“ Entwicklung zu ermöglichen.

    Insofern, gut, dass Schürrle die Reißleine gezogen hat, denn so hört es sich für mich an.

  6. Am Ende muss er es selber wissen. Genug Geld wird er ja gemacht haben.

    Unsere Gesellschaft ist halt in allen Bereichen auf Leistung getrimmt. Bringst du Leistung wirst du gefeiert, bringst du sie nicht wirst du nieder gemacht. Das ist nicht nur bei Stars so sonder auch in vielen Berufen.

    Zu Schürrle selber. Ich hätte mir bei ihm einfach gewünscht das er auf einen Großteil seines Gehalts verzichtet und zu einem kleineren Club geht und dort einfach nochmal ein paar gute Fußball Jahre hat.

  7. Schaue kein Fußball (Enke kenn ich natürlich noch).
    Hier kurz aus Wikipedia:
    „Kurze Zeit nach Enkes Tod, am 20. November 2009, gab der Fußballprofi Andreas Biermann in einer Pressekonferenz bekannt, dass er einen Suizidversuch unternommen hatte und sich wegen Depressionen in stationärer Behandlung befinde. Der Tod des Nationaltorwarts Enke habe ihn dann zum Schritt an die Öffentlichkeit bewogen. Am 18. Juli 2014 starb Biermann ebenfalls durch Suizid.“

  8. Da wird man mit 24 Jahren Fußball Weltmeister und 5 Jahre später reicht es nichtmal mehr für die Drittklassigkeit. Falscher Verein, falscher Trainer, abgehängt von neuen Talenten?
    Bei Großkreutz kam der Absturz ja noch schneller. Kaum zu glauben, dass er mal eine feste Größe beim BVB war und jedes Spiel gespielt hat und dann auch noch Weltmeister wurde.
    Bei Kroos wars ja genau andersherum, gefühlt ging mit dem Sieg der Weltmeisterschaft die Weltkarriere erst richtig los.

    Vorteil für alle: Wenn sie ein bisschen mit ihrem Geld haushalten können, brauchen sie sich darum keine Gedanken mehr zu machen.
    Ist natürlich keine Entschuldigung für die Häme und den Hass. Ähnlich wie der Fall Gomez. Wobei der echt der Blinde vor einem leeren Tor war.

  9. „Aber wehe, die Leistung stimmt nicht mehr. Dann bist Du nur noch ein Witz.“

    Das ist halt großteils in der Privatwirtschaft auch der Fall, nur dort verdient man keine Millionen. Es gibt nur wenig Arbeitgeber und vor allem Kollegen, die auf solche Sachen Rücksicht nehmen oder über längere Zeiträumen mittragen. Der Profifussballer (aka Millionär) ist aber finanziell locker in der Lage, das Problem selbst zu lösen ohne Existenzängste. Jemand der vonseinem Job abhängig ist eher nicht. Daher hält sich mein Mitleid mit Profi Sportlern in Grenzen, denn die müssen das i.d.R. nur 10 Jahre erdulden. Der normale Arbeiter davon mind. 40-50 Jahre.

    Mit 29 in Pension mit kaum Geldsorgen… das Problem wollen wohl viele.

  10. Schade, hat immer Spaß gemacht ihn in Chelsea spielen zu sehen.
    Allerdings nach seiner Salmonellen erkrankung wodurch er einiges an Muskelmasse verloren hat und durch seine davor schon diagnostiezierte Muskelerkrankung kam er halt einfach nicht mehr in Topform.
    Da hilft auch der beste Trainer nichts, wenn der Körper es einfach nicht mehr mitmacht. Leider.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here