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Zur Unterstützung lernschwacher Schüler in der Corona-Pandemie will Bildungsministerin Karliczek eine Milliarde Euro für ein Nachhilfeprogramm ausgeben. Denn bis zu ein Viertel der Schüler hätte große Lernrückstände. (Via)

Klingt ja auf den ersten Blick ganz gut. Auf der anderen Seite: Was ist mit der Mehrbelastung der Schüler? Wer soll das machen? Bleibt die Sache am Ende wieder bei uns Lehrkräften hängen, die eh schon massiv überlastet und teilweise unterbesetzt sind (Burnout lässt grüßen)? Community-Mitglied Hendrik, der mir die Sache verlinkt hat, schreibt dazu:

Ich frage mich, wie Sie sich vorstellt, wer diese ganzen Zusatzstunden ableisten soll und wie diese Mehrbelastung den Schülern zugetraut werden soll. Das ist doch kein Konzept sich erst um nichts zu kümmern, sodass Stunden ausfallen und jetzt das ganze nachgelagert aufarbeiten zu wollen. Was ist denn mit den Schülern die dieses Jahr die Schulform wechseln oder in eine Ausbildung gehen, wie werden deren Defizite aufgeholt. Mal davon abgesehen, dass es ja eh einen eklatanten Lehrkräftemangel gibt.

Eben! Und den eklatanten Lehrermangel in vielen Bundesländern hat sich Politik und vor allem auch die Öffentlichkeit selbst zuzuschreiben. Wer hat denn schon noch Bock auf einen derart verhassten Beruf, der auch noch mit die höchste Burnout-Quote in Deutschland hat? Egal, wie sehr Du Dich ins Zeug legst, Du bist immer der faule Sack im öffentlichen Ansehen. Bildung wird kaputtgespart, Schulen werden (besonders während der Pandemie) alleigelassen, aber wir Lehrer sind die Schuldigen, wenn Bildungs(politik) nicht funktioniert.

Wundert Euch nicht, wenn der Lehrermangel in den nächsten Jahren noch größer wird…




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12 KOMMENTARE

  1. Also ich möchte die Situation nicht schlecht machen, aber ehm Pflegeberufe? Die sind gerade auch extrem überbelastet sind nur am schuften und werden noch weit schlechter bezahlt….Und einfach zu sagen größte Burnout Quote in Deutschland ohne Quelle ist auch etwas dreist. In allen Quellen die ich finden konnte waren Lehrer nicht in den Top 3 (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/239672/umfrage/berufsgruppen-mit-den-meisten-fehltagen-durch-burn-out-erkrankungen/)
    Aber das nicht mein Punkt, schlimm genug das Lehrer überhaupt dabei sind bzw das die Quote von BurnOut generell in DE steigt.

    Mein Punkt ist, dass die Lehrer nicht die einzige Berufsgruppe ist die „stärker“ leidet bzw im Vergleich zu anderen Berufsgruppen teilweise sogar recht gut dasteht.

  2. Bin ich der einzige der sich wünscht das Privatschulen sich weiter öffnen? Ich stelle mir nicht die „Elitäre, mein Sohn wird Anwalt Privatschule vor“. Sondern eher eine ganz normale Schule, wo motivierte Lehrer ihren Beruf ausleben können bei Gruppengrößen von 8-10 Schülern.

    Eine Umgebung wo man Schüler noch maßgeschneidert betreueen kann und das Wort des Lehrers noch Gewicht hat. Schöne Vorstellen der Utopie.

    Lehrer ist nicht wegen der individuellen Arbeitsbelastung mittlerweile ein Scheißjob, sondern wegen den Rahmenbedingungen die mittlerweile herrschen. Von Eltern- und Politikseite, gleichermaßen mit Stiefeln getreten. Und die Kinder werden auch nicht besser. Weniger Respekt. Warum auch Respekt haben, Monte und andere Bad Boys zeigen ja wies geht, Altaaa. Auch ein Grund warum ich vielen Lehrern nichtmal mehr übel nehmen kann, sichn scheiss zu kümmern – um Sie kümmert sich ja auch niemand.

    Just saying.

    • Eines der Erfolgsgeheimnisse der Skandinavier ist ja (soweit ich weiß), dass es dort keinerlei Privatschulen gibt, die Schulen aber offener sind für private Unterstützung. Sprich, wenn du als gehobener Mittelstand/“Reicher“ dein Kind auf einer guten Schule haben willst, musst du dafür sorgen, dass die Schule in deinem Kaff gut ausgestattet ist.

      • Alternativen? Die wesentlichen Faktoren für eine gute Schulausbildung sind:

        * Kleine Gruppengrößen (8 – 12 Personen). Also ein radikal anderes Betreungsverhältnis.
        * Möglichkeit Lehrer wieder als Respektsperson, abseits der Eltern einzusetzen. Dem Wort eines Lehrers wieder Gewicht zu verleihen. Natürlich müssen Eltern Ihre Kinder eigenständig erziehen – aber Psychologisch reichen dafür Eltern nicht aus, denn Kinder probieren etwas bei mehr als 1 oder 2 Personen aus um Ihre Grenzen zu erfahren.
        * Mehr Agilität im Lehrplan. Es gibt Fächer und Richtungen die längst überfällig sind.
        * Engegierte Lehrer, die noch interesse daran haben den Kindern was beizubringen. Hängt mit Punkt 1 direkt zusammen. Engeres Betreuungsverhältnis, mehr emotationales Investment führt i.d.R. auch zu mehr Engegement.

        Alles Punkte die die Politik nicht liefern kann (Gruppengrößen) und wird. Also, wo sind die Alternativen?

        • Wenn du kleinere Klassen willst, wird das sehr viel mehr Geld kosten. Mehr Kosten heißt höhere Schulgebühren, das wiederum heißt klare Bevorzugung der Schüler, die es am wenigsten brauchen – der Kinder reicher Eltern.

          Wenn du „Agilität im Lehrplan“ willst, ist das in den meisten Ländern zudem gar nicht möglich, da die Abschlussprüfungen inkl. Abitur fast überall zentralisiert und genormt sind und die Lehrpläne dementsprechend auch.

  3. Gibt doch bestimmt einen Brockhaus Online Kurs den man dann für die Milliarde locker für nen Jahr lizenzieren kann. 😉

    Aber davon ab, glaube die „Mehrbelastung“ der Schüler kann man gekonnt ignorieren. Ich war in einer Ganztagsschule und habe dann auch noch 2x die Woche Nachhilfe gehabt für zwei Jahre. Hat mir nicht geschadet und an Burnout hab ich damals auch nicht gelitten. Denke mal das Konzept würde dann auch eher auf private Träger abgewälzt und nicht die Lehrer betreffen. So was wie nen Bildungsgutschein o.ä. Steht ja auch in der Quelle: „Eingebunden werden könnten zum Beispiel Lehramtsstudierende, pensionierte Lehrkräfte, Bildungsstiftungen und natürlich auch private Nachhilfeanbieter.“.

    Naja, mal abwarten welchen Bock die Regierung dann diesmal schießt. 😀

  4. Keine Sorge! Gleich wird dir jemand aus der freien Marktwirtschaft erklären, dass der Burnout bei Lehrern von zu viel Freizeit kommt und wie du diesen durch leistungsbezogene Arbeit umgehen kannst!

    • Also ich bin zwar im öffentlichen Dienst, aber frage mich gerade deshalb, wie es bei Lehrern zum Burnout kommt ? Also im Ernst, was sind hier die wesentlichen Faktoren ? Ich hab da zu wenig Einblick in den Lehrerjob.

      Das schöne am öffentlichen Dienst ist ja in der Regel, dass man einfach jederzeit runterfahren kann auf „Dienst nach Vorschrift“. Bei mir heißt das, dass ich nach 39h in der Woche einfach den Stift fallen lassen kann, ganz egal wieviel Arbeit auf dem Schreibtisch liegt. Wenn sich da zu viel stapelt ist es das Problem des AGs und nicht meins.

      Weiterhin gilt im ÖD der Grundsatz, dass man immer nur für Arbeit mittlerer Güte bezahlt wird. Ein Tarif für alle eben, da ist kein Spielraum um „Overperformance“ anzuerkennen.

      Wäre cool wenn ein paar Lehrer hier mal genauer beschreiben könnten, was die Knackpunkte im Job sind. Liegt es eher an Ansprüchen des Arbeitgebers die einen stressen oder sind es eher die Ansprüche an einen selbst ?

      • Beispielsweise ist es ein Mythos, dass Lehrer zwangsläufig Beamte sind. Im Familienkreis bis 2. Grad sind 9 Lehrer, davon 4 verbeamtet – 3 davon über 55.

        Viele Lehrer heutzutage werden von Schuljahresanfang bis Schuljahresende abgestellt- U.a. weil keine Planstelle vorhanden ist oder nicht für die Fächerkombi. 6 Wochen Sommerferien: Hartz IV, weil kein ganzes Jahr gearbeitet. Und dann die Frage, ob man auch zum neuen Schuljahr sicher eine Stelle bekommt.

        Schon allein diese Planungsunsicherheit spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Dann immer zu hören „Lehrer als Beamte“ hilft vermutlich auch nicht

        Fernab von den „bekannten“ Problemen wie Eltern, klagende Eltern, Eltern deren Kinder Engel sind und manchmal auch deren Kinder, aber überwiegend Eltern, denen man nichts recht machen kann, die aber wahlweise zu viel oder zu wenig Interesse haben

  5. Die behandeln halt jedes Problem in jedem Sektor gleich, ohne auf die Details einzugehen. Mit Geld (Steuern/Schulden) um sich schmeißen.

  6. Für mich bis heute das „Highlight“ der Pandemie: Eine Leserbriefschreiberin, die in der Zeitung fordert, dass für die Schüler die Ferien ausfallen sollen, damit „an jedes Schuljahr ein halbes Jahr drangehängt“ werden kann, um den Stoff nachzuholen.
    Wie man ein halbes Jahr Schule auf drei Monate ausgefallene Ferien packt, hat sie leider bis heute nicht aufgelöst…

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