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An dieser Stelle gibt es eine Spoilerwarnung. Wer den in dieser Woche auf Netflix veröffentlichten Film Trollhunters:Rise of the Titans noch nicht gesehen hat, der wird in den folgenden Absätzen auf eine Reihe von Spoilern treffen. An dem Film interessierte Personen sollten das Weiterlesen also erst einmal vermeiden.

Im Großen und Ganzen würde ich das vorläufige Finale von Guillermo del Toros Trollhunter-Universum als einen zufriedenstellenden Film einstufen. Ein Großteil des Films ist trotz einiger sehr sonderbarer Momente und Entscheidungen durchaus unterhaltsam und er beinhaltet Charaktere aus allen drei zuvor veröffentlichten Serien. Auch wenn der Fokus eindeutig auf dem Beenden von Wizards liegt, so erhalten die anderen Geschichten aber durchaus ausreichend Rampenlicht im Film. Zusätzlich dazu ist die Optik super, die Synchronsprecher liefern die gewohnte Qualität ab, alles ist hübsch animiert und es gibt Kämpfe zwischen riesigen Monstern. Unter normalen Umständen wäre das Finale ein echt toller Animationsfilm.

Was das Ganze für mich aber enorm runterzieht und den Film im Allgemeinen nur zu einer zufriedenstellenden Erfahrung macht, ist das Ende der Geschichte. Im letzten Akt der Handlung müssen die Helden einen gewaltigen Lavagolem niederstrecken, eine böse Feuermagierin besiegen und die Welt retten. Das Ganze gelingt ihnen zwar, aber dafür muss Toby (der beste Freund des Hauptcharakters) sein Leben lassen. Zusätzlich dazu sind im Vorfeld bereits einige andere Nebencharaktere verstorben, sodass die Geschichte auf ein etwas bittersüßes Ende hinarbeitet. Dieses Finale ist aber nicht erlaubt, weil der Hauptcharakter Jim einen klassischen Zeitreise-Gegenstand dafür verwendet, um die Zeit zurückzudrehen. Danach befindet sich der Film wieder in einem der ersten Momente der ersten Folge von Trollhunters und die gesamte Geschichte beginnt noch einmal von vorne. In diesem Fall kennt Jim aber die Zukunft und er scheint absichtlich einige Änderungen herbeizuführen.

Das Zurücksetzen der Ereignisse zu dem ersten Moment der Geschichte ist in Fantasy und Sci-Fi ein durchaus häufig verwendeter Trope und ich hasse es immer, wenn eine Geschichte auf diese Weise endet. Durch das Zurücksetzen der Geschehnisse wird nämlich die gesamte bisher abgelaufene Handlung gelöscht und alle vom Zuschauer liebgewonnen Momente spielen absolut keine Rolle mehr. Zusätzlich dazu wird die Charakterentwicklung der meisten Figuren zurückgesetzt und sie befinden sich wieder an ihrem oft deutlich schlimmeren Ausgangspunkt. Wozu soll ich mir eine Geschichte ansehen, die genauso endet, wie sie angefangen hat? Für mich ist so etwas reine Zeitverschwendung und das Verwenden dieses lästigen Tropes zerstört die gesamte bisher erzählte Geschichte.

Im Fall von Trollhunters wurde diese Zurücksetzung verwendet, um ein positiveres Happy End zu erschaffen. So eine Maßnahme war meiner Meinung nach absolut nicht notwendig und ein etwas ernsteres Ende hätte das Ganze deutlich besser abgeschlossen. Schließlich beinhalteten die einzelnen Serien mehr als genug ernste Momente, die die Shows für mich über die anderen Animationsserien dieser Art stellten und selbst Erwachsene unterhalten konnten.

Zusätzlich dazu ist das Andeuten von Änderungen in dieser neuen Zeitlinie und das Auswählen von Toby als Trollhunter für mich einfach nur extrem lästig. Schließlich bekommen wir als Zuschauer nicht zu sehen, wie sich diese neue Geschichte entwickelt, was für Änderungen tatsächlich auftreten und was in dieser neuen Zeitlinie am Ende passiert. Die Geschichte endet mit zu vielen offenen Fragen, die aber alle in den letzten finalen Moment des Films erzeugt wurden. Auch wenn manche Leute so ein Ende gut finden, so habe ich persönlich aber lieber konkrete Informationen und Antworten zu dem Finale einer Geschichte. Auf diese Weise kann man sicher sein, dass man die Charaktere in einem bekannten Zustand zurücklässt und die zuvor abgewendeten Gefahren nicht erneut auftreten. In dem Film fehlt jegliche Spur dieser Sicherheit.

Ich hoffe wirklich darauf, dass das Franchise in den nächsten Jahren doch noch auf die eine oder andere Weise fortgesetzt wird und man einen Blick auf diese neue Zeitlinie werfen darf. Dadurch könnte sich meine Meinung zu dem Ende des Films noch einmal ändern.


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3 KOMMENTARE

  1. Es ist nicht unbedingt das Ende selbst was mich so stört. Der finale Twist wäre machbar gewesen – wenn es nicht so unheimlich schnell gegangen wäre. Mich störte vor allem, dass viele Charaktere eben nicht charakter-gerecht gehandelt haben. Der Obermagier Douxie höchstpersönlich, der eine ganze Serie gebraucht hat um seine wahre Stärke zu finden (welche durch das Ende nun übrigens komplett umsonst war), war hier einer der schwächsten und, ich wage es fast nicht zu sagen, nutzlosesten Kämpfer im Film. Hätte er nicht sein sollen. Jim hat sich auch vollständig verändert. Von Steve sprechen wir gar nicht erst (ich meine… Oh mein Gott).
    Und auch so war das Drehbuch einfach nicht zufriedenstellend. Zu viele unnötige, vermeidbare Tode, zu viele Personen, die sich nicht ihrer Entwicklung gerecht verhalten haben, zu viele… andere Sachen.
    Was ich persönlich machen werde ist mir die tatsächlichen guten Stellen des Filmes zu Herzen nehmen und den Rest einfach so zu ignorieren, als wäre dieser nicht passiert. Ich glaube, dies ist die richtige Lösung vorerst.

  2. Ich bin ganz deiner Meinung. Das Finale hat das schöne Bild kaputt gemacht. Es hätte eine schöne und ehrenvolle Beerdigung viel besser getan als das jetzige. Auch wenn es traurig gewesen wäre. Bis zum Schluss hatte ich zumindest immer dieses schöne Helden Bild von allen im Kopf, aber das Ende hat dies nur kaputt gemacht. Weil wie du auch schon schriebst alle Abenteuer, Anstrengungen
    sowie schöne und traurige Momente auf einmal weg waren. Ich finde es echt schade das das das Ende, dieser eigentlich sehr schönen und aufregenden Geschichte ist.

  3. Beim sehen des Films befanden sich meine Gefühle in einer positiven Achterbahnfahrt. Als ich dann aber lesen durfte, dass der Film ein Abschluss gewesen sein soll hat sich bei mir ein fader Nachgeschmack eingeschlichen. Ich hatte auch gelesen, dass die Geschichte als Comic fortgeführt werden soll und hoffe inständig, dass das nicht die einzige Art sein wird für eine Fortsetzung.
    Ansonsten stimme ich deiner Einschätzung zu, dass man das Ende nur gemacht hat, um ein Happy happy End zu haben, was die Leistungen der meisten Charaktere quasi gelöscht hat.

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