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Ravensburger kündigte kürzlich an, zwei Bücher von „Der junge Häuptling Winnetou“, ein Puzzle und ein Stickerbuch zum gleichnamigen Film (seit 11. August im Kino) nicht mehr auszuliefern und aus dem Programm zu nehmen […] Man sei davon überzeugt, dass angesichts der geschichtlichen Wirklichkeit, der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, hier ein „romantisierendes Bild mit vielen Klischees“ gezeichnet werde […] Der Stoff ist weit entfernt von dem, wie es der indigenen Bevölkerung tatsächlich erging.“ Man wolle als Verlag keine verharmlosenden Klischees wiederholen und verbreiten… (Via)

Ich sehe solche Schritt nach wie vor kritisch. Es steht völlig außer Frage, dass die „romantisierten“ Karl May-Geschichten absolut nichts mit der Wirklichkeit und der Geschichte der indigenen Bevölkerung zu tun haben. Allerdings nimmt man mit diesem üblichen Vorgehen, nämlich unseren moralischen Kompass rückwirkend anzulegen, vielen Menschen ein besonderes Stück Jugend oder Kindheit weg, das ihnen viel bedeutet hat.

Besonders die ältere Generation (ich übrigens auch noch) bin mit den Karl May-Geschichten aufgewachsen. Man stelle sich vor, es wird in zwanzig Jahren Pokemon verboten, weil es im Spiel darum geht, Tiere zu fangen und dies in zwanzig Jahren ein moralisches No-Go ist. Das würde genauso viele Menschen ärgern, weil sie mit dem Spiel eben ihre Kindheit verbinden.

Mir ist bewusst, dass es sich bei „Der junge Häuptling Winnetou“ um eine neue, „moderne“ Geschichte aus dem Karl May-Universum handelt. Das ändert aber nichts daran, dass die Menschen die ganze Sache als Kritik an ihrem Kindheitshelden wahrnehmen und nicht nachvollziehen können, warum das schlecht oder rassistisch gewesen sein soll. Es waren halt Geschichten, müssen die denn immer den Anspruch haben, 100% mit der Wirklichkeit übereinzustimmen?

Was meint Ihr dazu?


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12 KOMMENTARE

  1. Ich bin auch kein Freund davon immer und überall alles absolut korrekt machen zu wollen und finde man sollte Werke im entsprechend Kontext sehen, aber,

    „Allerdings nimmt man mit diesem üblichen Vorgehen, nämlich unseren moralischen Kompass rückwirkend anzulegen, vielen Menschen ein besonderes Stück Jugend oder Kindheit weg“

    Es wird einem ja dadurch nichts weggenommen, man kann die Bücher immer noch lesen und die Filme immer noch schauen.

    „Man stelle sich vor, es wird in zwanzig Jahren Pokemon verboten…“

    Es wird hier ja auch nichts verboten, sie nehmen das nur aus ihrem Sortiment,

  2. Ich verstehe bei jetzt in dem Fall Winnetou, oder auch vielen anderen Büchern, oder werken, die Heute aufeinmal in der Kritik stehen, einfach das Problem nicht.
    Geht es darum das die Ereignisse in der Geschichte nicht Korekt sind, da die Indianer in der Realen Welt schlicht , sagen wir einfach mal „anders“ behandelt worden sind?
    Na gut, aber das würde ja Implizieren das wir keine Geschichten mehr Schreiben und erfinden dürfen, die nur Ansatzweise von der Realität abweichen.
    Oder geht es darum, das Karl May als Deutscher Geschichten über Völker schreibt denen er selber nicht Angehört ?
    Also quasi, wie nennt man es heute , dadurch „Kultuerelle aneignung“ betreibt?

    Heißt das also das wir in Zukunft nur noch Kindermärchen von Florentin dem Veganer aus Berlin mit den 2 Vätern hören dürfen, da dies ja dann eine Diverse, in unserem Land, und Reale geschichte ist ? Oh warte, aber was ist wenn Florentin so nie Existiert hat, dann ist das doch auch wieder erfunden und widerspricht dem 1. Punkt ?

    Ey ne mal ganz im ernst. Ich versteh es einfach nicht.
    Ich hab Karl Mays Bücher und auch die Aktion Spiele als Kind sehr gemocht, ich habe Bücher wie Jim Knopf gelesen und geliebt und was auch immer heute nicht mehr okay ist.
    Und für mich waren diese Geschichten alle ein und das selbe. Nämlich Kindergeschichten von Tapferen Helden, Coolen Charaktern und vorallem hat es Interesse an anderen Kulturen in mir gewekt und geschichte wie Jim Knopf mich dinge wie Gleichberechtigung geleert.
    Ich habe so viel gutes für mich aus diesen Werken mitgenommen und dinge erfahren von denen ich noch Heute sagen würde das sie meinen Charakter Positiv geprägt haben.

  3. Ich würde wetten Karl May hat mit seinen „bösen erfundenen Lügengeschichten“, mehr für ein Verständnis oder sagen wir Bewusstsein für die Amerikanischen Ureinwohner oder auch „den Orient“ getan, in unseren Breiten, als es irgendwelche Dokus oder wahrheitsgetreuen Erzählungen/Filme je könnten.

    Kindern muss dieses Thema nicht mit Genozid, Landnahme oder Zerstörung von Lebensraum beibringen. Wenn man aber das Interesse weckt, erreicht man in meinen Augen viel mehr.

  4. Jeder darf sich selbst persönlich und sexual definieren wie möchte und alle sollen komplett tolerant sein wenn wir die komplette Sprache deswegen umwerfen und in jedem Furz eine sprachliche Angleichung erzwingen. Aber wehe jemand möchte eine positive Indianergeschichte schreiben oder ein weißer Mann trägt Rastalocken, da hört jegliche Toleranz auf. Ich finde das einfach lächerlich jetzt nach Veröffentlichung da zurück zu rudern weil wieder irgendeine beknackte Minderheit im Netz lauthaus rumschreit.
    Aber was soll man erwarten in Zeiten, wo Mercedes sich dafür entschuldigen musste für ein AMG Modell mit Fahrspaß geworben zu haben…

  5. Geistige Osteoporose im Endstadium. Deswegen wohl auch „Letzte Generation“. Schlimm nur, dass man vor diesem Leuten kuscht und wirklich tut, was die wollen, statt ihnen einfach den Vogel zu zeigen. Damit macht man sich halt mitschuldig.

    LG

  6. Das ganze Cowboy und Indianer Thema und der Umgang damit in Deutschland erinnert mich immer sehr an den Umgang mit Nazi Symbolik in Südost-Asien. Da gibts dann einfach ein Cafe mit Hitlers Namen in Indien oder ein Cafe in Indonesien in dem die Kellner SS-Uniformen tragen und überall Hakenkreuze zu sehen sind. Genauso war es in Deutschland lange Zeit normal dass sich Kinder als Cowboys und Indianer verkleiden und zu Karneval mit Spielzeugpistolen und Bögen auf einander schießen.

    Der Unterschied warum uns das mittlerweile unpassend vorkommt ist der, dass wir durch jahrzehntelange Kooperation mit den USA deutlich sensibler für deren Geschichte sind als es Menschen in Indonesien für die Deutsche sind.

    • Weil Cowboys natürlich gleichzusetzen sind mit SS Soldaten ?

      Oder was willst du uns sagen ?

      Wurst als Nick passt bei dir ganz gut denke ich.

  7. Asterix und Obelix, Wicki, Sinbad, Herkules, sämtliche Geschichten mit Piraten, alle Geschichten aus dem Mittelalter, zeigen nicht die geschichtliche Wirklichkeit und das Leid bzw die Lebenswirklichkeit der normalen Bevölkerung zu dieser Zeit, deshalb sind es ja Märchen mit Helden und Klischees.

  8. Meine persönliche Meinung zu dem Thema ist immer, dass man alte Werke nicht dem heutigen Zeitgeist anpassen sollte, neue Werke (und das ist ja „Der junge Häuptling Winnetou“ sich dem Zeitgeist anpassen können (oder sollen).

    Die Bücher aber erst vor kurzem rausbringen, dann wahrscheinlich Kritik erhalten und daraufhin einknicken ist halt auch wieder 0,0 vorher drüber nachgedacht gewesen bei Ravensburger. Meiner Meinung nach hätten sie sich schon vorher sicher sein können, dass die Kritik kommt.

  9. Meiner Meinung nach sind sowohl die Kritiken als auch die Maßnahme des Verlags einfach nur albern. Man muss nicht automatisch alles verbieten oder entfernen, was dem aktuellen Zeitgeist rund um die eigene Zensur und politische Korrektheit entspricht. Die Werke von Karl May waren für immer schon immer Märchen, die eine stark verzerrte Version der damaligen Realität darstellten. Dieser Umstand trifft auf verdammt viele Märchen und fiktive Geschichten zu, die teilweise noch schlimmere Inhalte mit sich bringen. Trotzdem beinhalten diese Werke auch viele gute Elemente und vorteilhafte Lektionen für die Leser.

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