Im heute journal des ZDF wurde ChatGPT für ein Interview genutzt. Mit einem miesen Avatar wurde ein falscher Eindruck über die Möglichkeiten von KI erweckt. (via)
Die verschiedenen Technologien rund um die Verwendung von AI sind aktuell ein oft und hitzig diskutiertes Thema. Dementsprechend umfangreich fällt natürlich auch die Berichterstattung über diese Technik und die damit verbundenen Neuerungen aus. Um in dieser Sache den Anschluss nicht zu verlieren, wurde AI vor einigen Tagen auch im „Heute Journal„ des ZDFs thematisiert.
In dieser Sendung wurde im Grunde ein Interview mit einer AI geführt. In dem Beitrag sieht man Moderator Christian Sievers dabei zu, wie er sich mit einem Avatar mit dem Namen „Jenny“ unterhält. Als Themen fungieren dabei das Potenzial und die Risiken von AI-Technologie und das mittlerweile 30 Jahre alte Internet. Die Antworten der AI wurden dabei dann im Vorfeld mit ChatGPT erstellt und nur für die Sendung über den weiblichen Avatar weitergeleitet.
Die Verwendung solch eines Avatars wurde von dem ZDF vermutlich als notwendig eingestuft, um den Beitrag etwas interessanter zu gestalten. ChatGPT ist schließlich nur ein Chat-Bot, der einfach nur Texte liefert und weder eine Stimme noch ein Gesicht hat. Die Reaktionen mit so einem Avatar zu vermitteln, entspricht natürlich etwas eher den Erwartungen an eine aus TV und Film bekannte AI. Dieser Schritt hat das Format optisch zwar ansprechender gestaltet, aber leider auch einen irreführenden Eindruck von AI vermittelt.
Erst einmal würden leicht unaufmerksame oder mit der Technik unvertraute Zuschauer durch dieses Format annehmen, dass der Bot tatsächlich ein Gesicht hat und spricht. Schließlich präsentiert das ZDF das Ganze im Grunde als eine Einheit. Diese Annahme ist aber zumindest bei ChatGPT falsch. Des Weiteren rücken die eigentlichen Antworten der AI durch diesen Avatar ein wenig in den Hintergrund. Die eindrucksvolle Sache in diesem Thema sind die gut formulierten Antworten des Bots. Dieser Punkt wird aber nicht gut vermittelt.
Gleichzeitig ist der verwendete Avatar einfach mies umgesetzt. Die Reaktionen des Avatars wirken unnatürlich und künstlich, sodass jeder Zuschauer direkt erkennt, wie stark sich das Ganze von einem echten Menschen unterscheidet. Zuschauer könnten sich dadurch zu der Annahme kommen, dass alle diese AI-Bots auf diese Weise klingen und es relativ leicht ist, sie von Menschen zu unterscheiden. Diese Annahme ist aber grundsätzlich falsch. Moderne Programme zur Sprachsynthese können bereits wie realistische Menschen klingen und auch diese Systeme werden mit AI trainiert. Gleichzeitig können neuere Programme eine deutlich natürlichere Mimik und Animationen erzeugen.
Die Verwendung dieses Avatars im ZDF lässt also nicht wirklich gut durchblicken, wie weit die Technik in dieser Sache vorangeschritten ist. Ein perfekt umgesetzter Beitrag hätte einen deutlich besser umgesetzten Avatar verwendet, der erkennen lässt, dass moderne AI die Menschen überraschend gut nachahmen kann. Dieser Punkt ist aktuell schließlich eine große Sorge in der Branche. AI kann verwendet werden, um Fake-News zu verbreiten und Betrügereien durchzuführen. Ein Beitrag im TV sollte laut Kritikern auch diese Punkte möglichst sinnvoll vermitteln.
Erst einmal finde ich es gut, dass das ZDF so einen Beitrag liefert. Die Zuschauer des Heute Journals sind vermutlich die Personen, die sich nicht wirklich mit Technik dieser Art beschäftigen. Gleichzeitig kann ich aber auch die Kritik an dem Beitrag verstehen. Es wirkt ein wenig so, als hätte das ZDF sich nicht komplett mit der neuesten Technik beschäftigen wollen. Daher wirkt das Ganze eher wie eine Spielerei als wie ernste Berichterstattung.
„Es beeinflusst mich nicht persönlich, wenn Menschen Angst vor mir haben“, sagt KI-Avatar-„Jenny“ im Gespräch mit @CHSievers. Das Gespräch in voller Länge: https://t.co/K8vuKzM5As pic.twitter.com/b2sKwUQ3cH
— ZDF heute journal (@heutejournal) April 30, 2023
Anzeige