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Bereits seit über 100 Jahren gibt es in Deutschland einen gesetzlichen Acht-Stunden-Tag für Arbeiter. Trotz einiger über die Jahre erfolgten Anpassungen ist dieses Konzept derzeit noch immer ein fester Teil des Alltags vieler Menschen. Wenn es nach der FDP geht, dann könnte sich diese Situation bald aber drastisch ändern. Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Lukas Köhler forderte nämlich gestern öffentlich, dass man den Acht-Stunden-Tag endlich reformiert.

„Wir sollten die Tageshöchstarbeitszeiten abschaffen und nur noch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit festschreiben“

„Der Acht-Stunden-Tag ist ein fossiles Dogma aus einer Zeit, in der die Sorge vor Ausbeutung massiv war. Aber die Zeiten haben sich geändert. Das Arbeitszeitgesetz kommt aus einer Welt, in der es kein Homeoffice gab. Kaum jemand hält dieses Acht-Stunden-Dogma in seinem Arbeitstag noch durch.“ – Köhler

Laut Köhler ist der bisher verwendete Acht-Stunden-Tag für die meisten Arbeiter einfach nicht mehr zeitgemäß. Mit Home-Office, anderen Familiensituationen und besseren Arbeitsumständen würden sich wohl viele Menschen einen flexibleren Arbeitstag wünschen, den sie freier gestalten können. Dafür schlägt der Politiker unter anderem die Verwendung einer reinen wöchentlichen Höchstarbeitszeit, eine Entfernung der bisher verwendeten starren Pausenvorschriften und möglicherweise eine Steuerbefreiung für Überstunden vor. Gleichzeitig betont er aber, dass man die Stundenanzahl pro Woche aufgrund des Mangelns an Fachkräften nicht reduzieren dürfte.

Ich höre selten Vorschläge aus der FDP, denen ich beinahe komplett zustimme. Drastische Änderungen an dem Acht-Stunden-Tag halte ich durchaus für sinnvoll. Schließlich neigen viele Menschen schon jetzt dazu, entweder ihre Arbeitszeit freier einzuteilen oder zumindest die Vorschriften für Pausen zu ignorieren. Zumindest sind mir einige Arbeiter bekannt, die auf Pausen verzichten, um früher wieder nach Hause gehen zu können. Solange man das Ganze nicht zu chaotisch oder problematisch gestaltet, finde ich die Idee durchaus praktisch.


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22 KOMMENTARE

  1. Vermiesen kann ich das niemandem und eine stimme/meinung eines Bürgers zählt in der Politik eh nichts.
    Allerdings weiß ich nicht wie alt du bist und wie viele Wahlperioden du schon mit gemacht hast. Aber wenn die fdp etwas fordert oder anbietet, dann ist das es nicht gut für den Bürger sondern nur für die Geldgeber der Partei.
    Man sieht schon an der derzeitigen Politik das die FDP keine Ahnung hat wie man einen Staat zu führen hat. Das finanzresort ist mit einer absoluten flachpfeife besetzt. Er fuhr einen Staat wie ein Unternehmen und hat absolut keine Ahnung von staatsfinanzen. Ein Staat muss Schulden machen und dies in Infrastruktur zu investieren und so seinen wertzu steigern.
    Wenn die fdp Abbau der Bürokratie fordert dann ist dies nur zum Zwecke weniger Kontrollen und weniger Strafverfolgung zu erreichen.
    Politiker arbeiten nicht für den Bürger oder den Staat. Also jubel nicht wenn sie etwas anbieten sondern denk nach wieso sie das anbieten.
    Diese 8 Stunden Regel wird mehr wie 50% der Bevölkerung hart treffen und Bereiche wie Logistik, Pflege, Handwerk komplett frei drehen lassen.

  2. Ich arbeite in 35 Stunden Gleitzeit 4-5 Tage die Woche wie ich Bock habe, bei aktuell 1750 Euro Netto inkl. Urlaubs und Weihnachtsgeld in Tagesschicht und 32 Urlaubstage als Produktionshelfer in Festanstellung.
    Als Vergleich habe ich vorher 39 Stunden in meinem erlernten Beruf für weniger Geld in Nachtschicht gearbeitet, ohne Gleitzeit, ohne Weihnachts oder Urlaubsgeld und ja dort herrscht aktuell Fachkräftemangel, ich frage mich nur warum.
    Mein Bruder arbeitet generell nur noch die vier Tageswoche im Großhandel, meine Schwester arbeitet auch nur noch Teilzeit in einer Versicherung. Klar man hat finanzielle Abstriche, aber Gesundheit und Freizeit ist mir wichtiger.

    Die Fachkraft hat heutzutage die Wahl vieler Arbeitgeber und jeder Arbeitgeber ist heute über eine motivierte und kompetente 30+ Stunden Arbeitskraft glücklich, als gar keine Arbeitskraft zu erhalten. Und da ich aktuelle einen super Arbeitgeber habe, beste Arbeitsbedingungen, bin ich sehr viel motivierter und produktiver, als in meinem alten Job, wo ich trotz höherer Arbeitszeit weniger geleistet habe.

    • Ich weiß, Sprung in der Schallplatte und so, aber auch hier: Das was du beschreibst, ist genau der Grund warum zuletzt soviel darüber zu lesen ist, dass wir mehr als die 43-Stundenwoche brauchen und das mit Vier-Tage-Woche und sonstwas „keine Volkswirtschaft am laufen zu halten ist“ – weil wir eben in einer Situation sind, in der die Arbeitnehmer mehr und mehr Macht erhalten und sich dieser Zustand wohl noch ausbauen wird. Wir haben ja mittlerweile einen Mangel in nahezu jedem Bereich, vom hochspezialisierten Ingenieur hin zum Kellner.

      Da muss man den Leuten eben einreden, dass sie diese Macht nicht nutzen dürfen, sondern im Gegenteil noch weiter verzichten sollen.

  3. Wenn ich Bereitschaft habe, dann lauf ich jeden Tag auf 12 Stunden Einsatz, weil mein Arbeitgeber die Bereitschaft schon als Regelarbeitszeit nutzt. Ich bin froh das ich nach 12 Stunden sagen kann das es nicht mehr geht und ich 10 Stunden Ruhe brauche. Was die FDP da fordert ist der blanke Hohn und wird von den Arbeitgebern knallhart ausgenutzt.
    Das kann aber auch wirklich nur jemand fordern, der noch nie mehr wie 8 Stunden richtig gearbeitet hat

    • Das ist für 99% der Leute aber nicht relevant. Auch gibt es jetzt schon genug Regeln, dass Leute nur eine gewisse Stundenzahl am Stück arbeiten dürfen, z.b. in der Flugsicherung, manchen ärztlichen Berufen, oft wird sowas auch vom AG freiwillig gemacht, z.b. bei guter QA.
      Dein Spezialfall ist also kein Grund es den 99% anderen zu vermiesen.

  4. Auf den ersten Blick klingt das alles toll. Aber wisst ihr wer das außerdem toll findet? Arbeitgeber! Weil die schreiben gern in Arbeitsverträge , dass X Überstunden mit dem Gehalt abgegolten sind. Besonders schön wenn der AG dann auch noch Überstunden erwartet wenn man den Anspruch hat aufzusteigen.

    Als Gegenleistung gibt es dann kostenlosen Kaffee, einen Obstkorb und mit viel Überwindung ein Danke.

    Ihr glaubt doch nicht ernsthaft die FDP hat plötzlich ein Herz für Arbeitnehmer?

    • Ne sicherlich nicht.

      Allerdings „dass X Überstunden mit dem Gehalt abgegolten sind“ ist ungültig. Gibt mehrere Urteile dazu.

      • Bist du dir sicher?

        „Es bestehen aber auch Möglichkeiten, mit rechtlich wirksamen Klauseln die Behandlung von Überstunden im Arbeitsvertrag zu regeln. Wirksame Regelungen sind konkret formuliert und erlauben dem Arbeitnehmer die Planung, wie viel er für seinen Lohn arbeiten muss. Bei einem „normalen“ Arbeitnehmer, der 40 Wochenarbeitsstunden zu leisten hat, ist es z.B. zulässig, den Arbeitnehmer auf bis zu sechs Überstunden pro Woche zu verpflichten, von denen die ersten vier Überstunden als mit dem regulären Gehalt abgegolten gelten. Finden Sie in Ihrem (zukünftigen) Arbeitsvertrag eine solche Überstundenklausel, sollten Sie mit dem Arbeitgeber darüber verhandeln. Schließlich entwerten solche Klauseln letztlich Ihr Gehalt.“

        https://www.wbs.legal/arbeitsrecht/arbeitnehmer/arbeitsvertrag-pruefen/

        • Arbeitgeberverband Metal NRW ist dieser Abschnitt seid 20 Jahren drin. Ja den hab ich damals Unterschrieben, war eine andere Zeit und gilt bis heute. Arbeitsvertrag angelehnt an. somit vollig legal

    • Ob du nun ein tägliches „Arbeitszeitkonto“ von 8 Stunden hast oder ein wöchentliches von 40 Stunden, ändert im Grunde nichts an der Frage der Überstunden. Ohnehin kann das ganze nur in gegenseitigem Einverständnis funktionieren. Der Arbeitnehmer darf nicht gezwungen werden, mehr als 8 Stunden am Tag zu arbeiten. Andersrum darf der Arbeitgeber aber auch nicht gezwungen werden, die Arbeitskraft des Arbeitnehmers zu akzeptieren, wenn er sie (außerhalb der normalen Arbeitszeit) nicht braucht.

    • Zum einen hat das ganze nichts mit Überstunden zu tun, wie hier schon viele geschrieben haben, zum anderen: Steht der Arbeitgeber mit der Waffe hinter dir, damit du diesen – für dich sehr unvorteilhaften Arbeitsvertrag unterschreibst? Falls nicht kann man so etwas getrost ablehnen bzw. verhandeln. Derzeit (eigentlich schon sehr lange) gibt es für so ziemlich jede Branche Fachkräftemangel, einzige Ausnahme sind wohl Hilfsarbeiterjobs wo man absolut nichts gelernt haben muss, und da ist man halt selbst schuld.

      • Überstundenklauseln haben also nichts mit Überstunden zu tun? Aha. Und weil kein Machtungleichgewicht zwischen AG und AN besteht, sagen Gerichte das Klauseln die nicht klar und verständlich sind, eine unangemessene Benachteiligung des AN sein können, die zur Unwirksamkeit dieser Klausel führt.

        Der AN ist also immer selber Schuld wenn er einen unvorteilhaften Arbeitsvertrag unterschreibt.

        Besonders ekelhaft war dieses Machtungleichgewicht übrigens dann wenn die Ablehnung des Jobangebotes zu Sanktionen durch die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter führte. Alle selber Schuld, schon klar.

        • Die AG ist heutzutage nicht mehr daran interessiert jemanden kurzfristig in eine beliebige Arbeitsstelle zu Vermittlern, sondern langfristig. Auch wird heutzutage darauf geachtet, dass die Firmen arbeitslose nicht mehr als unbezahlte Praktikanten ausnutzen, die permanent im Wechsel Arbeitsstellen ersetzen. So durfte ich nur 25-30 Stunden Praktika zu 2-4 Wochen ableisten.
          Ich habe das alles drei Jahre aufgrund einer durch einen Unfall erlittenen körperlichen Schwerbehinderung durchgemacht, davon 1 1/2 Jahre arbeitsunfähig.
          Ich habe drei Arbeitsverträge abgelehnt und dem vierten Arbeitsvertrag habe ich zugestimmt. Dort bin ich sehr glücklich, dazu Obst, Kaffee, Getränke, belegte Brötchen gibt es dort täglich ohne Überstunden und nebenbei verdiene ich dort bei 35 Stunden mehr, als in meinem alten Beruf bei 39 Stunden.
          Meine damalige Berufsberaterin hätte bei so einer Klausel von so einem Arbeitgeber abgeraten, dort war man sehr penibel bedacht, einen langfristigen Arbeitgeber mit guten Bedingungen zu finden „was nichts mit meiner Schwerbehinderung zu tun hatte“.

        • Es geht doch nicht um mehr Stunden, hast du überhaupt gelesen, was gefordert wird? Die Wochenarbeitszeit soll gleich bleiben, es soll nur freier eingeteilt werden…

          • Ich zitiere aus dem Blogeintrag: „und möglicherweise eine Steuerbefreiung für Überstunden vor“. Darauf bezog sich mein Kommentar.

            Die Frage ob ich die Forderung gelesen habe, gebe ich gern an dich zurück.

    • Bei so einer Klausel würde ich einen zukünftigen Arbeitgeber auslachen und vor seinen Augen seinen Arbeitsvertrag zerreißen und diese Klausel ebenso publik machen. Ich kenne niemanden der unbezahlte Überstunden ableistet, mit Ausnahme von einem Kollegen, der gegen 8.000 Euro, ein Jahr unbezahlte Überstunden gemacht hat.

  5. Befürworte ich vollumfänglich. Ich selbst mache häufig einen längeren Arbeitstag, in Absprache mit meinem AG werden diese Stunden dann auf andere Tage auf der Arbeitszeiterfassung gebucht. Wenn ich im „Flow“ bin, ohnehin nix besseres am Abend zu tun habe, sitze ich gerne mal länger im Büro. Diese Zeit habe ich dann an anderen Tage wo ich früher weg muss/später anfangen möchte.

  6. Spannend das sich der gute sowas genau da vorstellen kann wo eher weniger auf pausen verzichtet wird.

    Laut einer untersuchung der (BAuA) aus 2021 verzichten gut ein drittel der beschäftigten auf pausen.
    Am stärksten ist z.b. der Pflegesektor betroffen. Ratet mal ob die es sich freiwillig ausgesucht haben auf die Pause zu verzichten.

    quelle: https://www.rnd.de/wirtschaft/pausen-bei-der-arbeit-fast-jeder-dritte-beschaeftigte-haelt-zeiten-nicht-ein-5WRSEGQFR5AGDEFV7IKCSUQ2VA.html#:~:text=Ein%20Drittel%20aller%20Besch%C3%A4ftigten%20h%C3%A4lt%20die%20gesetzlichen%20Vorgaben,warnen%20dortige%20Fachleute.%20Christoph%20H%C3%B6land%2014.05.2024%2C%2006%3A22%20Uhr

    Wenn die FDP von flexibilität oder Deregulierung redet, möchten sie eigentlich das Gegenteil erreichen, sollte man eigentlich in den letzten 20-30 jahren gelernt haben.

    Die Gesetze der Pausen haben wir nicht um die armen Arbeiter daran zu hindern früher nach Hause zu kommen. Hier werden weichen gestellt um Abeitszeitschutzgesetze zu druchlöchern.

    Nehmen wir mal an der Acht stunden Tag wird abgeschafft. In meiner Branche ist es auch üblich länger zu machen. Glaubst du ich bekomm die Überstunde so wie jetzt ausgezahlt?
    Ich mein der herr Köhler möchte auch eine Lockerung der 48Stunden woche anstreben, also wird meine Überstunde dann weder nach 8 und auch nicht nach 48 stunden berechnet.

    • Ansich ist die Lockerung des 8-Stunden-Tages schon keine dumme Idee, aber du triffst es: Das Problem sind die übermäßigen Überstunden, die die CDU ja auch gerne „legalisieren“ will durch Steuerbefreiung. Doof nur, das nach einer neuesten Studie in Deutschland im letzten Jahr fast 50% aller Überstunden gar nicht bezahlt wurden, da kann man auch nix von den Steuern befreien.

      Aber für unser ominöses Wachstum musst du halt weiter unbezahlte Überstunden machen, überleg mal wie sehr dein Wohlstand sonst eingeht, wenn du all das Gehalt das du nicht bekommst nicht mehr zur Verfügung hast 🙁

      • Weil es die Leute halt mit sich machen lassen. Ich mache oft und auch gerne Überstunden, habe in meinem Vertrag sogar eine Überstundenpauschale (dh mir werden automatisch Überstunden ausbezahlt, die ich dann auch ableisten muss). Aber ich würde nie ne Überstunde machen, wenn mir diese nicht entweder bezahlt wird, oder ich dafür Zeitausgleich nehmen kann.

        Und wir haben kostenlose Ausbildung und freie Berufswahl, niemand ist hier zu etwas gezwungen.

        • Ist doch das Klima, was derzeit (aber eig. schon seit Jahren) überall suggeriert wird. Paart man das mit einer Gesellschaft die sich massiv über ihre Arbeitsstelle definiert…kommt halt sowas dabei raus.

  7. „Der Acht-Stunden-Tag ist ein fossiles Dogma aus einer Zeit, in der die Sorge vor Ausbeutung massiv war. Aber die Zeiten haben sich geändert.“

    In manchen Brancen nicht so wirklich zb EZH,Amazon,DHL usw
    Wenn das bedeutet das die Kassenkraft bei Aldi ihre überstunden an Bezahlt oder in Freizeit zurück bekommt bzw es dann ja keine Überstunden mehr gibt gerne.

    Aber es ist bezeichnend das die FDP die Angestellten im Büro anspricht und nicht die Arbeiter.

    Macht der Neoliberale was für den kleinen Mann , ist der meisten dann hinterher drann!

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