Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte George R.R. Martin einen mittlerweile wieder entfernten Beitrag mit eindeutiger Kritik daran, wie House of the Dragon die von ihm ausgearbeitete Geschichte adaptiert hat. Mittlerweile hat sich HBO auch offiziell zu diesem Schreiben geäußert und eine Stellungnahme veröffentlicht, die das Produktionsteam in Schutz nimmt. Laut dem Schreiben muss der Showrunner solch einer Produktion immer schwierige Entscheidungen treffen und festlegen, welche Charaktere möglicherweise entfernt werden. Für HBO hat Ryan Conald bisher gute Arbeit geleistet und seine Limitierungen gekannt.
“There are few greater fans of George R.R. Martin and his book Fire & Blood than the creative team on House of the Dragon, both in production and at HBO. Commonly, when adapting a book for the screen, with its own format and limitations, the showrunner ultimately is required to make difficult choices about the characters and stories the audience will follow. We believe that Ryan Condal and his team have done an extraordinary job and the millions of fans the series has amassed over the first two seasons will continue to enjoy it.”
Dieses natürlich recht allgemein gehaltene Schreiben folgt auf eine von Showrunner Ryan Condal selbst veröffentlichte Stellungnahme aus dem offiziellen Game of Thrones Podcast. Er bezeichnete das Buch von Martin als ein Geschichtsbuch, welches keine fertige Geschichte oder festen Charaktere zum Adaptieren beinhaltet. Er und sein Team müssen diese Vorlage nehmen und das Ganze in eine verständliche und gradlinige Serie packen. Dabei füllen sie die offenen Elemente der Geschichte natürlich mit ihren eigenen Ideen und Vorstellungen, weil ein historisches Werk nicht unbedingt alle notwendigen Details beinhaltet.
“As dramatists, I think we have to approach this history, though it is fictional, as anyone would do, as trying to adapt a chapter from real history. So we have to construct this three-dimensional reality and this full story for the world to inhabit and provide the characters with internal lives and flaws and desires that might not necessarily have made it into the historical account. Now there are plenty of opportunities in reading Fire & Blood to say, well, there was actually a flaw or a desire or something that does not make it into the record, but it’s often an incomplete picture. So really a lot of what we do is, as dramatists and adapters of this is coloring in the lines that we’re given … and a lot of that color is ultimately our own.”
HBO muss sich jetzt hinter Conal und sein Team stellen, weil es sich nicht leisten kann sie zu verlieren und HotD möglicherweise nicht abzuschließen. Die Reaktion von Condal wirkt auf mich allerdings leicht arrogant. Die Show ist nicht seine Geschichte und er sollte auch nichts anderes denken. Ansonsten dürfte er sich nämlich schnell in der gleichen problematischen Position wie Benihof und Weiß wiederfinden. Und wenn das Adaptieren einer historischen Geschichte mit Löchern und unnötigen Elemente so ein Problem ist, dann sollte man vielleicht auf George R.R. Martin hören, wenn er die Notwendigkeit bestimmter Charaktere oder Ereignisse betont. Dafür hat das Team ihn schließlich…
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Es ist völlig normal, dass bei Verfilmungen bestimmte Dinge gecuttet, verkürzt oder zusammengelegt werden. Das ist bei zumindest zwei der drei erfolgreichsten Buchverfilmungen pre-GoT so gewesen und das war auch bei GoT so, selbst als man noch mehr Material aus den Büchern zum arbeiten hatte. Als Beispiel sei hierfür nur Lord of the Rings aufgezählt: Tom Bombadill wurde komplett gecuttet (ob Tolkien das so toll gefunden hätte?) und Glorfindel wurde mit Arwen zusammengelegt.
Natürlich kann das Herausschneiden eines Charakters manchmal dafür sorgen, dass später Folge-Probleme („Butterflies“ wie GRRM es genannt hat) auftreten. Wer erinnert sich nicht daran, wie awkward in Harry Potter 7.1 am Anfang einige Charaktere eingeführt wurden, die es in den Büchern schon ewig gab, die aber in den Filmen gecuttet oder zusammengelegt wurden (z.B. Charlie Wesley).
Am Ende des Tages muss man den Showrunnern aber zugestehen, solche Änderungen zu machen, aus Zeit- oder Budgetgründen oder einfach nur, weil der entsprechende Charakter eigentlich ziemlich überflüssig ist.
Und da hier ja wirklich kein Roman, sondern ein Geschichtsbuch verfilmt wird…sollte man vllt. einfach die Kirche im Dorf lassen?
Das ist ja oft das Problem, bei der Verfilmung von Büchern, denken die Autoren der Produktionsfirma, sie können es besser als der Originalautor. Ich kann verstehen, wenn man in einem kreativen Job arbeitet, dass man selbst auch kreativ sein möchte, aber dann sollte man vielleicht seine eigene Geschichte schreiben und nicht die von jemanden anderen nehmen.
Zu HOD, ich kenne das Buch/die Bücher, nicht. Und wenn diese viele Lücken aufweisen, dann finde ich es verständlich, wenn man diese Lücken als Serienautor füllt, und nicht GRRM das machen lässt. Er soll lieber GOT fertig schreiben.