Werder Bremen – hinter den Kulissen

An diesem Wochenende steht der 21. Bundesliga-Spieltag an. Ich möchte Euch aber an dieser Stelle mal einen kleinen Blick hinter die Kulissen gewähren: Werder Bremen gilt in Deutschland als ein seriös geführter Fußball-Verein. Das liegt allerdings vor allem an den Köpfen an der Spitze. Leute wie Willi Lemke, Klaus-Dieter Fischer und co haben über Jahre den Klub geformt und ihren Stempel aufgedrückt. Ich selbst habe nach meiner aktiven Zeit mehrere Jahre in der Geschäftsstelle des Vereins gearbeitet (Kartenstelle, Call-Center) und kann Euch sagen, dass es hinter Kulissen zugeht, wie auf einem „Jahrmarkt“. Sportlich wird der Klub sicherlich extrem gut geführt, allerdings ist alles Andere eine Farce. Mitarbeiter bekommen den tiefstmöglichen Mindestlohn und werden meiner persönlichen Definition nach ausgebeutet. Überall, wo es möglich ist, werden Praktikanten und/oder ehrenamtliche Mitarbeiter eingesetzt. Das alles wird dann damit begründet, dass man ja Werder Bremen sei und dadurch eine Ehre und ein Privileg, in dem Klub zu arbeiten. In allen Bereichen müssen ständig unbezahlte Überstunden gemacht werden, weil gerade irgendein Vorverkauf begonnen hat oder irgendwas anderes ansteht. Ich muss ein bisschen aufpassen, was ich hier von mir gebe, das ich aus eigener Erfahrung weiß, dass die angesprochenen Entscheidungsträger bei Werder Bremen mit Kritik überhaupt nicht umgehen können und bei jeder sich bietenden Gelegenheit sofort einen Anwalt hinzuziehen. Daher weise ich an dieser Stelle erneut darauf hin, dass es sich bei den von mir getätigten Aussagen um eigene Erfahrungen handelt, die ich mit meiner Zeit bei Werder Bremen (von 1999 bis 2003) sammeln konnte. Ob das heute noch genau so zugeht, kann ich nicht mit hundert prozentiger Sicherheit sagen, allerdings arbeiten noch einige alte Freunde und Mitspieler im Verein und erzählen mir gelegentlich ähnliche Geschichten und Entwicklungen.

Das große Problem ist, dass Werder im Vergleich zu vielen großen Bundesliga-Klubs immer noch ein Provinz-Verein ist. Während in Städten wie München, Berlin oder Gelsenkirchen die Presse freie Hand hat und bei schlechte Leistungen (auch der Verantwortlichen abseits des Platzes) einen gewissen Druck ausüben kann, ist dies in Bremen überhaupt nicht möglich. Der Verein hat die lokale Presse komplett in der Hand. Jegliche aufkommende Kritik wird im Keim erstickt. Mir berichtete damals ein Pressevertreter, dass der Verein gnadenlos Presseleute ausschließt (Stadionverbot, kein Einlass mehr zu Pressekonferenzen, etc.), wenn zu viel Kritik geäußert wird. Ein solches Verhalten wäre, wie gesagt, in anderen größeren Städten und Vereinen überhaupt nicht denkbar – in Bremen gehört es zur Tagesordnung.

Generell ist es so, dass bei allen großen deutschen Bundesliga-Vereinen „gemauschelt“ wird. Erinnert sich noch wer an den Vorfall mit unserem zweiten Vorsitzenden Fischer, der einen großen Bauauftrag an eine Baufirma gegeben hat, die ihm daraufhin ein neues Badezimmer einbaute? Er wurde zu seiner Zeit freigesprochen. Ganz ehrlich, ich könnte ein Buch darüber schreiben, gefüllt mit all den nicht-koscheren Geschichten, die ich in meiner Zeit im Klub miterlebt habe. Wie gesagt, da „eigene Erfahrungen“ und „mit eigenen Augen gesehen“ als Beweise vor Gericht nicht ausreichen, halte ich mich hier mit weiteren Geschichten ein wenig bedeckt. Fakt ist aber, „eine Hand wäscht die andere“ ist ein Wahlspruch, der hinter den Kulissen vieler Bundesliga-Klubs zum Tragen kommt.

Hier ein weiteres Beispiel von 2004:

Klaus-Dieter Fischer, Präsident des SV Werder Bremen, muss vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, öffentliche Gelder erschlichen zu haben, als er zwei Wohnungen gekauft hat, so berichtet der ‚Weser-Kurier‘. Fischer, der unter anderem Geschäftsführer des Fußball- Leistungszentrums beim SV Werder ist, erklärt, dass das Geld bereits zurück gezahlt worden und er unschuldig sei. (shortnews.de)

Der Auslöser, warum ich diesen Blogeintrag verfasse, ist folgende Geschichte:

Tino Polster, Mediendirektor bei Werder Bremen, hat dem Kult-Filmemacher Shadiego, der auf youtube unglaublich gute Werder-Videos produziert hat, mit dem Anwalt gedroht, sollte er dies nicht einstellen:

Vom Mediendirektor wurde ich nicht mal begrüßt, sondern gleich mit folgenden Worten überfahren: „So deine Copyrightverletzungen hören dann jetzt auf.“ Ich so: „Bitte?“ (Werder war sich der Videos immer bewusst und duldete diese). „Machst du noch weitere Videos, darfst du dich mit WERDERS Rechtsanwalt auseinandersetzen“.“

Seinen Account bei youtube hat Shadiego daraufhin bei youtube geschlossen, was einen wahren „Shitstorm“ in der Werder-Internetszene ausgelöst hat. Kultblogger Tobias Singer hat daraufhin mit den Worten „dann macht doch Euren Scheiß allein“ auf seiner Seite erklärt, er würde seinen Blog nicht mehr weiterführen. Dazu schrieb er:

Dass man als Blogger immer einer latenten Abmahngefahr ausgesetzt ist, ist mir wohl bekannt. Doch es erreicht eine völlig andere Dimension, wenn es sich bei dem potenziellen Kläger um den Verein** meines Herzens handelt. Wenn nicht mal vor einem ehemaligen Mitarbeiter wie Shadiego halt gemacht wird, warum sollte dann ich mit einer Ausnahmebehandlung seitens Werders rechnen? Solange Leute wie Mediendirektor Tino Polster, der (ausgerechnet!) medial noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist, bei Werder Macht ausüben dürfen, wird sich an dieser Situation wenig ändern.

Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. Und das alles ändert irgendwie nichts an der Liebe zu „meinem“ SV Werden Bremen, was aber größtenteils daran liegt, dass die Mannschaft, die jede Woche auf dem Platz steht, mit all diesen Angelegenheiten, Mauscheleien und Machtspielchen zum Glück nichts zu tun hat! In diesem Sinne: Lebenslang grün-weiß!

Dank an Kai für den Link!

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