2015 hat Europa auf eine harte Probe gestellt: erst der Schuldenstreit um Griechenland, dann der nicht abreißende Flüchtlingsstrom, schließlich die große Terrorangst. Längst glauben die vielen Pessimisten, die Europäische Union stehe kurz vor dem Kollaps. Dem widersprechen Zukunftsforscher. Sie sind überzeugt: Wir kommen den „Vereinigten Staaten von Europa“ immer näher.
Komisch, ich persönlich fühle das genau anders herum. Subjektiv habe ich keinerlei Wir-Gefühl bezüglich unserer Nachbarn. Ich würde sogar soweit gehen, dass Deutschland in Europa verhasst ist. Haben sich die wichtigen europäischen Länder in den letzten Jahren nicht eher voneinander entfernt, als dass sie zusammengerückt sind? Was meint Ihr?
Quelle: T-Online.de
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Über kurz oder lang werden sich Staatenblöcke und daraus resultierend eine Weltregierung anstatt von Nationalstaaten durchsetzen, spätestens wenn die Menschheit die ersten ernsthaften Versuche unternimmt unseren Planeten zu verlassen.
Ob das noch zu unseren Lebzeiten passieren wird, da bin ich skeptisch, die meisten Menschen sind noch zu sehr in ihrem „Tribalism“ und Schubladendenken verwurzelt. Die Menschen brauchen im Alltag dieses „Wir“ gegen „Die“ Gefühl, zumindest bis sie sich eines grösseren Problems/einer grösseren Bedrohung gegenüber sehen.
Für nen Vereintes Europa bräuchten wir nen Katalsyst der alle zusammenschweißt, wie Agression von aussen oder nen traumatisches Ereigniss das Deutsch/Französisch etc. irelevant werden lässt.
Allerdings ist das etwas wovor die verbleibenden Supermächte Angst haben. Wirtschaftlich und Militärisch wäre nen vereintes Europa ohne Kompetenzgerangel und mit einheitlicher Armee/Wirtschaft eine Kraft die selbst die USA und China in die Tasche stecken kann.
Dasselbe gilt für nen Vereintes Afrika, wenn der schwarze Kontinent jemals seine Kinderkrankheiten überkommt und „Erwachsen wird“ wird sich das Machtgefüge auf der Welt erheblich verschieben.
Ich halte das auf absehbare Zeit für ausgeschlossen. Nationalbewusstsein lässt sich nicht so einfach auslöschen. Dazu kommen die zahlreichen Probleme, die manche Länder anders angehen wollen als andere. Die „Overlordschaft“ der EU ist da alles andere als erwünscht. Die Währungsunion hätte niemals stattfinden dürfen, dazu sind wir in Europa noch zu ungleich. Nicht zuletzt gibt es dann noch das Problem der Korruption und Vetternwirtschaft, das mit wachsender Staatsmacht immer größer wird. Eine erhebliche Zahl Europäer hat sich mit der Tendenz zum Rechtspopulismus in Bezug auf diese Dinge eindeutig positioniert und auch wenn ich deren Position nicht teile, kann ich sie doch nachvollziehen und muss eingestehen, dass es noch viel zu viele Baustellen gibt, als dass ein paneuropäischer Staat auch nur ansatzweise in Reichweite wäre.
Ich glaube an die vereinigten Staaten von Europa, allerdings müssen diese anders aufgebaut sein. In der Geschichte fällt mir jedenfalls gerade kein Beispiel ein, an dem wir uns orientieren können.
Die USA fallen raus, dafür sind unsere Staaten einfach zu groß und selbstbewusst. Russland mit seinem Föderalsystem ist vielleicht ein Ansatz, aber auch hier könnte die Zentralgewalt zu schwach ausfallen.
Im Idealfall würden wir aufhören uns als Deutsche, Franzosen, Italiener usw. zu sehen und würden einfach einen europäischen Gesamtstaat gründen. Realistisch betrachtet ist das aber nicht drin. Allein bei der Vorstellung nichtmehr die Queen sondern einen Präsidenten (der dann vllt. Deutscher, Franzose oder sogar Irländer ist) Staatsoberhaupt ist würden die Engländer wohl Pickel kriegen (um nur ein Beispiel zu nennen, dass gilt für alle Staaten).
Es müsste ein völlig neuartiges System geschaffen werden, was sowohl föderale Elemente aufweist und den Ländern ihre Eigenständigkeit lässt, gleichzeitig aber eine Zentralgewalt die handlungsfähig ist. Damit meine ich eine Zentralgewalt, die Gesetze durchbringen kann ohne das diese erst sechs Jahre lang von jedem Mitgliedstaat ratifiziert werden müssen, die eine eigene Armee befehligt (und zwar losgelöst von nationaler Kontrolle!) und die eben auch in Situationen wie jetzt sagen kann „mir egal das ihr eine nationalkonservative Regierung seid Polen, ihr nehmt jetzt x-Syrer und basta“.
Wie genau diese neuartige Form einer Staatenunion aussehen soll weiß ich nicht, aber wir werden sie irgendwie finden müssen. Denn in der aktuell eigenbrödlerischen Haltung wird Europa über kurz oder lang zwischen den USA, China und Russland zerrieben, auch wenn man das in Großbritannien oder Polen nicht hören will.
Da ich mich eher als Europäer fühle, als als Deutscher hoffe ich das Europa eng beisammen bleibt.
Allerdings sehe ich auch noch erhebliche Defizite in der Konstruktion der EU. Als angehender Politikwissenschaftler musste ich mich ein wenig mit der Struktur der EU auseinandersetzen und ich kann euch sagen dass es sauschwer ist so einen Vertrag zwisch X Staaten abzuschliessen.
Da muss einfach nochn guter Batzen an Jahrzehnten an die Prognose drangeklatscht werden, dann passt das.
Wie läuft das dann bei der Fußball Weltmeisterschaft? Haben die „Zukunftsforscher“ darauf auch eine Antwort? Die wirklich wichtigen Dinge werden mal wieder nicht beleuchtet.
Oh mein Gott, hoffentlich passiert das niemals.
Prinzipiell ist die EWG/EG/EU zweifellos eine gute Idee. Die Idee von Staaten, die zum gegenseitigen Nutzen zusammenarbeiten, ist ja letztlich auch die Quelle unseres Bundesstaats Deutschland.
Berechtigterweise wird aber die Frage gestellt, wo die Reise hingehen soll. Wir haben eine wirtschaftliche Union, eine Zollunion und zu einem gewissen Grad eine politische Union. Natürlich liegt der Gedanke nahe, die politische, fiskalische, soziale Union zu vollenden, hin zu den Vereinigten Staaten von Europa.
Momentan kann ich mir dies nicht vorstellen. Ich fühle mich nicht als „Europäer“, sondern als „Deutscher“, und sicherlich ist mir ein Österreicher oder ein Schweizer (und der ist nicht mal EU-Europäer) alleine schon aufgrund der Sprache näher als jeder Franzose, Italiener oder Skandinavier. Und ich täte mich ehrlich gesagt schwer, jeden Griechen oder Portugiesen als meinen „Landsmann“ anzusehen. Da werde ich kein Einzelfall sein, und deshalb wird es meiner Einschätzung nach noch die eine oder andere Generation dauern, bis die nationalen Völker endlich so weit sind, bereitwillig in einem europäischen Volk aufzugehen.
Wo dies jedoch nur eine Zeitfrage ist, sehe ich ein viel tiefergehendes Problem darin, dass ich jedenfalls DIESES Europa ablehne. Damit meine ich das Brüsseler Europa, welches derart erhebliche Demokratiedefizite aufweist, dass, wäre es ein Staat, der die Aufnahme in die EU beantragt, aufgrund eben dieser Demokratiedefizite nicht aufgenommen werden dürfte! Mit anderen Worten: Das heutige politische Europa würde nicht zu den Vereinigten Staaten von Europa führen, sondern zur Europäischen Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Natürlich ist dieses EUdSSR-Modell vereinfacht, aber die Richtung stimmt.
Deshalb: Eine politische Union kann ich mir vorstellen, aber nicht auf Basis der heutigen EU. Wir sollten diesen Brüsseler Wildwuchs aus Europa herausoperieren, einen Schritt zurückgehen zur EG – dazu zählt auch die Auflösung der gescheiterten Währungsunion – und es nocheinmal versuchen, wobei diesmal die Demokratie im Vordergrund stehen muss und wir aus den Fehlern der EU zu lernen haben. Dann und nur dann kann ich mir ein friedliches, freies und dennoch politisch geeintes Europa vorstellen.
Es ist unausweichlich die globalen Probleme der welt lassen sich nur global und nicht national lösen, ich sehe daher die sowas wie schulden und flüchtlinge als einen versteckten segen, eine hürde die uns wie die grippe zwar für den moment schwächt aber am ende stärker macht.
Sie können uns versuchen reinzuzwingen, auch wenn das Volk nicht will.
Hat zwar nichts demokratisches dann, aber ein europäischer Rechtsstaat ist möglich.
Hat damals irgendwer die Bürger der einzelnen BRD-Länder gefragt ob sie sich zu einem großen Staat zusammenfassen lassen wollen?
Man sieht ja auch zwischen Bundesländern starke Unterschiede in Kultur, die bis heute fortbestehen.
Daher könnte man auch positiv eingestellt sein, dass die Kulturen von jetzigen Ländern in einem EU-Staat auch nicht untergehen.
Ich bin trotzdem skeptisch, denn je mehr zusammengefasst (Globalisiert) wird, desto mehr gerät das Individuum in Vergessenheit.
Mehr Bürokratie -> Quantität -> Alles ist nurnoch eine Nummer.
Ich sehe dahinter noch ein Problem: Wie lange haben Staatssysteme, geschichtlich betrachtet, denn immer gehalten? Das war immer am fluktuieren und so wird es auch weiter gehen. Ich persönlich habe dabei Angst, dass wenn man zu viel vereinigt, die Gefahr auf ein wahres Terrorregime sehr hoch ist. Der Nazionalsozialismus wurde besiegt, weil es genug selbstständeige, „freie“ Länder gab, die entgegen wirken. Je mehr wir dabei zusammenfassen, desto weniger Möglichkeiten haben wir im Problemfall. Ich sage nicht, dass man sich komplett isolieren soll (das wäre auch ziemlich gefährlich), aber die Länder sollen selbstständig bleiben.
Staatensysteme die klug geführt werden halten sich lange, Rom über 1000 Jahre, das persische Reich auch einige Jahrhunderte. Das waren aber auch sehr gut geplante Staaten mit hoher Eigenständigkeit ihrer Peripherie. Sogar das dritte Reich hätte vermutlich bei einem gewonnenen Krieg weiterbestehen können.
Andere Staaten, die eher auf die schnelle zusammengeschustert wurden, zerfallen gerne mal. Alexanders Reich zum Beispiel zerfiel quasi direkt nach seinem Tod. In jüngerer Vergangenheit haben wir da z.B. Jugoslawien oder Tschechoslowakien. Letztere haben rasch gemerkt „das wird nix“ und haben es gelassen (vorbildhaft!), was in Jugoslawien passiert ist sollte jeder wissen.
Sprich: Man KANN einen Staat bauen der eine sehr lange Lebensdauer hat und der handlungsfähig bleibt. Dafür muss man aber ein Gleichgewicht zwischen Zentrum und Peripherie schaffen. Leider ist mir kein Staat bekannt der nicht eine dominierende Zentrale hatte (das persische Reich Persien, das römische Reich Rom usw.). Eigentlich fällt mir da nur die USA ein.
Haben Sie nicht vor ein paar Wochen noch genau das gegenteil behauptet? Meine so etwas gelesen zu haben. Naja wird eh immer alles so dargestellt wie Sie es gerne hätten ob das alles immer stimmt, steht auf einen ganz anderen Blatt ^^.
Ich für meinen Teil hoffe auf ein wirklich Vereinigtes Europa. In wieweit das aber wirklich realistisch ist sei mal dahin gestellt. Ich persönlich fühle mich auch als „Europäer“ bzw nicht nur als Deutscher.
Die europäische „Blase“ wird in den nächsten zehn Jahren platzen.
Wie passend, genau die Woche hat man in den Kommentaren in deinem Blog wieder gesehen warum zB. südlich von euch, Ihr nicht die Beliebtesten seid. Die Politik von eurer Regierung ist da mit Sicherheit in Österreich nicht groß Schuld.
In einem größeren Rahmen gesehen glaub ich aber auch, dass viele andere Länder einen gewissen Neid auf den wirtschaftlichen Erfolg von Deutschland haben bzw. auf was dieser Erfolg fußt. Erst die Woche hat ja der italienische Premierminister darauf hingewiesen, dass zwischen Deutschland und Russland die Nordstream-Pipeline trotz Wirtschaftsanktionen ausgebaut werden soll, obwohl in diesem Jahr die Southstream-Pipelane von Brüssel untersagt wurde. Von der Linienführung dieser Pipeline hätte zB. Italien stark profitiert.
Andere Länder haben aus historischen Gründen einfach Angst das Deutschland wieder zu mächtig wird. Großbritannien und Frankreich. Trotz 100.000 gemeinsamen Projekten und Initiativen mit Frankreich zur Zuschaustellung von Einigkeit und Brüderlichkeit, könnte Frankreich maximal ein gleichwertiges Deutschland hinnehmen, aber keines das den Ton angibt.
Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass die EU irgendwie die neuen U.S. werden, obwohl mir das gerne gefallen würde. Wenn ich daran denke, dass dazu Länder Ihr Sprache aufgeben müssten oder sollten. Die vielen kleinen Nationalhelden aufgeben, die jedem Land heilig sind, aber zumeist nur für Erfolge (ob wirtschaftlich, militärisch oder wissenschaftlich) über andere Nationen stehen.
Es werden aufjedenfall spannende Jahre wo alles glaub ich drin ist. Von Zerfall bis Weiterentwicklung. Man wird ja bald sehen welchen weg Großbritannien geht, wo ja die Briten sehr skeptisch gegenüber der EU im Gegensatz zu den Schotten.
Oder wie wird sich wohl die EU verhalten wenn sich Katalonien unabhängig von Spanien macht. Spanien würde einen Teufel dafür tun, damit ein Katalonien in die EU aufgenommen wird.
Kommt drauf an was man unter „Vereinigten Staaten von Europa“ versteht. Derweil hapert es ja an Sprachbarriere, Regierungsformen und einheitlicher Währung. Ein Äquivalent zu den USA sehe ich damit nicht gegeben, auch in 20 Jahren nicht.
Ich glaube nach wie vor an die europäische Vision