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Mit einem Verweis auf Hitler-Deutschland hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan sein Streben nach mehr Macht begründet. Die türkische Opposition dürfte sich in ihrer Ablehnung eines präsidialen Systems, wie es Erdogan anstrebt, bestätigt fühlen […] Mit einem Verweis auf Hitler-Deutschland hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan sein Streben nach mehr Macht begründet. Die türkische Opposition dürfte sich in ihrer Ablehnung eines präsidialen Systems, wie es Erdogan anstrebt, bestätigt fühlen.

Mir fällt auf, dass in den deutschen Medien in letzter Zeit extrem negativ und teilweise reißerisch über Erdogan und die Türkei berichtet wird. Ich frage mich dabei immer: Ist das wieder die typisch deutsche Meinungsmache oder dreht Erdogan momentan wirklich komplett durch? Wie seht Ihr die Sache?

Quelle: T-Online.de


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29 KOMMENTARE

  1. Ich weiß nicht, was Erdogan nun genau in welchem Zusammenhang gesagt hat, und eigentlich interessiert es mich auch nicht. Seine Taten wiegen jedenfalls schwerer als ein paar Worte (die vielleicht noch aus dem Zusammenhang gerissen wurden).

    Und seine Taten deuten stark darauf hin, dass er in etwa auf einer Stufe steht mit Saddam oder Ghadafi … „lupenreine Demokraten“ in Politikersprech.

    Soll bedeuten: Als Geschäftspartner gefragt – ob es nun um Öl, Flüchtlingsthematik oder allgemein „Bollwerk gegen Afrika“ geht – aber objektiv betrachtet ne Drecksau, die das eigene Volk knechtet und unterdrückt.

    Wenn man es genau betrachtet, ist es jedem Staat egal, was andere Staaten mit ihrer Bevölkerung treiben, solange es keine Außenwirkung hat. Und da nehmen sich USA, Russland, die europäischen oder asiatischen Staaten nichts: Wenn immer irgendwelche Diktatoren von außen angegangen werden, geht es nur vordergründig um Menschenrechte, tatsächlich aber immer um wirtschaftliche bzw. globalpolitische Interessen.

    China ist da doch das beste Beispiel: Ständig schimpft man über Menschenrechtsverletzungen, aber auf Staatsbesuch wird das Flugzeug mit Wirtschaftsbossen beladen, und die Menschenrechte spielen plötzlich keine Rolle mehr, bis der Staatsbesuch vorbei ist.

    So läuft es auch mit Erdogan: Natürlich ist er ne Drecksau, die sich lieber heute als morgen zum Sultan auf Lebenszeit deklarieren würde und dem die (Meinungs-) Freiheit am Allerwertesten vorbeigeht. Aber solange er seine Grenzen dichtmacht und damit dafür sorgt, dass das Elend nicht an deutschen Grenzen, sondern fernab jeder Fernsehkameras stattfindet, ist er Merkels bester Freund und Geschäftspartner.

    • „Großbritannnien hat weder Freunde noch Feinde, Großbritannien hat Interessen“. Das ist ein Grundsatz der Kabinettspolitik, den heute kein Politiker in den Mund nehmen darf, ohne das er daran zugrunde geht. Dennoch ist es eigentlich heute nicht viel anders als damals und dieser einfache Grundsatz hat noch immer Bestand.

      • Amerikas Aussenpolitik ist haargenau das. Die Minute in der du deine Nützlichkeit erfüllt hast lassen sie dich fallen, und die Minute wo du zur Bedrohung wirst, und sie dich aus dem Verkehr ziehen können treten die Marines deine Tür ein.

      • Sag das mal denjenigen, die die USA seit 70 Jahren felsenfest als unsere „Freunde“ bezeichnen (und Russland als das unumstößliche Böse).

        Es gibt in diesem dreckigen Spiel, genannt Politik, keine Guten und Bösen. Obwohl doch, Böse gibt es eigentlich jede Menge, linker Rand, rechter Rand, Kriegstreiber, Massenmörder, Diktatoren, Bestecher und Bestochene …

  2. ich muss da immer an die aelteren generationen denken, die ihn damals bewusst wahrgenommen haben, bzw. das alles (mit-/durch-)erlebt haben.

    die meinten auch immer, dass ja nicht alles schlecht war, was er machte bis auf (hier je nachdem meistens das mit den juden oder dem späteren kriegsverlauf)

    • Natürlich „war nicht alles schlecht“ was Hitler gemacht hat. Da wir heutzutage ein bisschen zu viel schwarz gesehen (was angesichts der Menge von schwarz eigentlich ne Leistung ist…)
      Tatsächlich hat Hitler den Deutschen zunächst viel Gutes getan (wenn man nicht gerade Jude, Sozialdemokrat, körperlich/geistig eingeschränkt oder Sinti/Roma war). Bau der Autobahn, Wirtschaft angekurbelt, Arbeitslosigkeit beendet, Gebiete zurückgeholt die gemäß dem Völkerrecht rechtmäßig dem Deutschen Reich gehörten. Dazu -heute sicher anrüchig, damals aber extrem wichtig- hat er den Deutschen wieder ein Gefühl von Nationalstolz zurückgegeben. Man „war wieder wer“.
      Wer weiß, hätten die Nazis nicht völlig am Rad gedreht, man würde Hitler vielleicht heute in einer Reihe mit Namen wie Friedrich II. oder Bismarck nennen, als jemand der die deutsche Geschichte vorangebracht hat.

        • Was meinst du, warum die Welt inzwischen wieder kurz vorm Krieg steht? Dollar, Euro und Rubel sind so ziemlich kaputt, und mit so einem gepflegten Krieg kann man sich ne Währungsreform sparen!

        • Ja – von wegen Wirtschaft angekurbelt. Deutschland war ein paar Jahre nach seiner Machtergreifung bereits komplett bankrott, weshalb man als erstes immer die Goldreserven aus den eroberten Gebieten herausgeholt hat. Und die Autobahnen wurden nur gebaut um die Arbeitslosigkeit temporär drastisch zu senken und es dann als Erfolg der neuen Richtung zu verkaufen: Man hat z.B. generell auf moderne Maschinen und Methoden beim Bau verzichtet um mehr Leute einstellen zu können die dann alles per Hand machen mussten, was natürlich Unsummen an Geld verschlungen hat. Und um es mal klarzustellen: Die Autobahnen brauchte niemand. Damals hatte kaum jemand überhaupt ein Auto, besonders nicht die Landbevölkerung. Und das er die für den Krieg gebraucht hat ist auch Unsinn: Für die Logistik wurden fast ausschließlich immer noch Pferde gebraucht, weil Benzin viel zu wertvoll und teuer war. Das sind aber eigentlich auch alles Sachen die man bereits im Geschichtsunterricht in der Schule lernt.

          • Ich habe nie behauptet das es irgendwie „gut“ war oder nicht auf den Krieg gerichtet. Nur sollte man die Dinge eben auch immer in einem gewissen Kontext sehen.
            Für die Menschen der damaligen Zeit (und darum ging es hier gerade) war es ein gigantischer Aufschwung. Es wurde positiv aufgefasst, sehr positiv. Bankrott und arbeitslos war man vorher auch schon, jetzt aber ging es vorwärts (oder es fühlte sich wie vorwärts an). Und das der Krieg die Kassen zunächst wieder gefüllt hat ist auch alles andere als „verwerflich“, zumindest in einem sehr rationalen Sinne.

            Die Autobahn war im übrigen kriegswichtig, auch Pferde kommen schneller auf ausgebauten Straßen zurecht. Bedenkt man dazu die riesige Kehrtwende die die Wehrmacht machen musste (von Polen durch ganz Deutschland an die Westfront) halte ich es für vermessen das ausgebaute Straßen- und Schienennetz als unwichtig zu betiteln.

            Nochmal: Die gesamte Wirtschaftspolitik der Nazis war auf zwei Dinge ausgelegt: 1)Vorbereitung für den Krieg, 2)die Menschen für das Regime begeistern. Wenn ich in unter zehn Jahren einen Krieg plane der ganz Europa umfassen könnte dann muss ich sicherstellen das die Menschen zufrieden sind. Und die Arbeitslosigkeit war mit der größte Unzufriedenheitsfaktor. Beseitigt man diesen zumindest temporär bis zum Krieg dann hat man mehr als gewonnen, selbst wenn man dafür pleite geht (das die Nazis es nicht so mit Alternativplänen hatten wissen wir alle).
            Dementsprechend muss es den Menschen damals sehr positiv vorgekommen sein, vor allem wenn man keinen Kontakt zu den Verbrechen hatte (was durchaus möglich ist). Der Krieg wird natürlich nicht sonderlich positiv aufgenommen, die Besatzungszeit danach aber meistens auch nicht. Wobei ich auch offen zugeben muss das Gesellschaftshistorik des Zweiten Weltkriegs jetzt nicht so unbedingt mein Glanzgebiet ist, da gibts bestimmt noch viel mehr zu zusagen und zu analysieren.

        • Das ist einigermaßen richtig, denke ich. Liegt halt daran, dass Hitler wieder angefangen hat Geld zu drucken.
          Allerdings -und das klingt immer wieder dumm- ist eine massive Verschuldung nicht schlimm, wenn ich mich auf einen massiven Eroberungskrieg einstelle. Wäre der Krieg nicht geplant gewesen hätte es keinen Grund gegeben sich so zu verschulden, insofern greift das ineinander.

      • Naja die Arbeitsplätze die er geschaffen hat waren fast komplett der Rüstungsindustrie zugeteilt und die Wirtschaft hat auch auf Kosten eines Krieges angekurbelt. Also technisch gesehen ja, praktisch gesehen auch nicht so toll.

  3. Wieder einmal eine durch nichts zu rechtfertigende Hetzkampagne gegen einen großartigen Staatsmann und lupenreinen Demokraten.
    Nicht von ungefähr hat die EU das Thema Grenzsicherung an die loyalen türkischen Verbündeten outgesourct und dabei schlappe drei Milliarden Euro lockergemacht.
    Ich frage euch: Kann jemand, der auf diese Art und Weise von der Raumschiffbesatzung in Brüssel hofiert wird; kann so einer ein schlechter Mensch sein?

  4. Auf Facebook gibt es genau zu diesem Artikel von Avelin Bilgin eine Erklärung:

    https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10205760422990893&set=a.2127195780556.2104830.1265761824&type=3&theater

    Ich weiß natürlich nicht, ob die Welt da nicht ein wenig was „vergessen“ hat, aber Erdogan soll nach noch Vergleiche gezogen haben.

    Hier die angeblich richtige Übersetzung von Erdogans Rede:

    Hier Erdoğans Worte in Original: «Auch in zentralistischen Regierungssytemen gibt es Präsidialsysteme. In Hitler-Deutschland konnten sie es beobachten aber auch in anderen Staaten. Wichtig ist nur das dieses Präsidialsystem sich nicht gegen das Volk richtet [in Anlehnung an Hitler-Beispiel]. Wir können also nicht sagen, das alle Präsidialsysteme sauber sind, aber im Vergleich zu parlamentarischen Systemen kann man in ihnen einen erfolgreicheres System beobachten. Die Mehrheit der fortschrittlichen Staaten hat ein Präsidialsystem. Die USA haben ein Präsidialsystem.»

  5. Ja, er dreht komplett durch (Prunkpalast, Daesh-Öl, russischer Jet, Medienzensur, Kurden).
    Und so lange unsere heißgeliebte EU vor der Haustür dieses Verbrechers herumhurt fühlt sich der kleine Recep auch noch bestätigt.

    Grundsätzlich aber eine tolle Idee Herr Erdogan. Das hat in Deutschland damals gut geklappt.

  6. Es ist noch viel schlimmer als man es hier zu hören und sehen kriegt.

    ps:
    eher transatlantische Meinungsmache 😉 die typisch deutsche gibts doch nur im Inland zu Gesellschaftlichen Themen.

  7. Hallo Steve,

    in der Politikwissenschaft ist der Freedom House Index sehr angesehen was die Bewertung „demokratischer“ Kriterien eines Staates angeht. Da wird die Türkei als „not free“ bewertet. Für ein Staat der eine Demokratie sein möchte oder dies zumindest vorgibt, ist das mehr als entlarvend. Man sieht am Verlauf des Index auch schön, wie sich die Türkei von „partly free“ zu „not free“ entwickelt hat.

    Die komplette Begründung (auf englisch) gibt es natürlich auf der Seite von Freedom House: https://freedomhouse.org/report/freedom-press/2015/turkey

  8. Deutschland 1933 ist gerade ein Beispiel darum warum man KEIN präsidiales System haben sollte…und schon gar keines wie es Erdogan scheinbar anstrebt.

    • erst ab 1934 (Hindenburgs Tod) war auch das Amt des Reichspräsidenten in Hilter vereint

      Vorher war Hilter nur Kanzler

      • Ist mir bewusst, darauf wollte ich aber nicht hinaus. Sondern darauf, dass die Ernennung Hitlers eben durch den Reichspräsidenten geschah…und die darauffolgende Parlamentsauflösung ebenfalls noch durch Hindenburg durchgeführt wurde (wenn der gute Mann da wohl auch schon ziemlich plemplem war).
        Die Weimarer Republik krebste neben vielem anderen eigentlich immer auch daran, dass der Präsident zu stark war.

    • Kein System ist perfekt, allerdings hat nen System mit einem „Führer“ den Vorteil das du haargenau weisst wen du Aufhängen mussst.

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