Eigentlich wollte ich heute über ein anderes Thema schreiben, aber die Comments zu meiner gestrigen Kolumne haben mich dazu bewegt, die ganze Sache doch nochmal aufzunehmen. Die Kommentare sind das perfekte Beispiel dafür, warum sich in Deutschland seit vielen Jahren in Sachen Bildung nichts bewegt. Wir Deutschen sind Traditionalisten, die nur allzu gerne an alten Werten und Idealen festhalten und jegliche Veränderungen verabscheuen. Nach meinem Mathe-Beispiel gestern wurde sich in den Comments förmlich daran festgekrallt, wie wichtig das Fach für die Schüler wäre und dass man es quasi für fast alle Studiengänge (und für das ganz Leben) brauchen würde. Ein potentielle Möglichkeit, das Fach nach der Grundschule abwählen zu können, käme quasi einer Ausrottung jeglichen modernen Lebens gleich.
Daran ist schön zu sehen, wie festgefahren der ganze Bildungsapparat eigentlich ist. Einige Community-Mitglieder wiesen mich gestern in den Comments darauf hin, dass man an ihren Universitäten sogar in Fächern wie Biologie, Medizin oder Psychologie Mathe-Kurse belegen müsse – hierbei sei der Stoff aus 12-13 Jahren Mathematik in der Schule Grundvoraussetzung. Man muss sich das mal vorstellen: Jemand, der sei ganzes Schulleben Mathe gehasst und sich damit rumgeschlagen hat, schreibt sich an der Uni für Psychologie ein und kriegt gleich zu Beginn seines Studiums erstmal einige Mathe-Kurse vorgesetzt. Unfassbar eigentlich.
Halten wir also fest: Im aktuellen Bildungssystem in Deutschland kommt man an Mathematik nicht vorbei und braucht es sogar im Studium in überraschend vielen Fächern. Daran sieht man also, dass eine mögliche Neuordnung/Umstrukturierung des Bildungsapparats in Deutschland auch vor Universitäten und Studiengängen nicht halt machen darf.
Kommen wir nochmal zurück zu meinem Gedanken von gestern: Ich selbst bin Lehrer an einer Oberschule, d.h. wir haben haben ausschließlich Haupt- und Realschüler bei uns. Meine These, dass ein Schüler, der mit Mathe überhaupt nichts anfangen kann, das Fach eigentlich nach der Grundschule abwählen können sollte, würde zu unserer Schulform also durchaus passen. Denn ein Schüler, der mit Mathe nichts anfangen kann, wird aller Wahrscheinlichkeit nach keine Ausbildung zum Fachinformatiker anfangen. Da wir eine gute Schule sind, haben wir eine relativ hohe Quote von Schülern, die nach der zehnten Klasse noch Abitur machen. Was macht man dann mit diesen Schülern? Die kommen dann doch wieder nicht drum herum? Man sieht also, dass es im Grunde nicht möglich ist, irgendwelche Kleinigkeiten zu verändern und weiterhin an unserem Schulsystem herumzuflicken. Entweder wird es komplett umgekrempelt (was aus meiner Sicht leider niemals passieren wird) oder man lässt es so wie es ist. Dann darf man sich aber auch nicht den ganzen Tag beschweren und über Noten meckern…
Damit Ihr versteht, worum es mir eigentlich geht, möchte ich zum Abschluss nochmal zu meinem Beispiel mit der Schülerin zurückgehen: Ich hatte im Laufe der Zeit an meiner Schule immer wieder Schüler, die keinerlei Mathe-Verständnis vorweisen konnten. Manchmal waren es Fälle von Dyskalkulie, manchmal irgendwas Anderes in der Richtung. Ich kann mich an eine junge Dame erinnern, die jedes Jahr ein überragendes Zeugnis hatte: In jedem Fach eine 1 oder 2 – nur in Mathe hatte sie immer eine 5. Sie war eine super ehrgeizige Schülerin und hat alles versucht, ihr Mathe-Problem in den Griff zu bekommen. Am Ende ihrer Zeit bei uns war sie so frustriert und vor allem demotiviert, dass ihre Leistungen in den anderen Fächern auch zurückgingen.
Und genau das ist aus meiner Sicht das größte Problem an der Bildung in Deutschland: Anstatt die Schüler in Dingen zu fördern, die sie gut können und in denen sie aufgehen, zwingen wir sie, Dinge zu tun, die eben nicht gut können. Erkennt denn niemand den Widerspruch darin?
Und nein, es wird sich nichts ändern. Genauso wie die ältere Generation nicht bereit ist, das Hobby Computerspiele anzuerkennen und uns Gamer weiterhin als „Bekloppte“ und potentielle Amokläufer abstempelt, so wird auch die Bildung noch viele, viele Jahre in der Vergangenheit leben. Man wird weiter rumjammern, dass man bei PISA die hinteren Plätze belegt und immer wieder krampfhaft irgendwelche Unterrichtsmethoden einführen, die das ändern sollen. Außerdem wird man versuchen, von führenden Ländern wie Japan oder Finnland etwas zu lernen. Was ebenfalls nicht funktionieren wird, da dies nicht an den Methoden, sondern an der Struktur und Mentalität dieser Länder liegt.
Zum Glück hatte ich Mathematik als Leistungskurs im Abitur: Nur so war es mir möglich, das alles zu erkennen und den totalen Durchblick zu behalten. Und damit möchte ich das Thema schließen, liebe Community. Hausaufgabe: Comments schreiben!
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„Denn ein Schüler, der mit Mathe nichts anfangen kann, wird aller Wahrscheinlichkeit nach keine Ausbildung zum Fachinformatiker anfangen.“
Danke Steve, aber genau so einer bin ich aber (Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung). 😉
Ich kann nichts mit Mathe anfangen. Beherrsche zwar die wichtigsten Dinge, die man immer mal wieder braucht, aber was man in den oberen Jahrgängen so in Mathematik lernt, das kann man bei mir vollkommen vergessen.
Das schöne an der Ausbildung zum Fachinformatiker ist aber, dass es da unterschiedliche Richtungen gibt und man da nicht nur am rechnen ist. Ich arbeite heute als Programmierer und nutze im Alltag wirklich nur selten mal mathematische Formeln abseits der Grundrechenarten oder wirklich einfacher Rechnungen. (Klar, das kann natürlich auch mit der Firma zusammenhängen und bei anderen Aufgaben anders sein.)
Die Ausbildung war da viel mehr in Richtung Praxis und wir hatten auch kein Unterrichtsfach „Mathematik“, sondern das kam höchstens in „Wirtschafts- & Geschäftsprozesse“ mal dran, wo man das aber dann auch praktisch lernte am Beispiel von Rechnungen, Steuern und all solchem Zeug.
Also ich hab Gott sei dank im Abi kein Mathematik schreiben müssen.
Mit diesem Wissen habe ich die letzten beiden Jahre im Matheunterricht Kaffee getrunken und Bilder gemalt. Meine Lehrerin hatte Verständnis und meine Anwesenheit mit 4 Punkten belohnt =d
Ich danke ihr bis heute, denn ich mache nichts mit Mathematik und mein ABi hab ich trotzdem bekommen dürfen ohne irgendein „Interesse“ vorzuheucheln..
Warum machen wir uns alle etwas vor?
Nach jahrzehntelanger Untätigkeit ist der einzig logische Schluss, dass die Regierung schlichtweg kein Interesse an einem gerechten, Zeitgemäßen Bildungssystem hat.
Es ist nicht GEWOLLT.
Den rich kids steht Karriere mäßig fast jede Tür offen, wozu also dem Pöbel das Leben leichter machen?
Ich weiß, das klingt sehr „einfach“, aber solang keiner das Gegenteil Beweist gibt es für mich Sinn.
„Halten wir also fest: Im aktuellen Bildungssystem in Deutschland kommt man an Mathematik nicht vorbei und braucht es sogar im Studium in überraschend vielen Fächern. Daran sieht man also, dass eine mögliche Neuordnung/Umstrukturierung des Bildungsapparats in Deutschland auch vor Universitäten und Studiengängen nicht halt machen darf.“
Ähm…Steve? Hast du schonmal dran gedacht, dass man Mathe im Studium nicht aus Jucks einbaut, um Studis zu ärgern, sondern weil es unabdingbar ist um vernünftige Forschung zB. in Psychologie zu betreiben? Ohne quantifizierbare Statistik wäre das nur hohles rumgelaber. Deine Gedanken in allen Ehren, aber manche Dinge sind so, wie sie sind, weil sie so ein MÜSSEN bzw. weil es die beste Option ist. Man kann sich die Welt nicht in allen Belangen a la carte zusammenbauen.
Wäre es denn unrealistisch, dass jemand, der gut mit Menschen kann, den Psycho-Teil übernimmt und für die Auswertung der Ergebnisse/ Hilfe in der Forschung seine Daten zur Verarbeitung an einen weiterreicht, dem Mathe liegt? Ich kenne mich mit der Materie nicht aus, aber es erscheint mir von außen betrachtet unnötig, dass eine Person alles macht. Kollaborationen zwischen Fachleuten aus verschiedenen Bereichen gibt es doch jetzt schon, was spricht also dagegen?
Warum unterrichtet man dann im Bereich Psychologie nicht ausschließlich Statistik? Warum wirft man den jenigen 10% nützliches vor und erwartet das er die anderen 90% geometrie, algebra blabla auch beheerscht???
Das ist einfach eine närrische Begründung sorry, aber wie mein Vorposter sagte.. Außerdem glaub ich kaum das es am Ende nicht eh von einem Computerprogramm errechnet wird und man lediglich ein paar Zahlen eintippt.
Netter Ansatz, aber das Problem dabei wäre, dass die Menschen, die den Psycho-Teil übernehmen würden, trotzdem darauf angewiesen wären die Studien in diesem Gebiet zu verstehen, selbst wenn sie keine eigenen durchführen. Empirische Studien sind in der Psychologie immer mit Vorsicht zu genießen und wenn man nicht lernt damit umzugehen würde man einfach nur das wiedergeben was einem andere vorsagen ohne zwischen falsch und richtig differenzieren zu können. Ich studiere allerdings kein Psycho, also kann es auch gut sein, dass ich mich hier irre.
Also wir müssen glaube mal klären, wofür Studium eigentlich gut ist! bzw. was die Idee war! Denn inzwischen ist zugegeben das ganze sehr „verschult“ und eher ne bessere Ausbildung. Aber eigentlich war ein Studium dafür da, das Handwerkszeug zu erlernen, um in der Forschung zu arbeiten! Neue Dinge zu erkunden und herauszufinden! In jeglichen Fachbereichen! Und wenn man das macht, muss man zumindest einige Mathematikkenntnisse haben. Statistik, Wahrscheinlichkeit, … ob man mal eine Partialbruchzerlegung braucht, kann man diskutieren. Aber es wird etwas benötigt; wenn man also studieren möchte, muss man sich also mal damit beschäftigt haben!
Überhaupt lese ich hier jetzt öfters, das jemand „schlecht“ in Mathe war. Was bedeutet das? Irgendwie haben ja wohl die meisten hier ihre Schulausbildung abgeschlossen oder so. Also müssen sie ja was Note <6 gehabt haben!
Das ist alles eine Betrachtungssache! Du kennst ja vermutlich, die "Übersetzung" der Noten:
1 – Sehr Gut
2 – Gut
3 – befriedigend
…
Und meine Eltern erzählten mir mal, diese Bezeichnungen waren zu ihrer Schulzeit (70er) genau das! Wenn man da mit einer Drei nach Hause kam, war das eben "Befriedigend" und eine völlig Normale Note. Ein "gut"? WOW! Nicht schlecht! "Sehr Gut" war wirklich einzelnen Spitzenleuten vorbehalten!
Und heute? Da kreischen Eltern auf, wenn ihre Kinder nur nen 1,6 Durchschnitt haben!
Ansonsten mal noch so nen ganz "blöder" Gedankengang von mir:
Irgendwie sind die "gehassten" Fächer fast immer Fächer der Fakten! Also in Mathe ist halt 1+1=2 (oder 10, wenn man Binärsystem nehmen möchte :P). Wenn man etwas falsch macht, ist es falsch. Geschichte wurde ja auch schon öfters erwähnt: Ja gut, einfach Jahreszahlen auswendiglernen ist langweilig und ob das was bringt, ka aber auch hier kann man etwas direkt abfragen, ob etwas richtig oder falsch ist.
Dagegen in z.B. Deutsch kann man "irgendwas" herunterschwafeln. Da gibt es keine "Einheit", die Richtig oder Falsch ist. Das ist schon fast beliebig dem Lehrkörper überlassen. Da kann dann bei irgendner Gedichtinterpretation ein "Wow, so habe ich das noch gar nicht gesehen!" von Lehrer kommen und dann ist eine "neue Antwort" plötzlich gut; muss die nur gut "verkaufen".
Entsprechend kann auch die "Mathekategorie" so einfach abgetan werden als, "öh, das google ich halt, wenn ich es brauche" oder Formeln halt in den Taschenrechner eingegeben werden (wobei da auch viele scheitern…). Da muss man nur wissen, wonach man sucht.
Ich erinnere mich an eine Klausur in Messtechnik an der Uni (was sozusagen reines Mathe war), die bestand "komplett" aus "Leiten sie her". Leute mit ihren tollen, programmierbaren Taschenrechnern sind aus allen Wolken und durch die Prüfung gefallen, denn die konnten sozusagen nur Ergebnisse aufschreiben und kamen nicht mehr mit. Da hat das Verständnis hinter den Formeln gefehlt!
dieses verständniss wie du es im letzten absatz nennst, ist leider etwas was immer mehr abhanden kommt, klar mit runterbeten bekomm ich die eins, aber mit dem wirklichen verständniss um das thema hab ich doch auf lange sicht viel mehr erreicht als mir zusammenhangslos was zu merken.
Gerade in Deutsch ist dies nicht der Fall, man muss lernen zu Begründen, Zitieren, sich auf den Text beziehen.
Es gibt vllt kein alleiniges „richtig“ aber es gibt definitiv ein Falsch in Deutsch.
Spannender Artikel zum Thema mit der Kernaussage: Das Schulsystem des 20. Jahrhunderts passt nicht zu den Anforderungen des 21. Jahrhunderts:
http://www.horizonworld.de/gerald-huether-unsere-schulen-produzieren-leidenschaftslose-pflichterfueller/
Zum Thema Mathe sehr passender und vielleicht auch für diese Diskussion bezeichnender Telepolis Artikel:
http://www.heise.de/tp/artikel/46/46486/1.html
Habe in den Comments schon viele gute Argumente für Mathe gelesen, muss trotzdem ein paar davon noch mal wiederholen und meinen eigenen Senf dazu geben, einfach weil ich finde, dass es ein Unglaublich wichtiges Thema ist..
Zuerst bin ich der Meinung, dass alle Schüler bis zu einem Alter, in dem Sie nüchtern anfangen können, ihren Werdegang zu planen, einen ausgewogenen Stundenplan haben sollten. Und dieses Alter liegt meiner Meinung nach bei 16-17. Auch ich musste mich z.B. mit Geschichte rumschlagen. Trotzdem bin ich nicht der Meinung, dass mir die ganzen Bio- und Geschichtsstunden nichts gebracht haben. Ich denke das ist auch ein Unterbewusstes Thema, vielleicht würde ich heute ohne das bisschen Geschichtswissen, dass ich habe, die AfD wählen! Und wenn doch nichts über geblieben ist, wars die Schuld der Lehrer.
Appropos Schuld der Lehrer. Ich bin konsequent der Meinung, dass Mathe einfach nur verbreitet schlecht Unterrichtet wird. Auch ich habe erst in den letzten beiden Jahren der Schule und an der Uni gesehen, wie guter Mathe Unterricht aussieht. Und Mathe ist ein Fach, dass man Anwenden muss, nicht nur von der Tafel abschreiben. Was das größte Problem hier darstellt, ist dass die Materie so konsequent aufeinander aufbaut. Hapert’s schon seit der Bruchrechnung, weil der Lehrer den du in dem Jahr hattest Mist war und nicht konsequent Hausaufgaben verschrieben hat (die sind in Mathe einfach NÖTIG!)? Tja.. dann wird Mathe von da an das Hassfach und wenn man das 4 Jahre später wieder Glatt bügeln will, braucht man seeehr viel Zeit..
Als letzten Punkt (von den vielen guten pro-Mathe Gründen, die ich habe) ist der, dass es einfach wirklich in vielen vielen Studiengängen gebraucht wird. Wenn schon nicht Integralrechnung in den Natur- und Mathematikwissenschaften, dann doch die Stochastik in der Medizin, Psychologie, Politik, Biologie etc. etc. und man lernt Stochastik nicht einfach auf der Grundlage von Bruchrechnung oder was weiß ich.
Naja wie gesagt, ich hab noch viele weitere Gründe, wie z.B. dass man vielleicht erst die Begeisterung an der Mathematik entwickelt, wenn man sich schon ein Paar Jährchen durchgebissen hat, oder dass es ja Alternative Schulmodelle gibt in DE, die noch schlimmer sind aber.. Ich mach mal Schluss…
Hoffe ich konnte deine Meinung zumindest etwas angraben, Steve 😉
Hey Steve hoffe du liest das:
Ich wollte dir einfach mal danken! Du bist einer der Gründe wieso ich mich entschieden habe Lehramt zu studieren. Diese Artikel finde ich sehr interessant und geben mir immer wieder Motivation.
Ps: Ich mag die Richtung in die dein Blog gerade geht, ich denke viele interessiert deine Meinung sehr.
Grüße aus dem Norden!
Würde dir ebenfalls zustimmen.
Studiere zwei geisteswissenschaftliche Fächer, in denen glücklicherweise keinerlei Mathekenntnisse mehr brauche (wobei man es durchaus im bspw. linguistischen Bereich/Studien gebrauchen kann, aber wenn einen das wirklich interessiert, wird man es auch noch autodidaktisch (oder mit Hilfe) schaffen sich die Kenntnisse anzueignen.
Bei der Bewerbung der Studiengänge habe ich damals darauf geachtet, dass es keinerlei Mathekurse beinhaltet – was eigentlich schade ist, dass einen die Schulerfahrung von z.B. Psychologie abschreckt, da man einen Statistikpflichtkurs belegen muss.
Mathematik zählte leider nie zu meinen Stärken und hat mir den Gesamtschnitt immer runter gezogen.
Einerseits hatte ich in der Mittelstufe einen Lehrer, der das Unterrichtstempo äußert straff gestaltet hat, so dass eigentlich nur die Besten ohne Probleme mitgekommen sind. Jede Unterrichtsstunde war mir vorher übel, da der Anfang der Stunde aus „10 Aufgaben“ bestand, dh alle mussten diese Matheaufgaben erst lösen, die danach vom Nachbarn kontrollieren lassen, wer die wenigsten richtig hatte, der bekam eine Strafarbeit. Zudem mussten 2 Personen die Aufgaben an der Tafel lösen (genau das Richtige, wenn man eh schon eine Matheschwäche hat, schüchtern ist und dann „vor allen“ bloßgestellt wird..
Natürlich kann man nicht alles auf den Charakter des Lehrers und seine pädagogischen Methoden schieben, (fehlendes Interesse meinerseits hatte da auch seinen Anteil) aber es hat auch nicht gerade positiv dazu beizutragen. In der Oberstufe hatte ich dann eine Lehrerin, die zwar sehr guten Religionsunterricht durchführte, aber absolut nicht erklären konnte. Nur mit Nachhilfe konnte ich mich dann bei einer 3-4 halten.
Ich würde es befürworten, wenn man ab der Oberstufe Mathe als Wahlfach anbieten würde. Bis zur 10/11 hat man oft seine Stärken und Lieblingsfächer entdeckt + kann ggf ausschließen, dass man nicht in den naturwissenschaftlichen Bereich gehen möchte. Selbst falls sich das Interesse noch ändern würde, kann man an der Uni Vorkurse belegen, um alle vor Studienbeginn auf ein Level zu hieven.
Meine 2 Cent dazu.
Wünsche dir viel Spaß in Amerika!
Sicher hast du nicht 13 Jahre davon gebraucht, aber ein großer Teil ist so grundlegend, dass er gar nicht auffällt. Wahlen, Statistiken in den Nachrichten, Wahrscheinlichkeiten, all das ist zumindest Teil des Verständnisses für die Umwelt. Mir hat neulich eine Frau von einem Kindergarten-Neubau vorgejammert, der nach ihrer Rechnung „nur 0,6 Quadratmeter pro Kind, also 0,6 mal 0,6 Meter vorsieht, was so groß wie ein A4 Blatt ist und identisch mit den pro Tier vorgeschriebenen 60 Quadratzentimeter pro Tier“ – Vielleicht wäre also zumindest ein Grundpensum Mathe ganz hilfreich..
*pro Tier in der deutschen Legehennenverordnung
Mathematik in der Schule ist kein richtiges Mathe. Das ist nur ein bisschen Zahlenschieberei.
Auch in meinem Studium der Sozialwissenschaften braucht man Mathe. Völlig verzichten sollte man aus meiner Sicht darauf also nicht.
lass mich raten du brauchst bestimmt stochastik, funktionen und Prozentualrechnung, bis auf die stochastik sind das alles Fächer der mittelstufe. Warum soll man Mathe beahlten müssen während man(in hessen) PoWi(Politik und Wirtschaft) ab der 12 abwählen kann, obwohl dieses fach vermitteln soll wie wir uns ne richtige Politische meinung Bildet….im idealfall.
Ich halte ein Mindestmaß an politischer Bildung für genauspo wichtig, wie Mathe und daher sollte aus meiner Sicht jeder den Grundstock kennen. Für besonders Interessierte kann man das dann intensivieren.
ps: Ja das ungefähr braucht man, wobei der Stochastikteil über den Schulstoff hinaus geht.
Bitte? Den Leuten beibringen eine EIGENE Meinung zu bilden???
Und dann auch noch eine eigene politische Meinung!?
Himmel Herr Gott was macht das Proletariat dann nur mit diesem Wissen?!
Ich selbst habe Pädagogik studiert und auch wir hatten einen Statistik/Empirie-Teil im Studium, der m.E. auch unbedingt mit reingehört. Nur so ist gewährleistet, dass man fundierte Pädagogik betreiben kann.
Klar ist, dass die Empirie/Statistik bei der direkten Arbeit (in meinem Fall) mit Kinder und Jugendlichen null Einfluss hat, wenn es dann aber darüber hinausgeht (Entwicklungsberichte verfassen, vor Gremien auftreten um ggf. seine Projekte zu vertreten, etc.) ist es nunmal notwendig seine Arbeit und Erfolge messbar zu machen (auch wenn dies in der Pädagogik verdammt schwer ist -> Thema: Schulnoten).
Zudem finde ich, dass es auch zu einem Schulleben dazugehört, sich durch Fächer zu kämpfen, die einem nicht liegen. Kurzfristig mag das nach Quatsch klingen, langfristig finde ich es aber höchst wichtig auch Misserfolge zu erleben. Hier kommt dann halt wieder die gute Pädagogik ins Spiel, dass sich z.B. die erwähnte Schülerin nicht von den Misserfolgen in Mathe insgesamt demotivieren lässt.
Aber wie auch schon Steve erwähnt hat, es ist leichter die Defizite zu benennen, als konkrete Alternativen aufzuzeigen, die von vorne bis hinten bestand haben.
Ungeachtet jetzt der Sache, ob bestimmte Fächer früher abzuwählen seien, haben Konrad Fischer und Max Haerder die Sache (im Hinblick auf die Digitalisierung) ganz gut auf den Punkt gebracht:
Schule agiert im Sinne des Schweinezyklus. Neue und wichtige Sachen werden so lange verdrängt und ignoriert, bis man sie nicht mehr verdrängen und ignorieren kann. Dann, wenn man sie umsetzt, hat man sie verpasst und es ist etwas anderes neu und wichtig.
Lässt sich denke ich problemlos auf andere Bereiche übertragen. Ich denke, ein Großteil der Schuld (und dem Umstand, dass Änderungen so lange dauern) liegt beim Bildungsföderalismus. Egal, was man macht, man wird nichts falsch machen, wenn man den abschafft bzw. das System tatsächlich komplett umkrempelt, wie du auch schreibst.
LG
„Wir Deutschen sind Traditionalisten, die nur allzu gerne an alten Werten und Idealen festhalten und jegliche Veränderungen verabscheuen.“
Wir haben die Waldorfschulen erfunden und zur legalen Alternative erhoben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldorfschule
Es gibt darüber hinaus hunderte Montessori-Schulen sowie andere Alternativschulmodelle.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alternativschule
https://de.wikipedia.org/wiki/Montessorip%C3%A4dagogik
Und wenn du deine Kinder da hinschicken willst, mach das ruhig. Ich werde es nicht tun, weil ich ihnen zwar den Stress mit den Noten und Mathe erspare, ihnen aber auch sehr wahrscheinlich die Chance nehme studieren zu können. Und eben das ist – gepaart mit den Erfahrungen der Lehrer (alle Gymnasiallehrer) in meinem Umfeld – der Grund, warum ich die deutschen Schulen für gut so wie sie sind halte. Auch wenn einzelne Reformen wie zu viele Köche an einem Brei wirken kann man alle 10-20 Jahre von einem Fortschritt sprechen, geboren aus den Kompromissen der Ansprüche und Ideen aller Beteiligten.
Musste im Studium auch meinen Minor VWL wechseln, weil ich einfach nicht mit dem mathematischen Teil klarkam. Statistik geht, da habe ich bestanden, aber alles andere mit Formeln bleibt auch bei dutzendfachen neu-lernen nicht hängen. Da entwickelt man automatisch Abscheu. bin daher natürlich auch in dem Camp das der Ansicht ist, dass Mathe eben NICHT alles ist, sondern nur eine bestimmte Sichtweise auf die Welt.
So wie Mathe-Könner behaupten, Mathe strukturiere die Welt, kann man auch behaupten, Ideen strukturieren die Welt und Mathe kommt hinten bei raus. Mathe-Könner verteidigen natürlich Mathe und fühlen sich schon „elitistisch“, können manchmal gar nicht verstehen wie man ohne Mathe leben kann.
Kern:
Statt darauf zu beharren dass alle Mathe (oder ein anderes Fach) können müssen, sollte man sich auf die Grundprinzipien der Gesellschaft beziehen, dass jeder das beisteuern sollte was er kann. Gerade auch in der Wissenschaft, welche ein „group effort“ ist.
Stärken fördern, nicht auf Schwächen schauen.
Ich finde nicht, dass 10 Jährige Entscheidungen treffen können sollten, die ihre Berufswahl so drastisch einschränken würden. Wer kein Mathe nach Klasse 4 mehr gehabt hat, wird es sehr schwer haben in jedem Studiengang der Mathe braucht und du hast ja selber herausgestellt, dass dies einige sind von denen man es zunächst nicht erwartet.
Die zwei Grundrechenarten, der Drei-Satz, Prozentrechnen und Bruchrechnen können im Alttag sooft angewendet, dass für jeden vorteilhaft diese zu beherrschen.
Tut mir leid Steve, was Mathe betrifft kann ich dir nicht recht geben. Das hat auch nichts mit an alten Werten hängen zu tun.
Alle Naturwissenschaftlichen Fächer machen nun einmal exzessiven Gebrauch von Mathematik, das eine mehr das andere weniger. Mal ganz abgesehen vom Wert der Mathematik an sich.
Wenn man das Fach nun schon so bald abwählen würde, würde man dem Kind wirklich sehr sehr viel Berufe von vornherein wegnehmen…
Absolute Zustimmung. Mathe ist unabdinglich in unglaublich vielen Bereichen. Da kann man auch nichts umstrukturieren, das ist einfach im Fach inbegriffen.
Nehmen wir mal das Beispiel Psychologie aus dem Text: Du brauchst Statistik fürs wissenschaftliche Arbeiten. Da führt kein Weg dran vorbei wenn du jemals eine vernünftige Abschlussarbeit, sei es Bachelor oder Master, schreiben willst. Und für den späteren Beruf ist es oft auch unabdingbar.
Und das ist jetzt nicht nur im Studium so, auch bei unglaublich vielen Ausbildungsberufen gibt es definitiv einen Bedarf für mathematische Fähigkeiten. Klar, auf einem viel niedrigeren Level als an der Uni, aber dennoch müssen sie vorhanden sein.
Aber wer wird denn mit Grundschulwissen ein normales Leben führen können?
Ich denke, dass jeder die Grundrechenarten beherrschen sollte, nicht nur im Umgang mit ganzen, sondern auch mit rationalen Zahlen.
Etwas Geometrie schadet auch nicht. Wer nicht weiß, wie man die Fläche von einem Rechteck berechnet, stößt unweigerlich irgendwann auf Probleme im Leben – denke ich zumindest.
Kindern oder Eltern aber alleine die Möglichkeit zu geben, so früh Mathematik abwählen zu können, betrachte ich schon als Gefahr. Wie sollen sich denn manche so früh sicher sein, dass sie dieses Fach nicht mehr brauchen werden? Ich denke, dass wir hier keine Pauschallösung finden können. Alles in Allem finde ich unser Bildungssystem aber auch nicht so schlecht, wie manch einer sagt. Dass es verbessert werden kann, möchte ich gar nicht abstreiten. Für mich würde dies aber bedeuten, bei den wirklich unwichtigen Fächern und Themen anzufangen – etwa Verkehrsführung in Saudi-Arabien (Geographie).
Nach der Grundschule direkt abwählen ist denk ich etwas früh.
Aber so ab der 7. Klasse fänd ich es in Ordnung. Ich mein mal ehrlich: Wer braucht in seinem Leben Kurvendiskussion wenn man in seinem restlichen Leben nichts mehr mit Mathe zu tun haben will.
Dreisatzrechnung ist neben Grundmathekenntnissen das einzig praktisch Anwendbare im Alltag.
Und welche Ausbildungen stehen Menschen offen, welche nicht einmal die Grundlagen der Mathematik kennen?
Grundschule (= kleine 1×1 und die 4 Grundrechenarten) reicht nicht einmal, um korrekt einen Taschenrechner zu bedienen.
Neben evtl. sozialen Ausbildungen (Erzieher), fällt mir keine Ausbildung ohne Mathe ein.
Alle typischen Realschulausbildungen (Elektriker, Mechaniker, Tischler, Kaufmann etc. pp.) benötigen Mathe und/oder Physik zumindest bis zur Mengenlehre (also 8.-10. Klasse).
Selbst ein einfacher Lagerist muss mindestens Prozentrechnung, Bruchrechnung und Verwandtes beherrschen.
Mathe aus dem Abitur deckt kaum die Grundlagen in einem naturwissenschaftlichen Studium ab.
Dein scheinbar unverständliches Psychologie ist als Studium eine empirische Wissenschaft. Methodik und Statistik ist elementar für diesen Berufsstand.
Zu fordern, auch die internationalen Standards an allen Universitäten zu senken und Mathe zu verbannen, ist doch nurnoch absolut lachhaft.
Wer die für einen Berufsstand nötigen Fähigkeiten nicht einmal im Grundsatz mitbringt, sollte den ganz sicher nicht auch noch studieren wollen und fordern das für ihn schwere zu entfernen.
Wer mal in der Praxis mit unfähigen Idioten arbeiten durfte, welche nicht einmal wissen, wie ein Vektor funktioniert, ändert seine Meinung ganz fix ins Gegenteil.
Dass du das als Sportlehrer, der nie in der Praxis eines anderen Berufes tätig war, nicht verstehst, ist nicht überraschend.
Die Grunschule behandelt also die 4 Grundrechenarten und das 1*1.
Aha. Also in der dritten Klasse gibt’s schon den Zahlenraum bis 1000 und das große 1*1…
Wenn man keine Ahnung hat…
Nur blöd, dass Mathematik in allen echten Wissenschaften quasi Voraussetzung ist. Sprachen und Gesellschaftswissenschaften je nach Interesse abwählen? Bin ganz bei dir.
Aber nicht Mathe. Alles ist Mathe. Was man bis zur 10. Klasse lernt ist so niedrig, das ist pure Allgemeinbildung und keine höhere Mathematik. Durch diese ganze „Mathe ist für Nerds“ Einstellung wird Unfähigkeit in einfachsten Dingen auch schon schöngeredet.
Prozentrechnen, Brüche (nicht nur gelernt haben, sondern damit umgehen können!), einfache Funktionenlehre, etc. ist Grundwissen – oder sollte es zumindest sein.
Steve, du hast doch Harald Lesch zuletzt hier mit seinem „Rand“ gegen das Schulwesen gepostet. Ihm schließe ich mich da an. Was in der Schule (bis zur 10.) an Mathe vermittelt wird, ist keine Mathematik. Das ist das aller aller notwendigste.
Diggah, natürlich hast Du mit vielen recht, was Du hier schreibst. Das Problem ist nur folgendes: Nehmen wir mal mich als Beispiel. Ich hatte 13 Jahre lang in der Schule Mathe (wie gesagt sogar als Leistungskurs). Nach meinem Abi habe ich es in meinem gesamten Leben nie wieder gebraucht. Wie will man sowas rechtfertigen? Und jetzt komm mir bitte nicht wieder mit logischem Denken, etc. Sowas kann man auch mit Projekt-Unterricht und anderen Dingen fördern…
„Wie will man sowas rechtfertigen?“
Mit der simplen Tatsache, dass Schüler eben in jüngeren Jahren selbst keinen Plan haben, was später für sie wichtig ist. Du bist doch das beste Beispiel: Mathe sogar als LK und dann doch gar nichts davon genutzt und damit völlig an der Zukunft vorbeigewählt. 😉
Im Prinzip hast Du recht. Aber ich habe Mathe nicht gewählt, weil ich so Bock drauf hatte, sondern weil die anderen angebotenen Leistungskurse mich noch weniger interessiert haben.
Man stelle sich mal vor, man könnte an einer Oberstufe Leistungskurse wie Webdesign oder Programmieren wählen…
Das Argument ist schon unsinning, weil du den Leistungskurs doch freiwillig gewählt hast?
Ich bin dafür, ab dem Abitur eine WEIT freiere Wahl anzubieten, da jeder, der Abitur macht eigentlich wissen sollte, wo die Reise hingeht.
Darunter kann man aber nicht einfach Mathe rauswerfen.
Aber wer soll das organisieren und bezahlen? An den meisten Schulen hapert es doch schon an alternativen Angeboten zu Religionsunterricht (was macht der bitteschön im Abitur? Absolute Zeitverschwendung!).
Abitur und Oberstufe (besonders LK) habe ich ja ausgeschlossen. Hast du bis zur 10. Klasse etwas gelernt, was du nie wieder brauchtest? Zum Mathe-LK hat dich ja hoffentlich niemand gezwungen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass du Mathematik anwendest, ohne es großartig zu bemerken; sei es bei der Finanzierung von größeren Anschaffungen (Zinsrechnung, Abschätzen der Finanzierbarkeit), Kontoführung (Kopfrechnen, Zinsrechnung, Gebühren), Shoppen (Preisvergleiche, Prozentrechnung), Ersatellen von Lerngruppen bei Gruppenarbeit (Bruchrechnung) usw. Das machst du ganz unbewusst, weil dir nach 13 Jahren Schule samt Mathematik all diese grundlegenden Rechnenarten bekannt UND vertraut sind.
Menschen, die diese Grundrechenarten nicht beherrschen, haben zum Teil mit einfachsten Kalkulationen im Alltag Schwierigkeiten, neigen eher dazu, sich zu verschulden oder Verträge mit ungünstigen Konditionen abzuschließen (wenn man nur auf den günstigen Grundpreis schaut, aber die Raten/Prozente nicht abschätzen kann). Nun lehre ich auch an einer Oberschule in Niedersachsen, die einen hohen Migrationsanteil und viele schwache, deutsche Schüler vorzuweisen hat.
Ab und zu vertrete ich Mathematikkurse (eigentlich unterrichte ich Deutsch, Geschichte und Erkunde). Die Schüler sind oftmals in der 5.-8. Klasse nicht in der Lage, Brüche zu addieren oder die Prozentrechnung anzuwenden.
Nach deinem Vorschlag würden sie diese Rechnenarten auch niemals kennenlernen, denn beides wird in der Grundschule gar nicht unterrichtet (kommt nicht im KC vor).
Gerade in unserer Gesellschaft, in der sich alles mehr und mehr in Richtung Automatisierung entwickelt, werden die Menschen mathematische Kompetenzen benötigen; als Alternative bleiben nur noch absolut kreative Berufe, für die ein entsprechender IQ Voraussetzung sein wird (hier werden nur wenige ihr Auskommen finden). Wer nicht in diese beiden Bereiche passt, muss seine Nische finden oder auf ein bedingungsloses Grundeinkommen hoffen..
In allen echten Wissenschaften… allein die Aussage ist sowas von „MINT Herrenrasse“ das mir das Kotzen kommt.
Was ohne solide Grundlagen in Geistes- und Gesellschaftswissenschaftlichen Themen passiert, erleben wir ja derzeit wieder an den Wahlurnen. Mehr Lehrer und mehr Schule ist der goldene Weg von 8-16:00 ab der 5. Klasse. Dafür aber keine Hausaufgaben und mehr Wahlkurse welche die Interessen der Kinder abdecken.
„Nur blöd, dass Mathematik in allen echten Wissenschaften quasi Voraussetzung ist. Sprachen und Gesellschaftswissenschaften je nach Interesse abwählen? Bin ganz bei dir.“
Vielleicht bin ich gerade nur zu triggert, aber wtf? Mathe ist wichtig und die Basis aller Naturwissenschaften, bin ich völlig bei dir, aber das macht Sprachen oder die Geisteswissenschaften nicht unwichtiger oder zu „falschen Wissenschaften“ (was ja das Gegenteil der „echten Wissenschaften“ wäre). Die meisten Menschen kommen wohl ohne Algebra oder Kurvendiskussion durchs Leben, ohne Politikverständnis oder Sprachkenntnissen in Deutsch und Englisch wird es schon schwieriger.
Aber was weiß ich schon, ich studier ja nur so unechte Wissenschaften…
Ich muss meine Wortwahl korrigieren. Abwählen natürlich ab einer bestimmten Stufe, nach der Grundwissen vermittelt wurde. Also auf keinen Fall schon nach nach der 4. Klasse o.ä., sondern eher nach der 10.
Eine Sprache ist für mich keine Wissenschaft 😉 – aber das war hier nichtmal gemeint.
In absolut allen Naturwissenschaften und auch vielen Gesellschaftswissenschaften (Wirtschaft) ist Schul-Mathe absolute Mindestanforderung. Deshalb wäre es eine Katastrophe, wenn man 10, 12, 14 oder 16 jährigen die Möglichkeit gibt, Mathe abzuwählen. Die haben nicht die Möglichkeit, die Konsequenzen davon abzusehen.
Und ja, wahrscheinlich bin ich als Mathematiker da nicht neutral. Aber als Grundlage ist Mathe wohl (nach dem Beherrschen einer Sprache natürlich) die wichtigste Grundkompetenz.
Gerade wenn man sich Genossen wie Chomsky ansieht, wird einem klar, dass auch die die Linguistik voller Mathematik steckt.
Etwas was man durch die Mathe(mathik) lernt, ist saubere, strukturierte und kurze logische Zusammenhänge zu verstehen und selbst darzustellen.
Ich habe einige Zeit Nachhilfe für Kaufleute aller Art gegeben, die das Fach nicht abwählen durften, sich aber so benahmen, als hätten sie es getan. Wir reden hier auch nur von Funktionen zweiten Grades. Wie soll ich den Zusammenhang zwischen Nachfrage/Preis/Kosten/Umsatz/Gewinn verstehen, wenn ich schon daran scheitere die Wirklichkeit mit einem stark vereinfachten Modell zu beschreiben?
Interessant finde ich generell die Kritik an der späteren Verwendbarkeit von vermittelten Wissensinhalten. Wie soll den bitte ein Einheitliches System aussehen, das jede Schneeflocke ihrer Einzigartigkeit entsprechend fördert? Keine zwei Geschichtsinteressierten Menschen haben einen völlig gleiches Interessensgebiet. Wir kommen also nicht an Einzelunterricht vorbei.
Das große Problem ist, meines Erachtens nach, das zu wenig Kontextbezogen vermittelt wird. Man bekommt Gleichungssysteme um die Ohren gehauen, ohne zu wissen, wofür es eigentlich taugt. In einem Mathematikstudium darf sich die Mathematik gern als Selbstzweck sehen, in allen anderen Bereichen doch bitte nur als Problemlösung.
Mathematik ist ein von der Gesellschaft ein Angstfach. Sie gehen an jede Prüfung mit den Gedanken ran: „Ich kann das nicht“ und dementsprechend ist dann auch das Ergebniss. Dabei sind es in der Schule eigentlich nur Regeln, die man anwenden muss. Nach meiner Erfahrung ist für viele Schüler nicht das Rechnen das Problem, sondern aus „Anwendungsaufgaben“ die richtigen Rechnungen zu machen.
Mathemarik ist eine Denkkweise. Da ich nicht in die Wissenschaft gehen werde, weiß ich dass meiste, was ich in meinen Mathestudium grade lerne, im Berufsleben lerne, nie wieder brachen werde. Aber ich lerne eine streng Logiche und struktelle Denkweise. Und ja, Mathematiker sind eventuell ein wenigig arogant und halten ihr Fach für etwas zu wichtiges.
Wahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass man Mathe einfach können kann. Wenn man einfach so Sachen berechnen kann, die andere nicht hinbekommen, ist das für beide Seiten schwer zu verstehen. Soziales, Kreativität und vieles andere sind ähnlich wichtig, aber viel komplizierter zu messen. Deshalb wirkt es vielleicht arrogant, weil eben Leute mit anderen Gaben weniger eindeutig mit diesen glänzen können.
Ich habe lange überlegt, ob ich etwas dazu schreiben soll, weil mich das Thema selbst so wuschig macht und ich schon endlose Diskussionen dazu geführt habe.
Dein erster Blog-Eintrag ist an sich schon paradox. Du selbst sagst, dass Noten ungeeignet sind, schaffst es selbst aber auch nicht so recht, dich davon zu lösen. All die von dir dargestellten Gedanken zeigen, dass du einen der Lehrer bist, die so weit sind, sich von Noten zu verabschieden. Es gibt genügend Systeme, in denen das funktioniert. Es gibt die sog. Leuchtturmschulen, die zeigen, wie es funktioniert kann, aber auch viele Gesamtschulen, die im Kleinen ihr Bestes geben und zumindest einige Jahre auf Noten verzichten.
Kennst du den Film „Treibhäuser der Zukunft?“
Du argumentierst wieder an den Kommentaren vorbei.
Psychologie, Biologie und Medizin umkrempeln, so dass es ohne Mathematik funktioniert? Wie soll das denn gehen? Überall wo du echte Wissenschaft machst (Gender Studies, Theologie oder Ernährungswissenschaften sind eben keine) braucht man Mathe. Ergebnisse interpretieren, Versuche statistisch aufbauen und auswerten, Modelle vorrantreiben etc.
Wenn man den Kids nach der Grundschule die Möglichkeit gibt, Mathe abzuwählen..dann nimmt man denen auch die Möglichkeit ein Studium in den Naturwissenschaften in irgendeiner Form zu meistern, ohne dass die sich diesem Problem mit 10 jahren bewusst sind.
Und das Argument, dass Leute was nicht können, deshalb sollte man denen die Möglichkeit geben…what? Sport müsste das erste Fach sein, dass man dann abschafft. Danach kommen Kunst und Musik, kann kein Schwein und is auch für nichts gut. Deutsch? Siehste doch, ich schreib aufm Niveau von nem Kleinkind, reicht aber. Warum machen wir überhaupt nach der Grundschule nicht schluss.
Zu deinem Thema gestern schrieb noch jemand, dass Informatik nicht viel Mathe braucht. Das stimmt mal gar nicht. Die grundlegende Informatik (nicht die angewandte oder wirtschaft) ist ein Teilgebiet der Mathematik. Da haste genau so viel Mathe wie in Mathe auch..oder was meint ihr was Fächer wie „Kognitive Robotik“ sind? Pure Mathematik
Mathe Master Race!
Gender Studies, Theologie und Ernährungswissenschaften sind auch richtige und wichtige Wissenschaftsbereiche, nur sorgen Leute ohne Mathe und einem grundlegenden Verständnis von Wissenschaftstheorie für einen schlechten Ruf.
Wissenschaft ist, wie der Name schon sagt, irgendetwas das faktischen Wissen schafft.. und das unabhängig von irgendwelchen Wünschen was rauskommt. Was haben diese drei Bereiche denn für Wissen geschafft, welches sie nicht spätestens 1 1/2 Jahre später wieder revidieren und das Gegenteil behaupten? Ein Fenster einer Kirche aus der Sicht einer spätbyzantinischen 21 jährigen Jungfrau zu interpretieren ist auch kein Wissen.
Und ja, Mathe ist die Master Race der Wissenschaft und Forschung. Ja sicher, ein Bäcker braucht keine Mathematik. Er braucht aber auch keinen Sport-, Deutsch- oder Erdkundeuntericht.
Und das ist schon falsch. Selbst ein Bäcker muss Mathematik beherrschen, denn er muss einen Preis kalkulieren mit dem er Gewinn macht. Um die richtigen Mengen zu bekommen braucht er den 3 Satz.
Um Mathematik bis zur 10 Klasse kommt man gar nicht herum. Die braucht man immer wieder im Beruf, egal was man ist.
Allgemein braucht man natürlich Mathe in der Informatik, je nach Tätigkeitsfeld sogar auf einem extrem hohen Niveau (fast alle lehrende Informatiker haben ihren Doktor in der Mathematik) – z.B. in der Raumfahrt oder Systementwicklung.
Aber faktisch dümpeln die meisten Informatiker irgendwo in der IT daher und benötigen seltenst überhaupt Prozentrechnung.
Als jemand mit einem Master in angewandter Informatik, der also auch höhere Analysis und co. gelernt hat: ich brauch den Scheiß nie (web/mobile/game dev).
Hier und da Prozente, Vektoren sehr sehr selten (heutige engines/tools übernehmen das alles).
Trotzdem sollte man zumindest die Grundlagen lernen, sonst verbaut man sich alle möglichen Wege.
Wer z.B. noch nie was von Interpolationsrechnung gehört hat, kann sich die Finanzwelt, Spieleengines uvm. direkt abschminken. Um nur ein kleines Beispiel zu nennen.
Also meines Wissens ist Japans Bildungssystem doch noch viel krasser auf „Wissen reinprügeln“ ausgelegt als unseres.
„Anstatt die Schüler in Dingen zu fördern, die sie gut können und in denen sie aufgehen, zwingen wir sie, Dinge zu tun, die eben nicht gut können. Erkennt denn niemand den Widerspruch darin? “
Nein. Wenn jemand von alleine gut in etwas ist, braucht man keine große Unterstützung zu geben, weil es derjenige alleine schaffen wird. Man sollte die Energie lieber auf die Bereiche fokusieren, wo jemand Probleme hat, um ihm eine faire Chance zu geben.
Auch andere Fächer sind wichtig. Erdkunde und Geschichte geben beispielsweise Einblick in größere, globale Zusammenhänge – eine Erkenntnis, die unserer globalisierten Welt unglaublich wichtig ist. Der Inhalt ist dabei erstmal zweitrangig. Wichig ist die Erkenntnis, dass es solche Zusammenhänge überhaupt gibt und wie sie aussehen.
Es gibt genug Punkte, die man verbessern könnte: Kleinere Klassen, sinnvoller strukturierte Lehrpläne, schnellere Anpassung an die Lebenswirklichkeit. Aber an den Kerninhalten würde ich nicht rütteln.
„Nein. Wenn jemand von alleine gut in etwas ist, braucht man keine große Unterstützung zu geben, weil es derjenige alleine schaffen wird. Man sollte die Energie lieber auf die Bereiche fokusieren, wo jemand Probleme hat, um ihm eine faire Chance zu geben.“
Stimmt, jeder sollte alles nur ein bisschen können und in möglichst nichts richtig gut sein. Das führt bestimmt auf lange Sicht zum Erfolg. Selten so nen Bullshit gelesen!
Jeder sollte aber auch nicht nur eine Sache richtig gut können und von allem anderen gar keine Peilung haben. Sonst haben wir bald eine Welt aus reinen Fachidioten, die nie über den Tellerrand hinausschauen.
Die Schule ist doch nicht dafür da Spezialisten auszubilden. Wozu auch? Dafür gibt es die Betriebe bzw. Universitäten.
Abgesehen davon: was ist, wenn jemand mit 20 feststellt, dass seine Neigung auf dem Arbeitsmarkt nicht gebraucht wird? Dann ist es doch besser, er hat eine gesunde Allgemeinbildung, die ihn befähigt noch umzuschwenken, als eine Spezialisierung auf einem nutzlosen Gebiet.
Und es ist nunmal so, dass man Förderung eher in Bereichen braucht, in denen man schlecht ist, als dort, wo man sowieso schon gut/interessiert ist. Zumal selbst die beste (realistische) schulische Förderung vernachlässigbar ist mit den Möglichkeiten die einem in der Ausbildung oder dem Studium geboten werden. Warum also Ressourcen dafür verschwenden, wenn man stattdessen breitgefächert auf einem mittleren Niveau ausbilden kann. Für alles weitere sind Unternehmen und Universitäten zuständig, NACHDEM sich der Schüler für eine Karriere entschiden hat – und dazu ist er beim besten Willen nicht mit 10 oder 12 in der Lage.
Überhaupt würde mich mal interessieren, wo man das Personal für diese ganzen Spezialisierungen hernehmen will. Lehrermangel gibt es jetzt schon in einigen Bereichen und viele der Lehrer haben keinesfalls das Deteilwissen, das es für eine intensive Betreueung von begabten/interessierten Menschen bräuchte.
Bei der Arbeit mit Menschen jeder Art ist es wesentlich konstruktiver ressourcenorientiert anstatt defizitorientiert zu arbeiten. Man muss mit dem anfangen, worin jemand sehr gut ist, um ihm auch dabei helfen zu können, seine Schwächen auszugleichen.
Davon abgesehen ist auch nicht immer das Kind allein schuld daran, dass es den Stoff nicht verinnerlichen kann. Das kann an der Art liegen, wie ihm versucht wird das Thema zu erklären, oder auch an mangelnder Unterstützung zu Hause, da die Eltern zum Beispiel nicht bei Hausaufgaben dabei sind und sie kontrollieren. Man kann nicht von einem Kind erwarten, dass es sich immer meldet, wenn es etwas nicht richtig verstanden hat, wenn ihm auch nicht vermittelt wird nachfragen zu dürfen. Außerdem wollen Kinder ja auch nicht dumm erscheinen und potenziell von den Mitschülern ausgelacht werden, weil die alles sofort gecheckt haben.
Direkt nach der Grundschule sollte man vlt. nicht schon die Möglichkeit haben ein Fach abzuwählen, aber in der ersten Zeit der weiterführenden Schule traue ich den meisten Kindern zu beurteilen zu können, ob sie mit dem Fach überhaupt etwas anfangen können und erste Tendenzen bezüglich ihrer späteren Berufswahl haben.
Ich denke halt, dass du in keinem naturwissenschaftlichen Fach um Mathe irgendwie herumkommen wirst. Selbst in Philosophie braucht man es mit abstrichen für die Logik.
In den Geschichtswissenschaften zählt Mathe dankenswerterweise nichtmal zu den Hilfswissenschaften, bis auf Statistik braucht man es eigentlich überhaupt nicht. Vielleicht wäre das ja eine Option für unser Schulwesen, dass man ab einem bestimmten Jahr (8. Klasse? Vielleicht erst im Abitur?) einen Fokus auf natur- oder geisteswissenschaftliche Inhalte legen kann. Natürlich kann man das jetzt auch schon, aber ich zum Beispiel hatte keine zweite Sprache im Abitur und musste deswegen eine zweite Naturwissenschaft belegen…fand ich beides (Bio/Physik) interessant, aber ich sammel ja auch gerne unnützes Wissen an.
Nach der 8. Klasse z.B. Mathe ablegen zu können, wäre eher denkbar, als das schon nach der 4. oder 5. Klasse zu verlangen.
Andererseits bin ich auch der Meinung, dass in Deutschland viel zu früh separiert wird nach (Obacht, vereinfachte Klischees) Leuten, die später ins Handwerk gehen (Hauptschule), Leuten, die später mal einen durchschnittlichen Bürojob machen (Realschule) und Leuten, die studieren und dann die hochdotierten Führungspositionen einnehmen (Gymnasium).
Meiner Meinung nach könnte man alle Schüler locker bis zur 7. oder 8. Klasse gemeinsam „halten“, und dann für die letzten 2-5 Jahre trennen; dann wissen viele Schüler auch eher mal, in welche grobe Richtung sie mal wollen. Aktuell wird ja ausschließlich nach Elternwillen und (vorpubertärer!) Grundschul-Roboter-Lernleistung entschieden.
In Niedersachsen wurden die Schüler als ich noch zur Schule ging erst nach der sechsten Klasse in Haupt-, Realschule und Gymnasium aufgeteilt, wurde dann aber abgeschafft.
Steve ich bin bei dir, wenn du sagst du hast 90% deines in der Schule gelernten Wissens nicht gebraucht. Das wird den meisten so gehen, nur weiss man welches wissen man später braucht und welches nicht?
Ich hab Englisch 5 Jahre lang nur 4er und 5er geschrieben – hatte keinen Bock darauf und hätte es nur zu gerne abgewählt. 3 Jahre später habe ich 14 Punkte im Englisch Abi gemacht und konnte wieder ein paar Jahre später in meinem Studium jegliche englische Literatur problemlos verstehen und sämtliche Prüfungen mit sehr gutem Erfolg abschliessen. Englisch ist durch das Internet, durch Serien, Filme und Bücher ein riesen Teil meines Lebens geworden – und doch hätte ich es in der 9. nur zu gerne abgewählt.
Ich hätte auch Mathe abgewählt, wenn ich die Chance gehabt hätte. Ich war allenfalls durchschnittlich in der Schule, aber heute bin ich dankbar, dass ich mich durchgequält habe. Herrgott, ich bin sogar dankbar, dass ich französisch hatte, obwohl ich es gehasst habe und dort nie besser als auf 4 war, einfach nur weil ich selbst heute Jahre später immer noch ein paar Bröckchen sprechen kann und ich schon oft dachte, ich könnte das eigentlich noch ausbauen.
Seien wir doch ehrlich, die meisten von uns wissen während der Schulzeit nicht, was sie später einmal machen wollen. Die meisten wissen es nicht einmal, wenn sie anfangen zu studieren (Abbrecherquote anyone?). Für jemanden der klar weiss „ich will Arzt werden“ mag ein sehr wählbares System vielleicht nützlich sein, für alle anderen ist es eine Einschränkung. Das Schulsystem ist so wie es ist nicht gut, aber zu sagen ein Fach wie Mathe müsse abwählbar sein, halte ich für fahrlässig.
Steve sei mir nicht böse wenn ich diesen Gedanken äußere, aber kann es sein, dass du ein mit Absicht kontroverses Thema gewählt hast und hier absichtlich eine konträre Position einnimmst, um etwas Leben ins Blog zu bringen?
Witzige Geschichte dazu:
Ich hab meine Ausbildung als Fachinformatiker für Systemintegration hinter mir. Wir hatten KEINEN Mathematikunterricht in der Berufsschule.
Dafür aber Religion und Sport. Gut, Sport kann man noch nachvollziehen.
Aber in einem Berufsfeld, dass viel mit Mathematik und Logik zu tun hat, keinen Mathematikunterricht zu haben, macht halt überhaupt keinen Sinn.
Ich stimm dir voll und ganz zu was deine Meinung zum Schulsystem betrifft.
Selbst mit angestrengtem Nachdenken fällt mir kein einziges Thema ein, bei dem ein Netzwerker in irgendeiner Form Mathe benötigt.
Sehr viel darf ein Arbeitgeber doch eh nicht von einem Ausbildungsberuf erwarten, dessen Einstiegsgehalt gerade mal 50% von dem des studierten Bruders beträgt.
Subnetze berechnen, Umrechnen der einzelnen Zahlensysteme, Zählschleifen, die ganzen Datenformate, Konfiguration non IP Netzen, Signalstärken, Dezibelumrechnungen, Kabel berechnen, …
Hannover? 😀
Das Problem ist doch nicht, dass man Mathe für so gut wie jeden Studiengang braucht: Eine Universität ist dazu da wissenschaftliches Arbeiten zu fördern und empirische Wissenschaft basiert nun mal auf Logik und damit Mathematik – wohlgemerkt JEDE Wissenschaft. Deshalb ist die Mathematik an Universitäten aber auch wesentlich anders als an Schulen (viele Studenten, welche an der Schule Mathe gehasst haben lieben es an der Uni) – es geht mehr um Logik und damit Beweise, kausale Zusammenhänge, Sprachen etc. als um einfaches, stupides Rechnen. Das Studieren einer Wissenschaft ohne diese Mathematik ist somit völlig unmöglich, wenn wir nicht wollen, dass unsere Wissenschaftler nur noch unnützen Mist produzieren. Das eigentliche Problem ist somit wohl eher, dass heutzutage anscheinend jeder Mensch dazu gezwungen ist überhaupt zu studieren. Eigentlich sollte das den Menschen vorbehalten sein, die später einmal forschen oder sich mit besonders komplexer Materie beschäftigen. Alles andere sollte ein Ausbildungsberuf sein. Dann bräuchte ein Psychiater z.B. kein Mathe mehr, weil klar ist, dass er später sowieso nicht in die Forschung geht oder promoviert. Und dann wäre es auch kein Problem mehr in der Schule Mathe abzuwählen, wenn man sich dafür nicht interessiert.
Das klingt sehr, sehr viel logischer als unser derzeitiges System.
Nur mal um einen anderen Blick auf Mathematik im Studium zu werfen. Ich schreibe gerade meinen Master in Chemie und verdiene nebenher mein Geld damit das ich Übungsgruppen „Chemie für Biologen“ betreue. Das ding ist halt einfach das Biologen in den ersten Semestern Chemie und Physik „Grundkurse“ haben. Dort wird halt die höhere Mathematik gebraucht. Auch wenn man nachher z.B. Molekularbiologe werden will brauch man einfach Mathematik.
In Philosophie ist es soweit ich weit so das diese nicht „Mathe“ Kurse haben sondern 1 Semester Stochastik/Statistik belegen.
Steve ganz ehrlich, du kannst doch Schüler mit 10 Jahren nicht Mathe abwählen lassen, weil die kein Bock drauf haben.
Kein Kind weiß mit 10 Jahren was es mal machen wird. 90% unserer Wissenschaft baut auf Mathe auf.
Wir haben Mathe doch nicht in den Studienfächern, weil sie nichts besseres gefunden haben, oder wir ein veraltetes Bildungssystem haben, sondern weil es gebraucht wird.
Ich bin in meiner 1. Studienrichtung auch mal an Mathe gescheitert, tja dumm gelaufen aber man braucht es nunmal. (Elektroingenieur) War vielleicht ganz gut, denn was trockeneres hab ich noch nicht erlebt. 🙂
Kann deine Argumentation für eine Spezialisierung ab einem bestimmten ALter absolut nachvollziehen und finde diese auch richtig, aber von Japan können wir im Bezugau das Bildungssystem mit Sicherheit nichts lernen 😀 Da ist unseres, was den Aspekt der Entwicklung des Kindes zu einem eigenständig funktionierendem Individuum angeht, wesentlich besser!
Ich war in Deutsch immer total schlecht und glaubte immer, dass 90% des Stoffes komplett überflüssig wären. Aber wenn man so zurück denkt, ist es schon ganz nützlich zu wissen wie z.B. eine Argumentationskette aufgebaut ist.
Vielen wird es sicher auch so in Mathematik gehen. Manches ist eben für die Allgemeinbildung notwendig.
PS: Das Psychologie Studium besteht zu einem großen Teil aus Mathematik, da die Psychologie sehr viel mit Statistik arbeitet.
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Ich find das Bild passt noch ganz gut 😀
Mathematik ist aber halt gerade in Fächern wie Psychologie extrem wichtig, schliesslich geht’s da nicht nur ums labern während einer auf der Couch liegt.
Experimente, Studien, Hausarbeiten, etc. erfordern in so gut wie jedem Studienfach knallharte Fakten und das bedeutet nun mal Auswertung und Statistik um die eigenen Auswertungen überhaupt zu verstehen, oder die Zusammenhänge einzelner Befragungen gegeneinander auszuwerten (fragt meine Frage überhaupt das ab, was ich herausfinden will? fragen die Fragen, die ich stelle alle überhaupt dasselbe ab?, etc.)
Die Grundlage hierfür ist nun mal Mathe, da alles andere „Einschätzung“ ist. Testreliabilitäten, Korrelationen, Covarianzen, all das will berechnet werden und dazu benötigt man nun mal Mathematik (zumindest ein Grundverständnis).
Die Schüler sollen froh sein, das sie nochmal einen Mathematik Kurs haben (in vielen Fällen sogar mit der Möglichkeit vor oder während des Semesters Grund- bzw. Auffrischungskurse zu besuchen).
Achtung, ich bin hier nicht ganz deiner Meinung Steve!
1. Mathe nach der Grundschule abzuwählen wäre zu früh. Auch Leute die den Real- oder Hauptschulabschluss machen sollten Prozentrechnung, sowie Grundlagen der Geometrie beherrschen. Selbstverständlich braucht der Ottonormalverbraucher keine Kurvendiskussionen oder Logarithmen in seinem Berufsleben, weswegen ich (wenn überhaupt) eine Abwahlmöglichkeit von Mathe in der 8. oder 9. Klasse für sinnvoll halte.
2. Zu deinem Beispiel mit dem Psychologiestudium. An meiner Hochschule wird Rehabilitations-Psychologie im Bachelor und Master unterrichtet. Dies unterscheidet sich von der normalen Psychologie nur in Hinsicht auf die klinische Spezialisierung. Im Bachelor haben diese Studenten in den ersten 2 Semestern Statistik, keine Lineare Algebra (das Zeug mit den Ableitungen und Kurvendiskussionen und so). Für Statistik braucht man zwar ein Grundverständnis der Linearen Algebra, aber nicht viel.
Aber warum lernen Psychologen Statistik? Für die Forschung! Für empirische Analysen. Ohne Statistik kann man keine Umfragen auswerten. Es wird genutzt um Zusammenhänge zwischen Verhaltensmustern und Krankheitsbildern bei Patienten zu erkennen etc.
3. Ganz viele Studiengänge enthalten das Wort „Wissenschaft“ im Namen. Z.B. kann man bei uns Kindheitswissenschaften studieren. Das sind Studiengänge bei denen man später in die Forschung gehen kann, wenn man diese abgeschlossen hat. Also das gleiche wie oben. Dazu kommt, dass Bachelor- oder Masterarbeiten in den meisten Fällen Forschungsfragen beantworten, wofür wenigstens ein Wissen aus 1 bis 2 Semestern Statistik notwendig ist!
Mathe ist und bleibt der Grundbaustein für die meisten Sachen in unserem Leben. Probleme unseres Schulsystems liegen woanders. Ich stimme dir aber damit zu, dass man Stärken Stärken und nicht erwarten sollte, dass ein Fisch einen Baum genau so gut hochklettern kann wie ein Affe.
Übrigens habe ich im Abitur Mathe Grundkurs 5 Punkte geschrieben und bin jetzt im Studium Mathetutor, weil unser Mathedozent es einfach drauf hat an praktischen Beispielen zu erklären warum Mathe Sinn macht (was ich in der Schule vermisst habe!). Z.B. braucht man Kurvendiskussionen in der Wirtschaft, aber das erkläre ich jetzt nicht^^
Beste Grüße,
Mike
Steve, höhere .Mathematik in wissenschaftlichen Fächern ist einfach Pflicht. Besonders für Psychologie! Gerade weil Mathe nicht so beliebt ist muss sich die Wissenschaft derzeit schweren Vorwürfen behaupten: dass Ergebnisse aus medizinischen und psychologischen Studien statistisch falsch ausgewertet wurden. Jahrelange Forschungsarbeit könnte umsonst gewesen sein weil Leute zu faul waren Statistik zu lernen.
Auch wenn ich dir im Grunde zustimme, so wäre die Grundschule (1-4) viel zu früh. Brüche, Prozente und grundlegende Geometie sollte jeder beherrschen und diese Dinge kommen erst in darauf folgenden Klassen dran. Vielleicht wäre solch eine Entscheidung nach Klasse 7 oder 8 sinnvoll, aber nicht direkt nach der Grundschule.
Ich kann dir da nur zustimmen. Ist ja nicht so als bräuchte man Mathe nur in der Informatik oder in einem Studium. Jeder handwerkliche Beruf benötigt Mathematik. Ein Elektriker, Zimmerman oder Industriemechaniker, alle müssen Flächen, Ströme oder Kräfte berechnen. Dafür sind die grundlegende Geometrie notwendig, bei Strömen und Kräften sogar differential Gleichungen. Im Alltag nutzt man andauernd 3 Satz und Prozentrechnung. Selbst als Kassierer bei Mcs musst du das Rückgeld passend rausgeben können.