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Hier das versprochene Interview mit dem Bundestagsabgeordneten meines Wahlkreises, Lars Klingbeil (SPD). Es war ein sehr nettes Gespräch, in dem es inhaltlich vor allem um das Thema Schule und digitale Bildung ging. Darüber hinaus haben wir über Datenschutz, Politik und natürlich Fußball gesprochen. Wenn Ihr Euch das komplette Interview anschaut, werdet Ihr vielleicht auch verstehen, warum Klingbeil bei uns im Landkreis so beliebt ist.

Und ja, mir ist bewusst, dass der Wahlkampf begonnen hat. Das ändert nichts an der positiven Erfahrung und den spannenden Erkenntnissen, die ich aus diesem Gespräch gezogen habe. Ich werde Lars Klingbeil zeitnah in Berlin besuchen und freue mich auch schon richtig drauf!


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28 KOMMENTARE

  1. ich hätte mir nie im leben mal einen Bundestagsabgeordneten 40min am Stück angehört. Ich hab eine Menge sachen gelernt wie es aktuell aussieht in Deutschland in Sachen Schule. Ich hab eine neue Sache mitgenommen und gelernt: Das der deutsche Bund ein KooperationVerbot mit den Ländern hat. Das ist ein Problem und muss als aller erstes angegangen werden. Ich finde das die Siegermächte da auch mal einlenken und uns dabei unterstützen sollten. Ich finde das das sooooo ein unrecht isT. Auch wird mir wieder klar wie Politik verdrossen ich bin , da muss ich was ändern. In einer Sache Stimme ich nicht überein , das Rumänien besseren netz bzw dInitialen Ausbau hat. Da leben 13 Millionen Menschen und das Land ist flach, die haben es einfacher , das darf man nicht vergleichen , dass ist Polemik denke ich. Bitte mehr davon !!!!!!!!!!!!

  2. Hallo Steve,

    ich finde es prima, dass du versuchst, das Thema Medienbildung ganz oben einzukippen.

    Jetzt kommt ein längeres ABER:

    Aus meiner Sicht ist dieses der zweite vor dem ersten Schritt. Bevor alle möglichen Themen für die Schule und den Unterricht aufbereitet werden, müssen endlich mal die Rahmenbedingungen für einen vernünftigen Schulbetrieb geschaffen werden.
    Hierzu gehören nehmen Abschaffung von unsinniger und permanent zunehmender Verwaltungsarbeit für die Lehrer (dann würden auch die von dir angesprochenen älteren Lehrer mehr Freiraum und Kraft haben und sich gerne mit diesem Thema intensiv auseinandersetzen) vor allem eine vernünftige IT-Infrastruktur. Hierzu gehören neben Bandbreite vor allem angemessene Hardware, server-basierte Software in ausreichender Lizensierung und eine professionelle Unterstützung durch IT-Dienstleister. Das ist aber schwierig, da Schule bekanntlich in 2 Verantwortungsbereiche fällt (Kommune als Träger und Bildungsministerium als ‚Dienstherr‘ für die Lehrer. Auch diese unsägliche Konstellation macht es nicht einfacher.

    Ein weiterer Punkt ist der fehlende Arbeitsplatz für Lehrer in der Schule. Bleibt die Arbeit zu Hause, was aber teilweise nicht möglich ist, da Software privat angeschafft werden muss oder aber nicht angeschafft werden kann, z.B. Software für Zeugniserstellung. So ‚kämpfen an deiner Schule ca. 30 Lehrkräfte um einen bzw. 2 Arbeitsplätze, um die Zeugnisse vorbereiten zu können. In der Privatwirtschaft wäre das die Insolvenz nach spätestens 3 Monaten (wenn die Mitarbeiter überhaupt so lange aushalten würden).

    Vielleicht bleibt dir ja in Berlin die Zeit, neben deinem Schwerpunkttheme auch diese Punkte anzureissen. Ich befürchte aber, dass Herr Klingbeil für diese Punkte nicht zuständig ist, sondern ein sog. schulpolitischer Sprecher der SPD. Leider fahren auch hier 2 Züge und merken nicht, dass sie sich immer weiter von einander entfernen.

    Du merkst, Schule ist für mich ein sehr spezielles Thema und liegt mir sehr am Herzen. Ich bin gerne bereit, mich hierzu mit dir intensiv auszutauschen.

    Viele Grüße nach Scheessel

  3. Ich hatte auch mal ein Interview mit meinem ‚abgeordneten‘. Der war auch etwas jünger aber genauso wie man sich einen Politiker vorstellt.. Son richtiger falscher widerling.
    Der einem jedes Wort im Mund umdreht.
    Würde gerne mit dir tauschen. Klingbeil wirkt frisch, natürlich und echt. Ich wünsche ihm viel Erfolg und hoffe er bleibt sich treu.

  4. Es gibt ganz selten Interviews mit Politikern, bei denen ich nicht direkt abschalten will 🙂 Wenn du das noch etwas weiterführen würdest, wäre ich auch bei folgenden Videos dabei – die passende Einladung dazu hast du ja schon.
    Wie es öfter gesagt wird – Krömer liefert 😉

  5. Tolles Video! Wenn es irgendwie möglich ist, bitte mehr davon! 🙂

    Darf man fragen ob der Schnitt mittendrin nen speziellen Grund hatte? 😉

  6. Solche Leute wir der Klingbeil wären ein Argument, das Wahlsystem in Richtung Direktkandidaten zu reformieren (auch wenn er selber ein Listenmandat hat). Eine sympathische Person, die so einfach nichts von Gabriel, Stegner, Schulz usw. hat, sondern aufgeschlossen, modern, bodenständig, realistisch rüberkommt.

    Das „Gesamtpaket Klingbeil“ ist sicher eine Bereicherung des Bundestages, das „Gesamtpaket SPD“ ist insbesondere aufgrund der vorderen Listenkandidaten – eben aus meiner Sicht – indiskutabel.

    Wenn sich sämtliche Abgeordneten vor ihren Wählern rechtfertigen müssten, anstatt über vordere Listenplätze einen Garantieplatz zu haben und auf die Bevölkerung im Grunde scheißen zu können, hätten wir eine andere Politik. Das ganze würde zwar im wesentlichen auf ein Zweiparteiensystem hinauslaufen, aber andererseits hätte es dann wohl auch nie die Notwendigkeit einer AfD gegeben.

    Ich war immer „Listenwähler“, ursprünglich FDP, jetzt AfD, und trotzdem unterstütze ich das Mehrheitswahlrecht: Wichtig ist nämlich der politische Inhalt, nicht das Etikett.

    • /sign bis auf den letzten Absatz. Sympaticus, aber natürlich muss sich im Wahlkampf jeder von seiner besten Seite zeigen.

      Ich finde seine Ideen aber gut und hoffe, dass er etwas bewirken kann.

      • Wer AFD aus Protest wählt, vergisst, dass er dadurch den Nazis in der Partei hilft, Hoecke, die völkische Petry, den Betrüger Pretzell, den Altnazi Gauland und der verwirrten Storch!

    • Quote: Wenn sich sämtliche Abgeordneten vor ihren Wählern rechtfertigen müssten, anstatt über vordere Listenplätze einen Garantieplatz zu haben und auf die Bevölkerung im Grunde scheißen zu können, hätten wir eine andere Politik. Das ganze würde zwar im wesentlichen auf ein Zweiparteiensystem hinauslaufen, aber andererseits hätte es dann wohl auch nie die Notwendigkeit einer AfD gegeben.

      Zum einen muss sich die Hälfte des deutschen Bundestages, nämlich die Hälfte die über die WK eingezogen sind, natürlich vor ihren Wählern „rechtfertigen“ ich nenne es „um die Menschen in ihrem WK kümmern“. Rechtfertigen klingt mir zu sehr nach zorniger AfD Bürger. Aber auch die andere Hälfte kann es sich doch nicht leisten, auf die „Bevölkerung zu scheißen“ wie du behauptest.

      Nimm den Klingbeil als Beispiel: Sein Ziel wird sein, bei der nächsten Wahl diesen Wahlkreis seinem CDU Kontrahenten (einem Herrn Grindel, Fußballfreunde werden ihn kennen) abzunehmen und direkt gewählt zu werden. Also wird er sich entsprechend um die Menschen kümmern.

      Generell sind quasi in jedem WK mindestens zwei Abgeordnete unterschiedlicher Parteien zuständig, teils sogar mehr. Und natürlich kümmern die sich um die Anliegen der Menschen.

      Und: auch in einem Zweiparteiensystem ist die Welt nicht besser – siehe UK und USA. Ob in den beiden Ländern bürgerfreundliche Politik gemacht wird bezweifle ich. Stichwort Lobbying, was in diesen Ländern nochmal nen ganz anderen Stellenwert hat als bei uns. Da ist es dann eben nicht die Partei, die die Abgeordneten unter Druck setzt sondern Wirtschaftsverbände, Industriezweige etc. So nach dem Motto: Hey Congressman wenn du nicht für Projekt XYZ bist, dann geben wir die Wahlkampfkostenhilfe vom letzten Mal, dieses Mal an deinen Konkurrenten und du bist deinen Job los…

      Mein Fazit: unser politisches System ist gut so wie es ist und die meisten Dinge funktionieren bei uns um Welten besser als anderswo.

      • Ich meine rechtfertigen natürlich im Sinne einer Wiederwahl. Aber wer über die Landesliste abgesichert ist, und das sind allen voran die „wichtigen“ Leute, die mit Partei- und Ministerposten, die haben es eben nicht nötig, ihren Wahlkreis zu gewinnen; das ist allenfalls ein Bonus.

        Der Klingbeil wird, wenn die SPD nicht total absackt, mit demselben Listenplatz wie zuletzt wohl auch dem nächsten Bundestag angehören, egal ob er den Wahlkreis erobert. Das macht generell vom Wähler unabhängig, aber vom Wohlwollen der Partei eben umso abhängiger.

        Natürlich haben auch Mehrheitswahlsysteme ihre Schattenseiten, das will ich gar nicht abstreiten; der Lokallobbyismus, den du ansprichst, ist ein Beispiel dafür. Aber was haben wir jetzt? Jetzt findet der Lobbyismus eben an höherer Stelle statt, und das ist noch viel einfacher: Statt via Lobbyarbeit um jeden einzelnen Wahlkreis kämpfen zu müssen, wende ich mich als Lobbyist an die Parteiführung und habe damit gleich Dutzende oder Hunderte Abgeordnete gleichzeitig an meiner Titte nuckeln.

        Nicht falsch verstehen: Ich verteufele unser Zweistimmensystem nicht. Ich sage nur, dass es auch nicht perfekt ist, und dass andere Systeme andere Vorzüge – aber auch Nachteile – hätten.

    • Ich bin gerade ein wenig geschockt.. ich lese hier wirklich gute Vorschläge für eine bessere Demokratie, die die Politiker wieder mehr an die Menschen heranbringen würde, Respekt dafür!

      Aber dann zu lesen dass sie AfD wählen.. also.. die AfD steht für vieles, aber nicht für mehr Demokratie. Es tut mir leid aber wer was anderes behauptet der muss einfach mal zu unseren Nachbarn nach Polen schauen.. das erste was die rechten getan haben als sie an der Macht waren war dass sie das Verfassungsgericht faktisch Handlungsunfähig gemacht haben.
      Ungarn, Türkei, USA.. überall wo rechte Parteien an die macht kommen lässt man die Demokratie systematisch ausbluten.

      Demokratie bedeutet nicht nur alle 4 Jahre Wahlen abzuhalten.. sondern auch alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, Herkunft, Glauben etc pp, auf eine Stufe zu stellen. Es hieß ja auch Deutsche Demokratische Republik, aber wie wir alle wissen hatte die DDR mit Demokratie soviel zutun wie Uwe Boll mit guten Filmen.
      Wer wie Trump Menschen aufgrund ihres Glaubens und ihrer Herkunft stigmatisiert, ihnen im Gedanken einen Stern auf die Brust klebt.. für den ist Demokratie nur das Trittbrett zur Macht und mehr nicht.

      Aber wieder zur AfD.. es fängt doch schon da an dass die AfD regelmäßig die Medien von ihren Veranstaltungen ausschließt.
      Ja die Medien haben ihren stellenweise schlechten Ruf selber zu verantworten. Aber Medien abseits von Compact geschlossen abzulehnen ist gefährlich, grade im Zeitalter der Sozialen Medien, wo alles was Hans Guckindieluft postet ohne zu hinterfragen geglaubt wird aber Nachrichtenportale als „gleichgeschaltet, indoktriniert, whatever“ diskreditiert werden.
      Auf öffentlichen Veranstaltungen und Kundgebungen der AfD wird immer wieder Lügenpresse gebrüllt.. menschen die sowas sagen, die wollen nicht wie in einer Demokratie üblich mitreden, mitgestalten, solche Menschen wollen das ihre Ansicht, ihre Meinung, die einzige ist die in den Medien und der Öffentlichkeit gezeigt wird, und das macht Menschen die sowas denken, sprich Lügenpresse skandieren, hochgradig gefährlich.
      Vor solchen Menschen habe ich angst

      • Das ist kein AfD-Thread, deshalb versuche ich es kurz zu halten: Die AfD ist die AfD, sie ist nicht der FN, die FPÖ, Trump oder – wie hieß der Ungar? Natürlich bestehen Schnittmengen, aber deshalb kannst du sie nicht gleichstellen.

        Die AfD bekennt sich auch zu Mitbürgern mit Migrationshintergrund (die übrigens verstärkt die AfD wählen!). Sie ist nichtmal gegen die Zuwanderer als Menschen, sondern gegen die unkontrollierte Zuwanderung, also die politische Entscheidung, die dahintersteckt. Und sie denkt praktisch: Wir können nicht halb Afrika aufnehmen, und mit der aktuellen Politik, die falsche Anreize setzt, klopft halt mittelfristig halb Afrika an die Tür. Das kannst du dem Menschen nicht vorwerfen. Wenn wir die Aussicht auf das – aus unserer Sicht – „Schlaraffenland“ hätten, würden wir uns auch auf den Weg machen, erst recht, wenn es uns daheim schlecht geht.

        Umgang mit den Medien: Der Komplettausschluss betraf eine Listenaufstellungsversammlung, keinen Parteitag. Und zu dem Treffen der europäischen Patrioten vor 2 Wochen waren glaub ich über 200 Pressevertreter anwesend, aber eben ausgewählte Presse und insbesondere nicht die, die in der Vergangenheit objektiv falsch berichtet hat. Trump macht das ähnlich: In Zeiten des Internets „braucht“ ein Politiker die Presse nicht mehr als Sprachrohr wie in früheren Zeiten. Und diesen Wandel, dass die Presse nicht mehr unverzichtbar ist, haben die Medien noch nicht verkraftet; sie meinen, sie müssten sich durch Tendenzjournalismus in die Politikgestaltung einmischen.

        Ich persönlich halte „Lügenpresse“ auch für zu hart. Es wird eher selten eiskalt gelogen, sondern es wird eben tendentiös berichtet. „Gesinnungspresse“ halte ich daher für zutreffender.

        • Das ist immer wieder herrlich wie du versuchst, die AfD als putzige kleine Partei, die im Endefekt CDU Politik wie in den 80er Jahren machen will, darzustellen.

          Dann kommt der kleine Bernd Höcke um die Ecke und macht diesen Eindruck den Gauland und Petry ebenfalls so mühsam versuchen aufzubauen, mit einem zackigen Sieg Heil kaputt.

          So oder so: die AfD hat ihr Maximalpotential von 10 bis max. 15 Prozent erreicht. Ich prophezeihe: durch die Nominierung von Martin Schulz werden wir einen programmatischen Wahlkampf bekommen. Das wird für die AfD zu einem gewaltigen Problem, da die Partei kein programmatischer Akteur ist, sondern Resonanzboden für die Reaktionen Dritter. Damit meine ich, dass die AfD davon lebt, dass sie was Provokatives sagt, sich alle drüber aufregen, die Medien breit berichten und die Partei dann wieder zurückrudert (gefühlt 10.000 mal passiert in den letzten 2 Jahren). Dieses Spiel wird den meisten Menschen langsam langeweilig, was dazu führt, dass die AfD immer absurder provozieren muss (Hallo Herr Höcke) und sich das irgendwann auch völlig überzieht. Und außerdem: wer interessiert sich für die popelige AfD wenn der größte Provokateur der Welt gerade im Weißen Haus sitzt?

          Wie gesagt, das ist meine Prognose für die nächsten Monate – wir werden sehen was passiert.

        • Um mich kurz zu halten: „NEIN, sieh steht nicht für mehr Demokratie! Siehe Frontal 21 vom 31. Januar 2017! Zudem sind Nazis in der Partei!“

          Deine Denkweise entlarvt dich! “Gesinnungspresse” was läuft bei dir falsch?

      • Sprüche bringen für „Verbesserungen“ kann jeder.
        Dabei wurde aber kein einziges Wort zur Durchführbarkeit verloren.
        „Systemadmin für jede Schule“, „Moderne Computer für JEDEN Haushalt, weil sonst nicht fair“, „Neue sehr spezielle Fächer, ohne zu schauen, ob das die Industrie wirklich brauch und woher die Zeit und Lehrer kommen sollen“.
        Und wie finanziert man das ganze? Von allen anderen? Auch nicht-Eltern und alte Menschen?
        Nein danke. Ich bezahle so schon mehr als genug Steuern.
        Ich wäre aber natürlich offen für konkrete Ideen zur Umsetzung.. leider fehlen die immer.
        So ist das alles recht linksgerichtete heiße Luft.

    • Was veranlasst dich zu deinem optimismus bezüglich des Direktwahlsystems? Zwei der prominentesten Vertreter (USA und UK) dieses Sytems demonstrieren regelmäßig, dass es ungerecht ist und mitnichten zu mehr Bürgerzufriedenheit führt.

      In den USA hatten wir als vorläufigen Gipfel Trump vs Clinton, von denen ich keinen geschenkt haben will. Und im UK haben wir einen seit jahren ansteigenden Repräsentationsfehler (die Summe der Abweichung zwischen echtem Wahlergebnis und Parlamentsbesetzung) im Parlament. Und beide Länder sind jetzt auch nicht unbedingt ein Paradebeispiel von politischer Eintracht in der Gesellschaft.

      Abgesehen bezweifel ich, dass ein Direktwahlsystem bessere Politik bringen wird – eher absurdere Wahlversprechen. Allerdings liegt dieser Einschätzung mein generelles Misstrauen gegenüber direkten Wahlen bzw den Wählern zugrunde. Du bist da ja scheinbar wesentlich optimistischer.

      • Ich habe über das Mehrheitswahlrecht gesprochen, Direktwahl meint typischerweise etwas anderes (zum Beispiel wählen die Österreicher den Bundespräsidenten direkt, wir wählen den Kanzler indirekt).

        Aber vermutlich meinst du auch das Mehrheitswahlrecht („winner takes all“). Natürlich hat es Nachteile, zum Beispiel den von dir genannten Repräsentationsfehler.

        Ich sehe zwei ganz wesentliche Vorteile, auch wenn dir natürlich eine andere Sicht zugestanden sei:

        1. Im Mehrheitswahlrecht ist der Abgeordnete viel stärker seinen Wählern verpflichtet, während im Verhältniswahlrecht (Listenplatz) zuvorderst die Partei einen guten Listenplatz beschert bzw. den „Abweichler“ von der Parteilinie durch einen schlechten Listenplatz bei der nächsten Wahl bestrafen kann.

        2. Lobbyismus wird dadurch erschwert, da er nicht so „billig“ zu haben ist. Einfach ausgedrückt: Im Mehrheitswahlrecht muss ich mir jede einzelne Stimme kaufen, im Verhältniswahlrecht genügt es, die Parteiführung zu schmieren, und die erpresst dann via Listenplatz.

        Unser Bundestagswahlsystem ist nicht schlecht; es versucht ja, die Vorteile von Mehrheits- und Verhältniswahl zu vereinen. Aber es ist kaum verfassungsgemäß hinzubiegen, ich nenne mal die Stichworte „negatives Stimmgewicht“ und „Überhangmandate“ als Beispiel.

        Jetzt mal völlig unabhängig davon, was du vom Ergebnis hälst, glaubst du, in einem Parlament voller Wahlkreisabgeordneter hätten die Parlamentarier dermaßen die Füße stillgehalten, als Merkel mal eben im Handstreich die Grenzen geöffnet hat? Ich behaupte, es gibt weit mehr Kritiker als einen Bosbach und eine Steinbach (alles Bäche?!), nur viele sind eben mehr ihrer Partei als ihren Wählern im Wahlkreis verpflichtet. Es ist doch kein Zufall, dass innerhalb der CDU die die größten Kritiker sind, die ihre parlamentarische Karriere hinter sich haben.

        • Ich verstehe schon, was du meinst und ich kann auch die Vorteile nachvollziehen.

          Aber am Ende bleibt mein fundamentales Misstrauen „dem Wähler“ gegenüber. Ich sehe es als Vorteil, dass wir möglichst wenig direkt wählen (zumindest auf Landes- und Bundesebene) dürfen, weil ich nicht daran glaube, dass der Ottonormalbürger die großen Zusammenhänge durchschaut. ich kann mir zum Beispiel kaum (bzw gar nicht) vorstellen, dass irgendeine Lokalpolitiker jemals mit einem Projekt durchkommt, dass über mehrere Jahre wenn nicht Jahrzehnte angelegt ist, auch wenn es langfristig Vorteile bringt. Dazu braucht es in meinen Augen eine, vom Wähler unabhängige Institution, die auch mal vor sich hinarbeiten kann.

          Ich glaub halt nicht, dass der durchschnittliche Wähler weiter als von zwölf bis Mittag denken kann und daher misstraue ich jeder Entscheidung, die von diesem Wähler getroffen wird. Natürlich widerspreche ich mir da ein bisschen selbst, da ich beim Thema Lobbyismus auf Eigenverantwortung setze, das ich den Wählern ja im Satz vorher gewissermaßen abgesprochen habe. Mein Punkt dahinter ist folgender: ich betrachte Lobbyismus erstmal als nicht inhärent negativ. Vielleicht bin ich da naiv, aber ich schätze den Schaden, den Lobbyarbeit anrichten kann, als deutlich geringer ein, als den Schaden, den ein Mehrheitswahlrecht anrichten kann. Lobbies sind vor allem da am Werk, wo direkter wirtschaftlicher Nutzen zu holen ist – dem kann ich mich entziehen. Ich rauche zB nicht, da kann die Tabaklobby noch soviel Geld und Zeit investieren, ich werde auch in Zukunft nicht rauchen. Abgesehen davon sind wirtschaftliche Interessen immer einigermaßen nachvollziehbar, wohingegen Bürgerbegehren oft ins irrationale abdriften. Da nehme ich lieber die Herrschaft der Wirtschaft.

        • Es gibt schon ein Grund, warum keine Direktwahl bzw. Direktdemokratie gibt. Um zu verhindern, dass solche Nazis wie Hoecke an die Macht kommen. Man hat aus Hitler gelernt!

  7. Ich hab es mir extr gestern Nacht noch angesehen und ich wünsche mir sehr das dieser Mann noch einiges durch bekommt ich ich selber wohne zwar nich in seinen Kreisen aber es ist einfach schön zu sehen das es in berlin auch Menschen gibt für die das Internet kein Neuland ist freu mich auf das video aus Berlin

    gute Arbeit Steve

  8. Sehr gutes Interview. Politiker sind halt auch nur Menschen. Das verstehe viele bloß nicht! Sie denken, dass die alle Abgehoben seien 😛

  9. Sehr tolles, herzliches und offenes Gespräch was ihr da geführt habt.
    Sowas ist wieder mal ein echter Leckerbissen von dir/euch.

  10. Sehr sympatischer Mann und sehr gutes Interview. Finde es schön das du das wie ein Tischgespräch aufgebaut hast in einer lockeren Atmosphäre.

    Ich hoffe deine Erwartungen an das Gespräch wurden erfüllt. 🙂

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