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Im Kampf gegen Steuerbetrug im Online-Handel verschärft die Bundesregierung die Regeln für Plattformen wie Ebay oder Amazon. Das erstmals unter der Leitung von Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) tagende Bundeskabinett beschloss am Mittwoch einen entsprechenden Gesetzentwurf, mit dem die Unternehmen künftig für Verkäufer von Waren auf ihren Plattformen haften sollen, wenn diese keine Umsatzsteuer zahlen. Besonders Händler aus Fernost umgehen dies oft.

Geht natürlich darum, dass der Bund die Steuereinnahmen in diesem Bereich erhöhen will – was ich völlig legitim finde. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Millionen an Steuern im Online-Handel hier umgangen werden. Was meint Ihr dazu?

Quelle: Wiwo.de


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7 KOMMENTARE

  1. Hi zusammen,
    ich mache das seit 5 Jahren beruflich. Ich betreue Amazon, Ebay und andere Marktplätze. Ich mache sowohl die Kundenbetreuung, sowie Optimierung und Marketing. Gerade durch Anbieter aus Fernost, werden nicht nur Steuern hinterzogen, sondern auch nachhaltig der Markt verzerrt. Sagen wir mal, „Farming“ baut eine Powerbank und verkauft diese direkt über Amazon.de,es,it,fr etc. in Europa. Dafür hat er zwei Möglichkeiten: 1. Er schickt nen ganzen Container davon zu Amazon ins Lager. Bevorzugt nach Polen oder Tschechien, da dort die Gebühren günstiger sind (Versandnetzwerk ost). Dann ist bis zum Erreichen der Lieferschwelle, bei einem Verkauf, die Polnische oder Tschechische Umsatzsteuer fällig. Nach Überschreiten der Lieferschwelle wird die Umsatzsteuer des jeweiligen Ziellandes fällig. Die Lieferschwellen sind von Land zu Land unterschiedlich und bemessen sich nach dem Jahresumsatz in dem jeweiligen Land. In der Regel liegt diese in der EU meist zwischen 12000 und 30000 Euro (Bitte nicht drauf festnageln!). Farming ist natürlich in keinem Europäischem Land umsatzsteuerlich gemeldet und führt keine 19-25 % Steuern ab. Somit kann Farming rund ein viertel günstiger anbieten, als ein europäischer Händler.

    Möglichkeit 2 für Farming, ist der direkte Versand aus z.B. China. Klar kennt jeder die Ebay-Käufe, wo man mal 4-8 Wochen auf seine Ware wartet. dieses hat 2 massive Vorteile. Zum einen hat Farming kein Problem mit der Verzollung. Im Zweifel muss der Kunde seine Bestellung beim Zoll auslösen, wenn er sie haben will. Zum anderen unterstützt China die eigenen Versandunternehmen mit staatlichen Zuschüssen, wodurch diese Kaum Versandkosten zahlen müssen. Ein Maxibrief z.B. kostet umgerechnet 7 Cent Versand nach Deutschland. Also zahlt Farming in diesem Fall nicht nur keine europäischen Steuern, sondern verschickt auch annähernd kostenlos um die halbe Welt.

    Selbst deutsche und europäische Händler hinterziehen momentan reihenweise Steuern. Amazon z.B. bietet den sogenannten „paneuropäischen Versand“ an. Man lager seine Ware bei Amazon ein und diese verschieben diese in jedes europäische Land und lagern es vor Ort. Dadurch sollen kurze Lieferzeiten für die Kunden gewährleistet werden. In der Theorie, kann nun aus jedem europäischem Land in jedes europäische Land verkauft werden. Auch hierbei fallen bis zur Lieferschwelle die Steuern in dem Land, wo die Ware lagerte an, danach fallen die Steuern des Empfängerlandes an. Soweit mir bekannt, gibt es momentan kein System, welches diese Komplexität (steuerlich) korrekt abbilden kann. Darüber hinaus, müsste man (je nach Land unterschiedlich) jeden Monat eine Umsatzsteuer Voranmeldung für jedes Land machen, in dem man umsatzsteuerlich registriert ist. Dies ist ein enormer Aufwand. Wer will schon für (im Zweifel) jedes europäische Land, eine Umsatzsteuervoranmeldung machen und diese auch im Voraus zahlen?

    Die entsprechende Variante, dass der Marktplatz die Steuer abführt ist die beste Lösung, die passieren kann. Es wird für jeden Händler der Verzicht auf die Lieferschwelle erklärt und die jeweilige Steuer des Empfängerlandes berechnet. Leider ist z.B. Amazon ein Drecksladen! Momentan kann man weder die steuerlichen Dokumente, geschweige denn die Daten der Innergemeinschaftliche-Verbringung gebrauchen. Amazon weißt extra darauf hin, dass Ihre Dokumente steuerlich nicht haltbar sind und man diese nicht bei den Steuerbehörden einreichen soll, da diese einer Prüfung nicht stand halten würden. Momentan sitzt (fast) jeder europäische Händler mit einem Bein im Knast, welcher den paneuropäischen Versand von Amazon nutzt.

    Dies ist ein riesige komplexes Thema und kann kaum in einem Kommentar alleine erleutert werden…

    Gruß Mike aka Oetty

  2. grundlegendes Problem der Europäischen Union.
    um es allen gerecht zu machen muss man ein einheitliches Steuersystem für alle EU Länder einführen. leider nicht möglich da die Wirtschaft sich sehr stark unterscheidet!

    die EU ist schon Griechenland um die Ohren geflogen, Portugal, Italien dicht gefolgt von Spanien sind die nächsten!
    zum glück ist zur zeit wirtschaftlich gutes wetter…. die nächste Finanzluftblase Läst auf sich nicht lange warten.

  3. Ich finde, dass das eine schwierige Sache ist. Das ist ja so, wie wenn der Bauer , der auf dem Markt seine Ware verkauft keine Steuern zahlt und man jetzt den Marktbetreiber zahlen lässt.
    Amazon, ebay und co sind ja nicht Schuld daran, dass keine Steuern gezahlt werden.

    Ich denke mal, dass es nun so kommen wird, das Amazon dann erstmal das Geld einkassiert, versteuert und dann an die Händler überweist.

    • Du bist extremst naiv, wenn du denkst, dass Amazon da nicht selbst rumtrickst und mit eigenen Briefkasten-Trittfirmen das gleiche macht.
      Amazon spart schon massiv Steuern, weil es in Luxemburg keinerlei Steuern auf immaterielle Güter gibt.
      Kleiner Tipp für alle Firmengründer: 1x Firma in Deutschland, 1x in Luxemburg. Melde eine Marke (immaterieller Wert!) an, mach einen Lizenzvertrag mit der Luxemburg Firma und schieb deinen gesamten Gewinn dorthin. Schwubbdiwupp 0% Steuern in Deutschland.
      Der Tipp kommt so nebenbei von einem deutschen Steuerprüfer, der das mit meiner Firma gemacht hat. Funktioniert und der Fiskus kann nix dagegen machen.

      Der Staat ist selbst schuld. Die aktuelle Steuerbelastung ist absolut pervers.
      25% Körperschaftssteuer, 19+% Gewerbesteuer, 19% UST, 25% Abgeltungssteuer, 5.5% Soli (auf ALLE Steuerarten, also x4), AG-Anteile, Versicherungen uvm. Auf ehrliche Weise würde meine 2-Mann Firma fast 90% des Umsatzes jedes Jahr an den Staat abdrücken. Für was? Die schaukeln sich nur die Eier und helfen mir in keinster Weise und übernehmen auch keinerlei Risiko. Nicht einmal Verluste kann man steuerlich geltend machen.

  4. Hi Steve,
    danke für das Thema. Generell entgehen dem Staat, also der Allgemeinheit, sehr viele Kohlen durch Steuerhinterziehung und Steuervermeidung. Zu letzterem, Zitat:“gibt es aber durchaus konkrete Schätzungen, auch für einzelne Regionen und Länder. 60 Milliarden Euro Unternehmenssteuern entgehen der EU pro Jahr, meint der französische Wirtschaftswissenschaftler Gabriel Zucman – knapp 30 Prozent davon gehen in Deutschland verloren.“ Und bei Steuerhinterziehung bräuchte es einfach mehr Kontrolleure. Diese werden jedoch durch die Länder beschäftigt, deren Erträge fließen aber direkt an den Bund, wodurch die Länder keinen Anreiz haben zusätzliche Prüfer zu beschäftigen da die Kosten bei Ihnen hängen bleiben. Das ist ein Beispiel für ein stillschweigend gewünschtes Hindernis für die Steuereintreibung seitens der führenden Politik und eine der zentralen Stellschrauben die vieles in Bezug auf Bundeshaushalt und Landeshaushälte vereinfachen und gerechter gestalten würde.

    • Der EU entgehen die meisten Steuern durch EU-Länder. Das wird ganz gerne unter den Tisch gekehrt. Es hat seinen Grund warum Amazon, ebay, paypal und co. in Luxemburg registriert sind, wo internet-Firmen einen effektiven Steuersatz von unter 5% zahlen… um nur ein Beispiel zu nennen.
      Die Steuerbelastung in Deutschland ist ein Witz. Informier dich mal, was eine deutsche GmbH alles an Steuern zahlt, wenn sie komplett ehrlich alles bezahlen. Da flattern einem die Ohren.

  5. Sehe ich genauso. Denke schon länger, man müsste mal Amazon und co. ein bisschen genauer auf die Finger schauen. Wenn man jetzt noch erwirkt, dass die auch ihre eigenen Gewinne hier versteuern, statt in Luxemburg oder Irland oder sonstwo wäre das noch besser.

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