„Da bin ich nicht genug eingelesen. Aber selbst, wenn ich das wäre, würde ich mich wohl nicht trauen“, sagt Jürgen von der Lippe der „Bild am Sonntag“ und fügt hinzu: „Da ist mir mein Leben wichtiger als ein guter Gag.“
Klingt ein bisschen übertrieben, finde ich. Wesentlich interessanter ist aus meiner Sicht folgende Ausführung von ihm…
„Political Correctness ist ja eine der großen Geißeln unserer Tage“, sagt der 70-Jährige. Dass er selbst keine Shows mehr im Fernsehen moderiere, vermisse er aber nicht – im Gegenteil: „Es ist befreiend. Ich ertrage diese Mechanismen nicht mehr“, erklärt er. Er sei gern in einer Sendung zu Gast und bemitleide die Leute, die den Laden am Laufen halten müssten.
Und genau das ist der Punkt. Gerade als Comedian muss es heutzutage extrem schwer sein, weil einem ja jedes Wort im Mund umgedreht wird. Ein falsches Wort und irgendeine Gruppe fühlt sich beleidigt – der nächste Shitstorm kommt bestimmt. Und das ist weder auf die SJW noch auf die Wutbürger beschränkt – da tun sich beide Seite nicht viel. Ich kann verstehen, warum sich Jürgen von der Lippe das nicht mehr geben will…
Quelle: T-Online.de
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Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass eine neue Generation Comedians ganz kurz davor ist das deutsche Publikum und seinen Humor langsam ins aktuelle Jahrhundert zu führen. Newcomer wie Nico Semsrott, Felix Lobrecht oder Masud Akbarzadeh waren an Themen wie Islam oder Me too erfreulich unverkrampft rangegangen. Klar da ist noch keiner soweit eine eigene TV-Show anvertraut zu bekommen, aber man darf auch nicht alles zu negativ sehen. Die deutsche Comedy hat ihre Lichtblicke…..auch 2019.
„Ein falsches Wort und irgendeine Gruppe fühlt sich beleidigt“, das erinnert mich hieran, was es auch auf den Punkt bringt:
https://www.youtube.com/watch?v=EYCW73_3JHU
Im Deutschen haben wir den ganzen Unsinn mit neuen Begriffen übrigens auch, Stichwort Schamlippen.
LG
„Klingt ein bisschen übertrieben, finde ich“ – eher nicht so weit hergeholt. Braucht man sich ja nur die Auswirkungen von ein paar bunten Bildchen anschauen, Stichwort Mohammed-Karikaturen.
War heute beim Bill Burr Auftritt in Offenbach und er hat das selbe gesagt. Er hasst diesen Versuch niemanden auf den Schlips zu treten. Was hat er getan? Er hat dermaßen auf den Putz gehauen und einfach ALLE durch den Schmutz gezogen (bis auf Juden), Aber vor allem Frauen, Metwo, Trump und Co haben sein fett ab bekommen.
Glaube das hält sich nicht mehr lange und alle machen sich bald wieder über alle lustig.
Ps. Die Show von Bill Burr war fantastisch. Tränen gelacht.
Kann dem nur zustimmen. Ich habe mir während der Feiertage einige Folgen von Genial Daneben angeschaut, aus dem Jahre 2007. Einige Witze aus der Zeit scheinen heute tatsächlich undenkbar zu sein, die Gründe dafür dürften vielfältig sein.
Hört Euch mal an, was Dieter Nuhr noch vor ein paar Jahren über den Islam gesagt hat. Ich vermeide bewusst das Wort „Scherze“, denn was er sagte, war kein Scherz, sondern satirisch überspitzte Wahrheit. Selbst als er damals von einem deutschen Islamisten wegen Beleidigung, Volksverhetzung etc. angezeigt wurde, nahm er es mit Humor.
Die Stoßrichtung hat sich um 180° gedreht in dem Moment, als er bei den öffentlich-rechtlichen unterschrieben hat. Seitdem gibt es keine Islam-Satire mehr. Null. Und das, obwohl das Thema – auch für Kabarettisten – aktueller wäre als je zuvor.
Viele andere Leute, die sich – nicht satirisch, sondern sachlich – gegen den Islam positioniert haben, leben heutzutage unter ständigem Polizeischutz, Politiker wie Ex-Muslime. Die Religion des Friedens ist halt im Angesicht von Kritik eher ungehalten. (Und kein Katholik hat jemals zum Mord aufgerufen, wenn ein Kabarettist über die katholischen Kinderfreunde usw. herzieht.)
Ob Jürgen von der Lippe noch auf honorierte Einladungen bei Beckmann & co. hofft oder ob er tatsächlich an seinem Leben hängt, sei dahingestellt. Entweder hängt er an seinem Geldbeutel oder an der Tatsache, dass sein Kopf fest zwischen seinen Schultern angetackert bleibt. In jedem Fall ist es nachvollziehbar, dass Islamkritik nicht öffentlich geäußert wird. Die Schere im Kopf macht unsympathisch, die Schere im Hals macht dagegen unfotogen!
Man muss sich nur mal die Witze der Comedians von vor 5+ Jahren anschauen und heute. Worüber vor 5+ Jahren noch gelacht wurde käme heute ganz groß in den Nachrichten samt Anzeige, Shitstorm usw
und das liegt daran, dass wir inzwischen in einem Klima leben, in dem man gewisse Dinge „nicht mehr sagen darf“. Nicht im rechtlichen Sinne, die Meinungsfreiheit ist dieselbe wie vor 5+ Jahren. Aber man läuft Gefahr, hingerichtet zu werden. Wenn man Glück hat, nur gesellschaftlich, wenn man Pech hat, auf dem kurzem Dienstweg von einem Vertreter der Friedensreligion.
Serdar Somuncu im deutschsprachigen oder Jim Jefferies im englischsprachigen Raum um nur mal zwei zu nennen. Es ist halt einfach nachweisbar falsch zu behaupten , dass es keinen harten Humor mehr gebe.Und es kommt da eigentlich nie zu einem Shitstorm, selbst wenn Jim Jefferies sein Programm mit einer Viertelstunde Witze über Vergewaltigungen beginnt. Viel schlimmer als Shitstorms finde ich ja Leute die sich über Shitstorms aufregen die es nicht gibt.
Bei Kollegah und Farid Bang ist es Ghetto, bei Comedians aber kann man das absolut nachvollziehen. Ja moin.
„Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen.“ – Erkenne den Unterschied!
Hmm,…
Bisserl mal Salz in Wunden streuen…
Aus dem Programm von Anthony Jeselnik – Thoughts and Prayers:
„Who was it who said the first million is the hardest?
Was it Hitler?“
Ich glaube schon, dass der Unterschied im Ghetto / Comedy Bereich zu suchen ist.
Wer sich im Kabarett umschaut findet regelmäßig böse Überzeichnungen der Nazizeit und anderen Tiefpunkten und Monstern.
Aber genau DA liegt für mich der Unterschied.
Die Nazizeit und Ihre Schrecken überzeichnen um Sie als Referenz zu nehmen um heutige Ausschweifungen deutlicher hervorzuheben und damit bewusst machen, dass die Anfänge sehr wohl wieder da sind… das ist Politisches Kabarett, Satire und durchaus gewollt.
Die Zeichen der Zeit erkennen und aus der Geschichte (Böhmermann, Hebdo, etc.)
lernen und sich den Stress von Drohungen von Fanatikern (ja oder Schlimmerem) nicht antun ist nachvollziehbar.
Die Gewalt und Folter von KZ-Insassen nutzen um sich selber cool rüber zu bringen ist noch nicht mal Ghetto, das ist einfach nur dumm ODER der Stress, den sie bekamen, war gewollt.
Am Rande erwähnt:
Es war nur ein dummer Reim… wenn man dagegen hört, wie das transportierte Frauenbild aussieht – immer und immer wieder – das finde ich persönlich viel schlimmer.
Die eine „Zielgruppe“ echauffiert sich (zu Recht) über einen dummen Spruch, die andere ruft sofort zum Mord auf und hat diesen auch schon oft durchgeführt. Ja … ein Witz über den Islam zu machen, verlangt einem einiges mehr ab.
Genau genommen, riskierst du mit einem Witz über den Islam nichts.
„Islam ist Frieden“, „das Kopftuch ist ein Symbol für Frauenrechte“ … daran stört sich eigentlich niemand.
Gefährlich wirds erst, wenn du die Wahrheit sagst. Dann ist es aber egal, ob du sie satirisch verpackst oder nicht.
Bei Kollegah und Farid Bang war das Problem ja nicht die eine Line die Steve hier zitiert, sondern besagte Line im Kontext des restlichen Schaffens der Beiden. Leider kam das in den Medien meist nicht mit rüber, hier mal eine kurze Zusammenfassung. Kollegah war ein paar Monate vorher in Palästina und hat eine ziemlich tendenziöse Doku darüber gemacht, im Video zu „Apokalypse“ trägt der irdische Vertreter des Teufels einen Siegelring mit Davidstern und am Ende tanzen Christen, Muslime und Buddhisten glücklich zusammen; aber halt keine Juden. Dazu sollte man dann noch ein paar der Videos von Kollegah auf Social Media (i.d.R. Instagram) sehen in denen er krude Verschwörungstheorien über die „Weltfinanz“ aufstellt. Und dann kam diese Zeile, die durch die plötzliche Publicity den bereits lange vorhandenen Antisemitismus für alle sichtbar gemacht hat.
Es geht hier um strukturellen Antisemitismus und nicht um ein paar schlechte Zeilen, von denen gibt es zu viele um sich darüber aufzuregen.
Gut zusammengefasst!