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Lügenpresse ­– Ein Wort, das in den letzten Jahren häufig für Propagandazwecke missbraucht wurde. Klassische Medien haben viel an Vertrauen eingebüßt. Es wird lieber den eigenen, vertrauenswürdigen Quellen geglaubt. Schließlich vertuschen Zeitungen oder Öffentlich-rechtliche nur. Dieser Text wird lediglich meine eigene Meinung und Wahrnehmung widerspiegeln. Da ich mich derzeit in einem Volontariat (also der klassischen Journalistenausbildung) befinde, hoffe ich ein paar Einblicke hinter die Kulissen geben zu können.

Im Privaten habe ich nun schon die ein oder andere Diskussion über das Thema geführt. „Aber Zeitungen erzählen doch nie die ganze Wahrheit oder berichten einseitig“, wird mir als These entgegengeworfen. Wer schon einmal eine Zeitung aufgeschlagen hat, wird merken, dass eine Seite nur begrenzt Platz hat. Was als Nächstes auffällt, sind unterschiedlich große Überschriften. Je größer die Überschrift, desto wichtiger wurde das Thema in der redaktionellen Diskussion gewertet und erhält dementsprechend mehr oder weniger Zeilen auf der Seite. Aber auch der größte Text, der sogenannte „Aufmacher“ (weil er beim „Aufmachen“ der Seite als Erstes ins Auge fällt) hat seine Grenzen. Nicht jede Stimme kann zu Wort kommen, nicht jedes Argument niedergeschrieben werden. Welche Inhalte wichtig genug sind, damit sie es in den Artikel schaffen, ist von der Erfahrung des Redakteurs abhängig. Ich habe teils Interviews geführt, die 1,5 Stunden gingen und zahlreiche Seiten in meinem Notizbuch füllten. Nur einen Bruchteil von dem, was mir gesagt wurde, konnte ich am Ende verwenden. Platzmangel ist dabei nur ein Grund. In der Zeitung darf nicht gewertet werden (außer als Kommentar), Werbung ist nicht erlaubt, eine Aufzählung von trockenen Fakten liest sich schlecht oder der Interviewpartner erzählt nur schwammiges „Blabla“.

Damit vielleicht zu einer der größten Herausforderungen eines Redakteurs. Der Text sollte attraktiv geschrieben und gestaltet sein. Man möchte aber auch nicht auf Bild-Niveau absinken. Trotzdem gilt: Überschrift, Unterschrift und Vorspann sollen den Leser in den Text ziehen, sonst kann der Inhalt noch so informativ sein. Ein Beispiel – schaut euch noch einmal den ersten Satz dieses Beitrags an. Ein Schlagwort verbunden mit einer These. Das ist nur eine Möglichkeit, um zum Lesen zu animieren. Natürlich kann dies immer besser oder schlechter gemacht werden. Hinter Artikeln stecken auch nur Menschen, und Zeitungen, Radio und Fernsehen sind fehlbar.

„Aber warum berichtet ihr denn nicht über Thema X und Y?“ Vermutlich, weil das Thema bei der Redaktion nicht auf dem Radar ist. Leserbriefe sind besonders im lokalen Bereich unglaublich wichtig. Redakteure recherchieren selbst viel und haben eigene Quellen, doch sind Zuschriften immer hilfreich (wie für Steves Blog). „Aber von der letzten Demo habt ihr nur berichtet, wie angebliche Nazis irgendwelche Menschen zusammengeschlagen haben. Ich habe davon nichts gesehen! Dabei handelt es sich doch nur Linke Propaganda!“ Das lag sicherlich daran, dass in der Redaktion ein Brief oder eine E-Mail ankam, die über Gewalt von Rechts berichtet hat, es aber keine anderen Stimmen gab. Was man dabei und hat es anders gesehen, dann begrüßen es die meisten Redaktionen sogar, wenn ihnen dazu ein Leserbrief als Gegenreaktion geschickt wird. Das heißt nicht, dass einfach alles gedruckt wird. Quellen werden überprüft und Redakteure versuchen sich selbst ein Bild zu machen, bevor einseitige Berichterstattung stattfindet. Auch hier gilt wieder, Menschen können Fehler machen. Wird die Redaktion auf Fehler aufmerksam gemacht, wird in der Regel auch eine Richtigstellung gedruckt.

„Meine Quellen sagen was anderes und denen vertraue ich mehr! Zeitung und Tagesschau zeigen doch nur die Hälfte, wie du selbst gesagt hast!“ Es kann durchaus sein, dass nicht alles zu einem Thema gezeigt wird. Das kann daran liegen, dass die Quellen für zusätzliche Inhalte als nicht-seriös eingestuft wurden. Gerade bei brisanten Themen, wie Krieg oder Politik, kann nicht jedes Infohäppchen gebracht werden, da es erst überprüft werden muss. Was auf der Facebook-Seite von „Was Medien verheimlichen“ gebracht wird, sind vielleicht gefälschte Videos oder aus dem Kontext gerissene Informationen. Oder es stimmt was auf der Facebook-Seite „Echte Wahrheit hier!“ geschrieben/gezeigt wird und der Aufschrei ist groß. Wenn etwas Brisantes passiert ist, dann steht es aber vermutlich in der Zeitung und die Großmäuler im Netz schlagen diese nur nicht auf.

Ich persönlich finde, dass hinter den Menschen, die sich im Netz informieren, aber von Lügenpresse sprechen, eine Doppelmoral steckt. Sind diese tollen Facebook-Seiten oder Aufklärungsvideos nicht auch eine Form der Medien? Können diese nicht auch gefaked sein oder gezielt beeinflussen? Es gilt, was immer gilt. Ist einem ein Thema besonders wichtig, dann sollten mehrere Quellen betrachtet werden.

Der Text hätte noch länger werden können, allerdings wollte ich nicht übertreiben. Wer Fragen in den Kommentaren hat, über die Arbeit einer Zeitung und generell, kann diese gerne stellen und ich kann versuchen diese in einem Folgebeitrag zu beantworten. Dazu sei gesagt, ich habe noch keine 20 Jahre Berufserfahrung, allerdings einen frischen Blick für die Arbeit, der noch nicht vom Berufsalltag geblendet ist.

Mit besten Grüßen,
Mike, aka eure Sonnenuhr


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9 KOMMENTARE

  1. Du bist noch nicht mal fertig mit der Ausbildung und bereits Teil des Problems!
    Auch deine Argumentation hinkt vorne und hinten. Als ob wegen Platzmangel (hallo, es gibt auch Online-Zeitungen!) genau immer die Gegenmeinung weg fällt oder ein totgeschwiegenes Thema zufällig leider nicht bei der Redaktion auf dem Radar ist.
    Wach doch mal bitte selbst auf und versuch nicht noch mehr die Leute in den Schlaf zu quasseln.
    Es gibt zig brennende Themen, für die Leute auch ordentlich zahlen würden, wenn sauber recherchiert werden würde. Zum Beispiel statt für Greta den Steigbügelhalter zu machen mal bitte nachforschen, wie groß tatsächlich der Einfluss des Menschen aufs Klima ist und auf Daten der weiteren Vergangenheit beziehen und nicht nur auf 2000-2018 weil es gerade mal rein passt.
    Warum wird lieber eine unsinnige CO2-Steuer von den Pressehanseln als grandios propagiert, statt mal nachzufragen, wohin eigentlich die Rekordsteuereinnahmen der letzten Jahre flossen.
    Wie unsinnig ein Verbot von Messern ist, wenn doch Körperverletzung eh schon strafbar ist. Der der ein Gesetz bricht hat auch kein Problem damit ein zweites zu brechen.

    Oder – und jetzt die größte Herausforderung – : Die AFD inhaltlich stellen. Viel Spass. Da warte ich seit 2013 drauf.
    Das erschreckende ist eher, dass die heutige Politik durch die Bank versagt und der oft so verhöhnte „Stammtisch“ sehr oft recht hat. Man versucht das gerne über beauftragte Studien zu einem anderen Ergebnis umzudeuten (Prof. Pfeiffer als leuchtendes Beispiel lässt grüßen) und ab hier wird es dann schon kriminell.

    Journalismus heute ist Belehrung und Stories, wie was sein soll. Ein neutraler Journalist macht sich einer Sache nie zu eigen, weder einer Guten, noch einer Schlechten. Das hat man im Zuge des Zeitgeistes heute gerne über Bord geworfen und wenn man sich die Gehälter der Branche, die Beschäftigungsverhältnisse (Freelancer) und Schnelllebigkeit anschaut, erkennt man auch schnell, warum diese Art von Journalismus heute Hochkonjunktur hat: Das Geld.

    Wenn du was Falsches oder Unangenehmes berichtest, eine nicht konforme Meinung hast, dann fliegst du (Broder, Matussek, Brender).

    Viel Spaß bei deiner weiteren Ausbildung, aber Stand jetzt wirst du nur ein weiterer Heilsverkünder, der um überhaupt einen Lohn zu bekommen das berichtet, was man von Ihm hören will.

  2. Und schon wieder wird in den Kommentaren von der „linken Systempresse“ geredet. Das hängt sicherlich immer vom eigenen politischen Standpunkt ab.
    Wenn ihr alle doch wisst, wo die Wahrheiten verborgen sind, dann gebt doch eure Quellen an, von denen ihr eure Informationen bezieht. Möchte auch endlich verstehen, wie die Welt funktioniert…

  3. Ich begrüße Deine Auseinandersetzung mit dem Thema und hoffe, dass Du Dich noch selbstkritischer mit Deiner Zunft auseinandersetzen wirst. Manufacturing Consent von Chomsky&Co wäre diesbezüglich ein Lesetipp.

  4. So viel Text, und doch geht das meiste um den heißen Brei herum.
    Beispiel:
    – es ist zu wenig Platz für alle Argumente.
    – für das Adjektiv „rechtspopulistisch“ ist aber immer Platz.
    Finde den Fehler!

    Ja, Zeitungen sollten neutral berichten. Meinungen sollten als solche gekennzeichnet sein. Und ich unterstelle zumindest manchen der „seriösen“ Zeitungen, dass sie sich darum sogar bemühen. Aber Zeitungen werden von Menschen geschrieben, und Menschen haben Meinungen. Journalisten – das haben Umfragen immer wieder ergeben – haben einen sehr stark linksgrünen, vorallem grünen, Einschlag, also in ihrer Gesamtheit. Woher das kommt, darüber sollen sich Psychologen unterhalten, aber es ist Tatsache. Und wo es menschelt, wird deshalb auch nahezu jedes Blatt grünlich-rosa eingefärbt.

    Nochmal: Ich unterstelle nicht allen Journalisten wissentliche Propaganda. Aber die Behauptung, dass unsere Presse, unsere Medien allgemein, ausgewogen berichten würden, stimmt vielleicht noch für den Sportteil und den Wetterbericht.

    • Neutral und ausgewogen schließen sich aus.
      Die Medien sind weder das eine noch berichten das andere.
      Dennoch ist der Empfänger der Nachricht auch in Ihrem Besitz.

      Alles was wir hören ist eine Meinung, keine Tatsache.
      Alles was wir sehen ist eine Perspektive und nicht die Wahrheit. (Marc Aurel)

  5. Der Beitrag hätte ruhig länger geschrieben sein können. Gern noch einmal Nachschlag. 🙂

    Zu dem Thema als Solches: Grundsätzliche beachte ich Alles mit einer gewissen Skepsis. Allerdings kann ich viele Nachrichten auch einfach nur „hinnehmen“. Was soll ich kleiner Otto-Normal-Bürger gegen den Bürgerkrieg in [zufälliges afrikanisches/südamerikanisches/Nah-Ost-Land] auch schon groß ausrichten?

    Meinen Vertrauen zu den Öffentlich-Rechtlichen ist auf jeden Fall noch da – zu den privaten eher nicht, nach der Sache mit den beiden Spiegel-Redakteuren (ich lese da immer noch regelmäßig). Das gilt aber für alle Nachrichtenseiten, egal aus welchem Spektrum ich das mit bekomme.

  6. „Ist einem ein Thema besonders wichtig, dann sollten mehrere Quellen betrachtet werden.“ Nur schwierig, wenn die linke „Systempresse“ meist das gleiche schreibt. Und all zu oft stellt sich die Sachlage dann doch ganz anders dar, darüber wird dann aber meist gar nicht mehr berichtet, wenn’s nicht ins Konzept passt. Links ist in, rechts-konservativ = N*zi. So schaufelt sich die Medienlandschaft ihr eigenes Grab. Gerade in Deutschland MUSS es möglich sein, beide Seiten zu Wort kommen zu lassen, denn beide Seiten haben hier und da Recht. Stattdessen traut sich keiner mehr mit Klarnamen zu posten, weil er sonst am nächsten Tag seinen Job los ist. Das ist ein unerträglicher Zustand und in dieser einst so offenen Republik ein unhaltbarer Zustand und demokratiegefährdend.

    • Ich habe in den letzten Tagen unter anderem unsere Leser-Seite gebaut. Die Seite ist, wie der Name schon sagt, mit Leserkommentaren gefüllt. Auch Fb Kommentare werden genommen. Da sind sehr häufig kritische Stimmen dabei und gerade beim Politischen geht es in jede Richtung.

      Aber ich stimme dir zu, dass es teils nicht so leicht ist Diversität bei Quellen zu finden. Gerade Internet-Filter halten einen in einer Blase gefangen. Siehe deine Youtube Vorschläge, die sich in den letzten Wochen wahrscheinlich nur bedingt in der Themenvielfalt geändert haben.

  7. Das Problem ist heute eben, das durch das Internet eine unfassbare Eigendynamik entsteht.
    In allen Bereichen in alle Richtungen.
    Bevor Redakteur xy am Monat im 9 Uhr im Büro ist und Meldung x mit Quelle a überprüft hat, haben hunderttausende sich am Wochenende schon die Finger wund getippt. Und die Leute sind scheinbar süchtig danach.
    Das stahlt auch in alle Bereiche z.b. Politik
    Es wird den Leuten gar nicht mehr die Chance gegeben ihren Job zu machen, sich an einen Tisch zu setzten und zu verhandeln. Nein alles muss sich dem Takt des Netzes unterordnen und sie wollen sofort eine Reaktion oder am besten die 100% Antwort bzw Lösung.

    Da wird einem CDU Politiker in den Kopf geschossen und bevor auch nur irgend ein Ermittler die Chance hat da etwas zu ermitteln, grölen Böhmermann und Konsorten im Netz rum und fordern Infokampagnen auf allen Kanälen, weil sie glauben etwas zu wissen.

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