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Der Unternehmer Klaus Fischer wirft der Politik schwere Versäumnisse bei der Digitalisierung vor. Der Digitalpakt von Bund und Ländern sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein […] Die zugesagten fünf Milliarden Euro seien für jede der rund 40.000 Schulen in Deutschland 120.000 Euro. „Damit werden Symptome behandelt, aber nicht die Ursachen.“ (Via)

Spannend finde ich, dass da irgendein Unternehmer im Schwarzwald die Sache komplett durchblickt, aber unsere Politiker nach vielen, vielen Jahren der Initiativlosigkeit immer noch keinen Plan haben, wie abgehängt unser Schulsystem in Sachen Digitalisierung ist. Hier nur mal zwei Sätze, die der Mann von sich gegeben hat…

„Was nützen neue Laptops, Tablets und Whiteboards, wenn die Schulen sie nicht im schnellen Internet nutzen können?“, sagte der 69-Jährige. „Dann verstauben sie in der Ecke.“ In vielen Schulen seien die Lehrer nicht so ausgebildet, dass sie die Schüler auf dem Weg der Digitalisierung unterrichten könnten.

Und damit trifft er den Nagel auf den Kopf. An der Fintauschule hatten wir auch viele Jahre das Problem: Eine 6K-Leitung für die ganze Schule. Das war im Unterricht eine Qual: Wie sollen 20+ Schüler eine Internet-Recherche durchführen, wenn sie bei jeder Websuche mehrere Minuten auf das Ergebnis warten müssen. Hinzu kommt, dass wirklich zu wenig Lehrer in diesem Bereich ausgebildet sind.

Das Problem ist einfach, dass dieser ganze Bereich weder in der Politik noch bei den zuständigen Ministerien/Landesschulbehörden einen großen Stellenwert hat. Informatik bzw. eine angemessene technische Ausstattung der Schulen wird hier mit „es gibt wichtigere Dinge“ kommentiert (eigene Erfahrung). Das Problem ist, dass die Entscheidungsträger in diesem Bereich zu großen Teilen einfach aus einer Generation kommen, in der neue Medien noch keine Rolle gespielt haben. Dementsprechend wird dann halt in der Praxis und im Schulalltag priorisiert.

Wenn Du das auf lange Sicht in den Griff kriegen willst, müssen hier viele Leute ausgetauscht und kompetente netz- und technikaffine Lehrer und Pädagogen eingestellt und in die entsprechenden Positionen gesetzt werden. Das sollte der erste Schritt sein.

Oder man macht einfach weiter wie bisher und gibt sich damit zufrieden, wirklich in ALLEN Bereichen komplett den Anschluss an eine technische und digitalisierte Welt verloren zu haben (wie es die GroKo seit vielen, vielen Jahren praktiziert).


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4 KOMMENTARE

  1. „dass da irgendein Unternehmer im Schwarzwald“ nicht nur einer, er hat den Dübel in der bei dir in der decke bestimmt die Lampe hält, Groß rausgebracht. Das Gesamtvermögen der Familie Klaus Fischer wurde 2008 auf 500 Mio. EUR geschätzt. aber rächt hat er.

  2. Ich habe an meiner letzten Stelle auch ehrenamtlich Digital-Fortbildungen fürs Kollegium angeboten. Unter anderem ging es um den sinnvollen Einsatz unserer Schul-iPads, die von den meisten Kollegen nur als „Dokumentenkameras“ genutzt werden. Ich habe aber großen Zweifel, dass die meisten – alteingedienten – Kollegen ihren Unterricht umstellen werden, das wäre mit Arbeit verbunden.
    Mein Fazit: Solange es an den Schulen keinen verpflichtenden Medieneinsatz durch entsprechenden Lehrpläne geben wird, werden viele Lehrer weiterhin „ihr Ding“ machen.

  3. Das Problem im Bildungsbereich ist einfach, dass ganz massiv Gelder für Fortbildungen fehlen. Viele Gelder gehen in Projekte die man hübsch in der Lokalzeitung präsentieren kann, wie z.B. Smartboards oder Laptops. Die Fortbildung der Lehrkräfte um diese angemessen nutzen zu können ist leider ein immaterielles Gut und daher schwerer für politische Zwecke zu nutzen, wird daher auch weniger gefördert. Dabei wäre es in unserer schnellen Zeit Grundvorraussetzung für guten Unterricht die Lehrkräfte regelmäßig zu updaten und das geht eben nur über Fortbildungen die Geld kosten.

    • Hier fehlt aber kein Geld. 120.000€ pro Schule (evtl. in Zukunft pro Jahr) nur für „Digitalisierung“ ist massiv. Dazu kommt noch der allgemeine Digitalisierungs-Fond, den kaum einer nutzt außer die Telekom selbst.
      Die Leute (auch die Schulen selbst) wissen nur mit dem Geld nichts anzufangen. Also wird es entweder garnicht abgefragt, nicht authorisiert, da wenig Ahnung, oder gleich veruntreut/zweckentfremded. Ein Glasfaseranschluss kostet aktuell rund 5.000€. Schulen könnten auch ans Wissenschaftsnetz angeschlossen werden. Das sind bis zu 2.000Gbit/s, aber auch da fehlt der Durchblick bei der Politik.

      Schulen und Politik könnten sich recht locker Hilfe aus der Privatwirtschaft holen. Ich wäre froh über solche Beratungs- und Planungsaufträge und würde auch keine Unsummen verlangen. Wenn es die Motiviation in der Politik gäbe, auch mal was zu bewegen.
      Aber leider verkraulen die alle privaten Anbieter schön selbst. Mir sind jetzt schon Konzerne bekannt, die solche Aufträge extra nicht mehr annehmen bzw. absichtlich massive Summen fordern (u.A. Siemens, welchen wir einige Aufträge weggenommen haben)
      z.B. bin ich aktuell an zwei Projekten beteiligt:
      1. Softwareprojekte für eine Deutsche Botschaft: zieht sich seit über einem Jahr, alles geht durch 20 Wege, vom Land der Botschaft, dem Botschafter, Sicherheitsfirmen, Bauämter (jedes noch so kleine Kabelziehen muss genehmigt werden), über Bundespolizei nach Berlin und wieder zurück. Und wehe auch nur eine Instanz wechselt in der Zeit den Verantwortlichen, schwubbs nochmal 1-2 Jahre drauf. Nie wieder werde ich solch einen Auftrag annehmen.
      2. Städte-Apps: wurden einfach mal für 9 Monate ausgesetzt, weil ja dieses Jahr Landtagswahlen waren. Da wartet jeder eben einfach mal bis zur nächsten Kreisrats-Bildung und das ganze Spiel geht von vorne los (inkl. offener Ausschreibung, obwohl bereits feste Zusage der Vorregierung existiert).

      Man darf auch nicht vergessen, dass die meisten Lehrer und besonders Schulleiter kein Problem sehen. Die sind nämlich oft auf einer Wellenlänge mit den Lokalpolitikern in diesem Bereich. D.H. proaktiv anfragen und anbieten ist eine monatelange Überzeugungsarbeit.. nur damits am Schluss öffentlich ausgeschrieben wird.. nach deiner unbezahlten Vorleistung. Danke an die EU für diese absolut zerstörerische Regelung.

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