Gefängnisse sollen dafür sorgen, dass Straftäter aus ihren Fehlern lernen und nach ihrer Entlassung nicht erneut kriminell auffallen. Aber funktioniert dieses System eigentlich?
Dazu schreibt der gute, alte Thies auf seinem Blog:
„Schon in der Schule habe ich gelernt, dass unser Strafrecht auf Resozialisierung und nicht auf Bestrafung ausgelegt ist. Mir gefällt unser Strafrecht auch um vieles besser, als das US-amerikanische Strafrecht, in dem es um Rache, Bestrafung und Sklaverei geht.
Ich möchte an dieser Stelle nicht auf schwere Kapitalverbrechen wie Mord, Körperverletzung, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch eingehen, sondern eher auf die „kleineren“ Verbrechen wie Raubkopien, Steuerhinterziehung, Volksverhetzung, Beleidigung, Betrug und Handel mit illegalen Substanzen. Also den Verbrechen, bei denen kein Mensch körperlichen oder seelischen Schaden genommen haben.
Für mich ist es unverständlich, welchen Nutzen es hatte Uli Hoeneß einzusperren, wo sein Verbrechen keinen Menschen direkt körperlich oder seelisch geschadet hat, sondern dem Staat „nur“ ein wirtschaftlicher Schaden entstanden ist. Natürlich gehörte Uli Hoeneß bestraft – ich stelle jedoch die Strafe in Form von Haft in Frage. Eine Bestrafung solcher Straftäter sollte jedoch auch so kostengünstig und effektiv wie möglich sein.“
Wie seht Ihr die ganze Sache? Was würdet Ihr anders machen? Gibt es sinnvollere Systeme?
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Finde interessant wie die Meinungen bei dem Thema auseinander gehen. Ich persönlich finde Resozialisierung zb. Sehr wichtig. Aber der Idealfall wäre natürlich sich zu überlegen warum jemand überhaupt Straftaten begeht ? Warum klaut jemand ? Weil er evtl die finanziellen Möglichkeiten nicht hat sich Dinge zu kaufen um in der Gesellschaft mehr akzeptiert zu werden ? Warum gibt es Grüppchen die nur mit dem Ziel sich zu schlagen durch die Gegend ziehen ? Woher kommt die Wut und der Hass oder haben diese Personen psychische Probleme / übermäßig sadistische Züge etc. Das wieso warum jemand steuern hinterzieht sollte klar sein. Aber ich finde das warum viel interessanter als das was ist das Ergebnis. Wieso bekommen zb verbrecher die Diebstahl begangen haben evtl wiederholt nicht direkt ne therapeutische Maßnahme aufgedrückt um die Hintergründe herauszufiltern. Weil mehr als von der Polizei abgeholt und nach nem verfahren ne geldstrafe oder Bewährungsstrafe im schlimmsten Fall Haftstrafe passiert da nicht. Bei Gewaltdelikten im Normalfall das selbe. Prävention ist immer die beste Maßnahme. Und klar sollte jemand eine Gefahr für die Gesellschaft sein sollte das frühzeitig erkannt und gebannt werden. Aber hat im Endeffekt nix mit dem Thema zu tun deswegen halte ich mich kurz 😅
Wie kommt er darauf, dass man bei den „kleinen“ genannten Verbrechen keinen körperlichen bzw. seelischen Schaden nimmt?
Sehe das irgendwie anders.
Als kurzes Beispiel: Wenn ich wem 3 Jahre lang Crack verkaufe, dann geht es dem bestimmt danach nicht mehr so gut. Weder körperlich, noch seelisch.
die Haftstrafen werden nur nicht Konsequent zur Sozilisation/Resolzilisierung genutzt, der Grundgedanke ist schon gut, nur warum werden „Intensivtäter“ nicht vor die Wahl gestellt hey du hast jetzt Verbrechen X zum Xten mal begangen entweder du gehst jetzt 20 jahre in den Knast oder machst in der Haft unter Zwang eine Ausbildung/Studium deiner Wahl und wirst nach Haft einer Arbeit vermittelt als Auflage dann reduziert sich der Freiheitsentzug um Faktor X? Statt dessen lässt man diese Leute immer wieder einfahren wegen immer krasserer Sachen da die Leute nie was gelernt haben bzw. nie mehr ne Chance haben an der Gesellschaft auf normalem Wege teilzunehmen
Oh je, das ist ja ein teilweise übles Gewäsch in dem Video! Wo soll man da anfangen?
Erstmal grundsätzlich: Freiheitsstrafen sind universell. Sie können gegen jeden Straftäter verhängt werden. Auf Geldstrafen trifft dies nur bedingt zu. Natürlich kann ich einen Bettler zu 20.000 Euro verurteilen, aber was dann? Was, wenn er nicht zahlt? Konfisziere ich seinen Bettlerhut oder sein Hartz IV, verhungert er. Soll ich hinnehmen, dass er eben nicht zahlt? Oder landen wir dann eben doch wieder bei der (Ersatz-) Freiheitsstrafe?
Körper- und Todesstrafe sind eh außerhalb der Diskussion. Also bleibt nur die Freiheitseinschränkung als universelle, gegen jeden verhängbare Sanktion.
Das Video vermittelt den Eindruck, dass überwiegend „kleine“ Straftäter im Knast sitzen würden, verschweigt aber, dass es sich dabei in aller Regel um Mehrfachtäter handelt. Für einen geklauten Kaugummi wird keine Freiheitsstrafe verhängt, wer aber zum zehnten Mal für einen Kaugummi vorm Kadi steht, der fährt ein. Und das absolut zu Recht.
Richtig ist, dass die Strafandrohung nicht abschreckt. Deshalb halte ich die politischen Diskussionen nach jedem Sexualverbrechen auch für absurd. Kein Straftäter denkt sich „für drei Jahre mach ichs, für 5 Jahre lass ichs!“, sondern vielmehr lautet die Grundlage „ich werde nicht erwischt“. Und hierzulande: „… und wenn doch, heul ich der Kuscheljustiz was vor.“
Die Resozialisation von Straftätern halte ich ebenfalls für einen Irrweg, allerdings aus einem Grund, der in dem Video nicht angesprochen wird: Resozialisation setzt Sozialisation voraus. Ein Uli Hoeness muss nicht resozialisiert werden, er ist schon sozialisiert und wird demzufolge schlicht bestraft. Ein Serienkrimineller hat weit überwiegend – Ausnahmen bestätigen die Regel – keine Sozialisation erfahren, und was Hänschen nicht lernt, lernt Hans auch hinter Gittern nimmermehr.
Haftstrafen können nur abschrecken. Nicht nur durch ihre Dauer, sondern hauptsächlich durch ihre Existenz. Das aber auch nur, wenn sie als Einschnitt empfunden werden. Bei bestimmten sozialen Gruppen scheint das aber nicht der Fall zu sein; Knast ist da wie Hotel, zumal man ja überwiegend unter sich ist.
Ich werde mich mal wieder unbeliebt machen, aber wir sollten bei Haftstrafen noch viel stärker differenzieren, und zwar nach Persönlichkeit und Sozialisation des Täters. Und nein, damit meine ich keine „rassistische“ Differenzierung; ein Cem Özdemir wäre im offenen Vollzug genauso gut aufgehoben wie ein Uli Hoeness, weil für sie schon der halbtätige Freiheitsentzug Buße und Sanktion genug ist. Aber für wen ein Gefängnisaufenthalt eine Steigerung der Lebensqualität bedeutet, der braucht einen mieseren Knast, sonst ist er keine Strafe. Wer nach seiner Sozialisation Körperstrafen für Diebstahl kennt, wird sich durch mahnende Worte eines Richters genauso wenig beeindrucken lassen wir durch Vollpension auf Staatskosten – die hat er in der Regel auch außerhalb des Vollzugs!
Einen Punkt habe ich oben noch vergessen: Mit der Resozialisation (die ich für recht zwecklos halte) meine ich nicht Ausbildungsmöglichkeiten hinter Gittern, vom Schulabschluss über die Handwerkerlehre bis zum Studium. Die Haftzeit muss keine vollkommen verlorene Zeit sein, zumal die Gesellschaft von einem gebildeten Exsträfling im Zweifel mehr hat als von einem ungebildeten.
Ist es nicht traurig, dass es in einem so reichen Land Leute gibt, für deinen Knast eine Verbesserung ist? Wäre es nicht Sinnvoll, das Geld anstatt für die Inhaftierung dieser Leute zur Veränderung ihrer Lebenssituation zu verwenden? Dann gibts auf lange sicht vielleicht auch weniger Gewalt.
Auch ansonst kann man sich ja die Kriminalstatistiken der einzelnen Länder ansehen, in Regionen mit sehr moderaten Haftbedingungen und kulanter Justiz ist die Rückfallquote deutlich geringer als z.b. in den USA.
Äpfel und Birnen Vergleich, der schon bei der Todesstrafe quatsch ist. Die USA unterscheiden sich in der Bevölkerungsstruktur, der Sozialstaatlichkeit, der Mentalität, dem Wirtschaftssystem, dem Bildungssystem und vielem mehr von Deutschland. Ein Vergleich ist aus kriminologischer Sicht totaler Quatsch (sag ich dir als Kriminologe). Ist einfach ein Allgemeinplatz, der sich bei Laien im Kopf eingebrannt hat.
Bestes Gegenbeispiel – Leute behaupten die Todesstrafe würde nichts bringen weil in den USA die Kriminalitätsraten so hoch sind. In Japan gibt es quasi kaum messbare Kriminalität und die haben auch die Todesstrafe. Die Wahrheit ist, dass das Strafsystem eine nur sehr sehr eingeschränkte Steuerungswirkung hat. Es ist also völlig egal, ob es eine Todesstrafe oder 5 Jahre mehr oder weniger gibt, es beeinflusst die Kriminalität kaum – im Gegensatz zum Wohlstand der Gesellschaft, Bildungsgerechtigkeit und sozialen Sicherungssystemen und der Mentalität der Bevölkerung.
Wofür Strafen aber gut und wichtig sind, ist das Gerechtigkeitsgefühl der Bevölkerung, das essentiell für das Vertrauen in den Rechtsstaat ist. Das ist die Prämisse dafür, dass wir dem Staat das Gewaltmonopol überlassen. Übt er keine Rache für mich, muss ich es selbst tun.
Welches Reiche Land meinst du? Deutschland? Ich hoffe nicht.
Nein! Findest du das fair? Damit drehst du den Spieß um. In den Knast kommen wäre dann eine Steigerung für >50% der Menschen, wenn sie dadurch Ausbildung bezahlt bekommen, Job gesichert, Wohnung gesichert und bezahlt, Führerschein bezahlt, Verpflegung etc.
Vieles davon ist jetzt schon der Fall. Im Kanst bekommst du mehr Subvention, Ausbildungsmöglichkeiten und co. als außerhalb. Sogar eine Arbeitsstelle bekommst du ohne, dass man auf deine Vorstrafen schaut. Du hast ein Zwei-Zimmer-Apartment, modernst renoviert, mit Fernseher und PlayStation. Die meisten Kleinkriminelle haben sehr kulanten Freigang, an Feierlichkeiten (Geburtsta, Weihnachten..) gerne mal 1-2 Wochen komplett raus.
Das einzig Verbesserungswürdige, da schlicht nicht existent, ist die Hilfe NACH dem Knast. Die sperren dir die Tür auf und sagen „Tschüssi“. Das wars. Keine Hilfe bei Wohnungsfindung, Formularen und Anträgen mit den anderen Ämtern.
In den USA ist Bandenkrimminalität und Gangs massiv. Es gibt keinen Knast ohne Gangs. Natürlich ist da die Rückfallquote anders. Genau das entwickelt sich bei uns aktuell auch.
Die Grundidee des Systems ist gut. Resozialisierung sollte der Fokus sein. Ist nur nicht so populär, weshalb das System aktuell nicht funktioniert. Gerade wenn keine Gefahr für die Gesellschaft ausgeht sollte der Fokus auf der Resozialisierung sein.
Ich stimme Thieß da zu. Was bringt es jemanden einzusperren, wenn er nach Freilassung mit ziemlicher Sicherheit danach genauso weitermacht wie vorher.
Gefängnisse erfüllen in der modernen Strafzwecklehre nicht nur eine Aufgabe, wie etwa Resozialisierung, sondern eine ganze Reihe von Aufgaben. Sie dienen der Generalprävention, der Spezialprävention und auch dem Vergeltungsbedürfnis der Gesellschaft. Was Thies da schreibt ist also ziemlich fehlerhaftes Halbwissen.
In welchem Proporz diese Strafzwecke verfolgt werden ist natürlich eine Frage des Finetunings. Aber es ist ziemlich billig gerade alle Gewaltdelikte rauszunehmen, nur um dann zu behaupten „seht ihr, Gefängnisse sind Quatsch“. Das wird schon dadurch ersichtlich, dass manche Menschen schlichtweg Gemeingefährlich sind und die Gesellschaft vor ihnen geschützt werden muss.
Zweitens ist dieses despektierliche Schreiben über Rache, als ob es was Falsches oder Obszönes wäre, ziemlich undurchdacht. Das Bedürfnis nach Rache ist völlig natürlich und wenn der Staat dem nicht nachkommt, wird die Gesellschaft das Rechtssystem nicht anerkennen und einfach zur Selbstjustiz übergehen. Einfaches Gedankenspiel – stell dir vor ein Mann entführt deinen Sohn, vergewaltigt uns tötet ihn. Da wir Gefängnisse aber doof finden, wird er nur in Therapie gesteckt und lebt sein Leben normal weiter. Vielleicht schnappt er sich noch 2-3 Kinder. Würdest du nicht das starke Verlangen verspüren dir eine Knarre zu besorgen und selbst Recht zu üben? Denkst du die Gesellschaft würde es akzeptieren, dass so ein Mensch ohne Strafe davonkommt, weil irgendwelche Wissenschaftler im Elfenbeinturm irgendwelche Untersuchungen angestellt haben, nach denen Gefängnisse „überflüssig“ seien? Wohl kaum. Das wichtigste an einem Rechtssystem ist der Rückhalt und das Vertrauen der Bevölkerung und ohne Strafen wirst du dies niemals haben.
„sondern eher auf die “kleineren” Verbrechen wie[…] Volksverhetzung. Also den Verbrechen bei denen kein Mensch körperlichen oder seelischen Schaden genommen haben.“
Hui spannende Aussage. Ich würde meinen, dass z.B. Menschen mit dunkler Hautfarbe oder jüdischen Glaubens angesichts bestimmter Aussagen und der geschichtlichen Verknüpfungen die die Aussagen haben durchaus seelische Schäden davontragen. Wenn deine Großeltern im KZ verstorben sind dann glaube ich nicht dass dich ein Nazimob in deiner Innenstadt kalt lässt der den Hitlergruß zeigt.Wenn deine Vorfahren versklavt wurden und somit als Besitz und nicht als Mensch angesehen wurden und heute Leute die gleiche Ideologie predigen dann lässt einen das auch nicht kalt.
Zu Uli Hoeneß: Würde das auch gelten wenn ich Millionen von Euro aus einer Bank stehle? Nichts anderes ist Steuerbetrug, es ist Diebstahl. Und was noch schlimmer ist, es ist Diebstahl an der Allgemeinheit. Und wenn durch Steuerbetrüger kein Geld im Bundeshaushalt ist um z.B. Schulen zu sanieren, dann tragen unbeteiligte die Schäden davon.
Zum Thema Gefängnisse: Das Strafrecht der USA ist barbarisch und von Rache getrieben, unser System mit Fokus auf resozialisierung ist da deutlich humaner. Allerdings ist auch in Deutschland eine Tendenz zu solchen Rachephantasien zu erkennen (Todestrafe für Kinderschänder).
Ich denke man muss generell zwei Arten von Funktionen im Strafvollzug unterscheiden, nämlich ersten die Resozialisierung und zweitens den Schutz der Allgemeinheit. Bei der Resozialisierung hängen wir ein wenig hinter Ländern wie Norwegen zurück, ich denke hier würden wir gut daran tun uns an deren Modellen zu orientieren.
Zum Schutz der Allgemeinheit kann ich wenig sagen, ich habe absolut keine Ahnung wie sicher beziehungsweise ausbruchsicher deutsche Gefängnisse im internationalen Vergleich sind. Wer da mehr zu weiß, würde mich interessieren.
Auch wenn ich der Grundaussage des Textes zustimme, so ist die Argumentation widersprüchlich und inkonsistent. Betrüge ich eine Firma um sagen wir mal 3-4 Mio Euro (schon öfters vorgekommen) gibt es zwar kein trauriges Einzelschicksal, dass sich gut auf dem Bildcover macht, aber wer weiß schon was hinter den Kulissen passiert? Vielleicht müssen Mitarbeiter entlassen werden? Oder es werden Aufträge abgesagt die andere Unternehmen, vielleicht Kleinunternehmen betreffen? Nur weil ich das Opfer nicht auf anhieb ausfindig machen kann, kann es diese dennoch geben. Beim Staat ist das noch vielschichtiger.
Zum Thema körperlicher / seelischer Schaden an Menschen: Wenn ich mich betrunken ins Auto setze und einen Familienvater totfahre, gibt es ohne Zweifel Schäden beider Art.
Wenn mein Auto schlecht gewartet ist weil ich knapp bei Kasse bin und die Bremsen versagen und ich töten den obrigen Familienvater entsteht aber der gleiche Schade.
Nur am Schaden sollten wir ein Verbrechen also nicht bewerten, oder würde man diese beiden Unfallursachen als Gleichwertig betrachten?
In der Argumentation spielt hier mE ein starker Rachegedanken mit ein.
Unabhängig vom Verbrechen sollte ein Richter – bei bewießener Schuld – die Strafe verhängen, die als mildestes Mittel angesehen werden kann um zu verhindern, dass der Täter erneut Strafffällig wird. Da sind Therapien oder Ähnliches oft viel hilfreicher und nur in den seltesten Fällen lautet die Antwort hier Knast.
Für Schadensersatzansprüche ist später das Zivilverfahren zuständig.
Gerade bei Steuerhinterziehung verstehe ich Haftstrafen nicht. Diese Prozesse könnten sich komplett automatisieren lassen. Man bezahlt die Steuern nach plus x% (meinetwegen 30%). Außerdem setzt man noch bestimmte Grenzpunkte fest, an denen die Summe erhöht wird. Zum Beispiel ab einer Millionen muss zusätzlich 40% zurückgezahlt werden.
Jede Gerichtsverhandlung müsste damit nur noch feststellen „schuldig oder nicht“, die Gefängnisse wären entlastet und allgemein gäbe es weniger Möglichkeit, sich durch Justizspielereien zu drücken.
Das liegt daran, dass unsere Gesetze sehr oft vielfältig ausgelegt werden und auf Grund der Vielzahl der Gesetze gerne Verfahrensfehler gemacht werden.
Selbst Experten der Juristei sind sich hier nicht grün, daher da die Kommentare zu den Gesetzen die der Erklärung dienen. Und dieser Erklärung folgt auch nicht immer das Gericht.
Dies kann nicht durch einen Algorithmus automatisiert bearbeitet werden. Zumindest noch nicht, bevor jemand auf die Idee kommt mich auf meinen Kommentar von heute in 50 Jahren festzunageln.
Mein Initialgedanke war, dass ich Dir im Grunde zustimmen würde. Dann kam mir jedoch der Gedanke, dass dies doch gerade für Zocker (Glücksspieler) noch viel reizvoller wäre, weil es dann tatsächlich nur um Geldeinsätze geht.
Also wenn ich nur das Risiko auf Nachzahlung habe, dann hinterziehe ich doch, solange es sich im Schnitt rechnet.
Reines Rechenspiel ist das. Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden und potentielle Strafe sind die zwei Faktoren halt.
Wenns klappt mache ich enorm Gewinn, wenns schief geht dann zahlt man eben nach.
Eine Abschreckung muss schon da sein.
Das funktioniert nicht – im Steuerstrafprozess ist ja gerade die Frage das Problem, ob 1) VORSÄTZLICH 2) unrichtige oder unvollständige Angaben gemacht (bzw. die Finanzbehörde pflichtwidrig in Unkenntnis gelassen wurde) und hierdurch 3) Steuern verkürzt wurde. Ohne die Feststellungen hierzu ist ein Schuldspruch gar nicht möglich. Zusätzlich müsste ja noch die konkrete Höhe der vorsätzlich hinterzogen Steuern bestimmt werden um hierauf einen %-Satz zu ermitteln. Das sind die 99 % des steuerstrafrechtlichen Ermittlungsverfahren und auch des ggf. strafrechtlichen Gerichtsverfahrens. Eine solche pauschale Lösung würde also tatsächlich gar nicht erleichtern und bloß zu einer ungerechten „Strafe“ führen. Denn es muss Unterschiede machen, welche individuelle Schuld der Straftätern auf sich geladen hat. Dh. nur exemplarisch : hat der dir hinterzogen Steuern gezahlt, hat er bei der Aufklärung mitgewirkt, ist er bereits (ggf. auch einschlägig vorbestraft), hat er die Tat durch weitere Umstände verschlimmert (bsp. gezielte Verschleierung etc.). Außerdem ist zu berücksichtigen, wie die aktuellen Einkommensverhältnisse des Täters sind, verdient der Täter nunmehr nur noch 1000 € pro Monat wird ihn eine Strafe viel härter treffen als jemanden der bei der gleichen Steuerverkürzung 10.000 € pro Monat verdient.
Eine solche Pauschale Lösung wäre daher nicht vereinfachend und in weitern Teilen ungerechten und damit wohl auch verfassungsrechtlich (Keine Strafe ohne Schuld) bedenklich.
Dass eine Strafe anhand der individuellen Schuld des Täters gebildet wird macht daher – auch im Steuerstrafrecht – Sinn.
(Man muss zu gestehen, dass der Gesetzgeber eine solche pauschale Regel für aufgrund der Höhe der Steuerverkürzung unwirksamen Selbstanzeigen in § 398a der Abgabenordnung vorsieht. In solchen Fällen macht eine Typisierung Sinn.)
Zudem sieht § 370 AO zurecht eine Freiheitsstrafe bis zu 5/10 Jahren vor. Vor Vergehen(Nicht Verbrechen !!!!) im Vermögensbereich muss hinreichend abgeschreckt werden. Zum einen wird eine Geldstrafe bei Straftätern die nichtmal die hinterzogegenen Steuern zahlen kaum Sinn machen. In solchen Fällen wird regelmäßig eine Freiheitsstrafe auf Bewährung mit entsprechender Auflage sinnvoll sein.
Zusätzlich darf das Strafrecht für reiche Personen sich nicht als kalkulatorisches finanzielles Risiko darstellen.
Es muss also ausreichend abschrecken sein Steuern zu hinterziehen. Somit müssen bei einem gewissen Schuldgrad – in Ausnahmefällen – unbedingte Freiheitsstrafen verhängt werden.
Ganz ehrlich ich hätte lieber die US-Variante. Hier laufen viel zu viele Wiederholungstäter frei herum. Von den lachhaften Strafen bei Kapitalverbrechen ganz zu schweigen. Die Täter werden mit Samthandschuhen angefasst, bekommen alles gestellt. Das Opfer darf seinen Psychologen dann selber zahlen. Richter, die am liebsten nur Bewährung verteilen und gefühlt alle vorherigen Verfehlungen ignorieren. Und sollte dann mal tatsächlich jemand in den Bau (Niveau eines 2-Sterne Hotels im Ausland) wandern, wird der Täter auch dort wie ein Augapfel behütet. Resozialisierung gerne bei der ersten oder zweiten kleinen Verfehlung. Danach sollte aber Schluss sein und die Gesellschaft vor solchen Personen dauerhaft geschützt werden.
Und die friedlichen Zustände in den USA zeigen dir, dass das eine gute Idee ist?
Wer das US-Strafsystem fordert, hat sich:
1. Nicht ausreichend mit der Sache befasst oder
2. ist ein kranker Sadist.
Ich unterstelle dir mal ersteres.
Schau dir mal bitte folgende zwei Videos an, du wist deine Einstellung ändern.
https://www.youtube.com/watch?v=xJbSmi1HaAU&t=1631s
https://www.youtube.com/watch?v=wtV5ev6813I
Das Amerikanische Gefängnis System führt zu nachweislich immer mehr Inhaftierungen und mehr Straftaten.
Bei mir kannste gerne Nummer 2 sagen.
Ich bin aber dennoch der Meinung, das die Rachegeschreie oder Sicherheitsgefühl von Geschädigten nicht besser wird,wenn Täter nur Bewährung bekommen.
Ich hasse außerdem den Begriff „Schuldunfähigkeit“ mittlerweile,nur weil jemand besoffen,bekifft,auf Drogen,Psychische Probleme,schlechte Erziehung/Umgebung etc. als ausrede hat(obs stimmt oder nicht sei dahin gestellt), sollte es meiner Meinung nach nicht das Strafmaß senken.Es ändert ja nichts daran das einer oder mehrere durch Täter zu Schaden gekommen sind.
Generell halt ich mehr Strafen für Sinnvoll,dafür allerdings Kürzere.Wenn ein Jugendlicher Wiederholungstäter öfters Mist baut soll er/sie Mehrere WochenENDEN ihm Knast verbringen.
„Hier laufen viel zu viele Wiederholungstäter frei herum“
Arbeitest du im Strafvollzug oder woher nimmst du diese Einschätzung?
„Die Täter werden mit Samthandschuhen angefasst, bekommen alles gestellt.“
„Und sollte dann mal tatsächlich jemand in den Bau (Niveau eines 2-Sterne Hotels im Ausland) wandern, wird der Täter auch dort wie ein Augapfel behütet.“
Bist du schonmal im Gefängnis gewesen? Oder nochmal die Frage: Arbeitest du im Strafvollzug? Woher kannst du das beurteilen?
Und jetzt komm mir bitte nicht mit „Das hört man doch überall“.
Du solltest dir mal überlegen, ob du für 2 Jahre deine Freiheit aufgeben möchtest.
Kein Urlaub, keine Freunde, nicht feiern gehen, nicht zocken.
Das einzige was du machen kannst ist ein bisschen arbeiten und Sport.
Ich möchte das nicht mal für 6 Monate.
Und Ausbildung nachholen. Und das ohne Lebenskosten irgendeiner Art, das kann ich da auch…
Mehr als Stammtischparolen hast du wohl nicht zu bieten.
Deutschland hat mit relativ stabilen Rückfallquoten von knapp unter 50% (über 3 Jahre) mit Sicherheit noch viel Luft nach oben.
Wie man allerdings ernsthaft das US-amerikanische System mit Rückfallquoten von weit jenseits der 60% fördern kann ist mir schleierhaft.
Fordern, nicht fördern…
Dazu empfehle ich die Netflix „Serie“ die Härtesten Gefängnisse der Welt, sehr interessant die Haftsysteme weltweit mal zu sehen.