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„Um weiteren Schaden von meiner Familie, meiner politischen Arbeit und meiner Partei abzuwenden, erkläre ich, den mir am 16. Februar 2010 von der Freien Universität Berlin mit der Gesamtnote „magna cum laude“ verliehenen Titel Dr. rer. pol. ab sofort und auch zukünftig nicht mehr zu führen“, zitierte die Berliner Morgenpost Giffey […] Die Universität habe ihr mitgeteilt, dass eine Entziehung des Doktorgrades nicht als verhältnismäßig bewertet werde. „Ich habe auf diesen Entschluss vertraut. Über ein Jahr später kommt sie zu einer anderen Einschätzung“, hieß es in Giffeys Statement. (Via)

Ich habe mir jetzt nicht die Doktorarbeit und die potentiellen Plagiatsstellen von Giffey angeschaut, aber es ist schon ein wenig befremdlich, wie sich die Universität hier verhält. Offenbar ist es vom Aufschrei der Berufsechauffierer in den sozialen Netzwerken abhängig, ob eine Aberkennung des Doktortitel angemessen ist oder nicht. Oder was meint Ihr?




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19 KOMMENTARE

  1. Unabhängig davon, ob sie jetzt betrogen hat oder nicht, Du solltest mmn dringend damit aufhören, ständig so viel auf „Berufsechauffierer“ zu schieben. Universitäten geben in der Regel einen F*** auf die Empörung in den sozialen Netzwerken. Wenn man an Guttenberg zurück denkt, für den gab es sogar eine sehr große Welle der Solidarität, da war die Stimmung eher „ach, ein bisschen geschummelt haben wir doch alle mal“ – was ich bis heute seltsam finde – und trotzdem wurde ihm die Arbeit am Ende aberkannt.

    Bei Plagiaten liegt auch viel im Ermessen des Begutachters, also z.B. sind die Plagiate eindeutig vorsätzlich oder wurde einfach unsauber gearbeitet? Wesentlicher Unterschied, denn das eine ist Betrug und damit evtl. sogar strafrechtlich relevant, dass andere ist einfach nur eine schlechte Arbeitsweise. Und man überprüft eine ganze Doktorarbeit auch nicht mal „so eben“. Plagiatssoftwares springen teilweise schon bei häufig gebrauchten Floskeln wie „daraus folgt“ an, das ganze Ding muss also manuell durchgegangen werden und das dauert.

  2. Scheint in der Politik ja zum „guten Ton“ zu gehören bei seiner Doktorarbeit nicht alles ganz so genau zu nehmen, da fühlt man sich doch sehr gut aufgehoben wenn diese Menschen ein Land mit regieren…

  3. Hätte ich nen Aluhut würde ich mich wundern warum der mediale Druck je nach Parteizugehörigkeit anders ausfällt bei solchen Geschichten aber wahrscheinlich hat man sich an die Bescheisserei schon so gewöhnt dass es selbst die Fakultäten nicht mehr übermäßig interrressiert.

    • Die Fakultäten selbst sind da natürlich nicht so sehr hinterher, denn dann müssten sie zugeben, einen Fehler gemacht zu haben. Die Prüfung findet ja durch einen externen Gutachter statt.

  4. Wenn sie beschissen hat sollte er aberkannt werden, wer oder wie das herausgefunden wurde finde ich hier zweitrangig. Da sie ihn freiwillig abgibt scheint da ja auch was hinter zu stecken

    • Bin ich bei Dir. Aber findest Du es nicht auch ein bisschen seltsam: Vor einem Jahr kommt die Uni Berlin nach einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Plagiatsverwürfen eine Aberkennung des Doktortitels nicht rechtfertigen. Und jetzt nach dem ganzen Drama auf Twitter legen sie ihr nah, den Titel niederzulegen. Irgendwie komisch.

      • Habe es nicht verfolgt – wenn allerdings das was „StickyP“ hier schreibt stimmt, dann macht das durchaus Sinn.

        „„Erstaunlich war, dass die Erstgutachterin von Giffeys Arbeit, die Politikwissenschaftlerin Tanja Börzel, an der Einsetzung des Prüfgremiums beteiligt war. Damit hat die Doktormutter selbst mit aussuchen dürfen, wer ihre Bewertung kontrolliert.““

        • Das wollte ich auch anmerken und habe ich dazu gelesen… die Kritik ist wohl auch, dass alle Mitglieder des Gremiums irgendwie in einer direkten Beziehung (zusammenarbeit, gemeinsamer sitz in einem Gremium oder ähnliches…) stehen, was ja nicht bedeuten muss, dass sie alle befangen sind, allerdings öffnet sowas die Tür für solche Vermutungen.
          Auch, dass eine Rüge in dem Sinne nicht vorgesehen ist, lässt das ganze halt komisch wirken, besonders auf Außenstehende.
          Ich denke man kann nicht abstreiten, dass mit ihr als Ministerin das ganze im öffentlichen Interesse steht, aber da ist dann auch die Frage „Werden die Regeln hier sehr hart ausgelegt oder in anderen Fällen sehr locker?“.

    • Bin selber Doktorand, bei Promotionen ist betrügen und nicht-betrügen recht schwierig zu differenzieren. Einerseits weil die Arbeit entweder über mehrere Paper verteilt ist oder weil die Arbeit 200+ Seiten lang ist. So oder so muss sehr viel nachgeprüft werden und ich kann mir gut Vorstellen das man da ein Auge zudrückt, gerade wenn es um „Korintenkackereien“ geht und man den Doktorvater gut kennt. Da kann ich mir gut Vorstellen, dass es einige Doktorarbeiten gibt die, bei einem genauen Blick, das Prädikat nicht so recht verdient haben. Zumahl die meisten Promotionen mehr als eine Krise durchmachen weil irgendwas nicht klappt und man umdisponieren muss.
      In dem Fall kann ich mir gut Vorstellen, ohne mich jetzt genauer informiert zu haben, dass es sich in aktuellen Fall gut und gerne um so eine eher mäßige Promotion handelt. Da hat die Dame das Pech in der Öffentlichkeit zu stehen, wo andere moralische Standards herrschen.
      Muss aber auch sagen das meine Erfahrung aus dem Forschungsgebiet Künstliche Intelligenz kommt, wo die Sitten eh etwas lachser sind, was man auch an wissenschaftlichen Arbeiten mit so stimmigen Namen wie „YOLO9000 – Better, Faster, Stronger“ und „Attention is all you need“ erkennen kann…

      • Ich glaube die meisten von uns (mich eingeschlossen) machen es sich bei allem was mit Schule, Uni etc. zu tun hatte möglichst leicht. Finde ich auch okay. Aber wenn man einen Doktortitel trägt(behaupte ich jetzt ganz dreist) hat das auch viel mit Prestige zu tun. Wenn man sich dann damit in die Öffentlichkeit begibt muss man halt damit rechnen erwischt zu werden 🙂 zurecht, finde ich.

  5. Eher der gescheiterte Versuch des Vertuschens. Hier gabs wohl einiges an Hintegrund, ich zitiere mal aus diesem Artikel: https://www.tichyseinblick.de/meinungen/was-muss-eigentlich-noch-passieren-bis-franziska-giffey-spd-den-doktortitel-verliert/

    „Erstaunlich war, dass die Erstgutachterin von Giffeys Arbeit, die Politikwissenschaftlerin Tanja Börzel, an der Einsetzung des Prüfgremiums beteiligt war. Damit hat die Doktormutter selbst mit aussuchen dürfen, wer ihre Bewertung kontrolliert.“

    „Gräditz kommt in der „Causa Giffey“ unter anderem zu folgenden Bewertungen: Die FU hätte im Plagiatsverfahren gegen Frau Giffey gar keine Rüge erteilen dürfen, weil diese gar nicht im Berliner Hochschulrecht vorgesehen ist. Im Ergebnis habe die FU mit einer Rüge eine Rechtsfolge gewählt, für die das geltende Recht keine Ermächtigung enthält. Das FU-Verfahren weise zudem eine „auffällige Summation erheblicher Rechtsverstöße“ auf, schreibt Gärditz. Nach Aktenlage handele es sich um einen „klaren Fall“, bei dem das FU-Präsidium den Doktorgrad hätte entziehen müssen. Weiter schreibt Gärditz: „Hier irritiert jedoch die Willkür und Unprofessionalität im Umgang mit der politisch heiklen Promotionssache derart, dass dies Indikator für grundsätzliche Schieflage in der Fähigkeit und/oder Bereitschaft zur Rechtsbefolgung sein dürfte.““

    • Tichy‘s Einblick.. dass dort auf eine SPD Politikerin geschimpft wird ist jetzt wenig verwunderlich.

      Dass der Erstgutachter bei der Besetzung des Prüfgremiums beteiligt ist, ist halt an vielen Unis gängige Praxis und auch nicht verboten. Auch wenn man das nicht unbedingt gut finden muss.

      Ansonsten hab ich von dem Fall zu wenig Ahnung um was Qualifiziertes drüber zu sagen.

      • Stimmt, ist nicht verwunderlich dass dort in die Richtung berichtet wird. Nimtm aber mMn nichts an der Schlagkräftigkeit der Sachargumente weg, soweit ich das als Laie beurteilen kann. Wenn ihaltlich etwas zu beanstanden ist, gerne, nur her damit. Ich lerne ja gerne. Ansonsten lese ich weiter (moderat) linke bis (moderat) rechte Quellen durch, Meinungsbildung kommt ja nicht aus der Echokammer.

        • Mit der Echokammer stimme ich dir zu. Für (moderat) konservative Ansichten würde ich dann allerdings doch eher die FAZ oder die NZZ empfehlen. Tichy’s Einblick ist schon eher nochmal deutlich rechts davon einzuordnen.

      • Ach ja, kleiner Nachtrag noch zu einem anderen Kontext. Ich bin sehr gespannt, wie Giffey sich jetzt weiter vehalten wird, letztes Jahr hatte sie ja den Rücktritt angekündigt, falls ihr der Doktortitel entzogen wird: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/spd-politikerin-franziska-giffey-stellt-ruecktritt-in-aussicht-16334912.html

        Jetzt hat sie ihn „freiwllig“ zurückgegeben… würde mich auch nicht wirklich überraschen, wenn der Schritt jetzt präventiv war um den Nicht-Rücktritt zu rechtfertigen. Mit Integrität hat das alles schon lange nichts mehr zu tun. Was ich persönlich schon schade finde, mich interessiert es nämlich persönlich so gar nicht ob Politiker einen Doktor haben. Sinnloser Nebenkriegsschauplatz. Und jemand wie Scheuer hält sich im Amt…

  6. Ohne direkt auf das Thema einzugehen:
    Ich bin nicht auf Twitter unterwegs, habe aber mal interesse-halber die Tweets von diesem „El Mattador“ durchgelesen, der haut ja wirklich einen „Cringer“ nach dem anderen raus (alleine schon seine „Beschreibung“ (oder wie man das bei Twitter nennt) ganz oben). Wie kann man so selbstverliebt sein und das auch noch so öffentlich zur Schau stellen? Wenn auch nur ein kleiner Teil der Leute auf Twitter so schreibt wie er kann ich total verstehen, Steve, wie sehr dich „das Internet“ oder Twitter nur noch annervt und ermüdet.

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