TEILEN

Wochenlang war Berufsschullehrer Rüdiger Borrmann freigestellt. Auf Youtube hatte er Corona geleugnet und Masken zu „neuen Hakenkreuzen“ erklärt. Seine Schüler sahen ihn als „Gesundheitsrisiko“. Am Montag kehrt er in den Schuldienst zurück – zunächst aber nicht vor die Klasse. (Via)

Für mich ein absolutes No-Go. Als Lehrer schwört man einen Eid, der beinhaltet, dass man eine Vorbildfunktion hat und diese auch im Alltag leben muss. Die Ausrede, dass das seine private Meinung wäre, zieht hier nicht, da er sie öffentlich im Netz propagiert.

Rüdiger Borrmann hat seine Zeit als frei gestellter Lehrer produktiv genutzt. Sein Youtube-Kanal füllte sich zuletzt fast täglich mit neuen Videos, in denen er als „Borrmann, der Lehrer aus Berlin“ auch nach seiner Abmahnung durch die Berliner Bildungsverwaltung die Verschwörungsideologie einer „Gesundheitsdiktatur“ verbreitet. (Via)

Er kann ja gerne denken und tun, was er will, aber dann kann er halt einfach nicht mehr als Lehrer arbeiten. Im Laufe meiner Zeit als Lehrer habe ich gelernt, dass meine Pflichten als Beamter (auch vor Gericht) einen höheren Stellenwert haben als meine persönlichen demokratischen Rechte. Wenn ich es also nicht schaffe, meiner Vorbildfunktion gerecht zu werden, muss ich einfach mit Sanktionen rechnen. Wem das nicht gefällt, dem steht es frei, den Beruf zu wechseln…




Anzeige

9 KOMMENTARE

  1. Ich bin naturgemäß etwas vorsichtig, wenn jemand als Coronaleugner bezeichnet wird, weil dieser Begriff eben das ganze Spektrum zwischen „ich bin mit der Regierung nicht in allen Details d’accord“ bis „es gibt kein Coronavirus“ abdeckt. Deshalb müsste ich jetzt für ein endgültiges Urteil auch erstmal den Zusammenhang recherchieren, in dem die Äußerung mit den Hakenkreuzen gefallen ist. Aber bevor jetzt die Fackeln gezündet werden: datt hört sich erstmal net gut an! Mit einem Coronaleugner in dem Sinne, wie die deutsche Sprache einst geschaffen wurde, hätte ich auch meine Probleme. Wie du richtig sagst, Steve, sind die Grundrechte im öffentlichen Dienst gewissen Einschränkungen unterworfen.

    Was mich bei dieser Gelegenheit mal interessieren würde, wäre deine Einstellung zu dem letzten Thema, was bei „die letzte Instanz“ durchgekaut wurde. Da ging es um diese Anwärterin mit Nasenpiercing (finde ich völlig in Ordnung) und diesem „Tattoo-Monster“ aus Frankreich (würde ich nicht gerne in einer Kita sehen). Das ist neben der Zigeunerdiskussion vollkommen untergegangen, obwohl das Thema ja eigentlich nach deiner Meinung schreit. Wie stehst du zu Köperschmuck, unsichtbar, sichtbar, bis hin zu Extremtattoos und -piercing inklusive schwarzer Kontaktlinsen etc. im Schuldienst?

    • Das schlimme ist, das es nicht mehr erlaubt ist ein Menschen- und Gesellschaftsbild zu formen und forcieren. Zumindest ist dies so, bis auf ganz wenige Ausnahmen – die meist unser StrGB definiert. Aber abseits von diesen extremen, ist jegliche Meinung zu ‚was ein gesellschaftliches normal ist‘ mittlerweile Rassismus, Sexismus, Homophob, Diskriminierend, Menschenverachtend und was man sonst noch so hat.

      Das heisst, wenn ich mich hier hinstelle und sage, der Blauhaarige Punk mit mehr Metall im Gesicht als in meinem Werkzeugkeller ist für den Beruf als Lehrer nicht tragbar – habe ich eine Meinung zu ‚was ist normal und tragbar‘ und das darf ich nicht. Nicht in 2020. Darfst dich ja auch nicht hinstellen und sagen der Islam passt Wertetechnisch nicht zum Westen. Es soll sogar mal ne Zeit gegeben haben, als das gesellschaftliche normal war das die Frau hinter dem Herd ist und der Mann nicht weinen darf und zu arbeiten hat. Aber egal um welches Thema es geht, darf mein seine Meinung zu dem Thema nicht kundtun, Diskussionen gibts nicht und sobald du öffentlich Stellung zu dem Thema beziehst, wird dich der SJW Mob jagen.

      • Jagt dich der Mob eigentlich schon, wo du all diese Dinge, die man ja niemals nie sagen darf (und die auch niemals nie jemals irgendwer öffentlich sagt) öffentlich gesagt hast?

        • Du kannst ihn (oder mich) ja mal freundlich bitten, Realnamen und Anschrift zu posten. Dann weißt du auch gleich, wo du den Kranz hinschicken kannst!

          • Da Steve ja wahlweise „alt right“ und „Deutschlandhasser“ ist, müsste er bereits doppelt unter die Erde gebracht worden sein…

          • Frag doch mal Steve, was er davon hält, dass du seine und meine politische Meinung ansatzweise gleichsetzt!

        • Gehen wir mal 8-9 Jahre zurück in der Zeit, aka Student und Mitglied einer Fachschaft. Eine Diskussion über LGBT und das aufhängen der Regenbogen Flagge. Ich vertrat damals die Meinung, das eine Studierendenvertretung politisch Neutral ist. Also keine Befürwortung und keine Ablehnung – schlichtweg einfache Toleranz und somit war ich gegen eine Fahne.

          Wie das in einer eher Linksorientierten Studentenvertretungsgemeinschaft wohl geendet hat. Meinungen zu gewissen Themen sind nicht mehr zeitgemäß und überhaupt ohne blinde Zustimmung eine Diskussion zu diesen Themen zu führen ist ebenfalls nicht mehr Zeitgemäß. Pack die Einzelfall Keule aus.

          Mein Beitrag oben war übrigens bewusst überspitzt. In das Aussehen und Kleidung einer Person oder Personengruppe einzugreifen ist und das öffentlich zu tun, wird einen Shitstorm provozieren. Wir hatten es bereits mit Kopftüchern zu genug. Und wenn du Twitter suchst „Job Ablehnung wg. Piercing“ wirst du den Mob finden.

          Wie gesagt, die Persönlichkeitsrechte eines jeden einzelnen ‚Whatevers‘ sind mittlerweile deutlich stärker als ein als gesellschaftliches ‚Normal‘.

          • Ich habe schon in Schulzeiten hitzige Diskussionen mit Frauen darüber geführt, warum ich die Todesstrafe für Vergewaltigung (oder „Kinderschändung“) ablehne. Mein ganzes Leben lang gebe ich offen zu, dass ich Piercings und Tattoos nicht schön finde und es auch verstehen kann, wenn das in einigen Berufen abgelehnt wird bzw. sie zumindest versteckt werden müssen. Und was man an grünen Haaren toll findet, werde ich nie verstehen – dasselbe btw auch für grüne Hosen (wtf is wrong with people?).
            Ebenso lange sage ich, dass einer Frauenquote auch eine Männerquote beiseite gestellt werden muss, dass Männer (und Jungs insbesondere) teilweise vergessene Opfer sind und das es Bereiche gibt, in denen über Frauen ein gesellschaftlicher Schirm gespannt wird, der so einfach nicht sein darf. Den Begriff „toxische Maskulinität“ benutze ich persönlich immer gerne um „Männerbilder“ zu kritisieren, die ich für Männer-schädlich halte, etwa der enorme Erwartungs- und Versorgungsdruck, der auf Männern traditionell lastet.
            Genauso war ich der Ansicht, dass ein Kopftuchverbot Quatsch ist, ich die Vollverschleierung aber ablehne und es auch unterstütze, wenn „Kopftuchträger“ Einschränkungen unterliegen, wo es Sinn macht. Auch bin ich definitiv kein Anhänger der „grenzenlosen Einwanderung“, ich sehe nur praktische Zwänge, die einer Flüchtlingspolitik Marke AfD entgegen stehen.
            Und was ich historisch schon alles „klar gestellt“ habe, kann ich nicht mehr auflisten.

            Für all das wurde ich schon angefeindet – genauso wie ich auch schon für meine „Anti-AfD“-Kommentare in großem Stil angefeindet wurde…oder meine Anti-Cyberpunk oder Anti-BVB Comments.
            Aber in einem sehr viel größerem Maße als „angefeindet“ bin ich Leuten begegnet, die einfach nicht meiner Meinung waren – manchmal lag ich sogar wirklich komplett falsch, andere Male haben diese Leute Bullshit erzählt.
            Nur fällt mir immer wieder auf (und ich überlasse es gänzlich dir, ob du dir diesen Schuh anziehen willst), dass die „man darf ja nix mehr sagen“-Fraktion eigentlich auch keine Diskussion will, sondern bedingungslose Zustimming. Und jeder, der nicht zustimmt, ist eben ein Hater – prominentestes Beispiel dafür wäre unter anderem die AfD, die exakt auf diesem Niveau regelmäßig im Bundestag argumentiert.

            Last but not least: Vor einer Weile machte die deutsche Streamerin „BloodyNyuu“ einen Twitchstream, der praktisch nur aus „wie wurdet ihr schon dumm angemacht?“ bestand. Natürlich gab es auch dort Kommentare der Marke „alle Männer sind Schweine!“ – dem wurde, auch von ihr, stets hart widersprochen. Im Gegenteil, sie hob an vielen Stellen hervor, was sie an Männern so im allgemeinen mag (z.B. sowas wie „die Armen müssen uns immer als erstes fragen, ohne Männer würde es nie Beziehungen geben“).
            Nach der „nix darf man mehr sagen“-Logik müsste sie doch nun vom linken Mob geshitstormed werden, oder nicht?

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here