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Der Freistaat Bayern fordert eine Verlängerung der erlaubten täglichen Arbeitszeit auf mehr als zehn Stunden. Nur so könnten viele Unternehmen, die unter dem Fachkräftemangel leiden, ihre Geschäfte noch aufrecht erhalten. (via)

In Deutschland gibt es aktuell ganz klare Gesetze dafür, wie lange Beschäftigte pro Tag arbeiten dürfen und wie viel Pausenzeit zwischen dieser Arbeitszeit liegen muss. Der durchschnittliche Arbeitstag wird dabei auf 8 Stunden festgelegt, wobei eine Verlängerung auf bis zu 10 Stunden pro Tag möglich sind. Diese Ausnahme ist aber nur dann erlaubt, wenn die Mitarbeiter fair dafür entlohnt werden und die Pausen eingehalten werden.

Auch wenn 10 Stunden Arbeit pro Tag manchen Leuten schon als sehr viel erscheinen, so möchte man in Bayern dieses Limit wohl noch weiter ausdehnen. Pläne dieser Art wurden der Rheinischen Post in dieser Woche von der bayerische Arbeits- und Sozialministerin Ulrike Scharf von der CSU beschrieben. Dieser Politikerin zufolge wäre es wohl durchaus sinnvoll, wenn man die bisherigen Regeln lockern und Arbeitnehmern einen Arbeitstag von mehr als 10 Stunden erlauben würde.

Dabei möchte die Frau Scharf die Arbeiter natürlich aber nicht einfach nur zu mehr Arbeit pro Tag zwingen. Ihr geht es dabei wohl eher um eine stärkere Flexibilität am Arbeitsplatz, sodass man Familie besser mit dem Beruf vereinbaren kann. Der erste Schritt in diese Richtung läuft dann darauf hinaus, dass Arbeitnehmer für einzelne Arbeitstage in der Woche und auf freiwilliger Basis mehr als zehn Stunden arbeiten dürfen. Eine wöchentliche Arbeitszeit von 24 Stunden könnte man auf diese Weise flexibler aufteilen und besser an das eigene Leben anpassen.

Ein weiterer Grund dafür ist der weiterhin anhaltende extreme Fachkräftemangel im Tourismus, in der Gastronomie und am Bau. Durch längere Arbeitszeiten könnten Unternehmen diese Problematik zumindest ein wenig bekämpfen und besser damit umgehen. Wenn es an Mitarbeitern fehlt, dann sollten Firmen ihre vorhandenen Kräfte zumindest flexibler und vielleicht auch länger einsetzen können. Dabei scheint die Flexibilität in bestimmten Bereichen aber wohl eindeutig im Hintergrund zu stehen.

Ansonsten gibt es wohl auch Arbeitnehmer, die selbst den Wunsch nach einer Lockerung der Gesetze für die Arbeitszeit geäußert haben. Diesen Mitarbeitern geht es dabei dann hauptsächlich darum, ihre Arbeitszeit pro Woche von 5 Tagen auf 4 Tage zu reduzieren. Wenn man die Arbeitsstunden flexibler einteilen und über 10 Stunden pro Tag bringen darf, dann könnte man sich bei der richtigen Planung ein drei Tage langes Wochenende erschaffen. Diese Idee scheint einigen Arbeitnehmern ganz gut zu gefallen.

Ansonsten betonte die Arbeitsministerin aus Bayern wohl auch noch, dass mehr als zehn Stunden an Arbeit pro Tag nicht zur Regel werden sollen. Eine notwendige Voraussetzung für solch eine Lockerung muss darauf hinauslaufen, dass das Ganze immer nach der Gefährdungsbeurteilung vertretbar erscheint. Solche längeren Überstunden wären also nicht bei allen Berufen und Stellen wirklich durchführbar. Zusätzlich dazu muss die zusätzliche Arbeit natürlich auch weiterhin fair bezahlt werden.

Ich persönlich würde mehr Flexibilität am Arbeitsplatz erst einmal als vorteilhaft einstufen. Es gibt bestimmt Situationen, in denen zwei oder drei Stunden mehr pro Tag dabei helfen, eine notwendige Arbeit korrekt abzuschließen. Gleichzeitig können Mitarbeiter und Firmen dadurch besser planen und ihre Mitarbeiter effektiver nutzen. Gleichzeitig ist solch eine Lockerung ein etwas gefährlicher Bereich, der schnell problematische Verhältnisse erschaffen kann. Solche Regeln dürfen nicht damit enden, dass Arbeitnehmer ausgenutzt werden oder nur noch für ihre Arbeit existieren. Im Grunde sind diese Gesetze ein wichtiger Vorteil für deutsche Arbeitnehmer.

„Wir müssen die Arbeitszeitgesetze endlich an die Realität der Lebenswelten der Menschen anpassen. Wir brauchen mehr Flexibilität, um Familie mit Beruf vereinbaren zu können“, sagte Scharf der Rheinischen Post.


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15 KOMMENTARE

  1. Flexibilität ja, aber Flexibilität löst ihren Fachkräftemangel nicht, der ja angeblich der Anstoß des Gedanken war. Also wird sich doch nur erhofft, dass mehr gearbeitet wird. Und mehr Arbeit bedeutet weniger Familie. Bedeutet weniger Kinder. Bedeutet weniger Fachkräfte. Mega Idee.

    Fast so gut wie große Familien zu stigmatisieren und es als „Muss“ zu etablieren, dass Mann & Frau arbeiten gehen. Dass dann Fachkräfte fehlen wundert nicht. Wachsen ja leider nicht an Bäumen, sondern in Familien, die Zeit haben sie groß zu ziehen.

    Mal sehen was denen dann in 10-20 Jahren einfällt, wenn auch die 50 Stunden Arbeitswoche nicht mehr genügt, weil die Gesellschaft vergreist und alle in Rente gehen

  2. Dieser ominöse Fachkräftemangel in Deutschland ist ein politisch motiviertes Märchen und bezeichnet je nach Unternehmen nur eine der folgenden selbstverschuldeten Situationen:
    1. Das Unternehmen ist nicht gewillt konkurrenzfähige Löhne zu zahlen.
    2. Das Unternehmen ist nicht gewillt selber in ausreichender Zahl auszubilden oder seinen Nachwuchs bei der Stange zu halten (siehe 1.).
    3. Das Unternehmen wünscht sich für jede freie Stelle eine übertrieben große Auswahl an Bewerbungen, weil es nicht gewillt ist sich zwischen „nur“ 20 geeigneten Bewerbern für einen zu entscheiden.

  3. Gegenteiliger Vorschlag:man reduziert die Arbeitszeit dann hat man eine bessere Vereinbarkeit der Familie mit Beruf,ist flexibler weil man ja nicht soviel arbeiten muss und leistungsfähiger.und Hey der Stundenlohn steigt dadurch automatisch…
    Fachkräftemangel heißt in Deutschland nur eins:
    Wir die Arbeitgeber haben nicht die ausreichende Menge Bewerber auf unsere Stellen um Löhne weiter zu senken,Leistungen zu streichen, Arbeitnehmerrechte weiter auszuhöhlen und Arbeitszeiten auszudehnen.
    Kann mich nicht daran erinnern in den letzten 25 Jahren von Unternehmen gehört zu haben die aus Mangel an Fachkräften pleite gegangen sind..

    • Die Unternehmen gehen nicht pleite, können aber nicht wachsen oder schrumpfen sogar. Und davon gibt es viele.
      Die, die pleite gehen (dicht machen), sind eher die kleinen Betriebe, die keiner kennt und keine Kapazitäten haben um auf Mitarbeitersuche zu gehen (<20 Mitarbeiter).
      Und alle anderen merken das dann, wenn man Wochen warten muss, bis zB ein Handwerker mal Zeit hat. Oder er lässt sich fürstlich bezahlen

  4. Solange die Wochen- bzw. Monatsarbeitszeit am Ende identisch bleibt, ist das ja völlig in Ordnung. Aber man kennt die Mistfinken der Union, dass ist dann einfach nur der nächste Schritt. Vorallem aber sollte man dann auch bitte daran denken, dass überall anzuwenden…nicht wie z.B. der BDA, der lautstark die Rente ab 70 fordert, während in den meisten Dax-Unternehmen Vorstände sitzen die mit 60 in Rente gehen können…

    • Der Sinn einer 4-Tage Woche ist ja eigentlich die Stundenzahl zu reduzieren, nicht die selbe Stundenzahl bei weniger Tagen zu haben.

  5. Sehe man sich an was jemand in Stunde 10 auf der Arbeit noch vollbringt und vergleicht es mit einer der ersten 2 Stunden wird man auch keinen Qualitätsunterschied finden.

    Man könnte auch einfach die 6,5 Stunden jede Woche die in absolut sinnfreien Meetings verbracht werden produktiv nutzen. Ich kenne Firmen die ein ERP System eingeführt haben aber es nicht nutzen weil „Das ist mir zu kompliziert“. Also vielleicht sollte die Frage nicht sein ob wir mehr Arbeitszeit brauchen sondern ob Unternehmen und Arbeitnehmer die Arbeitszeit die existiert sinnvoller nutzen können.

  6. Ich halte das für kompletten Schwachsinn, der sich für den Arbeitnehmer erst einmal gut anhören soll. In Wirklichkeit bestehen schon jetzt genug gesetzliche Möglichkeiten, die Arbeitszeit sehr flexibel anzupassen.

    1. Existieren 6 Werktage in einer Woche und es ist keine Unmöglichkeit damit eine 48 Stundenwoche zu kreieren in der bei entsprechendem Freizeitausgleich (kann man im Extrem je nach Branche auf das ganze Jahr dehnen) jetzt schon 60 Stunden in der Woche bzw. 260 Stunden im Monat möglich sind.

    2. Dürfen die maximal 10 Arbeitsstunden schon jetzt überschritten werden wo es Schicht- und Bereitschaftsmodelle gibt wie im Krankenhaus, in der Pflege, bei Polizei und Feuerwehr, aber auch im Zeitungsdruck, generell der 24/7 Fließbandproduktion usw.

    Wie viel mehr kann man aus den Leuten noch pressen wollen?

  7. Endlich. Es gibt schon genug Situationen (z.B. Projekte / Peak Season etc.), wo man eh über 10 Stunden arbeiten muss, es aber nicht abrechnen kann und offiziell so tun muss, als ob man nach 10 Stunden aufgehört hat.
    Und wenn man sich diese Zeit nicht anrechnen lassen kann, kann man die auch schlecht in ruhigeren Zeiten abfeiern.

  8. Man darf jetzt schon, wenn es nötig ist, auch mal 10 Stunden arbeiten. So wirds halt Standard, aber wunderts mich das sowas aus Bayern kommt?

  9. Da zuckt der grüne-linke Student, wenn er das hört. Ist aber durchaus sinnvoll. Hier geht es ja um das Limit, wenn man selber so viel arbeiten WILL, nicht wenn man MUSS.

    Als ich noch Angestellter war und mal länger machen wollte, hieß es nach 10 Stunden, dass mehr nicht drin sind und ich nachhause gehen muss

    • Das Arbeitsrecht ist absichtlich so restriktiv weil es ein Machtungleichgewicht zwischen Arbeitgeber und -nehmer gibt.
      Nehmen wir als Beispiel mal die 40 Stunden Woche. Es gibt garantiert viele, die auch 50 oder 60 Stunden arbeiten wollen wuerden. Jedoch gibt es auch genausoviele Faelle, in denen ein Arbeitgeber durch direkten Druck („jeder muss jetzt 50 Stunden arbeiten oder wir feuern euch“) oder indirekten Druck („der andere Bewerber waere bereit 50 Stunden zu arbeiten“) den Arbeitnehmer dazu bringen wuerde „freiwillig“ die Stundenanzahl zu erhoehen.

      Also ja klar, Freiheit ist immer gut, ich hab auch schon 60 oder 70 Stunden Wochen hinter mir, wenn was fertig werden muss. Aber ich sehe hier echt ein Risiko, wenn es nicht sehr vorsichtig angewendet wird.

    • Da labert der was auch immer du wählst und arbeitest – pardon my french – dumme scheisse.
      Und das ist was es ist. Entweder bist du wirklich nicht in der Lage zu erkennen wohin der Weg dahinter führt oder… Christian Lindner.

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