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Seit dem Überfall auf die Ukraine verhängt der Westen zahlreiche Sanktionen gegen Russland. Nun wollen die G7 nachlegen. Schließlich beklagt Washington, dass die Russen Dinge wie Laptops und Kühlschränke einführen und für ihre „Kriegsmaschinerie“ plündern. (via)

Am 24. Februar 2022 startete Russland unter der Führung von Wladimir Putin einen groß angelegten Angriff auf die Ukraine. Dieser Zeitpunkt liegt mittlerweile schon beinahe ein komplettes Jahr zurück und die angegriffene Ukraine kann sich noch immer verteidigen. Deshalb steuert die Welt derzeit auch mit großen Schritten auf das in der kommenden Woche anstehende erste Jubiläum des Konflikts zu.

Auch wenn es bei diesem Geburtstag nichts zu feiern gibt, so hat der Westen aber dennoch einige Pläne für diesen wichtigen Tag gefasst. Am 24. Februar 2023 möchten die USA und ihre Verbündeten einer neuen Presseerklärung zufolge nämlich ein großes neues Sanktionspaket auf den Weg bringen. Diese Maßnahme soll die schon seit dem Anfang des Konflikts gegen Russland laufenden Sanktionen noch weiter verschärfen und das Land noch stärker von vielen Teilen der Welt abgrenzen.

Der amerikanischen Außenstaatssekretärin Victoria Nuland zufolge soll das neue Sanktionspaket viele bestehende Sanktionen stark erweitern und noch mehr Produkte betreffen. Der Fokus liegt dabei dann wohl eindeutig darauf, den Technologiefluss für die russische Verteidigungsindustrie zu limitieren und der Region keine nützlichen Geräte mehr zukommen zu lassen. Die neuen Sanktionen der G7 sollen Einzelpersonen treffen, den Zugang zu westlichen Banken noch weiter einschränken und das Umgehen der Sanktionen noch schwieriger gestalten.

„These sanctions will expand and deepen the previously introduced restrictions in certain categories, related, in particular, to limiting the flow of technology and equipment for the Russian defense industry, etc.,“

Lau Nuland sind die Russen recht schlau darin geworden, die laufenden Sanktionen zu umgehen. Sie führen wohl Laptops, Kühlschränke und andere eigentlich harmlose Geräte über Drittländer ein. Diese Objekte werden dann allerdings nicht richtig verwendet, sondern Russland schlachtet diese Dinge einfach nur für ihre Bauteile aus. Die technischen Elemente werden dann genommen und in die Kriegsmaschinerie des Landes investiert. Diese Vorgehensweise ist den USA schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge, weshalb sie nun dagegen vorgehen wollen.

Ansonsten zeigen sich Nuland und die USA nicht unbedingt beeindruckt von Russlands aktueller Vorgehensweise. Das Land hat zwar eine neue große Offensive angekündigt, aber in den letzten Tagen hat das Ganze nicht wirklich brauchbare Ergebnisse erzielt. Für den Westen scheint der Krieg in der Ukraine im Moment ziemlich festgefahren zu sein und keine Partei kommt wirklich voran. Dem Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, zufolge könnte die aktuell angestrebte Eroberung von Bachmut noch immer Monate dauern. Als Grund dafür nannte er die „monströse Militärbürokratie“ aus Moskau.

Es bleibt abzuwarten, ob diese neue Sanktionen wirklich großen Einfluss auf Russland haben werden. Bisher sind zumindest die Entscheidungsträger in dem Land recht gut darin, solche Einschränkungen zu vermeiden und die Kriegsmaschinerie voranzutreiben. Was für negative Konsequenzen das Ganze für die Bevölkerung hat, ist vermutlich auch weiterhin keiner Beachtung wert. Ich persönlich rechne nicht damit, dass sich die verdrehte russische Sichtweise zu dem Konflikt dadurch beeinflussen lässt.


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8 KOMMENTARE

  1. wie gut die Sanktionen wirken hat der IWF schon indirekt mit seinen Prognosen für Russland ausgerechnet.

    Quelle handelsblatt.com „Russische Wirtschaft schlägt sich besser als erwartet – IWF erhöht Prognosen. Der IWF prognostiziert Plus-Raten von 0,3 Prozent in diesem Jahr und 2,1 Prozent im Jahr 2024. Russland könnte damit in diesem Jahr stärker wachsen als Deutschland.

    China/Russland bauen weiter fleißig an ihrer Gespielinnen.
    Indien, China , Russland verkaufen und kaufen bei sich gegenseitig, eine Hand wächst die andere.
    alle denken Russland verramscht ihr Erdöl an Indien … dabei sind Russische firmen Anteilseigner der dortigen Raffinerien und bauen neue ;D und der Diesel und Benzin tanken wir bei uns nur 2x Teurer als von Russen Direkt. Endergebnis?= Indien ist glücklich den die machen gewinn, die Russen sind auch glücklich die machen auch gewinn (wenn auch über Umwege) der Dumme ist der Kunde in Deutschland and der Zapfsäule, weil er am ende alles bezahlt!

    Größter Ass als Sanktion wurde schon gespielt (Ausschluss aus SWIFT) alles was jetzt noch kommen kann sind nur weitere Beschlagnahmungen von Jachten und Immobilen und einreise Verbote in die USA/EU für bestimmte Personen.

    • Nun als Höhepunkt würde ich behaupten steht wenn überhaupt ein kompletter Handelsboykott. Also russische Firmen dürfen im Westen gar kein Geschäft mehr betreiben. Westliche Firmen müssten dementsprechend natürlich auch auf Anordnung Ihr Russlandgeschäfft einstellen.

      Eine radikale nichts geht raus, nichts geht rein Strategie.

      Damit werden wir dort keinen Machtwechsel erzwingen können, das hat weder im Iran noch in Norkorea funktioniert. Aber Nordkorea ist eigentlich ein gutes Beispiel dafür das es auf andere Weise ganz gut funktioniert. Das Land ist mittlerweile ein wandelndes Industriemuseum ohne nennenswerte Rüstungsindustrie die auch nur ansatzweise international konkurrenzfähig ist.

      Um auf Russland zurückzukommen. Derzeit haben sich ( wenn man den Zahlen trauen darf ) nur 8% aller westlichen Firmen komplett dort zurückgezogen. Diesem „Business as usual“ gilt es als erstes den Hahn zuzudrehen, da ist definitiv noch viel Potenzial. Der Anteil Russlands am weltweiten BIP beträgt lächerliche 2,8 % Tendenz fallend. Ich behaupte mal dass das ständige Gerede von der „starken“ russischen Wirtschaft nichts anderes ist als eine propagandistische Karikatur. Eine lächerliche Überzeichnung. Wenn man das nun noch in das Verhältnis zum Anteil des gesamten „westlichen“ Staaten setzt wird klar wer hier Goliath ist und wer David.

      Dieser Krieg wird ohnehin auf lange Sicht der Sargnagel für Russland ganz egal wie er nun ausgeht. Das Land hat eine katastrophale Demographie, ja sogar noch schlechter als bei uns. Eine schon seit Jahren sinkende Bevölkerung und Landflucht die vor allem den entlegenen Regionen ernsthaft zu schaffen macht. Wenn sich Russland eines nicht erlauben kann, dann ist es hunderttausende junge Männer zu verheizen oder als invalide Leistungsempfänger zurück zu bekommen.

      Bei welchem Problem ich in der Tat recht gebe das ist das Verhindern des Umgehens der Sanktionen. Die Russen kaufen dann deutsche oder amerikanische Technik über Mittelsmänner und Zwischenhändler. Aber ich glaube auch da ist das Drohpotenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Das wird man schon in den Griff bekomme wenn man die Daumenschrauben ordentlich anzieht.

  2. Es wird für Russland teurer und das Geld fehlt dann an anderer Stelle, entweder um die Bevölkerung ruhig zu stellen oder um Waffen zu bauen. Die Chinesen und noch mehr Indien werden sich das umgehen der Sanktionen teuer bezahlen lassen, die schenken Russland nichts.

  3. Vorweg: ihr könnt mit Putin machen, was ihr wollt, damit habe ich kein Problem, und wenn ihr ihm die Cornflakes vom Frühstückstisch klaut!

    Aber eine Verständnisfrage hätte ich doch: Welchen Effekt verspricht man sich von weiteren Sanktionen, die lediglich von den G7 getragen werden? Das sind 10% der Weltbevölkerung. Wie will man sicherstellen, dass Putin die Chips, Cornflakes und Ü-Eier dann nicht über den Umweg China oder Indien bezieht? Müssten wir dann nicht konsequenterweise alle Länder dieser Erde gleichermaßen mit Sanktionen belegen, die es nicht kategorisch ausschießen, mit Russland weiter Handel zu treiben?

    Bitte erklärt es mir, denn so, wie das klingt, habe ich eher den Eindruck, als hätte der erste Schuss ins eigene Knie noch nicht gereicht. Nochmal: gerne jedwede Sanktion gegen Russland, aber dann sollte sie Russland auch deutlich stärker treffen als uns.

    • 10% der Weltbevölkerung oder halt knapp 50% des Weltweiten BIP. Moskaus Wirtschaft und Militär werden durch die Sanktionen auf jeden Fall geschwächt. Es liegt eben auch in der Prämisse, dass Sanktionen die Geschlossenheit der Sanktionierenden an Russland zeigen, und diese die wirtschaftliche, finanzielle und militärischen Kapazitäten von Russland schwächen. über Details einiger Sanktionen kann man sicher streiten, aber im grossen und ganzen ist es eben eminent wichtig, Geschlossenheit aller G7 und EU zu zeigen.
      Nun ganz verhindern kann man wahrscheinlich nie, dass Putin die Chips, Cornflakes und Ü-Eier über Umwege besorgen wird. Nur ist das mit einem erheblichen Mehraufwand und Mehrkosten verbunden, was zur wirtschaftlichen Schwächung beiträgt.
      Gerne auch ein paar Beispiele dazu:
      – Verzögerung der Entwicklung und Produktion der Suchoi-57 durch Technologiesaktionen
      – Praktisches erliegen der KAMAZ Produktion moderner militärischer LKW durch fehlen von Bosch-Einspritzdüsen
      – Erhebliche Probleme bei der Panzerproduktion, weil die von Thales-Frankreich gelieferten Wärmebildgeräte sanktioniert wurden
      Ja Sanktionen sind auch für uns nicht gratis zu haben, Demokratie und Freiheit gibt es nun mal nicht gratis hinterhergeworfen.

    • Moskau hat gerade angekündigt, eine „freiwillige Sondersteuer“ auf seine Unternehmen (ausgenommen Gas- und Ölkonzerne) zu planen, um das Haushaltsloch zu stopfen. Man hat jetzt wohl schon 60% des Fehlbetrags erreicht, der eigentlich für ganz 2023 kalkuliert war.
      Putin hat drei verwundbare Punkte:
      1)Die Bevölkerung, die unter den Sanktionen leidet. Das klappt bislang…ausbaufähig, da ist die Propaganda einfach stärker.
      2)Das Militär, dem die Ressourcen ausgehen
      3)Die Oligarchen, die die Sanktionen nicht mehr ertragen wollen…reich sein nur in Russland macht ja auch keinen Spaß.

      Darüber hinaus, wie CLH schon sagt, kann China sich Chips und Cornflakes auch nicht unendlich aus dem Handgelenk schütteln. Und da man weiß, dass Russland sonst nirgendwo welche herbekommt, kann man den Preis diktieren, weswegen Russland Preise zahlen muss, die sonst keiner zahlt. Umgekehrt bei Öl, Gas und Kohle: Ja, z.B. Indiens Abnahme russischer Rohstoffe ist explosionsartig in die Höhe geschossen…das finanzielle Volumen ist aber längst nicht so schnell gewachsen. Wenn Russland seine Rohstoffe loswerden will, muss es das über den Preis tun – denn again, westlich von Russland nehmen nur noch wenige Länder (allen voran Ungarn) dem Putler den Krempel ab.

      • Klingt alles recht schlüssig, aber wenn ich mal die Antwort von epic weiter oben daneben lege, ist das praktisch das Gegenteil. Ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

        Du hast möglicherweise Recht darin, dass China & co. mit ihrer Preispolitik auf die geschrumpften Absatzmöglichkeiten reagieren. epic hat möglicherweise Recht damit, dass China & co. die Gelegenheit wahrnehmen, als Zwischenhändler für Öl und Gas aufzutreten und dadurch unter eigener Profitmaximierung die Sanktionen zu umgehen.

        Ich denke unterm Strich bleibt, dass uns die Sanktionen schon jetzt, erst recht bei einer Ausweitung, deutlich mehr unmittelbar schaden, als dass sie langfristig Putins Kriegs- und Eroberungspläne maßgeblich beeinflussen würden.

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