TEILEN

Bayerns Ministerpräsident Söder sucht nach neuen Wegen für eine Rückkehr zur Atomenergie. Er will den Meiler Isar 2 in Landesverantwortung weiterbetreiben. Der Bund solle das per Gesetz ermöglichen. Die Grünen sprechen von „Wahlkampfmanöver“. (via)

Am aktuellen Wochenende hat Deutschland die letzten Atomkraftwerke des Landes heruntergefahren und diese Art der Stromerzeugung damit offiziell hinter sich gelassen. Auch wenn dieser Schritt schon vor über 10 Jahren beschlossen und geplant wurde, so sind viele Menschen aktuell aber nicht mehr unbedingt damit einverstanden. Einer der größten und lautesten Kritiker des Atomausstiegs ist vermutlich Markus Söder, der noch bis Oktober als Ministerpräsident von Bayern fungiert.

In den vergangenen Tagen hat sich Söder oft zu diesem Thema geäußert und viele Interviews mit Zeitungen geführt. Dabei hat der bayrische Politiker eine Reihe von fixen Ideen vorgeschlagen, die er in der Zukunft gerne umsetzen wollen würde. Sein neuester Plan läuft im Grunde darauf hinaus, dass Bayern den Meiler Isar 2 selbst weiter betreibt und die Verantwortung für dieses Kraftwerk an das Bundesland übergeben wird.

„Bayern fordert vom Bund eine eigene Länderzuständigkeit für den Weiterbetrieb der Kernkraft. Solange die Krise nicht beendet und der Übergang zu den Erneuerbaren nicht gelungen ist, müssen wir bis zum Ende des Jahrzehnts jede Form von Energie nutzen. Bayern ist bereit, sich dieser Verantwortung zu stellen.“

Solch eine Forderung ist aktuell natürlich nicht umsetzbar. Damit die Atomkraftwerke vor Ort in die Landesverantwortung übergeben werden könnten, müsste Deutschland erst einmal eine Reihe von Gesetzen anpassen und verändern. Anpassungen dieser Art werden aktuell von Söder ziemlich laut gefordert.

Mit Wünschen dieser Art klingt der bayrische Politiker natürlich ziemlich unrealistisch und weltfremd. Das Betreiben eines Atomkraftwerks ist ein extrem komplexes Unterfangen, welches ein Bundesland alleine einfach nicht stemmen kann. Da geht es um die allgemeine Sicherheit der Bürger, die damit verbundene Technik, die Kosten und gewisse Versicherungen. Zusätzlich dazu müsste Bayern dann auf eigene Faust in der Lage sein, Uran anzuschaffen und zu betreuen.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Sache ist Endlagerung. Wenn die Verwaltung eines Atomkraftwerkes an ein Bundesland übertragen wird, dann müsste das Bundesland sich natürlich auch um den Müll kümmern. Bayern hat aber bereits häufiger betont und aktiv darauf hingearbeitet, dass in dem Bundesland einfach kein guter Ort für solch ein Endlager vorhanden ist. Niemand in Bayern möchte solch ein Lager. Sollte es aber dennoch so weit kommen, dann würde es natürlich Sinn ergeben, allen übrigen Müll aus Deutschland ebenfalls in Bayern zu lagern. Schließlich würde sich das Bundesland dann darauf spezialisieren müssen.

Bei genaueren Überlegungen merkt man also recht schnell, wie unwahrscheinlich die Forderungen von Söder und der CSU sind. Die Grünen werfen Söder vor, dass das Ganze einfach nur ein nicht unbedingt gut durchdachtes Wahlkampfmanöver ist. Im Oktober muss er sich in Bayern mit neuen Wahlen für den Landtag auseinandersetzen. Die aktuellen Schreie des Politikers sollen laut den Grünen einfach nur Aufmerksamkeit erzeugen und es so klingen lassen, als hätte Söder einige gute Ideen für die Zukunft von Bayern. Laut der Grünen-Bundestagsfraktionschefin Britta Haßelmann sollte man untersuchen lassen, ob Söder wirklich den seit 2017 geplanten Abbau von Atomkraftwerken verzögern möchte. In solch einem Fall könnte man Haftungsansprüche gegenüber dem bayrischen Umweltministerium vorbringen.

Ich kann verstehen, warum Söder auf diese Weise in den Medien auftaucht. Bayern hat den Ausbau von natürlichen Energien ziemlich verschlammt und er kann nicht wirklich mit einem Interesse daran werben. Daher muss er nun auf diese aktuell in den Medien vertretene Alternative setzen und hoffen, dass er damit einige Leute auf seine Seite ziehen kann. Das Ganze sind vermutlich nur leere Worte, die niemand wirklich ernst nehmen sollte.


Anzeige

30 KOMMENTARE

  1. Zu Söders Vorschlag hast du eigentlich alles gesagt, natürlich ist das rechtlich nicht machbar, natürlich ist das Wahlkampfgetöse.

    In der Sache habe ich mir natürlich mal die Situation am Sonntagmorgen, also nach der KKW-Abschaltung, angeschaut (Quelle: energy-charts.info).

    Wir hatten den ganzen Tag (Achtung Sonntag, geringster Verbrauch der Woche) eine Unterdeckung von 6-10 Gigawatt. Also importierten wir den ganzen Tag, hauptsächlich Atomstrom aus Frankreich und Kohlestrom aus Polen. Die geringste Unterdeckung war dann gegen 14:30 Uhr mit „nur“ 1,6 Gigawatt; als der Solarstrom so ziemlich im Maximum stand, hätten es die EE also fast geschafft, unseren Bedarf an einem verschlafenen Sonntag zu decken. Übrigens unter gütiger Mithilfe von Braun- und Steinkohle mit rund 15 Gigawatt.

    Schon der Tag 1 nach Habecks Pyrrhussieg zeigt also, dass der Kernkraftausstieg ein voller Erfolg ist.

    Noch eine abschließende Anmerkung, was die Entwicklung zukünftiger Kernenergietechnik angeht: Das Argument „das dauert noch ewig“ gebe ich gerne zurück an die EE-Freunde, und zwar in Bezug auf die Speichertechnik. Mit dem Unterschied, dass es für die Kernkraftentwicklung tatsächlich physikalische Ansätze gibt, während es sich bei der Speichertechnik – in dem Terawattstundenmaßstab, den wir benötigen würden – um reine Hirngespinste handelt.

    Also, Daumen hoch für die Grünen, ich geh dann mal mein Pferd und meine Ziege striegeln und mein Lastenfahrrad ölen …

    • Auch hier hast du leider vergessen zu erwähnen das es keine nationale lösung für 100 Prozent eigenverstromung gibt,und auch nie gab.auch nicht im Rest von Europa,Strom wurde und wird immer untereinander gehandelt.übrigens von Konzernen der Staat ist hier kein Anbieter..

      • Du hast recht, ohne das europäische Stromnetz wäre der nationale Zappelstromalleingang gar nicht möglich bzw. wäre unser Land schon längst am Arsch. Was uns selbigen bislang gerettet hat, ist, dass das Ausland bislang in der Lage war, unsere Zufallsstromproduktion auszugleichen. Wir zahlen übrigens in beiden Fällen: Wenn wir zu wenig Strom produzieren, müssen wir teuer einkaufen. Wenn wir zu viel Strom produzieren, müssen wir das Ausland für die Abnahme entschädigen (negativer Strompreis).

        Unsere ganze nationale Energiepolitik ist überhaupt nur möglich (wenngleich deshalb nicht weniger bescheuert), weil wir so viel europäisches Ausland mit sinnvoller Energiepolitik haben, welches unseren Flatterstrom großflächig nivellieren kann.

        Noch …

    • Du Fakten Fuchs weißt aber schon, dass die CDU den Atomausstieg vor über 10 Jahren unterzeichnet haben? Nix Habeck

      • Der Habeck hätte eben diese Idiotie zuletzt noch stoppen können. Ansonsten hast du durchaus recht, weshalb die CDU auch auf absehbare Zeit keine wählbare Alternative darstellt. Da klebt zur Zeit immer noch viel zu viel grüne Farbe dran, mit der Merkel 16 Jahre lang herumgespritzt hat!

  2. Der Typ ist ein lupenreiner Populist und Wendehals wie er im Buche steht,schlimm.ich hoffe er wird bei Wahl abgewatscht..

  3. Söder wurde in einem Interview nach Fracking gefragt, da hat er es über den Klee gelobt, wichtigte Technologie, muss sein usw.
    Auf die Frage „würden sie Fracking auch in Bayern (es wurde ein See gefragt, weiß gerade nicht mehr welcher“ war Söders originale Antwort: „Das ist wieder typisch die Grünen – Fracking verbieten wollen und dann Flüssiggas aus den USA einkaufen.“

    Kann man 1zu1 so auf ein Atom-Gelaber ummünzen.

  4. Atommüll ist überhaupt kein Argument gegen Kernenergie.

    Es gibt Wiederaufarbeitungsanlagen.
    Wenn man mehr in Forschung stecken würde, könnten Nebenprodukte die noch als Müll gelten zur weiteren Stromerzeugung genutzt werden.

    Für den ganzen restlichen Müll gibt es Endlagerstätten in Salzbergwerken.

    Diese kindische Angst vor Kernenergie ist wirklich unterirdisch.

    • Diese kindische Art von „mehr Geld in Forschung stecken“ ist auch unterirdisch. Erst muss etwas erforscht und erfunden werden, DANACH kann man es implementieren. Aber irgendwas zu machen und zu hoffen, dass schon irgendwann mal eine Lösung erfunden wird, ist doch völlig geisteskrank.

        • Nein, in der Regel hat man nach und nach schlechtere Dinge durch bessere ersetzt. Die AKWs liefen seit über 10 Jahren de facto als Brückentechnologie, nur hat man halt hartnäckig versucht, jede Alternative auszubremsen. Wenn Geld in Forschung gesteckt werden sollte, dann definitiv in Technologien die uns nicht mit jahrtausendelang strahlendem Shit überhäufen.

          Aber zu sagen „wir zündeln einfach weiter, irgendwann werden wir schon irgendwie eine Lösung haben“ ist unverantwortlich. So würde man kaum in irgendeinem anderen Bereich arbeiten.
          „Hey, lasst uns doch einfach alle Felder mit Fabriken zubauen, wir werden schon in Zukunft Möglichkeiten erfinden, ohne Essen auszukommen!“

          • Die Technologien existieren. Schon lange. Wir haben sogar Kernfusion auf dem Blatt und Testreaktoren gebaut.
            Das was du zündeln nennst, ist völlig normaler wissenschaftlicher Prozess in ALLEN Feldern.

            Kerntechnik ist keine Brückentechnologie, sondern eine Schlüsseltechnologie, die uns bisher sogar sehr hilfreich war auf dem Weg das Universum zu erforschen.

            Und das einzige was man ausgebremst hat, war die Forschung in Richtung Kerntechnologie. Bestes Beispiel Flüssigsalzreaktoren.

            Es ist wirklich erstaunlich wie die Leute nach Virologie nun auch noch so schnell Kernphysik gelernt haben.
            Kann echt nicht sein, dass ganz Europa neue Kernreaktoren plant und in Betrieb nimmt, während Deutschland versucht jegliche Form der Stromerzeugung abzuschaffen und dann teuer Atomstrom importiert.

          • Es ist schon faszinierend, was wir scheinbar alles haben, nur wurde es bisher nicht angewandt…

      • „Erst muss etwas erforscht und erfunden werden, DANACH kann man es implementieren.“

        Ok, danach bist du also für die Abschaffung der E-Autos bis eine vernünftige Art der Speicherung von Elektronischer Energie erfunden wurde? Find ich gut!

        • Es ist ein Unterschied, ob etwas noch nicht ganz ausgereift ist oder ob etwas theoretisch nur irgendwie möglich sein müsste vielleicht.

          • Es gibt ein (in der Praxis funktionierendes) Konzept für eine Endlagerung. Natürlich ist dieses nicht „perfekt“. Genauso wie mein angesprochenes Problem mit der Speicherung elektronischer Energie.
            Im Gegenteil, ich würde sogar behaupten, dass wenn man versucht diese beiden Probleme (Entsorgung von Atommüll und Batterien in Autos) gegenüber zu stellen, ist sogar der Atommüll das geringere Problem. Alpha und Beta -Strahlung schaffen es noch nicht mal aus dem Behälter und Gamma Strahlung verliert nach wenigen Metern Erdreich ihre Wirkung. Ich denke das Problem liegt mal wieder im desinformierten Durchschnittsbürger und der damit schnell verbreiteten Angst.

    • Es gibt KEINE Wiederaufarbeitungsanlagen.
      Flüssigsalz bzw. Thoriumreaktoren , die evtl. mal Alte Brennstäbe benutzen können (und bei weitem nicht alles) . Gibt es Nicht. Zumindest NICHT über eine Forschungseinrichtung hinaus.
      Es wurden schon mehrere gebaut und es gab immer eklatante Fehler. Wie z.b. Korrision und lecks.
      Der Rest , der dann immer noch für 20.000 Jahre Strahlt , kann dann in das Salzbergwerk , muss dann eben nur 20.000 Jahre Standhalten, wird schon nix passieren.

      Das sind Physikalische Fakten (Wissenschaftliche ebenso) .Das hat mit Angst usw. nix zu tun.

    • Stand jetzt verbraucht die Wiederaufbereitung mehr Energie als man später draus gewinnen kann. Einen besseren technologischen Pfad hat man dazu noch nicht gefunden und wird es vielleicht auch nie geben.

  5. Die CSU und Markus Söder kann man mögen oder nicht … aber wenn man sich manchmal die Arroganz des „Nordens“ gegenüber Bayern (komme aus BW) und oder BW sieht kommt mir das Kotzen. Ein Blick in der Länderfinanzausgleich reicht.

    Wenn Bayern wirklich einmal „ausgelagert“ werden würde – dann wäre BW (wahrscheinlich) der erste der folgen würde. Aber so Dumm wäre nicht einmal die CDU. (Alles nur meine Meinung) LG

    • Zur Geschichte gehört aber auch, dass die CSU als Lokalpartei über Bundesmittel Bayern quasi immer subventioniert hat. Hatte ja einen Grund, warum die z.B. immer das Verkehrsministerium haben wollten. Guck dir mal an wie viel des Budgets davon allein nach Bayern ging

    • Welche Arroganz? Das wir uns vom Söder nicht alles sagen lassen wollen? Der Typ dreht sich nicht wie die Fahne im Wind, sondern eher im Tornado. Niemand macht das so offensichtlich wie der Söder und die dummen nehmen ihm das auch noch ab. Ging mir bei Merkel schon auf’n Sack aber Söder ist Merkel mal 1000.

    • EE..ja toll aber nicht in Bayern
      Fracking:toll aber nicht in Bayern
      Flüchtling:toll aber nicht in Bayern
      Demos:toll aber in Bayern verhaften wir dich im voraus
      Trasse für Strom:ja aber nicht in Bayern
      Coronamaßnahmen:alle länder haben sich geeinigt,5 min später: in Bayern machen wir ne Ausnahme
      Strom sparen:alle außer wir,weil Oktoberfest
      Jupp ziemlich arrogant der Norden…

  6. Habe ich kein Problem mit, so lange wir Bayern als Bundesland dann auch einfach mal auslagern. Dann können die ihr eigenes Süppchen kochen und die CSU würde auch nicht mehr auf Bundesebene rumnerven.

  7. Ist natürlich völliger Unsinn, aber spielt man das trotzdem mal durch, bleibt dann auch der Atommüll in Bayern? Den würde Söder dann trotzdem irgendwo in Brandenburg abladen wollen

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here