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Zwei Drohnen sollen über einem Regierungsgebäude in Moskau abgeschossen worden sein. Der Kreml vermutet einen Attentatsversuch, Kiew dementiert den Angriff. Dabei sprechen mehrere Indizien gegen einen Angriff seitens der Ukraine. (via)

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sind in Moskau plötzlich zwei Flugobjekte über den Dächern von Regierungsgebäuden aufgetaucht. Dabei handelt es sich um zwei Kampfdrohnen, die sich scheinbar dem Kreml näherten und das Gebäude attackieren wollen. Die russischen Truppen konnten aber beide Flugobjekte abfangen und zerstören, sodass keine wirklichen Schäden entstanden sind. Alle Hintergründe dieses Vorfalls sind im Moment leider unbekannt und mysteriös.

Die Vertreter von Russland stufen den Vorfall direkt als einen extremen Terroranschlag gegen die Regierung ihres Landes ein. Laut russischen Meinungen handelte es sich dabei um einen direkten Mordanschlag auf Putin. Als Täter hinter dem Angriff sieht Russland natürlich die Ukraine, mit der sich das Land seit über einem Jahr im Krieg befindet. Für die offiziellen Stellen von Russland gibt es zumindest öffentlich keine Alternative.

Die Regierung der Ukraine weist allerdings jegliche Schuld von sich. Einer Stellungnahme zufolge greif das Land weder Putin direkt noch die Bevölkerung von Moskau an. Sie kämpfen darum, ihr eigenes Territorium zurückzuerobern und ihre Heimat zu verteidigen. Präsidentenberater Mychajlo Podoljak betonte in den Medien, dass es für die Ukraine aktuell einfach keinen Sinn ergibt, einen solchen Angriff auf Russland durchzuführen.

Was nun die tatsächlichen Hintergründe des Angriffs betrifft, so gibt es wie gesagt keine genauen Details. Allerdings haben Experten eine interessante Theorie aufgestellt, die durchaus wahrscheinlich zu sein scheint. Einer Analyse des Institute for the Study of War zufolge könnte der Angriff von Russland selbst inszeniert worden sein. Für diese Spekulation gibt es wohl eine Reihe von durchaus glaubhaften Hinweisen.

„Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass zwei Drohnen mehrere Schichten der Luftabwehr durchdringen und direkt über dem Herzen des Kremls abgeschossen werden und dabei noch spektakuläre Bilder entstehen“

Erst einmal muss man bedenken, dass diese Drohnen plötzlich über Moskau aufgetaucht sind und sie nicht vorher entdeckt wurden. Dieser Umstand ist bei der russischen Überwachung des Luftraums schon sehr fragwürdig. Diese Drohnen haben die gesamte Verteidigung des Landes durchbrochen, nur um dann kurz vor dem Kreml zerstört zu werden. Gleichzeitig sind auch noch wunderbare Bildaufnahmen entstanden. Bei einem Überraschungsangriff so schöne Aufnahmen zu erhalten, ist laut Experten eine ziemliche Seltenheit.

Zusätzlich dazu wäre ein von der Ukraine ausgehender Angriff mit Drohnen eine ziemliche Überraschung für Russland. Das Land hat aber schon mehrfach gezeigt, dass es nicht unbedingt schnell oder effizient auf solche überraschenden Momente reagieren kann. Bei diesem Drohnenangriff waren die russischen Truppen aber sofort bereits und erstaunlich gut koordiniert. Diese schnelle Reaktion spricht dafür, dass die russischen Soldaten möglicherweise im Vorfeld auf die Aktion vorbereitet wurden.

Ansonsten hätte Russland auch allen Grund dazu, solch einen Angriff zu inszenieren. Das Land kann den Angriff als erneuten Vorwand dafür verwenden, um ihre Attacken auf die Ukraine fortzusetzen und ihre Taten möglicherweise noch zu verschärfen. Auf diese Weise wirkt es zumindest in den Augen einiger Menschen so, als wäre Russland zu schlimmeren Angriffen provoziert worden. Solch ein Moment passt hervorragend zu den bisherigen Aussagen der russischen Regierung zu den Gründen für den Krieg.

Interessanterweise hatte die Aktion aber auch einige negative Konsequenzen für Russland. Die aktuell im Netz und im TV umherziehenden Bilder werden aktuell nämlich von vielen Menschen belächelt. Neben den Vorwürfen der Inszenierung gibt es dabei dann auch noch Personen, die das Ganze einfach nur extrem peinlich für Putin finden. Schließlich wollte er ursprünglich einmal in drei Tagen vor Kiev stehen. Jetzt befindet er sich in einer Situation, in der angeblich feindliche Drohnen genau über seinem Dach entlang fliegen. Das Ganze ist zwar ein Vorwand, aber es spricht gleichzeitig auch sehr gegen die russische Verteidigung.

Es würde mich nicht überraschend, wenn der Angriff tatsächlich von Russland selbst geplant und durchgeführt wurde. Solch eine billige Aktion passt perfekt zu der bisherigen Vorgehensweise des Landes. Hätte die Ukraine angegriffen, dann würde sie das sicherlich zugeben. Solch eine Attacke könnte man schließlich als Propaganda und für die Motivation der eigenen Truppen verwenden. Die bisherigen Aussagen der Ukraine unterstreichen für mich nur noch, dass Russland selbst die Schuld trägt.


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3 KOMMENTARE

  1. Wenns die Ukraine oder Aufständige Russen waren, dann ist es sicherlich nur ein Statement so kurz vor den Feierlichkeiten.
    Von wegen „schaut mal, wir können euch erreichen“ oder „fühlt euch lieber mal nicht so sicher hier relativ weit weg von der Front wärend ihr die Ukraine zerbombt“.

    Wenns die Russen selber waren… dann warscheinlich auch um Angst, Aufruhr und Hass zu schüren im eigenen Volk, zu radikalisieren und vielleich künftige Gräueltaten gegen die Ukraine zu rechtfertigen. Im In/Ausland.

    Persönlich vermute ich mal letzteres aber wer weiss.
    Wir werden es warscheinlich nie erfahren. Ganz ähnlich wie bei Nordstream.

  2. Die Frage ist, wem nützt diese Aktion.
    Dass die Ukraine nun die Absicht hatte oder überhaupt dran glaubt, man könne Putin mit einer Drohne im Kreml töten halte ich für ziemlich unwahrscheinlich.
    Außerdem glaube ich nicht dass die Ukraine derzeit überhaupt ein Interesse daran hat Putin zu töten.
    Schon die Alliierten im 2. Weltkrieg haben die Idee Hitler mit einem Attentat zu erledigen aufgegeben. Warum ? Weil sich schlicht und einfach herausgestellt hat, dass ein potentieller Nachfolger deutlich weniger militärische Fehler machen gemacht hätte.

    „Störe Deinen Feind nie, wenn er gerade Fehler macht.“

    Und Putin hat viel zu viele Fehler gemacht. Entweder persönlich oder zumindest durch inkompetent besetzte Posten.
    Auch die andauernden Ränkespiele der Siloviki spielen der Ukraine in die Hände.
    Putin muss die Macht unter seinen Günstlingen immer ausbalancieren ( Teile und Herrsche).
    Das hält Ihn zwar im Sattel, behindert aber auf Dauer eine effiziente Kriegsführung.
    Das Schoigu und Prigoschin sich hassen ist ein offenes Geheimnis.

    Der einzige Grund den ich aus ukrainischer Perspektive sehe ist der, Russland dazu zu bringen Luftabwehr von der Front abzuziehen um sie zum Schutz Moskaus zu verwenden.

    Interessant ist auch die Vermutung, es könnten russische Hardliner hinter der Aktion stecken, um Russland zu einer weiteren Mobilisierungswelle zu provozieren.
    Der russischen Armee fehlt es in der Ukraine immer noch an Manpower. Ohne eine Generalmobilmachung ist mit militärischen Erfolgen wohl nicht mehr zu rechnen und selbst wenn, stellt sich die Frage ob die materiellen Verluste nicht zu hoch waren um überhaupt nochmal die Initiative zu übernehmen.

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