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A judge declared a YouTuber guilty of defaming his ex-girlfriend’s father and issued a punishment unheard of until now, ordering the influencer to read his sentence weekly on his channel for a month. Dalas Review will also have to pay his former partner’s father nearly $13,000 in damages. (via)

Unter normalen Umständen können Gerichte auf eine Reihe von Standard-Strafen zurückgreifen, die in einem fairen Verhältnis zu den jeweiligen Straftaten stehen. Allerdings kommt es gelegentlich auch vor, dass Richter etwas kreativer vorgehen und Tätern ziemlich sonderbare oder überraschende Strafen aufbrummen. Solche Situationen kann es geben, wenn sich der Vorfall in einem recht neuen Feld bewegt, es nicht genug Präzedenzfälle gibt oder der Täter sehr verrückt vorgegangen ist.

In dieser Woche wurde eine dieser kreativen Strafen im Internet bekannt, die dem spanischen YouTuber Daniel Santomé bzw. Dalas Review aufgedrückt wurde. Dieser spanische Influencer befindet sich aktuell in einem Konflikt mit seiner Ex-Freundin María Rubio bzw. Miare’s Project und als Teil dieses Streits hat er wohl einige etwas unschöne Worte über den Vater von Rubio verloren. Er nannte den Herren bei mehreren Schimpfnamen und er warf ihm vor, schutzlose Frauen auf der Straße anzugreifen. Insgesamt hat der YouTuber den Vater seiner ehemaligen Freundin in neun Videos auf seinem Kanal beleidigt.

Diese Situation führte natürlich recht schnell zu einer Klage von Rubios Vater, die dem YouTuber natürlich Verleumdung vorwarf. Die Klage gab vor einigen Tagen zu einem Ergebnis und der YouTuber wurde für schuldig erklärt. Er muss dem beleidigten Vater jetzt erst einmal 13.000 USD an Schadensersatz zahlen. Diese Summe ist zwar schon recht hoch, aber die Bekanntheit des YouTubers mit seinen 10 Millionen Followern inspirierte den Richter zu einer weiteren Strafe.

Der YouTuber muss sich bei seinem Opfer entschuldigen und alle neun Videos wurden von dem Kanal gelöscht. Die Entschuldigung läuft dabei dann allerdings nicht live ab, sondern der YouTuber soll das Ganze auf seinem Kanal durchführten. Er muss nun über einen Monat einmal pro Woche ein Video veröffentlichen, welches ihn dabei zeigt, wie er seine Strafe vorliest und zu seinen Taten steht. Laut dem Richter ist Santomé eine Person mit einer gewissen sozialen Relevanz und sein Verhalten wirkt sich auf die Öffentlichkeit aus. Daher haben seine Beleidigungen auch einen nicht zu unterschätzenden Wert und sie fallen natürlich nicht unter das Recht auf freie Meinungsäußerung.

“[It’s] hard to believe that anyone with an average level of intelligence could think that by using freedom of speech as an excuse they could say all of these insults, which are recognized as insults by the RAE [Royal Spanish Academy, the language’s governing body], freely on social media and believe that the target won’t feel attacked and that the system won’t respond,” Der Richter

Der YouTuber selbst ist nicht zufrieden mit diesem Urteil. In den sozialen Netzwerken verbreitet er weiterhin die Behauptung, dass der Vater seiner Ex-Freundin sowohl sie als auch andere Frauen geschlagen hat. Laut dem YouTuber wird er jetzt dafür bestraft, dass er die Wahrheit sagt und eine gewisse Bekanntheit erreicht hat. Er möchte rechtlich gegen dieses Urteil vorgehen und das Ganze ein weiteres Mal vor Gericht bringen. Die Familie des Klägers (inklusive der Ex-Freundin) scheint sich über das Urteil zu freuen.

“Imagine that they hit your girlfriend in front of you, that they steal your dog, that they harass you for years, and when you use with BAD WORDS in your response to this guy, they sentence you to pay $ ‘because you’re a public figure,’” (via)

Ich habe auf jeden Fall eine Vorliebe für so kreative Richtsprüche. Einen YouTuber auf diese Weise zu bestrafen, halte ich für durchaus fair. Wenn er seine Beleidigungen über YouTube verbreitet, dann kann er das schließlich auch mit einer Entschuldigung oder zumindest seiner Strafe machen. Auf diese Weise erhalten Follower nicht nur eine Seite der Geschichte. Ob seine Aussagen korrekt waren, möchte ich gar nicht groß thematisieren. Selbst bei so problematischen Situationen gibt es einen besseren Weg, als neun Videos mit Beleidigungen zu veröffentlichen.


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3 KOMMENTARE

  1. Im Grunde ist der Fall nichts besonderes. Es passiert nur das in einem Online-Medium, was im Print schon seit Jahrzehnten Gang und Gäbe ist:

    Zunächstmal geht es offensichtlich um einen Zivilrechtsstreit. Es gibt keinen Staatsanwalt, keinen Ankläger, und es wird Schadensersatz zugesprochen. Das hat mit „Strafe“ also schonmal überhaupt nichts zu tun.

    Wenn ein Printmedium eine Falschbehauptung aufstellt und zu einer Richtigstellung verurteilt wird, dann muss diese Richtigstellung in gleicher Weise erfolgen wie die Falschbehauptung selber. Bei einer Falschbehauptung zweispaltig auf Seite 1 reicht also kein kleingedruckter Widerruf auf Seite 27, sondern er muss ebenfalls zweispaltig auf Seite 1 erfolgen. (Natürlich etwas vereinfacht ausgedrückt.)

    Hier ist nichts anderes passiert: Wenn der Youtuber den Kläger auf seinem Kanal wöchentlich als Straftäter diffamiert hat, ist es nur konsequent, dass die Richtigstellung in gleicher Weise zu erfolgen hat, also ebenfalls auf dem Youtube-Kanal und ebenfalls mehrfach.

    Ich gebe zu, dass das Urteil für den Nichtjuristen erstmal skurril und innovativ klingt, aber es hat, wie dargestellt, eine jahrzehntelange Gesetzeslage und Rechtsprechung als Grundlage. Im Grunde ist es also eine Meldung wie „Bildzeitung muss Richtigstellung veröffentlichen“, nur dass es hier nichtmal um Promis geht.

    Und bitte, ich meine das nicht als Kritik an azurios, der die Meldung hier gepostet hat, sondern ich möchte lediglich den juristischen Hintergrund erklären und den Fall ins rechtliche System einordnen.

  2. Der Richter ist smart.
    Es ist eine fast schon perfekte Strafe für einen Influencer und trifft genau da wo es weh tut.
    Am Ego.
    Das wird schlimmer für den sein als die Geldstrafe.

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