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Die auf Netflix ausgestrahlte Serienadaption von The Witcher wird von Fans oft dafür kritisiert, dass die Handlung nicht wirklich treu gegenüber den Büchern ausfällt und die Macher zu viele Dinge zu stark vereinfachen. Wer die zwei Versionen miteinander vergleicht, der kann diesen Punkt nicht wirklich abstreiten. Warum die Serie so extrem viel simpler (und schlechter) ausfällt als die Bücher, wurde in dieser Woche von Executive Producer Tomek Baginski in einem Interview mit der polnischen Plattform Wyborcza erklärt.

Just emotions. Just pure emotions. A bare emotional mix. Those people grew up on TikTok and YouTube, they jump from video to video.

Laut Tomek Baginski tragen wohl hauptsächlich die Amerikaner die Schuld an der stark vereinfachten Geschichte von The Witcher. Wenn die Zielgruppe einer Show aus vielen Amerikanern besteht, dann sind Vereinfachungen wohl nicht nur sinnvoll, sondern sie stellen eine dringende Notwendigkeit dar. Wenn die Story zu komplex wird, dann sinkt auch automatisch die mögliche Zielgruppe für ein Produkt. Und den Erfahrungen von Baginski zufolge ist es Amerikanern wohl einfach nicht möglich, zu komplizierte Geschichten zu verstehen, weil sie in ihrer Kultur nie mit zu komplexen Umständen konfrontiert werden.

“I had the same perceptual block when I presented Hardkor 44 [a never-made variation on the Warsaw Uprising] abroad years ago and tried to explain: there was an uprising against Germany, but the Russians were across the river, and on the German side there were also soldiers from Hungary or Ukraine. For Americans, it was completely incomprehensible, too complicated, because they grew up in a different historical context, where everything was arranged: America is always good, the rest are the bad guys. And there are no complications.”

„When a series is made for a huge mass of viewers, with different experiences, from different parts of the world, and a large part of them are Americans, these simplifications not only make sense, they are necessary. It’s painful for us, and for me too, but the higher level of nuance and complexity will have a smaller range, it won’t reach people. Sometimes it may go too far, but we have to make these decisions and accept them.“

Wenn es nach Tomek Baginski geht, dann sind Amerikaner und junge Menschen also einfach zu simpel, um komplexen (oder gut umgesetzten) Geschichten zu folgen. Daher müssen er und die Schreiber die Handlungen etwas vereinfachen, zusammenstauchen und anpassen, um diese Zuschauer nicht zu überfordern. Für mich klingt das Ganze eher danach, als könnte Baginski keine gute Geschichte erzählen, die möglichst viele Menschen anspricht. Gleichzeitig zeigt er, dass Gewinnmaximierung bei ihm über dem Erzählen einer gut umgesetzten Geschichte und der Treue zu der Vorlage steht. Mich wundert nicht wirklich, warum Henry Cavill einige Probleme mit den Entscheidungsträgern hatte.


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4 KOMMENTARE

  1. Diese Ausrede ist so dumm, dass es weh tut. Das ist Holywood in a Nutshell: Man selber ist nie Schuld, immer nur das Publikum, die toxischen Fans, der Weihnachtsmann.
    Alter wie ich modern Hollywood verachte…

  2. Hört sich für mich nach einer Ausrede an….. Ich kann verstehen wenn Film mache für einen Film eine Story richtig stark kürzen müssen um in zwei Stunden Film gepackt zu werden „sie WoW Film“.

    Aber bei Serien zieht die Ausreden nicht, ist natürlich leicht zu sagen…. Anstatt „wir haben es verkackt sorry“ lieber zusagen „haben absichtlich so langweilig und simpel gemacht, weil unsere Zuschauer zu dumm sind komplexere und interessante Handlungen zu verstehen.“.

  3. Selten so einen selbstverliebten Bullshit gelesen. Klar leidet die Aufmerksamkeitsspanne des durchschnittlichen Jugendlichen durch Kurzmedien. Aber alleine der Trend zurück zu Büchern und längeren Formaten sollte doch klar zeigen, dass es da auch eine Gegenrichtung gibt. Ich stimme dir da in deiner Meinung voll zu. Dem Mann fehlt die Fähigkeit und schiebt dies auf die angeblich fehlenden Fähigkeiten anderer Menschen.

  4. Ja da geb ich ihm Recht, das war aber auch schon das Problem von GoT und VIELEN VIELEN Buchverfilmungen. Selbst Harry Potter scheitert dem Ende hin darin, der Vorlage treu zu sein.
    Wenn ich mich nur an die unendliche Geschichte erinnere… Ein Film / Serie kann NIEMALS ein Buch ersetzen. Das war eigentlich schon immer so und hat weniger mit Tiktok und co zu tun.
    Trotzdem wundert mich die Aussage, denn wenn ich mir S1 so durch den Kopf gehen lasse, war mir selbst auch recht spät erst klar, dass die Erzählstränge sich zeitlich weit auseinander bewegt hatten.

    Wenn man ein Gespräch liest, kann das durchaus schneller passieren. Aber wenn man das noch mit „die Pause die im Gespräch erfolgte, vermittelte eine erdrückende Stimmung“… ja toll, 1-2 Sätze und das sollst du bildlich nun rüberbringen. Das kostet alles Zeit – und Zeit ist Geld. Und da liegt in Wirklichkeit der Schwerpunkt. Gute Romane, gerade im Bereich Fantasy und Sci-Fi, sind so langwierig, da hat man keine Chance das 1:1 vom Blatt auf die Leinwand zu bekommen. Man muss halt mal eine „Welt“ für den unbelesenen erschaffen, das geht nicht so einfach wie im Buch.

    Krasses Gegenbeispiel gefällig? Guckt euch Jack Reacher die Serie an… da fehlt gefühlt nix an Tiefgang und war 1:1 umgesetzt. 😉

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