Der als Präsident und General Manager für Unity Create fungierende Marc Whitten veröffentlichte gestern Abend einen offenen Brief an die Community. In diesem Schreiben entschuldigte er sich erst einmal für das einfach nur extrem gierig wirkende neue Bezahlmodell, welches vor Kurzem von der Firma angekündigt wurde. Gleichzeitig enthüllte er, was für Anpassungen die Verantwortlichen mittlerweile an ihren Plänen durchgeführt haben.
I want to start with this: I am sorry. We should have spoken with more of you and we should have incorporated more of your feedback before announcing our new Runtime Fee policy.
Die folgenden Punkte sind relevant:
- Die neue Gebühr für Installationen wird nicht rückwirkend für ältere Varianten der Engine eingeführt. Entwickler müssen sie nur zahlen, wenn sie auf eine neue Version updaten.
- Die Gebühr ist nur Teil von Unity Personal oder Unity Plus.
- Die kostenlose Unity Personal Version steht bald Entwicklern zur Verfügung, die weniger als $200K im Jahr verdienen. Dieses Limit lag bisher bei $100K.
- Die Grenzen für die Gebühr werden von $200K an Einnahmen und 200.000 Installationen auf $1M an Einnahmen und 1.000.000 Installationen erhöht.
- Entwickler können anstelle der Gebühr für jede Installation auch einfach auf eine Gebühr von 2.5% der Gewinne umsteigen. Unity verpflichtet sich dazu, immer die billigere Option zu verwenden.
- Die Anzahl der Installationen müssen Entwickler wohl selbst bei Unity melden. Die Firma möchte das Ganze nicht mehr aktiv überwachen.
Diese Anpassungen decken einige der größten Sorgen und Kritikpunkte der betroffenen Entwickler ab und es gibt sogar einige positive Reaktionen darauf. Das neue System ist zwar noch immer mit zusätzlichen Kosten verbunden, aber es wirkt deutlich fairer als die zuvor angebotene Version des Plans. Schließlich läuft auch die beliebte Unreal Engine mit einer Gewinnbeteiligung von 5% der erzielten Einnahmen.
Hätte Unity diese Absichten zuerst vermittelt, dann würden sie sich vermutlich nicht in einer ganz so miesen Positiv befinden. Es gibt nämlich genug Entwickler, die die Änderungen zwar fair finden, aber aufgrund des verlorenen Vertrauens trotzdem nichts mehr mit Unity zu tun haben wollen. Das Unternehmen steuert also wohl direkt auf viele Verluste und verlorene Partnerschaften zu, die es möglicherweise mit einer neuen unverschämten Gebührt ausgleichen muss.
This all seems fair enough to be honest, and glad to see it, for the sake of the community.
Sadly, for me, the trust has been broken. It woke us up. The threat of what could happen in the future is too apparent now.
— garry (@garrynewman) September 22, 2023
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Also entweder ist man bei Unity extrem dumm gewesen (bei BWL’lern nie ausgeschlossen…) oder man hat sich gedacht „hey, wir wollen eh ein neues Bezahlmodell einführen, lass mal schauen wie weit wir die Schraube drehen können, ansonsten gehen wir halt auf das hier“.
Das mit Unreal stimmt so nicht ganz. Ja, es sind 5%, aber diese werden bei der 1 000 000 Grenze pro Quartal betrachtet und nicht jährlich wie bei Unity. Heißt, wenn wir das rechnerisch vereinfachen, dann wäre das bei Unreal eine Grenze von 4 Millionen pro Jahr, die überschritten werden muss (ist natürlich zu einfach, denn den Haupterlös macht man ja zum Release, ist aber gleichzeitig für die Folgemonate spannend, denn da fällt dann der Erlös wieder).
Ansonsten ein nötiger Schritt, auch wenn ich bereits von einigen Entwicklern gelesen habe, dass sie dennoch nach ihrem aktuellen Spiel auf eine andere Engin umsteigen werden. Da sind schlicht noch immer zu viele Unsicherheiten vorhanden, dass das Ganze in einem Jahr wieder umgedreht wird.