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Die bisher zu den Linken gehörende Politikerin Sahra Wagenknecht spricht bereits seit einiger Zeit darüber, dass sie nicht mehr unbedingt zufrieden mit ihrer Partei ist und einen anderen Weg einschlagen könnte. Zu Beginn der aktuellen Woche hat die Frau Wagenknecht diesen Spekulationen nun auch endlich Taten folgen lassen. Heute Vormittag würde offiziell verkündet, dass sie die Linke verlassen und eine eigene Partei gründen möchte.

„Wir haben uns zur Gründung einer neuen Partei entschieden, weil wir überzeugt sind, so wie es derzeit läuft, darf es nicht weitergehen. Denn sonst werden wir unser Land in zehn Jahren wahrscheinlich nicht wiedererkennen.“ Wagenknecht

Zusammen mit Wagenknecht haben heute auch noch neun weitere Bundestagsabgeordnete wie beispielsweise die bisherige Fraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali ihren baldigen Rückzug aus der Partei bestätigt. Zusammen bilden sie die Gruppe „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW), dessen Ziel aktuell darauf hinausläuft, bis zur Europawahl 2024 eine eigene Partei aufzustellen. Bis Januar 2024 wollen diese Menschen aber wohl noch bei den Linken bleiben, um angeblich einen „geordneten Übergang“ (Geld) zu gewährleisten und Rücksicht auf Beschäftigte zu nehmen.

Was die Ziele des BSW betrifft, so decken sich viele Absichten der Gruppe mit den Positionen der AfD. Dazu gehören beispielsweise ein Ende der Unterstützung für die Ukraine und einen erneuten Kauf von Gas aus Russland. Dabei verzichtet die Gruppe aber gezielt auf alle rassistischen und völkischen Ideen der AfD. Scheinbar möchte sich die Gruppe als eine Alternative zu der AfD etablieren, die zwar gewisse ähnliche Punkte anstrebt, aber weniger problematisch wirkt.

„Wir bringen eine Partei an den Start, damit all die Menschen, die auch aus Wut, aus Verzweiflung, aber eben nicht, weil sie rechts sind, jetzt darüber nachdenken, AfD zu wählen oder das auch so gemacht haben, dass diese Menschen eine seriöse Adresse haben.“

Für die Linke ist der baldige Austritt dieser Politiker eine ziemliche Katastrophe. Dadurch dürfte die Linke nämlich ihren Fraktionsstatus verlieren. Derzeit hat die Bundestagsfraktion nämlich nur 38 Mitglieder und ein Verlust von bereits zwei Abgeordneten würde dazu führen, dass die Linken nicht mehr länger die aktuelle Mindestzahl für eine Fraktion im Bundestag erfüllen. Die Spitze der Linken hat Wagenknecht und ihre Unterstützer daher auch bereits zur Abgabe ihrer Mandate aufgefordert.


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21 KOMMENTARE

  1. Enttäuschend in mehrlei Hinsicht.Wenn es ihr um linke Politik im Interesse der Arbeiterschaft gehen würde ,hätte sie diesen Entschluss schon vor der letzten Bundestagswahl treffen sollen und müssen,anstatt einen Egotrip nach dem anderen zu fahren.dann hätte sie auch noch etwas an Glaubwürdigkeit.ebenso bin ich der Meinung das sie und ihre Unterstützer auch ihre Mandate abgeben sollten,dann haben sie genug Zeit sich um ihre neue Mini-Partei zu kümmern,wenn es denn um eine Alternative Linke gehen soll..

  2. Ich schätze Frau Wagenknecht für ihre analytischen Fähigkeiten. Sie vermag es seit Jahren, tatsächlich bestehende Probleme in diesem Land zu benennen, und anders als die AfD kann man sie halt auch nicht einfach als „nazi“ framen. Bei der Problemlösungskompetenz sieht es dagegen anders aus, da kommt von Frau Wagenknecht leider nur tiefster Kommunismus. Enteignung, Umverteilung, Verstaatlichung, das ganze Programm, was noch nie funktioniert hat (aber beim nächsten Versuch ganz bestimmt!)

    Momentan wird dem BSW ein Wählerpotential von 25% zugesprochen, was natürlich nicht realistisch ist, zumal es noch nichtmal eine Partei, geschweigen denn ein Programm gibt. Ich sehe das deshalb eher als Abspaltung, zur Abwechslung eben mal im linken Lager, wie es vor ein paar Jahren Frauke Petry rechts versucht hat. Über eine Splitterpartei wird Frau Wagenknecht kaum hinauskommen. Und wenn ihr Programm dem entspricht, was die Person verspricht, dann wird sie der AfD kaum schaden, sondern ihr Wählerpotential eher aus dem linken Milieu ziehen. Was vermutlich nicht für 5% reicht, aber ironischerweise bei den Ost-Landtagswahlen nächstes Jahr die eine oder andere grünlinke Partei ihrerseits unter die 5% drücken könnte. Es wäre eine Ironie der Geschichte, wenn Frau Wagenknecht für den ersten AfD-Ministerpräsidenten verantwortlich wäre!

    Ach ja, und die Linke (Partei) wird die Abspaltung definitiv nicht überleben. Aber als Verlust dürfte das außer den dortigen momentanen Amtsträgern kaum jemand empfinden. Für den gemeinen Linkswähler gibt es nach wie vor alle Geschmacksrichtungen im politischen Angebot.

    Nur eines muss mir noch jemand erklären: Warum soll BSW eine „anständige“ Partei werden, wenn sie in wichtigen Politikfeldern dieselbe Meinung vertritt wie der Gottseibeiuns AfD? Auf die Erklärversuche der Systemmedien bin ich echt gespannt!

    • Die Partei Wagenknechts ist so lange „anständig“ bis sie wie die AfD zum Beobachtungsfall des Verfassungsschutzes wird.

      https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2022/pressemitteilung-2022-1-afd.html

      Für unerschütterliche Fans der AfD ist das natürlich noch nicht ausreichend. Aber die würden wohl auch ein Verbot nach einem Verfahren nicht akzeptieren und sich in der Mitte der Gesellschaft mit ihren rechtsextremen Meinungen sehen.

      Bei den inhaltlichen Überschneidungen und der zu erwartenden Übernahme durch noch extremere Mitglieder, wohl eine Frage der Zeit bis Wagenknechts Partei ebenfalls ein Schmuddelimage hat.

    • Beim Lesen deiner Texte läuft einem echt immer wieder das Tränenglas über. Schon schlimm wie die pösen Medien mit den Rechtsextremen umgehen, dabei wollen die doch immer die harten und stolzen Deutschen sein, right? Warum weinen die dann immer so viel?

  3. Ich lache mich schlapp wenn diese Partei aus dem Stand mehr Prozente zusammen bekommt, als die Grünen oder FDP.
    Bei der europawahl werden wir sehen, wie diese Partei so ankommt bei den Wählern und ob sie eine Zukunft hat.

    • Die Grünen kriegst du nicht unter 10% gedrückt, egal was sie noch anstellen. Das ist halt der Teil der Latte Macchiato-Trinker, der sich nicht mehr durch Bezüge zur Realität stören lässt!

      Ansonsten kann Wagenknecht bei der Europawahl tatsächlich einschlagen. Da kämpft keiner um die 5%-Hürde, und eine (inzwischen obsolete) FDP, die um die 3% rumdümpelt, könnte da wirklich von BSW geschlagen werden.

      Aber für die Landes- und Bundesparlamente wird dies wenig aussagekräftig sein, alleine schon weil es eine absolute Mammutaufgabe ist, in jedem Bundesland die Parteistrukturen aufzubauen; für die Europawahl brauchst du das nicht. Wagenknecht ist – despektierlich gesagt – eine Schwätzerin, keine Malocherin. Ich glaube nicht, dass sie diese Parteistrukturen hinbekommt. Erst recht nicht, wenn die Partei eine One-Woman-Show bleibt; warum soll z. B. ein Bayer die Partei wählen, wenn Sarah gar nicht auf seiner Liste steht?

  4. War ja schon länger abzusehen. habe mir heute mal 2-3 Interviews angehört, klang alles soweit ganz gut und dem meisten kann ich so zustimmen. Mal sehen was das wird in Zukunft.

  5. Für die Linkspartei ist es der letzte Nagel in einer sehr langen Liste aus letzten Nägeln…insofern sollte man vielleicht schauen. Man kann über die Linkspartei ja sagen, was man will, aber Stehvermögen hat sie.

    Wagenknecht verspricht ansonsten natürlich erstmal die Quadratur des Kreises. Eine „vernunftgelenkte Wirtschaftspolitik“ (was soviel heißt wie „maximale Dividinde, adieu Klimaschutz“), Sozialpolitik für den „kleinen Mann“ und dazu noch vor Onkel Putin kapitulieren, während man den Migranten „nö“ sagt.
    Wie sie das alles zusammenkratzen will bleibt fraglich, ebenso, wo sie eigentlich die Leute für all das hernehmen soll. Ebenso fraglich, wie lange es dauert, bis sie sich mit ihrer eigenen Partei verkracht, weil die Revolution ihre Kinder frisst (Lucke, Petry und der Wirtschaftsopa dessen Name mir entfallen ist können davon ein Liedchen singen). Aber wenn ich raten müsste: Am Ende wird schon wirklich alles versucht, alles zu erfüllen, aber leider musste die Sozialpolitik „vorläufig“ verschoben werden – aber ganz wirklich, sobald nächstes Jahr die Dividende das nächste Allzeithoch geknackt hat, wird wirklich mal der Sozialstaat angegangen…also außer der BDI sagt nein :/

    • Meuthen!

      Wie kann eine vernunftgelenkte Wirtschaftspolitik aussehen, die aus Steuererhöhung und Verstaatlichung besteht? „Vernunft“ und „gelenkt“ schließt sich hier im Grunde aus. Wirtschaft muss nicht gelenkt werden, sondern es muss lediglich ein sozialer Rahmen vorgegeben werden.

      Das einzig vernünftige scheint mir tatsächlich zu sein, den Migranten nö zu sagen. (natürlich unterstellt, dass sprachlich zwischen Asylbewerbern, Kriegsflüchtlingen und Migranten unterschieden wird).

      Ich schätze daher, die „Allzeithochs“, die eine Wagenknecht verkünden würde, würden verblüffend den Rekordmeldungen aus dem Politbüro ähneln.

      Der Ansatz von Wagenknecht ist insofern nicht ganz falsch, als dass sie wieder die Arbeiter und „kleinen Leute“ ansprechen will, eigentlich traditionelles SPD-Klientel, das von den linken Parteien aber zugunsten der Kreuzberger Wokeness geopfert worden ist. Wir haben ja zuletzt bei den Wahlen gesehen, dass ausgerechnet die AfD die neue Arbeiterpartei ist, und da stimmt ja dann wirklich irgendwas im Gefüge nicht! Also eine linke antiwoke Arbeiterpartei hätten wir durchaus wieder nötig. Aber Wagenknecht steht halt zu weit links, als dass sie auf anderen Gebieten brauchbare Ideen präsentieren könnte. Im Ergebnis holt sie sich ein Drittel der Linkspartei-Wähler und vielleicht ein paar übriggebliebene „echte“ Sozialdemokraten.

    • Ist schonmal wem aufgefallen, dass die DDR-Hymne, das Lied der Deutschen (Einigkeit und Recht und Freiheit) und die Europahymne (Freude schöner Götterfunken) dasselbe Versmaß haben? Die Texte sind austauschbar! Wäre es vermessen anzunehmen, dass die jeweilige Politik genauso austauschbar ist?!

  6. Frau Wagenknecht wird mal als Steigbügelhalter für die Machtergreiffung der Nazis(AFD) in die Geschichte eingehen. Das eizige was hier kaputt geht ist die Opposition der AFD.

  7. bis rechte oder linke radikale die Partei übernehmen / infiltrieren wie bei der AFD, die Lucke Ära etc… war weit weg von der AFD heute. 🙂 War eigentlich mal ne Anti Europa Euro Partei.

  8. Nun wird die Linke den Weg alles Irdischen gehen.
    Die Partei gehört eigentlich schon seit 2 Dekaden auf den Müllhaufen der Geschichte.
    Inhaltlich in vielen Bereichen der gleiche Schund wie bei der AFD mit einem dezent Pseudointellektuellen Anstrich. Man hatte am ende so das Gefühl, dass es da nur noch 2 extreme gibt.
    Entweder Kreuzberger Berufsrevoluzzer die auf ewig in Ihrer kleinen Bubble gefangen sind und einem wirklich zu jedem Thema ein Kotelette ans Ohr quatschen ( Spoiler Alert: Die USA, Nato und „Juden“ *hust* ich meine natürlich Israelis sind grundsätzlich an allem Schuld“ ) oder Altgenossen am Stammtisch in Brandenburg die nach 2 Bier und 3 Korn Blech labern und dem real existierenden Sozialismus hinterhertrauern.

    Auf der einen Seite Schade um die wahren linken Themen in diesem Land. Gewerkschaften und Arbeiterpolitik, soziale Gerechtigkeit und Gier. Auf der Anderen Seite hat eine Partei dessen junges Publikum , dass zum größten teil aus „Privilegierten“ Akademikern bestehend, die sich als Sprachrohr der gebeutelten Arbeiterklasse verstehen schon eine gewisse Selbstironie und ich mag Humor.

    In dem Sinne ein letztes Barista, Barista Antifascista ! Während im Hintergrund leise die Internationale zum Abgesang spielt.
    Frau Wagenknecht hingegen muss sich nun auch endlich nicht mehr unter Wert verkaufen. Seit Kremlsponsoring und pünktlichem Gehaltscheck aus Moskau ist das Potential quasi Grenzenlos.

      • Well said. Frau Wagenknecht hat ja schon einmal probiert eine Bewegung mit politischem Momentum zu Gründen. „Aufstehen“ war wenn ich mich recht entsinne ein Rohrkrepierer.
        Die AFD kostet es am Ende wenn überhaupt ein zwei Prozent, die Linke kegelt es aus dem Parlament.

    • Denke ich nicht , vielleicht minimaler Abfluss.

      WAgennacht profitiert von der AFD was ihre Beliebtheit angeht was aber nicht bedeutet das man sie wählen würde.Man hat doch das Original und wer schon soweit ist die AFD zu wählen wird das auch weiter machen.Dafür sind die Strukturen einfach schon zu weit ausgebaut und
      Wagenknecht zu wählen würde ja die Systemparteien stutzen,

      Besonders ist die Frage was hat diese Partei den no ch außer Wagenknecht wo für steht sie außer für Frau Wagenknecht.

      Mich erinnert das so ein bissel an Strasser vs NSDAP.

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