Der Umgang mit der auf Facebook live übertragenen Terror-Attacke auf Moscheen in Neuseeland durch die Medien wird weltweit diskutiert […] Das Boulevardblatt Bild zeigt Teile aus dem Video des Attentäters auf seiner Homepage und wird dafür im Netz scharf kritisiert. Der Spiegel warnt in einem Kommentar davor, „Komplizen in einem Krieg“ zu werden, in dem die „Bilder wichtiger geworden sind als die Opfer“. (Via)
Wie ich kotzen möchte. Mit Julian Reichelt als Chefredakteur hat die Bildzeitung aber auch eine neue Stufe der Skrupellosigkeit erreicht…
Warum es journalistisch und moralisch falsch ist, komplett auf das Mord-Video von Christchurch zu verzichten? Weil nur einordnender Journalismus aus Propaganda ein Dokument machen kann, das das Leid der Opfer in den Mittelpunkt stellt. Mein @BILD Kommentar. pic.twitter.com/zvh7wLjNRj
— Julian Reichelt (@jreichelt) 15. März 2019
Mehr Heuchelei geht nicht. Sowas müsste sich mal ein Politiker rausnehmen, der würde innerhalb eines Tages zurücktreten müssen. Dass Reichelt diese Job überhaupt noch ausüben darf, ist eigentlich ein Farce. Zum Glück sieht das Netz die Sache ähnlich…
Man wünscht sich den Wächter der Moral und journalistischen Ethik, Kai Diekmann, zurück. #Bild #reichelt #christchurch
— Andreas Wollin (@andreaswollin) 16. März 2019
Was Julian Reichelt eigentlich sagen wollte… pic.twitter.com/aUw1BBOWgV
— Ralf Heimann (@ralfheimann) 16. März 2019
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Versuchen wir uns mal an einer Annäherung.
Wer sagt, dass es pietätlos ist, das Video zu zeigen, hat Recht.
Wer sagt, dass, wenn BILD das Video nicht zeigt, es eben woanders zu sehen ist, hat auch Recht.
Wenn Reichelt sagt, dass ein „moderiertes“ Video allemal noch besser ist als das Rohmaterial, hat er auch Recht. (Ich ziehe hier mal einen Vergleich zu „Mein Kampf“, welches seit einigen Jahren in einer moderierten/kommentierten Fassung verkauft wird.)
Somit würde ich sagen: Wenn Bild „ordentlich“ arbeitet, also nicht gerade die blutigsten Stills abdruckt, Leichen anonymisiert, ganz allgemein eben „moderiert“, dann ist der Abdruck ok.
Wenn sich Bild die blutigsten, abstoßendsten Stills raussucht, ist es Heuchelei.
Auch hier gilt: Ich bin kein Bildleser, ich weiß nicht, was tatsächlich abgedruckt wurde. Aber das vorstehende wäre für den einen oder anderen Fall meine Einordnung.
Das mit dem „wenn Bild es nicht zeigt, zeigt es wer anderes“ ist in meinen Augen kein Argument.
Na klar kann man alles im Netz finden, aber wenn es die auflagenstärkste Zeitung auf Titelseite/Internetseite hat, dann hat der Attentäter genau das erreicht was er wollte.
Und natürlich inspiriert es andere Leute zu anderen Taten, siehe Breivik.
Was kommt als nächstes? Den sein Manuskript übersetzt und kommentiert als Beilage?
Die Spinner die es lesen wollen tun es eh, aber man muss sowas nocht den Leuten unter die Nase reiben? Da werden Handzeichen interpretiert und kommentiert ect, der lacht sich kaputt über die klick-geilheit der Presse und das sie genau nach seinem Plan weiter machen.
Den Typ nicht zeigen, kurz und knapp berichten, kommentieren und uns allen, der Sache, potentiellen nächsten Opfern wäre weit mehr gedient.
Vorweg: Deine Meinung kann ich absolut nachvollziehen.
Ich betrachte die Sache so: Youtube hat inzwischen eine deutlich größere Reichweite als die BILD. Dein Argument mit der auflagenstärksten Zeitung hätte ich vor 20 Jahren uneingeschränkt gelten lassen, aber heutzutage? Mal ehrlich: Liest du auf Twitter, FB & co. weniger Schrott als in der Bild?! Die Meinungsmache der traditionellen Medien ist immer noch sehr stark, aber die Bedeutung für die pure Information hat doch stark abgenommen.
Mit der Inspiration tut man sich immer schwer. Mal platt gesagt: Wenn ich einen Massenmord begehen will, stehen mir prinzipiell eine begrenzte Anzahl an Szenarien zur Verfügung. Insofern werde ich zwangsläufig mit früheren Amokläufern die eine oder andere Überschneidung aufweisen. Welche Inspiration soll jetzt Breivik gewesen sein? Mehr als einen zu töten? Schusswaffen einzusetzen? Das wäre etwas arg allgemein. Die deutlichste Gemeinsamkeit sehe ich vielmehr in den jeweiligen umfangreichen Manifest (das mir im Fall Breivik nie unter die Nase gekommen ist). OK, das ist außergewöhnlich. Die meisten Attentäter schreien einfach nur „allahu akbar“ und verlieren ihren Personalausweis um die Ecke! Aber ist das nun ursächlich für den Mord als solchen? Oder ist nicht vielmehr auszugehen, dass der Täter seine Tat mit oder ohne Manifest ausgeübt hätte?
Sicher sind da immer viele Spekulationen dabei. Aber wir leben in einer faktischen Realität, und die beinhaltet eben auch die Erkenntnis „irgendwer zeigt das Video eh“. Das finde ich nicht gut, aber für meine Beurteilung gehe ich dennoch von dieser Realität aus. Und dann sind wir wieder an meinem ursprünglichen Punkt: Setzt sich Bild kritisch oder reißerisch mit dem Video auseinander?
Ja aber trotzdem, messen auch wir es einer Bedeutung zu, wenn die Bild es auf der Titelseite hat. Völlig egal ob wir die eigentliche Meldung 20h vorher bei twitter oder t-online gelesen haben.
Hab jetzt nicht allzu viel zu dem Fall bisher gelesen, aber er hat ja wohl selbst angegeben das Breivik eine Inspiration für ihn war.
Die Leute sehen was möglich ist, welche Aufmerksamkeit sie damit erzeugen, was die Presse alles über sie berichtet, wie ihre Ideen, Gedanken usw weiter getragen werden.
Mit dem livestream und dem daraus entstandenen Video ist er den nächsten Schritt gegangen.
Artikel 13.
Hat Hr. Reichelt bzw. Bild die Lizenz zum Publizieren ? dürften Sie es mit Artikel 13 ?
Auch wenn ich kein Bild fan bin, das seh ich wirklich nicht kritisch. Das Video wird für immer im Netz sein, jeder der will, kann es sich ansehen. Wieso also nicht auszugsweiße in einer Zeitung?
Die Opfer sind tot, da kommt sowieso jeder „schutz“ zu spät.
Wie bitte? Die Opfer sind tot, also ist es egal?
Sag mal, gehts noch?
Du hättest also keine Probleme damit, wenn nahe Verwandte von sowas betroffen wären, oder z.b. auch nach einem schweren Unfall, das deren Gesichter auf der Titelseite/Internetseite der BILD wiederzufinden wären?
Die Opfer sind nicht alle Tot. 49 Tote, 48 Verletzte.
Ich bin ein starker Vertreter von „es gibt nichts was nicht gezeigt werden sollte“. Dieses Video oder auch jegliche anderes Bildmaterial sind nunmal die Realität und genau das sollte MMn in den Nachrichten gezeigt werden. Es sollte natürlich nicht nebenher im Nachmittagsprogramm gezeigt werden aber in der Tagesschau, Tagesthemen oder in einem aktuellen Brennpunkt mit klarer Warnung und Aussage davor sollte dieses Material gezeigt werden um jeden klar zu machen, was da gerade eben passiert (ist).
Dir ist aber schon klar das es auch Videos von Kindesmissbrauch, Folterung, Mord, Suizid und Co gibt?
Wenn alles gezeigt werden sollte müssten all diese Videos deiner Meinung nach ins Abendprogram? Ich glaube nicht.
Der Grund warum aber dieses Video Explizit nicht gezeigt werden soll liegt eher darin begründet das man solchen Amokläufern keine Bühne geben soll. Denn wenn sein Name, sein Foto und dieses Video nun öffentlich gezeigt werden könnte dies andere Täter motivieren. Frei nach dem Prinzip „Tot aber berühmt“.
Du hast Vergewaltigung vergessen bei deiner Auflistung. Ich würde das alles zeigen lassen(Nackheit und Gesichter zensiert, falls notwendig), falls es Teil einer Meldung ist, außer Kindesmissbrauch, wegen Minderjährigen. Es sollte natürlich immer Teil von Nachrichten sein und keine Clipshow.
Zu diesem Video speziell dann, der Amokläufer lebt noch und wird durch alle Medien getrieben. Ein zeigen des Videos würde ihn nicht bekannter machen. Ich hab das Video gesehen und seinen Namen bestimmt 100 mal gelesen und könnte ihn dir trotzdem nicht sagen. Auch wird jeder bei dem die Gefahr besteht ihm nachzueifern problemlos an das Video kommen. Also ist auch dieses Argument ein bisschen dünn.
Erdogan hat das Video auf einer Wahlkampfveranstaltung UNZENSIERT nebenbei laufen lassen, damit ist doch eh jede Hemmschwelle pulverisiert.
Die Bild verdient btw. Geld durch Aufmerksamkeit und schafft es immer wieder, muss man fast schon den Hut zücken.
Solange das Drecksblatt noch gekauft und gelesen wird, hat er, fürchte ich, alles richtig gemacht. Und Moral darf man eh nicht besitzen, wenn man diesem Verein angehört. Zu meiner Zeit hat man in der Schule „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ gelesen. Trotzdem lesen viele aus meiner Schulzeit heute die Bild. Was soll man da noch sagen.